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Jahresrückblick:
Das war das Jahr 2022 im Wedding!

28. Dezember 2022
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Das zurück­lie­gen­de Jahr im Wed­ding war eines auf jeden Fall nicht: lang­wei­lig. Wer jetzt zum Jah­res­aus­klang die Ereig­nis­se Revue pas­sie­ren lässt, bleibt bestimmt an dem einen oder ande­ren Auf­re­ger hän­gen. Und wer es posi­tiv betrach­ten möch­te, der fin­det zwi­schen Janu­ar und Dezem­ber 2022 auch vie­le gute Ent­wick­lun­gen im Stadt­teil. Heu­te schau­en wir zurück.

Das war der Wed­ding 2022: Knapp die Hälf­te der Bei­trags­fo­tos von unse­rem Insta­gram-Account. Gra­fik: Andar­as Hahn

Der öffentliche Raum verändert sich

Anfang des Jah­res waren drei Stadträt:innen noch ganz neu im Bezirk und ins­be­son­de­re bei Dr. Almut Neu­mann war gleich zu Beginn des Jah­res klar, dass die Grü­ne mit einem ech­ten Her­zens­an­lie­gen ins Amt gestar­tet ist. In einem Tem­po, das der Wed­ding nicht gewohnt ist, setz­te sie Zug um Zug die Ver­kehrs­wen­de um. Zum Jah­res­en­de gibt es im kom­plet­ten Wed­ding Park­raum­be­wirt­schaf­tung, im Bel­ler­mann­kiez beru­hi­gen meh­re­re Kiez­blocks den Ver­kehr. Vie­le Kreu­zun­gen sind mit Fahr­ad­bü­geln ver­se­hen wor­den, die Mül­lerstra­ße hat nun teil­wei­se eine abge­pol­ler­ten Rad­weg, die Ams­ter­da­mer Stra­ße hat einen Rad­strei­fen, die Trift­stra­ße ist Fahr­rad­stra­ße, die Lyn­ar­stra­ße wird es gerade. 

Park­lets erset­zen vie­ler­orts ein­zel­ne Park­plät­ze. Wei­te­re Kiez­blocks sind bereits ange­kün­digt, der nächs­te soll im Brüs­se­ler Kiez fol­gen. Über­haupt hat sich die Rad­in­fra­struk­tur an vie­len Stel­len nun auch im Wed­ding ver­bes­sert. Mit ein­fa­chen Mit­teln – Far­be, Schil­der, Rad­bü­gel, Pol­ler – ver­sucht die Stadt­rä­tin das umzu­set­zen, was sie Flä­chen­ge­rech­tig­keit nennt. Ihr Ziel: Mehr Flä­che für Fußgänger:innen und Rad­fah­ren­de, weni­ger Flä­che für den moto­ri­sier­ten Ver­kehr. Die einen freut es, ande­re sind sau­er. A pro­pos öffent­li­cher Raum: das Begärt­nern von Baum­schei­ben ist seit die­sem Som­mer im Bezirk Mit­te erlaubt und sogar erwünscht.

Lernen, lernen, lernen

Autsch, das tat wirk­lich weh! Ganz kurz vorm Ende der Som­mer­fe­ri­en wur­den Tei­le der Anna-Lindh-Schu­le gesperrt – wegen Schim­mel­be­falls. Seit vie­len Jah­ren ist die Schu­le schon mit den läs­ti­gen Spo­ren belas­tet, bis­her wur­de immer nur vor­sich­tig saniert. Ste­fa­nie Rem­lin­ger, zu dem Zeit­punkt Schul­stadt­rä­tin, zog die Reiß­lei­ne: die Kin­der pen­deln seit­dem in ein Aus­weich­quar­tier am Saat­wink­ler Damm. Ob die Schim­mel­schu­le im Wed­ding abge­ris­sen oder umfas­send saniert wird, ist bis­her unklar. Der Fall wird uns sicher­lich noch eini­ge Jah­re beschäftigen.

