Diese Anwohner wollen den Tag des guten Lebens. Foto:TdgL
09.09.2020 Dem Straßenraum einen neuen Sinn geben, das wollen Anwohner im Brüsseler Kiez. Am 25. September und am 2. Oktober jeweils von 14 bis 18 Uhr wollen sie die Antwerpener Straße auf dem Abschnitt zwischen Brüsseler Straße und Seestraße in eine Straße der Nachbarschaft umwandeln. Tag des guten Lebens heißt die Aktion und die Gruppe der Organisatoren. Wer bei Vorbereitung mithelfen oder an den Tagen etwas vorzeigen möchte, ist herzlich willkommen.
Unsere Leserin lebt seit Sommer 2017 im Brüsseler Kiez. Als noch berufstätige Seniorin fiel ihr auf, dass es mitten im Viertel für die älteren Kiezbewohner keinen geeigneten Ort gibt, an dem man sich treffen und austauschen könnte. Die nächsten Seniorentreffs sind alle zu weit, um sie bequem zu Fuß zu erreichen. Gibt es überall im Wedding genügend Treffpunkte für Senioren?
Die Stadtteilvertretung mensch.müller beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit Themen rund um den fließenden und den ruhenden Verkehr im Bereich des Brüsseler Kiezes. Ein Mitglied der Stadtteilvertretung kommentiert die fehlende Umsetzung für das Verkehrskonzept, das schon seit vielen Monaten vorliegt.
Wer aus Köln kommt, kennt das dortige “Belgische Viertel” eher als Ausgehmeile. Nicht ganz so ausgeprägt ist das in Berlin: das nach belgischen Städten und Regionen benannte Weddinger Viertel besitzt eine schöne Altbausubstanz aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg und aus der Zwischenkriegszeit, ein paar schöne Kneipen und die Vagabund-Brauerei gibt es auch. Leider wirkt es an manchen Stellen aber etwas vernachlässigt. Eine Bürgerinitiative kümmert sich seit Jahren darum, den Kiez wieder nach vorne zu bringen und aus dem Schatten der benachbarten Viertel zu holen. Denn das Potenzial ist enorm: mit der Beuth-Hochschule, dem Wochenmarkt in der Genter Straße (mittwochs und samstags) und seiner schönen Bausubstanz hat der Brüsseler Kiez gute Chancen, ein äußerst attraktives Wohngebiet in zentraler Lage zu werden. Die Grünanlage auf dem Zeppelinplatz in der Mitte des Viertels wurde 2016/17 mit Fördergeldern radikal umgestaltet und aufgehübscht. Ein großer Spielplatz zieht viele große und kleine Weddinger an.
Wichtige wissenschaftliche und kulturelle Einrichtungen gehören aber auch zum Brüsseler Kiez: dort oder in unmittelbarer Nähe befinden sich nämlich das Deutsche Institut für Zuckerforschung mit dem Zucker-Museum (2012 geschlossen), das 1923 gegründete Anti-Kriegs-Museum, die Krankenhausstadt Campus Charité Virchow-Klinikum, das bundesweit bekannte Robert-Koch-Institut und das Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie.
Robert Koch Institut an der Seestraße
Klar abgegrenztes Viertel mit Beuth-Hochschule
Vergleichsweise spät ist dieses Viertel bebaut worden. Eine erste Bauphase war die Zeit um das Jahr 1900, als die typischen Mietskasernen rund um die Brüsseler Straße hochgezogen worden. Die Kapernaumkirche, die ursprünglich an einem kleinen Platz stehen sollte, ist heute in die Ecke Antwerpener Straße des Boulevards Seestraße integriert. Mit ihrer Formensprache knüpft die 1902 fertiggestellte Kirche an romanische Sakralbauten im Rheinland an. Die Seestraße selbst ist Teil der Berliner Ringstraßen, die von Peter Joseph Lenné 1841 geplant wurden. Mit ihrem breiten Mittelstreifen, in dem auch die einzige im Westteil Berlins verkehrende Straßenbahnstrecke verläuft, ist sie eine der verkehrsreichsten und breitesten Straßen im Norden der Stadt. Der Abschnitt der Seestraße, der an den Brüsseler Kiez grenzt, erhält durch die geschlossene Bebauung aus der Kaiserzeit einen besonders großstädtischen Charakter.
In einer zweiten Bauphase wurde das Gebiet rund um den Zeppelinplatz bebaut. Mit dem heutigen Haus Beuth, 1909 von Ludwig Hoffmann erbaut, steht ein beeindruckendes Schulgebäude für den ältesten Teil der Technischen Fachhochschule, heute die Beuth-Hochschule mit immerhin 12.000 Studierenden.
