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Ein Jahr mit den Stadtmöbeln:
Parklets im Wedding: top oder flop?

1. Dezember 2022
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Wer im Gemein­schafts­gar­ten oder auf dem Bal­kon gärt­nert, der hat sein Beet oder sei­nen Blu­men­kas­ten sicher­lich schon win­ter­fest gemacht. Am Sams­tag (26.11.) haben eini­ge Parklet-Gärtner:innen aus dem Wed­ding nach­ge­zo­gen. Zusam­men mit der Stadt­teil­ko­or­di­na­ti­on Wed­ding Zen­trum und dem Team von GoN­a­tu­re gab es einen Park­let-Win­ter­fest-Pflanz­spa­zier­gang. Er führ­te vom Spren­gel­kiez über den Anton­kiez bis zum Mal­plaquet­kiez. Ein guter Moment, um über Park­lets nach­zu­den­ken – ganz all­ge­mein und natür­lich ganz spe­zi­ell über Park­lets im Wedding.

Gemeinsame Winterfestmachung des Parklets in der Sprengelstraße am 26. November. Links im Bild ist der neue Regenwasserspeicher, der im Frühling in Betrieb gehen soll. Foto: Hensel
Gemein­sa­me Win­ter­fest­ma­chung des Park­lets in der Spren­gelstra­ße am 26. Novem­ber. Links im Bild ist der neue Regen­was­ser­spei­cher, der im Früh­ling in Betrieb gehen soll. Foto: Hensel

Was ist ein Parklet?

Park­lets sind bepflanz­ba­re Stadt­mö­bel, die neben dem Geh­weg auf der Stra­ße auf­ge­stellt wer­den. Sie erset­zen einen Auto-Stell­platz. Für den Bau von Park­lets gibt es eine Senats­pro­gramm. Für den Bau eines der Stadt­mö­bel wird ein Zuschuss von 3500 Euro gewährt. Die Park­let-Stand­or­te sind jeweils für ein Jahr geneh­migt. Die Pfle­ge wird von ehren­amt­li­chen Teams aus der jewei­li­gen Nach­bar­schaft über­nom­men – von Ver­ei­nen, sozia­len Ein­rich­tun­gen oder Initia­ti­ven. Das Vor­han­den­sein einer sol­chen Grup­pe ist eine Vor­aus­set­zung für die Geneh­mi­gung. Die Park­lets sol­len das Stadt­grün för­dern und Treff­punk­te für die Nach­bar­schaft sein. Für den Park­let­bau gibt es stan­dar­di­sier­te Bau­sät­ze. Die jewei­li­ge Initia­ti­ve kann aus meh­re­ren Model­len wäh­len – mit Sitz­bank, mit mehr oder weni­ger Pflanz­flä­che, mit Podest oder ohne.

Das Parklet in der Adolfstraße wurde am 26. November winterfest gemacht. Foto: Hensel
Das Park­let in der Adolf­stra­ße wur­de am 26. Novem­ber win­ter­fest gemacht. Foto: Hensel

Wo sind die Weddinger Stadtmöbel?

In die­sem Jahr sind im Wed­ding eine Rei­he von Park­lets ent­stan­den. Fol­gen­de Stand­or­te hat­ten 2022 eine Geneh­mi­gung: Adolf­stra­ße 27a, Dem­mi­ner Stra­ße 28, Frei­en­wal­der Stra­ße 17, Frei­en­wal­der Stra­ße 27, Gen­ter Stra­ße 56, Grün­ta­ler Stra­ße 21, Kun­kel­stra­ße 13, Mal­plaquet­stra­ße 41, Rave­né­stra­ße 10, Spren­gelstra­ße 15, Stet­ti­ner Stra­ße 4, Stet­ti­ner Stra­ße 38, Togo­stra­ße 78. Auch in der Bel­ler­mann­stra­ße gibt es ein Park­let. Das führt der Senat aber nicht auf, ver­mut­lich, weil es nicht im regu­lä­ren Stra­ßen­raum steht, son­dern zwi­schen den Kiez­blocks. Dort bean­sprucht es kei­nen Auto-Park­platz und ist Teil des Bel­ler­mann­gar­tens. Wie im Lau­fe des Jah­res in den Wed­din­ger Kiezen beob­ach­tet wer­den konn­te, funk­tio­nier­ten bei den meis­ten Park­lets Auf­stel­lung, Bepflan­zung und Pfle­ge gut. Ein beson­ders enga­gier­tes Park­let­pfle­ge­team gibt es offen­sicht­lich in der Spren­gelstra­ße, was an der üppi­gen Bepflan­zung im Som­mer zu sehen war. Hier gärt­nern unter ande­rem Mit­glie­der des AG Kli­ma und Kiez in dem Stadtmöbel.

