Wie kaum ein anderes Weddinger Gebäude steht das ehemalige französische Kulturzentrum für die alliierte Nachkriegsgeschichte im Berliner Norden. Vor dem Hochhaus an der Müllerstraße steht als Hingucker eine Mini-Ausgabe des Eiffelturms, eingefasst in einen typisch deutschen Jägerzaun. Klischeehafter geht es eigentlich nicht. Und doch drückt dieser kuriose deutsch-französische Zwitter die Widersprüchlichkeit dieses Ortes ganz besonders treffend aus.
Ich treffe mich mit Florian Fangmann, dem Geschäftsführer des Centre Français de Berlin. Der 31-Jährige leitet seit März 2012 die binationale Begegnungsstätte. Zu dem ausgedehnten Gebäudekomplex gehören neben dem Centre auch ein Drei-Sterne-Hotel, ein französisches Restaurant und ein Veranstaltungssaal. Die Gebäude sind in eine grüne Parklandschaft eingebettet – Ausdruck einer Großzügigkeit, die der Französischen Republik in ihrem Sektor, zu dem der Wedding gehörte, besonders wichtig zu sein schien.
Symbol der Verbundenheit
„Um diesen Ort zu verstehen, muss man in die Geschichte des geteilten Berlins zurückschauen“, sagt Florian Fangmann. Das 1960 gebaute sechsgeschossige Hochhaus im Stil der internationalen Moderne diente nämlich bis 1992 als offizielles Kulturzentrum der französischen Schutzmacht. Das Maison de France am Kurfürstendamm liegt zwar prominenter, aber nicht im Gebiet des damaligen französischen Sektors. Und die Franzosen wollten den Weddingern etwas bieten: „Es gab eine Bibliothek, ein Kino, Ausstellungen und sogar französische Kochkurse“, berichtet Florian Fangmann.
Was macht das “Centre” heute?
Der gebürtige Oldenburger hat eine Mutter, die aus Frankreich stammt. Kein Wunder, dass die Arbeit im Centre Français für ihn ein echter Traumjob ist: „Es ist spannend, zwischen zwei Kulturen zu arbeiten, die mir beide gleichermaßen vertraut sind“, erklärt Florian Fangmann. Er mag es nicht, wenn Klischees verstärkt werden: „Mir ist es wichtig, durch die Austauschprogramme den Reichtum aus beiden Kulturen zu vermitteln.“ Begegnungen zwischen Menschen aus zwei einst verfeindeten Ländern zu ermöglichen, ist auch nach dem Abzug der französischen Armee Dreh- und Angelpunkt des 1995 gegründeten Zentrums. Getragen von einem französischen Verein (CEI) und der deutschen SPI-Stiftung, lebt das Centre Français heute in erster Linie von Austauschprojekten: „Allein im Rahmen der Städtepartnerschaft Berlin-Paris betreiben wir 35 Projekte im sozialpädagogischen Bereich“, beschreibt Florian Fangmann den Schwerpunkt seiner Arbeit – z.B. auch im Soldiner Kiez im Wedding. Dazu kommen noch die Durchführung des einjährigen Schüleraustauschprogramms namens „Voltaire“ für das Deutsch-Französische Jugendwerk sowie ein Vermittlungsbüro für junge Arbeitnehmer, die im Ausland arbeiten möchten.