In der Transvaalstraße fährt der Shuttlebus für die Schüler:innen der Anna-Lindh-Schule ab. Foto: Andrei Schnell
In der Trans­vaal­stra­ße fährt der Shut­tle­bus für die Schüler:innen der Anna-Lindh-Schu­le ab. Foto: And­rei Schnell

Stühlerücken im Bezirksamt

Nach­dem sich die im Jahr zuvor gera­de neu gewähl­ten Stadträt:innen Ste­fa­nie Rem­lin­ger (Schu­le), Chris­toph Kel­ler (Jugend) und Dr. Almut Neu­mann (Ver­kehr) gera­de so ein­ge­ar­bei­tet hat­ten, ver­ab­schie­de­te sich ihr Kol­le­ge, Bezirks­bür­ger­meis­ter Ste­phan von Das­sel. Doch frei­wil­lig ging der grü­ne Bür­ger­meis­ter nicht. Er stol­per­te über eine Stel­len­be­set­zung im Bezirks­amt und wur­de von den Bezirks­ver­ord­ne­ten Anfang Sep­tem­ber abge­wählt – ein bis­her ein­ma­li­ger Vor­gang in Ber­lin. Kurz­zei­tig über­nahm Stadt­rat Ephra­im Gothe von der SPD die Geschäf­te. Seit 20. Okto­ber haben wir wie­der ein Bezirks­ober­haupt: Ste­fa­nie Rem­lin­ger ist neue Bezirks­bür­ger­meis­te­rin. Weil die grü­ne Poli­ti­ke­rin das Schul­amt damit auf­ge­ben muss­te, wur­de der Pos­ten neu besetzt, er ging an Dr. Maja Lasic von der SPD. Damit war das Bezirks­amt wie­der komplett.

Initiative hier, Initiative da

Immer mehr Men­schen schlie­ßen sich in Initia­ti­ven zusam­men und ver­su­chen, den Wed­ding mit­zu­ge­stal­ten. So waren im zurück­lie­gen­den Jahr gleich drei Initia­ti­ven für einen Kiez­block in ihrem Vier­tel (Brüs­se­ler Kiez, Maplaquet­kiez, Anton­kiez) aktiv. Eine Kon­stan­te im Bereich der Ini­tai­ti­ven waren 2022 die Lit­ter­pi­cker. Jeden Frei­tag sam­mel­te die offe­ne Grup­pe Müll im öffent­li­chen Raum – mit einer grö­ße­ren Akti­on zum Frei­wil­li­gen­tag im Strand­bad Plöt­zen­see und im Jah­res­ver­lauf auch mit Pro­jek­ten für Kin­der­grup­pen. Auch für die Initia­ti­ve Park­ca­fé Reh­ber­ge, die das alte Park­ca­fé im Volks­park wie­der bele­ben möch­te und die in die­sem Jahr seit einem Jahr besteht, war es ein ereig­nis­rei­ches Jahr. Auf der To do-Lis­te der Akti­ven: Kon­zept­schrei­ben, Ver­eins­grün­dung, Suche nach Finan­zie­rungs­mög­lich­kei­ten und Ver­an­stal­tun­gen vor dem noch geschlos­se­nen Park­ca­fé an der Catcherwiese. 

Unglaublich, aber wahr

Das war schon eine Sen­sa­ti­on und brach­te den Wed­ding im Som­mer in prak­tisch alle Medi­en. Was seit dem Ende des Zwei­ten Welt­kriegs ver­schwun­den war, wur­de nun wie­der­ge­fun­den: eine wei­ße Stierkulp­tur aus Mar­mor. Sie war in den letz­ten Kriegs­ta­gen beschä­digt wor­den und dann, wie sich nun her­aus­stell­te, ein­fach an Ort und Stel­le im Hum­boldt­hain ver­gra­ben wor­den. Ein Arti­kel im Kiez­ma­ga­zin im Brun­nen­vier­tel über den ver­schol­le­nen wei­ßen Stier vom Hum­boldt­hain hat­te die Suche durch den Ber­li­ner Unter­wel­ten e.V. aus­ge­löst. Am 13. Juni wur­de die Skulp­tur von Ernst Moritz Gey­ger gebor­gen. Die Skulp­tur war frü­her ein belieb­ter Treff­punkt im Hum­boldt­hain. Geht es nach den Ber­li­ner Unter­wel­ten, soll das auch wie­der so wer­den. Der­zeit lagert der Mar­mor­stier bei den Unter­wel­ten und war­tet auf einen Geld­se­gen, der eine Rekon­struk­ti­on des beschä­dig­ten Kunst­werks ermöglicht.