Das Parklet vor dem Nachbarschaftsladen in der Sprengelstraße im Sommer 2022. Foto: Hensel
Das Park­let vor dem Nach­bar­schafts­la­den in der Spren­gelstra­ße im Som­mer 2022. Foto: Hensel

Welche Parklets wird es 2023 im Wedding geben?

Beim Senat sind für das kom­men­de Jahr 80 Anträ­ge für Park­let­stand­or­te in der gan­zen Stadt ein­ge­gan­gen. Das geht aus einer Ant­wort des Senats auf eine Nach­fra­ge der Abge­ord­ne­ten Felix Reif­schnei­der (FDP) her­vor. Nach der Vor­prü­fung durch die betreu­en­den Ver­ei­ne Natur­freun­de Ber­lin e.V. und Ber­lin 21 e.V. müs­sen nun die Bezir­ke die Geneh­mi­gun­gen aus­spre­chen. Unter den Anträ­gen aus dem Wed­ding sind vie­le bereits bestehen­de Park­lets, die für eine wei­te­re Sai­son eine Geneh­mi­gung für die Nut­zung des Stra­ßen­raums haben möch­ten. Aber auch neue Stand­or­te wur­den bean­tragt wie zum Bei­spiel einer in der Feh­mar­ner Straße. 

Bei der Eröffung des Parklets in der Adolfstraße. Foto: Hensel
Bei der Eröf­fung des Park­lets in der Adolf­stra­ße. Foto: Hensel

Welche Probleme gab es mit den Parklets?

Der Abge­ord­ne­te Felix Reif­schnei­der hat­te den Senat in sei­ner Anfra­ge auch nach Pro­ble­men mit den Park­lets gefragt. Der Ant­wort der Senats­um­welt­ver­wal­tung vom 7. Novem­ber ist zu ent­neh­men, dass im Wed­ding kei­ne Pro­ble­me (mit Van­da­lis­mus) bekannt sind. Umset­zun­gen der Stadt­mö­bel habe es nicht gege­ben. Der Abge­ord­ne­te hat­te auch danach gefragt, in wie vie­len Fäl­len und an wel­chen Park­let­stand­or­ten Abfäl­le, Pla­ka­tie­run­gen oder ähn­li­ches besei­tigt wer­den muss­ten. Die Ant­wort des Senats unter­streicht das Kon­zept der Pfle­ge durch die Nach­bar­schaft: „Die Initia­ti­ven sind ver­pflich­tet, die Park­lets sau­ber zu hal­ten. Hier­zu zählt auch die Abfall­be­sei­ti­gung. Über Art und Umfang der ange­fal­le­nen Abfäl­le bzw. Pla­ka­tie­run­gen o.ä. lie­gen kei­ne Infor­ma­tio­nen vor. Bis­lang muss­te kei­ne Initia­ti­ve zur Müll­be­sei­ti­gung auf­ge­for­dert wer­den.“ Ver­si­che­rungs­fäl­le habe es in kei­nem ein­zi­gen Fall gege­ben, ant­wor­tet der Senat auf eine wei­te­re Fra­ge des Abgeordneten.

