Im Norden des Wedding kündigt sich nach monatelangem Umbau im Centre Français eine kleine französische Revolution an. Das Restaurant PASTIS nimmt nicht nur namentlich Bezug auf ein in Frankreich populäres Genussmittel. „Wir möchten uns auf die guten, einfachen Rezepte zurückbesinnen“, sagt Vincent Garcia. Der 47-jährige Küchenchef, der in Marseille geboren ist, glaubt, dass sich die überdrehte Spitzengastronomie zu weit von den Wurzeln des französischen kulinarischen Erbes entfernt hat. Statt dessen basiert die Speisekarte des PASTIS auf den Gerichten des traditionellen Bistros.
Einfach und klassisch, ja – aber dennoch ergänzt durch exotische Einflüsse aus Afrika und Asien: „Dafür werden manche Gäste auch längere Wege in Kauf nehmen“, glaubt Marie Bézian. Die 28-jährige Deutsch-Französin ist in Südfrankreich mit den Rezepten ihrer Großmutter aufgewachsen, die Köchin war. Marie wird die Weddinger Filiale des Pastis leiten. „Wir leben den “Esprit Brasserie”, kein Tralala, nicht komplizierter als nötig.“ Und auch wer sich mit der französischen Küche nicht auskennt, soll etwas für sich entdecken können. „Essen ist Vergnügen“, sagt auch Vincent Garcia. Mit Standardangeboten wie Boudin, Froschschenkeln, Flammkuchen, Bouillabaisse und echtem französischem Baguette lässt sich der Geschmack unserer westlichen Nachbarn wohl am authentischsten erleben. Die typischen Rezepte und Zutaten, ergänzt durch guten Wein und selbst produziertes Brot und Gebäck, sollen dazu beitragen, dass das PASTIS zu einem Aushängeschild der traditionellen französischen Küche wird.
Touche française im Wedding
Überhaupt: Essen, welches Frankreich würdig repräsentiert, steht dem ehemaligen Kulturzentrum der französischen Alliierten besonders gut zu Gesicht. Der Komplex aus dem Jahr 1961 befindet sich im Umbruch, wie Geschäftsführer Florian Fangmann erklärt: “Der Hotelbetrieb, die vielen Seminare, das City Kino und das neue Restaurant – da wird ein Rädchen ins andere ineinandergreifen.“ Man soll spüren, dass alle an einem Strang ziehen, hofft auch Küchenchef Vincent Garcia, der sein kulinarisches Konzept bereits seit Jahren in seinem Wilmersdorfer Stammrestaurant gleichen Namens erfolgreich umsetzt. Jetzt auch an der Müllerstraße 74. Mit einem jungen Team, das zum Teil auch aus dem Wedding kommt, dem Centre Français und Olivier Bourdais als Partner könnte das anspruchsvolle Projekt für den ganzen Berliner Norden zu einem Leuchtturm werden. „Die Qualität wird die Leute anziehen,“ davon ist Marie überzeugt. „Auch wenn es am Anfang sicher ein Abenteuer sein wird.“
Der ehemalige Ausstellungsraum des Kulturzentrums präsentiert sich großzügig und ist in warmen Farben gestaltet. 80 Gäste finden an kleinen Tischen und Stehtischen oder in gemütlichen Nischen auf Podesten Platz, dazu kommt eine Bar, wo es natürlich auch den namensgebenden Anisschnaps Pastis gibt. Im geräumigen Vorbau des 60-er-Jahre-Gebäudekomplexes des Centre Français gibt es Vintage-Ambiente pur, im Sommer wird die Außenterrasse mit weiteren 60 Plätzen dazukommen. Einkehren können Hotelgäste und Berliner hier mittags, nachmittags oder abends – zum Essen, Kaffeetrinken oder für den Absacker nach dem Kinobesuch. Ein preiswertes und zugleich hochwertiges Mittagsmenü mit drei Gängen, das tägliche Brunchangebot sowie die von Meisterhand selbst hergestellte Pâtisserie – das dürfte im kulinarischen Niemandsland der oberen Müllerstraße ziemlich einmalig sein.
ab 6. Januar 2017:
Gourmanderie im Centre Français
Brasserie, Café und Restaurant
Müllerstraße 74
13349 Berlin-Wedding, U Rehberge
030–45025001 für Reservierungen
Artikel auf englisch und auf französisch