Dietmar Arnold vom Berliner Unterwelten e.V. steht auf einem Teil der ausgegrabenen Stierskulptur. Foto: Schnell
Diet­mar Arnold vom Ber­li­ner Unter­wel­ten e.V. steht auf einem Teil der aus­ge­gra­be­nen Stier­skulp­tur. Foto: Schnell

Wedding und die großen Krisen

Gibt es nun eine Coro­na-Win­ter­wel­le oder nicht? Immer weni­ger Men­schen beschäf­tigt die­se Fra­ge, die noch im Früh­jahr omni­prä­sen­ten Test­stel­len sind weit­ge­hend aus dem Stadt­teil ver­schwun­den. Wäh­rend es wegen Coro­na im Früh­jahr noch vie­le Ein­schrän­kun­gen gab – Mas­ket­ra­gen in Geschäf­ten, Kino und Thea­ter zu, Mee­ting und Lese­büh­ne nur im Live­stream, Home­of­fice vie­ler­orts – sieht es jetzt am Ende des Jah­res doch deut­lich anders aus. Die Mas­ke braucht es nur in den öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln und ansons­ten hat sich das öffent­li­che Leben auch im Wed­ding weit­ge­hend nor­ma­li­siert. Im Früh­jahr und Som­mer gab es fast mehr Befürch­tun­gen als jetzt – so dass wir jetzt wirk­lich jede Ver­an­stal­tungs­form digi­tal und auch drau­ßen aus­pro­biert haben – vom Sport im Schil­ler­park über Pick­nick­kon­zert mit Kopf­hö­rern auf der Wie­se des Silent Green bis hin zu Glüh­wein­spa­zier­gän­gen, Ver­eins­sit­zun­gen als Live­stream und Gemein­schafts­gar­ten­grün­dung digi­tal (Bel­ler­mann­gar­ten).

Die zwei­te gro­ße Kri­se begann in die­sem Jahr im Febru­ar: der Urkai­ne­krieg. Mit ihm kamen die Geflüch­te­ten, vor allem Frau­en und Kin­der. Und mit ihnen kamen auch die Helfer:innen. Vie­le zeig­ten sich soli­da­risch und hal­fen den Ankom­men­den. Der Wed­ding­wei­ser hat­te ange­sichts der vie­le Hilfs­an­ge­bo­te sogar eine sepa­ra­te Ukrai­ne-Hil­fe-Sei­te ange­legt, auf der die Wed­din­ger Ange­bo­te gesam­melt wur­den. Es stell­te sich her­aus, dass es im Wed­ding ganz beson­ders vie­le enga­gier­te Helfer:innen gibt. Die ukrai­ni­schen Kin­der wur­den von vie­len Schu­len herz­lich will­kom­men gehei­ßen, in der Brü­der-Grimm-Schu­le zum Bei­spiel wur­de kur­zer­hand ein Kuchen­ba­sar orga­ni­siert und es wur­den Trost­bil­der für die Ankom­men­den gemalt. Eine Helfer:innengruppe um die Brun­nen­viert­le­rin Ebru Schae­fer orga­ni­sier­te und betrieb im Jugend­gäs­te­haus am Plöt­zen­see drei Mona­te lang ehren­amt­lich eine Geflüch­te­ten­un­ter­kunft – mit Hil­fe von vie­len Initia­ti­ven und Unter­stüt­zern aus dem Stadt­teil. Dafür gab es im Herbst gleich meh­re­re Aus­zeich­nun­gen – den Ehren­amts­preis Mit­te und das Band für Mut und Ver­stän­di­gung des Lan­des Berlin.