Bezirksstadträtin Dr. Almut Neumann gießt bei der Eröffnung des Parklets in der Adolfstraße. Foto: Hensel
Bezirks­stadt­rä­tin Dr. Almut Neu­mann gießt bei der Eröff­nung des Park­lets in der Adolf­stra­ße. Foto: Hensel

Gab es Beschwerden?

Im Vor­feld hat es in der Bewoh­ner­schaft auch im Wed­ding Beden­ken hin­sicht­lich der Park­lets gege­ben. Ins­be­son­de­re in den sozia­len Medi­en wur­den sie viel­fach geäu­ßert. Die­se griff der Abge­ord­ne­te Felix Reif­schnei­der mit einer wei­te­ren Fra­ge auf: Wie vie­le Beschwer­den von Anwoh­ne­rin­nen und Anwoh­nern mit Blick auf Park­lets gab es bis­lang, bspw. bei Beschä­di­gung, Ver­mül­lung oder Lärm­be­läs­ti­gung? Die Ant­wort ist für Befürworter:innen der Stadt­mö­bel erfreu­lich, für Gegner:innen eher ernüch­ternd: „Über ein­ge­gan­ge­ne Beschwer­den wird bei der Senats­ver­wal­tung für Umwelt, Mobi­li­tät, Ver­brau­cher- und Kli­ma­schutz, den Bezir­ken sowie den betei­lig­ten Ver­ei­nen kei­ne Sta­tis­tik geführt. Es sind seit Start der För­de­rung ca. 10 Beschwer­de­mails bei der Senats­ver­wal­tung für Umwelt, Mobi­li­tät, Ver­brau­cher- und Kli­ma­schutz ein­ge­gan­gen. Die­se hat­ten in der Regel den Park­platz­ver­lust als Kern der Beschwerde.“

Parklet in der Stettiner Straße im Frühjahr - noch unbespflanzt. Foto: Hensel
Park­let in der Stet­ti­ner Stra­ße im Früh­jahr – noch unbe­pflanzt. Foto: Hensel

Was sagen die Menschen im Kiez?

Wie kom­men die Park­lets in der unmit­tel­ba­ren Nach­bar­schaft an? Stu­die­ren­de der Hoch­schu­le für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung Ebers­wal­de haben sich in die­sem Som­mer mit die­ser Fra­ge beschäf­tigt, am Bei­spiel des Park­lets in der Spren­gelstra­ße. Sie haben ins­ge­samt 122 Per­so­nen per Online-Fra­ge­bo­gen und per Stra­ßen­be­fra­gung um ihre Mei­nung gebe­ten. In der klei­nen Umfra­ge kam her­aus, dass die meis­ten Teilnehmer:innen (80 Pro­zent) Park­lets als gute Orte für neu­es Stra­ßen­grün und eine öko­lo­gi­sche­re Stadt sehen. Auch jene Befrag­te, die ein Auto besit­zen, sehen das zu 66 Pro­zent so. Park­lets wur­den ins­ge­samt von Parkplatznutzer:innen aber schlech­ter bewer­tet. Nur eine knap­pe Mehr­heit die­ser Grup­pe (56 Pro­zent) war für wei­te­re Park­lets. Dage­gen wünsch­ten sich 79 Pro­zent der Befrag­ten ohne Auto noch mehr der Stadt­mö­bel. In der Befra­gung wur­den Park­lets am häu­figs­ten als Verb­schö­ne­rung und Auf­wer­tung der Nach­bar­schaft, als Orte im Kiez von Nachbar:innen und für Nachbar:innen, als sozia­le Treff­punk­te und Orte der Mit­be­stim­mung gese­hen. Fast alle Teil­neh­men­den (100 Per­so­nen) fan­den es gut, dass das Park­let den Park­raum eines PKW in Anspruch nimmt. 

