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Kunsterwachen mit Licht und Schatten in der Studio//Bühne

24. Juni 2021

Suse Weber zeigt zusam­men mit ande­ren Künst­le­rin­nen im Schau­fens­ter der Studio//Bühne in der Oslo­er Stra­ße ein Mal im Monat Schat­ten­spie­le. Die Nach­bar­schaft ist ein­ge­la­den, ste­hen­zu­blei­ben, Kunst zu erle­ben und mal auf ganz ande­re Gedan­ken zu kom­men. Das ist immer einer gute Idee, aber beson­ders jetzt. Die nächs­te Akti­on ist am Sonn­tag (27.6.).

Künstlerin Suse Weber vor der Studio//Bühne in der Osloer Straße.
Suse Weber vor der Studio//Bühne. Die gel­ben Schil­der kün­di­gen die nächs­ten Schat­ten­spie­le an. Foto: Hensel

Schräg gegen­über des Ober­stu­fen­zen­trums in der Oslo­er Stra­ße hat Suse Weber Quar­tier bezo­gen. 2013 hat die Künst­le­rin die Räu­me über­nom­men, frü­her war in der Haus­num­mer 93a eine Afro­shop. Ihre Studie//Bühne ist ein eher zurück­ge­nom­me­ner Ort, der sich auch wegen sei­ner Lage im Stadt­bild nicht auf­drängt. Die Autos sau­sen unab­läs­sig vor­bei, ein Haus wei­ter ist der Copy Shop ein Anzie­hungs­punkt, dem gegen­über ein Back­shop. Ein­fach so vor­bei­spa­ziert wird hier eher sel­ten. Ende Mai hat die Künst­le­rin die Nach­bar­schaft mit einer Akti­on über­rascht, die im Wort­sinn nach außen wirk­te. Ihr gro­ßes Fens­ter war an einem Abend die Büh­ne für Sabi­ne Rein­feld, die unter der Über­schrift „Shadow Play“ ihre künst­le­ri­sche Bot­schaft aus Licht und Schat­ten in den Kiez warf.

Jeden Monat ein Schattenspiel

Bis August ist jeden Monat ein Schat­ten­spiel geplant. Das nächs­te, von Hei­ke Kabisch, wird am 27. Juni ab 23 Uhr zu sehen sein. Am 3. Juli ist Nina Rho­de, am sind 17. Juli Bar­ba­ra Buch­mai­er und Chris­ti­na Wodit­sch­ka an der Rei­he. Auch Suse Weber wird ein Schat­ten­spiel bei­steu­ern (14.8.). Für die Gast­ge­be­rin war der Auf­takt im Mai gelun­gen: „Es kamen Betei­lig­te, Bekann­te, aber auch Frem­de; jemand ist aus der Stra­ßen­bahn aus­ge­stie­gen, weil sehen woll­te, was hier ist“. Bis zu 30 Per­so­nen haben die Live-Per­for­mance ver­folgt, die Hälf­te Bekann­te aus der Kunst­sze­ne, die ande­re zufäl­li­ge Pas­san­ten. Mit gebüh­ren­dem Coro­na-Abstand war es nach dem Lock­down für vie­le viel­leicht das ers­te Mal, dass sie wie­der Kunst erlebten.

Die Künstlerin Suse Weber schaut durch das Fenster ihrer Studio//Bühne auf die Osloer Straße.
Die Künst­le­rin Suse Weber schaut durch das Fens­ter ihrer Studio//Bühne auf die Oslo­er Stra­ße. Foto: Hensel

Auch dafür war die Senats-För­de­rung, die Suse Weber für die Rei­he erhal­ten hat, da: Kunst wie­der mög­lich machen. Die Initia­ti­ve Draus­sen­stadt stellt den Bezir­ken Mit­tel für künst­le­ri­sche Vor­ha­ben im Stadt­raum zur Ver­fü­gung, die sie dann ver­ge­ben kön­nen. Es ist auch als Sofort­hil­fe für Kunst­schaf­fen­de in der Coro­na-Kri­se gedacht. Der Bezirk Mit­te konn­te ins­ge­samt 25.000 Euro ver­ge­ben. Suse Weber bekommt davon den größ­ten Teil, 15.350 Euro für „Shadow Plays“. Das Geld geht an die betei­lig­ten Künstlerinnen.

Suse Weber wur­de 1970 in Leip­zig gebo­ren, kam 1990 nach Ber­lin und lebt heu­te im Wed­ding. Sie stu­dier­te Bil­den­de Kunst an der Hoch­schu­le der Küns­te in Ber­lin und Elek­tro­akus­ti­sche Musik. Von der Male­rei kam sie zur Per­for­mance, “weil ich Din­ge erklä­ren woll­te”. Ihre Arbei­ten bewe­gen sich heu­te zwi­schen Objekt­kunst, Instal­la­ti­on und Per­for­mance. Die Studio/Bühne ist für die Künst­le­rin ein wich­ti­ger Ort, auch wenn sie viel in der gan­zen Welt unter­wegs ist und ihre Kunst in Leip­zig, Prag, Ant­wer­pen oder Lon­don zeigt. 

Kunst wandert ab: “Berlin verliert seinen Schatz”

“Es ist fast schon Roman­tik, so einen Laden zu haben, frei von äuße­ren Ein­grif­fen – als Refu­gi­um für mich und als Büh­ne für ande­re Künst­le­rin­nen”, sagt sie und spielt damit auf die Mie­ten­ent­wick­lung in Ber­lin an. Denn durch stei­gen­de Mie­ten ver­schwin­den nicht nur Clubs, auch Kunst­räu­me gehen ver­lo­ren, Kunst­wer­ke und Künst­ler wan­dern viel­leicht ins Umland ab und Suse Weber stellt fest: “Ber­lin ver­liert nach und nach sei­nen Schatz”. Für sie ist es bis­her aller­dings gut gegan­gen, auch wenn das Haus, in dem sie Kunst schafft, in den letz­ten Jah­ren mehr­fach ver­kauft wur­de. Unter dem Begriff OsKo ist es im ver­gan­ge­nen Jahr im Wed­ding bekannt gewor­den – wegen des Kamp­fes sei­ner Mie­te­rin­nen und Mie­ter um einen Vor­kauf durch den Bezirk. Auch wenn das geschei­tert ist, konn­te die Künst­le­rin blei­ben und kann nun die Schat­ten­spie­le zeigen.

Es liegt am Kon­zept des Rau­mes, das die Studio//Bühne ohne die Kunst aus Licht und Schat­ten im Wed­ding nicht so sicht­bar ist. „Ich ver­kau­fe nichts, das ist kei­ne Gale­rie mit Öff­nungs­zei­ten, eher ein Labor, ein Ent­wick­lungs- und Test­raum“, beschreibt es Suse Weber. Hier ent­wi­ckelt sie ihre eige­ne Kunst, hier lädt sie auch ande­re Künst­le­rin­nen ein, ihre Arbei­ten ande­ren Künst­le­rin­nen vor­zu­stel­len bevor sie in die ver­öf­fent­licht wer­den. „Man spricht ein­fach zu sel­ten über die Arbei­ten“, fin­det Suse Weber. Die­se Lücke will sie mit ihrer Studio//Bühne schlie­ßen. Fast 40 Künst­le­rin­nen tre­ten des­halb immer wie­der auf ihre Büh­ne, die jetzt auch ins Inter­net ver­län­gert wur­de. Bis Ende Dezem­ber sind die mit­ge­schnit­te­nen Schat­ten­spie­le näm­lich auch online zu sehen (www.suseweber.wordpress.com).

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

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