Bezirksstadtrat Carsten Spallek verliest die Urkunde bei der Verleihung des Ehrenamtspreises an die Weddinger Flüchtlingsheler:innen um Ebru Schaefer. Foto: Hensel
Bezirks­stadt­rat Cars­ten Spal­lek ver­liest die Urkun­de bei der Ver­lei­hung des Ehren­amts­prei­ses an die Wed­din­ger Flüchtlingshelfer:innen um Ebru Schae­fer (mit Rose). Foto: Hensel

Zum Jah­res­en­de hin schlug dann auch die drit­te Kri­se im Wed­ding zu, die mit dem Krieg in der Urkai­ne zusam­men­hängt: die Ener­gie­kri­se. Alles wur­de teu­rer, die Schlan­gen bei den Essens­aus­ga­ben der Tafel wur­den län­ger, etwa frei­tags im Olof-Pal­me-Zen­trum im Brun­nen­vier­tel. Vie­le öffent­li­che Ein­rich­tun­gen wie Biblio­the­ken, Nach­bar­schafts­häu­ser und sozia­le Ein­rich­tun­gen wur­den zu Wär­me­stu­ben. Ener­gie­spar­maß­nah­men waren über­all an der Tages­ord­nung. Bei­spiels­wei­se ent­schied der Bezirk, den öffent­li­chen Eis­lauf im Eri­ka-Heß-Eis­sta­di­on einen Monat spä­ter, am 1. Dezem­ber, begin­nen zu las­sen, um Ener­gie zu sparen.

Urbanes Gärtnern

Weddinger:innen gärt­nern gern, das ist kei­ne Neu­ig­keit. Erwar­tungs­ge­mäß ging es in die­sem Jahr in die­sem Bereich ordent­lich vor­an. Neu waren in die­sem Jahr die Park­let­gär­ten. An zehn Stand­or­ten wur­den die Stadt­mö­bel im Stra­ßen­raum auf­ge­stellt, die auch Pflanz­mög­lich­kei­ten bieten. 

Bei der Erönnunf des Parklets in der Adolfstraße. Foto: Hensel
Bei der Eröff­nung des Park­lets in der Adolf­stra­ße. Foto: Hensel

Auf dem leer­ste­hen­den Schul­ge­län­de in der Put­bus­ser Stra­ße (frü­he­re Ran­ke-Schu­le) gärt­nert seit die­sem Jahr eine Grup­pe von Men­schen aus dem Brun­nen­vier­tel in einem pro­vi­so­ri­schen Gemein­schafts­gar­ten. Eigent­lich wol­len die Gärt­ne­rin­nen die Swi­ne­mün­der Stra­ße in eine ess­ba­re Stra­ße ver­wan­deln, doch das braucht noch etwas Geneh­mi­gung­zeit. Die ers­ten Schrit­te für das beson­de­re Gar­ten­pro­jekt wur­den daher auf dem ehe­ma­li­gen Schul­sport­platz in Hoch­bee­ten getan. Eben­falls neu dazu­ge­kom­men ist in die­sem Jahr der Bel­ler­mann­gar­ten. Der Hoch­beet­gar­ten ist im Früh­jahr zwi­schen den Pol­ler­rei­hen des Kiez­blocks in der Bel­ler­mann­stra­ße entstanden.

Und auch bei Wed­dings wahr­schein­lich bekann­tes­tem Gemein­schafts­gar­ten Him­mel­beet gab es in die­sem Jahr erfreu­li­che Neu­ig­kei­ten. Nach lan­gem Hin und Her ist der Gar­ten von der Ruhe­platz­stra­ße auf eine neue Flä­che in der Gar­ten­stra­ße gezo­gen. Beein­dru­ckend war es, zu sehen, wie ein gan­zer Gar­ten mit Café­wa­gen, Hoch­bee­ten, hydro­po­ni­schem Gar­ten und viel Gar­ten­zu­be­hör ein­fach so umzieht – und wie schnell es in den Hoch­bee­ten nach dem Umzug wie­der üppig grün­te. Das neue Zuhau­se des Him­mel­beets wur­de Mit­te Juni beim Wie­der­eröff­nungs­fest gefei­ert. Ande­rer Gar­ten, ande­re Sor­gen? Der Prin­zen­gar­ten im Sol­di­ner Kiez, der im Juni eine ziem­lich lan­ge Schreck­se­kun­de hat­te, konn­te auf­at­men. Der Bezirk zog sei­ne Bebau­ungs­plä­ne für das Grund­stück kurz­fris­tig zurück. Damit ist der Stand­ort vor­erst gesichert.

