Teil 1 unseres Jahresrückblicks. Keine Rückschau ohne das beherrschende Thema „Teurer Wohnraum“ mit all seinen Facetten. Das hat auch viele Beiträge auf dem Weddingweiser geprägt. Was sonst noch so los war in Wedding und Gesundbrunnen? Unser Jahresrückblick gibt Aufschluss.
Wohnraum ist ein knappes Gut in Berlin, wovon auch unser Stadtteil inzwischen nicht mehr verschont ist. Vorbei die Zeiten, als man problemlos im unangesagten und verrufenen Wedding eine preiswerte Wohnung fand. Und auch wer hier bereits wohnt, erlebt die Veränderungen:0 Mehrfamilienhäuser werden verkauft – was Hausgemeinschaften wie AmMa65 mobilisiert. In immer mehr Milieuschutzgebieten (gerade sind neue hinzugekommen) prüft der Bezirk Mitte jetzt sein Vorkaufsrecht, darüber hinaus organisieren Mieter ihren Widerstand gegen gewinnorientierte Konzerne wie Vonovia. Neue Wohnungsbauprojekte entstehen auf den letzten Baulücken und Freiräumen im Kiez, wenn auch nicht jeder Plan aufgeht: Das ambitionierte Projekt pswedding rund um die leerstehende Schule in der Swinemünder Straße drohte zuletzt zu scheitern. Doch auch Mietshäuser, um die sich die Besitzer nicht kümmern, erregen die Gemüter. 2018 musste das Haus Kameruner Straße 5, in dem zahlreiche illegale Bewohner ohne Strom und Wasser hausten, polizeilich geräumt werden.
Panoramablick vom Bayer-Hochhaus
Fotos: Sebastian Wischmann
Ein (Ob)Dach oder nicht
Der ganze Mieten-Irrsinn inspirierte auch viele Teilnehmer unseres Videowettbewerbs, der unter dem Motto „Wohnsinn im Wedding“ stand. Gewonnen hat ein Beitrag, der das Thema Obdachlosigkeit aufgriff. Auch eine Weddingweiser-Autorin hatte sich künstlerisch damit auseinandergesetzt und eine Ausstellung organisiert, die – bezeichnenderweise – selbst erst einmal kein „Obdach“ fand. Und in diesem Herbst haben Weddingerinnen mit großem Erfolg eine Aktion gestartet, um Geld für Tampons und Binden für obdachlose Frauen zu sammeln.
Ein Weg, drei Straßen und was darauf herumsteht
Die Häuser im Wedding stehen an Straßen und Plätzen. Zwar wohnt niemand rund um das Jobcenter, dem früheren Rathausturm an der Müllerstraße. Doch im Rahmen der unendlichen Sanierung des ansonsten namen- und leblosen Rathausplatzes wurde ein Fußweg, offiziell Limburger Straße, in Elise-und-Otto-Hampel-Weg umbenannt. Dieses Ehepaar hatte im Zweiten Weltkrieg Widerstand gegen das Nazi-Regime geleistet. Von Umbenennungen betroffen sind hingegen Tausende Anwohner im Afrikanischen Viertel: Nach dem peinlichen Namensfindungsprozess im Jahr 2017 wurden im Frühjahr vier Namen für drei Straßen vorgestellt, die unterschiedliche Facetten des Widerstands gegen Kolonialismus abbilden. Die zwei Protagonisten der deutschen Kolonialgeschichte, die der Lüderitzstraße und dem Nachtigalplatz ihre Namen gaben, werden spurlos aus dem Straßenbild getilgt. Die (1986 auf einen Nazi-Widerstandskämpfer umgewidmete) Petersallee wird ebenfalls umbenannt und ihre zwei Hälften bekommen sogar unterschiedliche Namen. Die Anwohner der betroffenen Lüderitzstraße hatten derweil Gelegenheit, ein Straßenfest zu genießen, das Gewerbetreibende und Künstler im Mai organisiert hatten.
Es gibt immer mehr Lebensmittelretter – auch eine App, die übriggebliebene Speisen in Restaurants und Cafés an Engagierte organisiert, haben wir auf dem Blog vorgestellt. Doch noch immer werden zu viele Lebensmittel aus Privathaushalten weggeworfen. Oft werden sie mit Einkaufswagen bis vor die heimische Haustür transportiert – die Wagen werden einfach auf der Straße stehengelassen. Daran haben wir uns im Wedding leider gewöhnt.
Was im Wedding noch so los war, erfahrt ihr im zweiten Teil des Jahresrückblicks. Den gesamten Rückblick gibt es für Abonnenten unseres Newsletters, für den ihr euch hier anmelden könnt.