Rund um diesen einen ganzen Block einnehmenden Gebäudekomplex sind in den 1920er Jahren zahlreiche Anlagen des sozialen Wohnungsbaus entstanden. Eine Wohnanlage der gleichen Wohnungsbaugesellschaft besteht aus vier sehr unterschiedlich gestalteten Blöcken. Dort lebt es sich, trotz der unmittelbaren Nähe einer Fachhochschule und umrahmt von wichtigen Hauptverkehrsstraßen, überraschend ruhig und grün. Das Brüsseler Viertel ist ein lebendiger und überschaubarer Kiez mitten in der Großstadt, in dem es sich ganz gut leben lässt. Insgesamt ist das Viertel “normal” geblieben – und das ist ja auch schon etwas.
Auf der Suche nach einer Taufkerze habe ich den kleinen Laden im Brüsseler Kiez entdeckt. Wer – wie ich – den Laden zum ersten Mal betritt, bemerkt auf Anhieb den Unterschied zu konventionellen Kerzen aus dem Drogeriemarkt. In allen Farben, oft wie ein Regenbogen, sind die Kerzen gestaltet. Die Kerzen werden in einer eigenen Werkstatt hergestellt – in ganz besonderen Techniken. Diese hat Rainer Schweizer in vielen Jahren beim Kerzenmachen gelernt, weiterentwickelt und perfektioniert.
Kinderspielplatz Zeppelinplatz mit LiegewieseSind Hunde wirklich ein Problem auf dem neuen Zeppelinplatz? Folgt man Leserbriefschreiber Stephan Colin, dann ja. Doch ist das tatsächlich so? »Wir hatten bisher noch überhaupt keine Schwierigkeiten mit Hunden«, stellt eine Erzieherin einer Kita aus der Antwerpener Straße fest, die wir auf dem Spielplatz ansprachen. Sie ist mit den Kitakindern häufig vormittags oder am frühen Nachmittag vor Ort, kann also nicht sagen, ob sich am späteren Nachmittag Hundehalter vielleicht über die neuen Regeln hinwegsetzen. Allerdings hört man aus der Stadtteilvertretung mensch.müller, dass dem nicht so sei – zur Überraschung der meisten, die im Wedding nicht damit gerechnet hatten, dass verordnete Regeln so umgehend befolgt werden würden.
“Wer klaut denn bitteschön vonde Kinder?” höre ich meine Nachbarin aus dem Seitenflügel fragen. Jeden Tag führt sie ihren etwas aus dem Leim geratenen Mischlingshund über den Grünstreifen auf der Togostraße. Sie bekommt vieles von dem mit, was in der Nachbarschaft passiert. Eine wahre Einbruchsserie suche die Nachbarschaft rund um die Togostraße heim, sagt sie. Erst ein Kinderladen, dann ein Restaurant und nun haben sie sogar versucht, eine Etage unter ihr einzubrechen. Auch aus dem benachbarten Brüsseler Kiez höre man ebenso vermehrt von Einbrüche in Wohnungen und Ladengeschäfte. Doch stimmt das denn? Wird der Wedding derzeit wirklich von einer Einbruchserie heimgesucht? Besonders Ladengeschäfte und Wohnungen im Erdgeschoss scheinen gefährdet. Wir haben beim Polizeiabschnitt 35 nachgefragt.
Früher war es mir egal, ob ein Café eine Wickelmöglichkeit hat, barrierefrei ist oder Spielzeug für Kinder bietet. Seit einigen Monaten ist das anders. Unser Sohn ist jetzt fünf Monate alt und zu Hause werden die Tage da wirklich lang zu zweit. Deshalb gehen wir gerne mindestens einmal am Tag raus und treffen uns mit anderen Mamis und Babys zum Quatschen und Spielen. Im Sommer waren die Rehberge da eine super Anlaufstelle. Wir konnten stundenlang gemeinsam spazieren gehen und zwischendurch Pausen zum Wickeln und Stillen auf Parkbänken einlegen. Mit Beginn der kalten Jahreszeit wurde das schwieriger und wir mussten auf drinnen ausweichen – das bedeutet, entweder zu Hause oder in einem Café bzw. Restaurant.
Sebastian lebt schon lange im Wedding, seit 29 Jahren. Er hat vieles kommen und gehen sehen: alte Alhambras, vom Feuer verzehrte Imbisse, die Metamorphose vom Schupke zum Tipperary, den geschäftigen Wandel auf der Müllerstraße. Im Brüsseler Kiez lebt der 29-jährige Industriekaufmann derzeit in einer WG, ebendort, wo er auch aufwuchs.
Seit knapp drei Wochen gehört Sebastian nun dem Kreis der lieben Leser des Weddingweiser an. „Erstmal, ohne den Blog zu lesen, ich hab über Freunde die Facebookseite gefunden. Ist doch schön, so weiß ich jeden Tag eine Kleinigkeit mehr!“