Der heiße Sommer 2022

Die­ser Som­mer, er war heiß und tro­cken, sehr tro­cken. Grün­an­la­gen und Stadt­bäu­me sahen teil­wei­se ziem­lich trau­rig aus. Die anhal­ten­de Hit­ze zwang so manche:n Stadtgärtner:in und auch die Teams des Stra­ßen- und Grün­flä­chen­amts in die Knie. Mit Tank­fahr­zeu­gen und Bereg­nungs­an­la­gen ver­such­ten die städ­ti­schen Gärtner:innen, dage­gen zu hal­ten. Der Rasen, zum Bei­spiel im Hum­boldt­hain, ver­trock­ne­te trotz­dem fast kom­plett, Bäu­me lit­ten. Mit den ers­ten Regen­schau­ern erhol­te sich das öffent­li­che Grün aber wie­der. Zahl­rei­che Men­schen betei­lig­ten sich den Som­mer über am Gie­ßen der Stra­ßen­bäu­me (vor allem im Spren­gel­kiez und Sol­di­ner Kiez), das Bezirks­amt lob­te sogar die Gol­de­ne Gieß­kan­ne für beson­ders flei­ßi­ges Gie­ßen aus. Der Preis ging an eine Mut­ter und ihre Toch­ter im Sol­di­ner Kiez.

Zum Som­mer gehört im Wed­ding auch ein Besuch am Plöt­zen­see. Als ein­zi­ge natür­li­che Bade­mög­lich­keit im Stadt­teil zieht es in jedem Som­mer sehr vie­le Men­schen an das klei­ne Gewäs­ser. Nicht alle beach­ten dabei den Fakt, dass das Baden nur im Strand­bad erlaubt ist. Der Rest des Sees liegt in einem Land­schafts­schutz­ge­biet, Baden ist aus Natur­schutz­grün­den tabu. Gegen das Wild­ba­den hat­te der Bezirk in den Vor­jah­ren bereits höhe­re Zäu­ne auf­ge­stellt, die aber weit­ge­hend igno­riert wur­den. Bezirks­stadt­rä­tin Dr. Almut Neu­mann star­te­te in die­sem Jahr des­halb unter dem Titel „Hai-Alarm am Plöt­zen­see“ eine Infor­ma­ti­ons­kam­pa­gne. Die Kam­pa­gne, die ange­lehnt ist an einen Kino­film von Sven Rege­ner („Hai­al­arm am Mügel­see), und die mit sehr auf­fäl­li­gen Pla­ka­ten daher kam, kam nicht bei allen Weddinger:innen glei­cher­ma­ßen­gut an. Die gele­gent­li­chen Kon­trol­len am geschütz­ten Ufer und die ange­droh­ten Geld­stra­fen fan­den man­che drin­gend not­wen­dig, ande­re eine Frech­heit. Schö­ner Neben­ef­fekt auf jeden Fall: das Bezirks­amt und das Strand­bad leg­ten ein 2- Stun­den-Ticket für 2 Euro pro Per­son auf, damit das Schwim­men für alle, die nur mal ein paar Bah­nen im Plöt­zen­see zie­hen wol­len, bezahl­bar bleibt. Das Ticket soll es übri­gens auch im kom­men­den Jahr geben.

Pla­kat der Hai-Alarm-Kam­pa­gne gegen das Wild­ba­den am Plöt­zen­see. Foto: Faust

Herzlichen Glückwunsch!