Ist das Parklet in der Sprengelstraße top oder flop? Passant:innen wurden dazu befragt. Foto: HNEE
Ist das Park­let in der Spren­gelstra­ße top oder flop? Passant:innen wur­den dazu befragt. Foto: HNEE

Parklet-winterfest-Pflanzspaziergang

Ein­ge­la­den zum Park­let-win­ter­fest-Pflanz­spa­zier­gang hat­ten die Stadt­teil­ko­or­di­na­ti­on Wed­ding Zen­trum, das Team von GoN­a­tu­re und die drei Park­let-Teams aus dem Spren­gel­kiez, dem Anton­kiez und dem Mal­plaquet­kiez. Gemein­sam spa­zier­ten die Akti­ven von Park­let zu Park­let, ent­fern­ten Ver­schmut­zun­gen, steck­ten Blu­men­zwie­beln, sorg­ten für Frost­schutz durch Blatt­werk und kamen über die ehren­amt­li­che Auf­ga­be ins Gespräch. Der Spa­zier­gang star­te­te am Spr­en­gel­haus, wo die AG Kli­ma und Kiez auch ihre neue Regen­ton­ne auf­stell­te. Bei Tee und Glüh­wein tausch­ten sich die Teilnehmer:innen über die Stadt­na­tur aus. Nach einem Besuch beim Park­let in der Adolf­stra­ße – auf dem Weg wur­de flei­ßig Müll gesam­melt – ende­te der Spa­zier­gang am Park­let in der Mal­plaquet­stra­ße 43.

Ehrenamtliche Helfer:innen säubern das Parklet in der Malplaquetstraße und stecken Blumenzwiebeln für den nächsten Frühling. Foto: Hensel
Ehren­amt­li­che Helfer:innen säu­bern das Park­let in der Mal­plaquet­stra­ße und ste­cken Blu­men­zwie­beln für den nächs­ten Früh­ling. Foto: Hensel

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

2 Comments

  1. Guten Mor­gen,
    Ja,ichfreue mich über die­se schö­nen Bepflan­zun­gen der Parklets,die natür­lich vor allem in ver­kehrs­ar­men Stra­ßen mit enga­gier­ten Anwoh­ne­rIn­nen entstehen.Ob man ger­ne dort sit­zen will z.B.in der viel­be­fah­re­nen Gen­ter­stras­se bezweif­le ich aller­dings, so ein­ge­klemmt zwi­schen par­ken­den Autos und vorbeifahrenden/rasenden Autos.
    Ich schla­ge des­halb vor ein paar Sitz­lets auf dem Rat­haus­platz auf­zu­stel­len, mit wun­der­schö­ner Bepflan­zung, ich bin sicher die Rat­haus­mit­ar­bei­ter wür­den sich enga­gie­ren und auch die enga­gier­te Schil­ler­bi­bli­thek könn­te ein Pro­jekt initi­ie­ren, muss ja nicht immer Tech­nik sein.
    Ich wür­de mich über eine Ver­öf­fent­li­chung mei­nes Kom­men­tars freu­en und die Natur natür­lich auch!
    MfG Susan­ne Ringel

    • Das sind schö­ne Vor­schlä­ge! Das Team z.B. der Schil­ler­bi­blio­thek müss­te sich dazu ent­schlie­ßen und den Stand­ort bean­tra­gen. Der Sinn ist ja, dass es zuerst fes­te Grup­pe gibt, die sich enga­gie­ren möch­te und erst dann das Park­let. Damit soll sicher­ge­stellt wer­den, dass die Park­lets auch gepflegt wer­den. Das klappt ja auch sehr gut. Wenn Du also mal in der Biblio­thek bist, könn­test Du das dort ja mal anre­gen. Eine schö­ne Idee wäre es.

      Übri­gens kann auch eine Begrü­nung auf einer beleb­ten Stra­ße Sinn machen. In mei­nem Kiez ist die Gleim-Oase das bes­te Bei­spiel. Ohne wäre die Ecke viel schreck­li­cher. Zumal der gan­ze Kiez um die Gen­ter Stra­ße ja noch ver­kehrs­be­ru­higt wird (Brüs­se­ler Kiez­block, sie­he Arti­kel dazu). Dann könn­te sich das mit dem Ver­kehrs­lärm ja auch ändern.

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