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Erster U‑Bahn-Tunnel Deutschlands:
Unterirdische Sensation

Die ers­te U‑Bahn in Deutsch­land, weiß ja jeder, war die Stre­cke der heu­ti­gen U1, die 1902 eröff­net wur­de. Wirk­lich? Nicht ganz: Schon 1897 ver­ban­den erst­mals in einem Tun­nel lie­gen­de Schie­nen die bei­den AEG-Fabri­ken zwi­schen der Acker­stra­ße und der Vol­ta­stra­ße. Aller­dings war das Gan­ze eher eine Ver­suchs­stre­cke, die nie­mals für die Öffent­lich­keit frei­ge­ge­ben war. Bei der Lan­gen Nacht der Unter­wel­ten am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de konn­te der Tun­nel wie­der besich­tigt werden. 

Der Wed­din­ger Foto­graf Mark Rau­ten­berg hat den Tun­nel im Auf­trag des Ver­eins Ber­li­ner Unter­wel­ten e.V., der eine eige­ne Tun­nel­tour anbie­tet, fotografiert. 

Fotos: Ber­li­ner Unter­wel­ten / https://www.kabgrafie.com

Der Tun­nel selbst ist 295 Meter lang. Elek­trisch ange­trie­be­ne Züge brach­ten Arbei­ter und Mate­ri­al zwi­schen den bei­den Stand­or­ten hin und her. Die AEG stand in Kon­kur­renz zu Sie­mens, was die Kom­pe­tenz in Sachen U‑Bahn-Bau anging. In Ber­lin setz­te sich bekannt­lich Sie­mens aller­dings mit der preis­wer­te­ren Hoch­bahn durch. 

Die AEG nutz­te ihren Tun­nel aber wei­ter­hin betriebs­in­tern und zu Test­zwe­cken. Um 1910 wur­de die öst­li­che Tun­nel­ram­pe abge­bro­chen und der Tun­nel in den Kel­ler eines Neu­baus ver­län­gert. Im Ers­ten Welt­krieg dien­te der Tun­nel der Muni­ti­ons­pro­duk­ti­on, im Zwei­ten Welt­krieg als Werk­luft­schutz­an­la­ge für die Betriebs­an­ge­hö­ri­gen. 1984 schließ­lich wur­de der Stand­ort durch die AEG geschlossen. 

Seit dem Früh­jahr 2016 hat der Ver­ein mit Unter­stüt­zung des Eigen­tü­mers, der GSG, das Bau­werk instand­ge­setzt und das his­to­ri­sche Gleis wie­der frei­ge­legt.
Und für die bekann­te Fern­seh­se­rie “Baby­lon Ber­lin” dien­te der Tun­nel bereits zwei Mal als Drehort.

Fotos: Ber­li­ner Unter­wel­ten / https://www.kabgrafie.com

Und bis die ers­te rich­ti­ge U‑Bahn den Wed­ding erreich­te, soll­te es noch ein Weil­chen dau­ern: Vor hun­dert Jah­ren, 1923, war es mit der Stre­cke der heu­ti­gen U6 bis See­stra­ße so weit. 

weddingweiserredaktion

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3 Comments

  1. Es gab doch noch eine U‑Bahn. Die­se soll­te fuer die indus­trie und Han­dels Aus­stel­lung 1896 fer­tig wer­den – ist es aber erst 1897 gewor­den. Was war mit dieser?

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