In die­sem Jahr konn­ten etli­che Ver­ei­ne und Ein­rich­tun­gen beson­de­re Geburts­ta­ge fei­ern. So fei­er­te die Kita Put­te in der Prin­zen­al­lee 50. Geburts­tag. Die Fabrik Oslo­er Stra­ße im Sol­di­ner Kiez wur­de 40 Jah­re alt und das Laby­rinth Kin­der­mu­se­um fei­er­te sei­nen 25. Geburts­tag. Gemein­sam bün­del­ten die Initia­ti­ven unter dem Dach der Fabrik in der Oslo­er Stra­a­ße 12 ihre Jubi­lä­en zum einer gan­zen Fest­wo­che. Der Ber­li­ner Unter­wel­ten e.V., der am Gesund­brun­nen ansäs­sig ist und Ein­hei­mi­schen und Besucher:innen die Welt unter dem Asphalt zeigt, ist in die­sem Jahr 25 Jah­re alt gewor­den. Das Spr­en­gel­haus schließ­lich wur­de 20 Jah­re und fei­er­te mit einem Fest auf der Sprengelstaße.

Bau auf im Wedding

An vie­len Stel­len im Wed­ding wur­den in die­sem Jahr Häu­ser gebaut. Woh­nun­gen waren eini­ge dabei, der­zeit wer­den unter ande­rem die Gerichts­hö­fe saniert, wobei an der Gericht­stra­ße auch eini­ge Woh­nun­gen ent­ste­hen. Aber auch Gebäu­de, die kei­ne Miet­woh­nun­gen beher­ber­gen, sind ent­stan­den oder sind seit die­sem Jahr im Bau. So hat das neue Labor­ge­bäu­de der Ber­li­ner Hoch­schu­le für Tech­nik (das WAL), das die belieb­ten Klet­ter-Buch­sta­ben an der Luxem­bur­ger Stra­ße ver­drängt hat, bereits deut­lich Gestalt ange­nom­men. Im Som­mer wur­de hier Richt­fest gefei­ert. Auch in der Goten­bur­ger Stra­ße hing kürz­lich die Richt­kro­ne über dem Neu­bau der Kiez­quar­tier GmbH. Ver­schie­de­ne sozia­le Trä­ger wer­den hier künf­tig betreu­tes Woh­nen anbie­ten, eine Pro­duk­ti­ons­schu­le für schul­di­stan­zier­te Jugend­li­che sowie eine Kita sol­len unter­ge­bracht wer­den. Bei einem wei­te­ren Pro­jekt war Ende Juni zunächst Spa­ten­stich, dem Safe Hub. Das Fuß­ball-Bil­dung­zen­trum in der Ruhe­platz­stra­ße Ecke Schul­stra­ße ist gera­de dabei, zunächst einen Fuß­ball­platz zu bau­en. Anschlie­ßend soll ein Gebäu­de fol­gen, dass Raum für Bewe­gungs­an­ge­bo­te und auch eine Kita bie­ten soll.

Das regte den Wedding auf

Schaut man der­zeit in die sozia­len Medi­en, bekommt man den Ein­druck, die Men­schen sind irgend­wie dau­er­auf­ge­regt. Jedes belie­bi­ge The­ma kann wüten­de Kom­men­ta­re her­vor­ru­fen. Die Maß­nah­men zur Ver­kehrs­wen­de sind schon erwähnt wor­den, drei wei­te­re Auf­re­ger­the­men des Jah­res sei­en hier her­aus­ge­grif­fen. Los geht es mit dem Dau­er­auf­re­ger Café Leo. Die Dis­kus­si­on um den Pavil­lon auf dem Leo­pold­platz geht schon seit vie­len Jah­ren. In die­sem Jahr muss­te der bis­he­ri­ge Betei­ber Hüsey­in Ünlü sein Café abbau­en. Er war beim Ver­ga­be­ver­fah­ren des Bezirks­amts unter­le­gen, auch sei­ne Beschwer­den via Anwalt hal­fen da nichts. Inzwi­schen hat die Wed­din­ger Wen­de­punkt gGmbH über­nom­men – zunächst mit einem knall­ro­ten Café-Anhän­ger. Im kom­men­den Jahr soll ein neu­er Pavil­lon fol­gen, in dem auch Sozi­al­be­ra­tun­gen ange­bo­ten wer­den sollen.