Ein Kino im Dornröschenschlaf
Da bleibt den sieben ständigen Mitarbeitern des Centre viel zu wenig Zeit, das zweifellos vorhandene Potenzial des Ortes wiederzubeleben. Ab Mitte der 1990er Jahre wurde aus dem einstigen Gästehaus ein kleines Hotel, das sich selbst tragen muss. Es beherbergt auch regelmäßig Jugendgruppen. Der 230 Plätze fassende Veranstaltungsraum im unverfälschten Ambiente der frühen 1960er Jahre ist sowohl das Sorgenkind als auch der größte Hoffnungsträger für das Baudenkmal: „2010 musste der Saal schließen, weil er nicht mehr den heutigen Brandschutzanforderungen genügte“, sagt der Geschäftsführer. Doch nun hat Fangmann 650.000 Euro u.a. aus Lottogeldern zur Verfügung, die für die Sanierung der Heizung, eine Klimaanlage und den Brandschutz aufgebracht werden können. „Leider ist damit das Gebäude selbst noch nicht einmal renoviert“, bedauert Florian Fangmann. Nur durch die Mieteinnahmen des im Centre untergebrachten SPI-Instituts und den separaten Hotel- und Restaurantbetrieb kann die Begegnungsstätte überhaupt über die Runden kommen. Schön wäre es, wenn der Saal durch Kinofilme und andere kulturelle Veranstaltungen wieder von sich reden macht. Ende Mai 2014 wird der Saal wiedereröffnet. Allein schon durch die Fête de la Musique, die immer am 21. Juni auf dem Rasen vor dem Centre stattfindet, ist die Adresse an der Müllerstraße Hunderten Musikfans als Konzertort ein Begriff geworden.
Wen interessiert überhaupt noch Frankreich?
Das Thema deutsch-französische Versöhnung erscheint in diesem Jahr, in dem der Elysee-Vertrag seinen 50. Geburtstag feiert, gerade im Wedding ein wenig aus der Zeit geraten. Was hat die französische Präsenz in Berlin noch mit dem heutigen Wedding zu tun? „Eine ganze Menge“, glaubt Florian Fangmann. Immerhin wohnen 30.000 überwiegend junge Franzosen in Berlin, ein nicht unerheblicher Teil auch in unserem Ortsteil. Doch auch die Teilnehmer der Jugendprogramme erwerben wichtige soziale Kompetenzen. „Junge Berliner mit Migrationshintergrund werden von ihren französischen Altersgenossen als Vertreter Deutschlands empfunden“, erklärt Florian Fangmann. Sie transportieren, ob sie wollen oder nicht, das Image ihres Landes, definieren sich dadurch ganz neu und tragen ebenso wie Schüler, die die Sprache des Nachbarn lernen, zur deutsch-französischen Versöhnung bei.
Mühelos in beiden Kulturen
Die französische Telefonzelle vor der Eiffelturm-Nachbildung, eine von acht Bücherboxen in Berlin, dient seit Mitte Juni ebenfalls dem Austausch – wenn auch auf andere Art: in der “cabine téléphonique” stehen Bücher, die man sich einfach mitnehmen kann. Und wer mag, kann auch seine ausgelesenen Bücher in die Zelle bringen.
Egal, ob sich ältere Weddinger beim sommerlichen Volksfest der Nostalgie der französischen Sektorenzeit hingeben oder ob junge Migranten über die Austauschprogramme ganz neue Horizonte kennenlernen: das über 50 Jahre alte Centre Français ist ein Ort der Annäherung, der Begegnung und auch des Sprachengewirrs. Gut, dass Florian Fangmann mühelos zwischen beiden Kulturen und Sprachen hin – und hernavigieren kann. Auf die Frage, was am Arbeitsalltag im Centre ganz besonders französisch ist, antwortet er: „Wir essen jeden Mittag gemeinsam, und dafür nehmen wir uns mindestens eine Stunde Zeit!“ Noch ein Klischee, aber ein besonders schönes…
Website des Centre Français
Website des Hôtel de France
Müllerstr. 74, 13349 Berlin
Tel.: Centre: 030 459 793 99, Hotel: 030 417 29 0
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Ein wirklich schöner Ort. So detailgetreu lässt sich die Architektur der 60er Jahre in Berlin kaum erleben. Von Mosaiken über Wandinstallationen bis hin zu Lichtschaltern ist (auf Grund des Geldmangels?) vieles Erhalten geblieben. Hoffentlich sind sich die Verantwortlichen dessen bewusst und stecken das Geld zur Sanierung nicht in die Falschen Vorhaben.
Eine Auffrischung könnten im Übrigen auch die großzügigen Außenanlagen vertragen. Gerade der Hof ist doch arg zugewachsen.