Der provisorische Imbisswagen ersetzt das Café Leo. Foto: Hensel
Der pro­vi­so­ri­sche Imbiss­wa­gen ersetzt das Café Leo. Foto: Hensel

Auf­re­ger Num­mer 2: die Fischer­pin­te. Nach dem Tod der Ehe­frau des Betrei­bers war die Fra­ge ent­stan­den, was pas­siert, wenn die­ser auch irgend­wann stirbt. Bis­her war die Hal­tung des Amts, dass der Boots­ver­leih sich im Land­schafts­schutz­ge­biet befin­det und nur bis zum Ende des bestehen­den Ver­trags (zum Bei­spiel durch Tod der Betrei­ber) Bestands­schutz habe. Eine Dis­kus­si­on und eine Unter­schrif­ten­samm­lung beleg­ten in die­sem Jahr das Inter­es­se der Weddinger:innen an die­ser Insti­tu­ti­on am Plöt­zen­see. Zum Jah­res­en­de steht nun fest: das Bezirks­amt kommt den Fans der Fischer­pin­te ent­ge­gen. Laut Dr. Almut Neu­mann könn­te es in Zukunft wei­ter­hin einen Boots­ver­leih geben, even­tu­ell in Kom­bi­na­ti­on mit einem Umweltbildungszentrum.

Blick von Steg Richtung Fischerpinte
Blick von Steg Rich­tung Fischer­pin­te Foto: Andar­as Hahn

Auf­re­ger Num­mer 3 betrifft vor allem die Bewohner:innen des Afri­ka­ni­schen Vier­tels. Der Stress um die Umbe­nen­nung von Stra­ßen und einem Platz mit kolo­nia­len Bezü­gen geht eben­falls schon seit Jah­ren. Nun ist die Umbe­nen­nung Anfang Dezem­ber erfolgt. Der bis­he­ri­ge Nach­ti­gal­platz heißt nun Man­ga-Bell-Platz, die bis­he­ri­ge Lüde­ritz­stra­ße ist zur Cor­ne­li­us-Fre­de­ricks-Stra­ße gewor­den. Anwohner:innen hat­ten sich vor allem wegen der nöti­gen Umschrei­bung ihrer Papie­re gegen die Umbe­nen­nung gewehrt. Nun ver­sprach Bezirks­bür­ger­meis­te­rin Ste­fa­nie Rem­lin­ger, dass es für die kos­ten­lo­se Ände­rung von Doku­men­ten bevor­zugt Ter­mi­ne beim Bür­ger­amt geben soll.

Ankunft und Abschied

Am 1. Janu­ar 2022 haben Robert Bitt­ner und Dja­mi­la Rem­pel Räu­me in der Wie­ze­ner Stra­ße 6 über­nom­men. Bereits am 3. Febru­ar fand die ers­te Ver­an­stal­tung im Ball­haus Wed­ding mit Musik, Jon­gla­ge und Licht­kunst statt. Der stim­mungs­vol­le Ver­an­stal­tungs­saal mit dem laut rbb schöns­ten Innen­hof Ber­lins bie­tet seit­dem Kon­zer­te, Tanz­tee, Thea­ter und vie­les mehr in wirk­lich dich­tem Takt an. Ein ganz neu­er und gro­ßer Kul­tur­ort ist ent­stan­den und das in der Coro­na-Kri­se – auch eine Beson­der­heit die­ses Jah­res. Nach die­sem schö­nen und gelun­ge­nen Anfang gibt es am 31. Dezem­ber 2022 einen Abschied im Wed­ding. Nach acht Jah­ren ver­lässt Anne Lake­berg, die das City Kino Wed­ding zusam­men mit einer Part­ne­rin vor acht Jah­ren wie­der­be­lebt hat­te, zum Jah­res­en­de das Kino im Cent­re Fran­çais. Das Kino bleibt aber bestehen und wird von einer neu­en Kino­lei­te­rin über­nom­men. Tschüss Anne, tschüss 2022!

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

1 Comment

  1. Die­se Ver­kehrs­in­sel wäre der idea­len Platz für Blumenbeete.Rundherum exis­tie­ren schon 3Cafés Ecke Euler­stra­ße Jüli­cher Straße.

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