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Raus aus dem Wedding:
Radtour (nicht nur) für Tegel-Nostalgiker

Ein Ausflug rund um den früheren Flughafen
26. Juli 2020

Ob ihr Fans der Luft­fahrt, Tegel-Nost­al­gi­ker oder ein­fach Freun­de von Skur­ri­li­tä­ten seid: Die­se Rad­tour führt euch an den Rand des Roll­felds, das schon ver­waist ist. Denn dort gibt es so eini­ges Kurio­ses zu ent­de­cken – wie zum Bei­spiel eine Boe­ing 707 aus den spä­ten Fünzigerjahren.

Beliebter Uferweg

Los geht’s am Nord­ufer Ecke See­stra­ße, wo an war­men Som­mer­ta­gen reger Betrieb von und zum Strand­bad Plöt­zen­see herrscht. Wir fah­ren das Nord­ufer ent­lang, vor­bei am Frei­ba­d­ein­gang, dem Jugend­gäs­te­haus und den Ten­nis­plät­zen. Nun muss man der grün-wei­ßen Beschil­de­rung des Rad­wegs nach Span­dau fol­gen, der erst durch die Kolo­nie Plöt­zen­see, nach links abknickt und dann nach einer Ram­pe direkt am idyl­li­schen Ufer des Hohen­zol­lern­ka­nals ent­lang­führt. Dort ver­lässt man für einen Kilo­me­ter den Ufer­weg, um das Sta­de Napo­lé­on zu umrun­den, aber dann geht es an den Graf­fi­ti­wän­den des Napo­le­on­kais wie­der am grü­nen Ufer ent­lang. Nach Unter­que­rung von zwei Brü­cken tref­fen wir Ang­ler sowie zahl­rei­che Spa­zier­gän­ger, Inline-Ska­ter und Rad­ler. Kein Wun­der, ist dies doch die längs­te Stre­cke im Wed­ding, wo man rich­tig Speed geben kann.

Vom nahen Flug­ha­fen ahnt man nichts – zu idyl­lisch sind die Bäu­me am Was­ser und die Klein­gär­ten. An der Kreu­zung des Rad­wegs mit der Mäcke­ritz­brü­cke bie­gen wir rechts ab in die Sied­lung Mäcke­rit­z­wie­sen. Hin­ter der Bus­wen­de­schlei­fe geht es nun immer gera­de­aus: Nach den kreu­zen­den Wegen der Klein­gar­ten­ko­lo­nien wird der Weg zu einem sehr schma­len Pfad an einer häss­li­chen Beton­mau­er, die mit NATO-Sta­chel­draht gekrönt ist. „Mili­tä­ri­scher Sicherheitsbereich“-Schilder tun ihr Übri­ges, um klar zu machen: Hier sind wir in einer hoch gesi­cher­ten Zone. Selbst mit Schuss­waf­fen­ge­brauch wird gedroht. Aber davon las­sen wir uns nicht abschre­cken! Übri­gens gewäh­ren manch­mal „Bull­au­gen“ einen Blick durch die Mauer.

 

Flughafen mit See

Nach etwa einem Kilo­me­ter kommt das freie Flug­feld in Sicht. Hier steht seit den 1980er-Jah­ren eine Boe­ing 707. Sie kam 1986 nach Ber­lin, zu einer Zeit, als die Luft­han­sa die Mau­er­stadt nicht anflie­gen durf­te. Die Maschi­ne hat­te der Her­stel­ler Boe­ing von der israe­li­schen EL AL gekauft, in Luft­han­sa-Far­ben lackiert und mit allier­ter Geneh­mi­gung nach Ber­lin gebracht. Dort steht sie nun lei­der acht­los in einer Ecke des Roll­felds und ros­tet vor sich hin.

Zwi­schen den Posi­ti­ons­leuch­ten geht es nun direkt am Roll­feld ent­lang, in der Fer­ne kann man gut das Ter­mi­nal­ge­bäu­de und sogar den Fern­seh­turm erken­nen. Hier zeigt sich, wel­ches Poten­zi­al die­se Frei­flä­che in zen­tra­ler Lage Ber­lins ent­fal­ten kann, sobald der Flug­be­trieb ein­ge­stellt ist. Wenn man Glück hat, kann man hier auch unmit­tel­bar den Start oder die Lan­dung eines Flug­zeugs direkt über sich erle­ben für man­chen viel­leicht ein zwei­fel­haf­tes Vergnügen.

Flug­ha­fen­see

Wei­ter geht es immer gera­de­aus, auf einem san­di­gen Weg in den Wald der Jung­fern­hei­de. Dort trifft man nach etwa einem Kilo­me­ter auf einen brei­ten Quer­weg. Wir bie­gen rechts ab und fol­gen die­sem Weg, bis nach etwa zwei Kilo­me­tern fla­che Gebäu­de auf den 30 ha gro­ßen Flug­ha­fen­see hin­deu­ten. Der 1953 – 1978 durch Kies­ab­bau ent­stan­de­ne Bag­ger­see ist mit 34 Metern das tiefs­te Gewäs­ser Ber­lins! Ganz neben­bei ist hier ein Natur­schutz­ge­biet ent­stan­den, das aber gleich­zei­tig unzäh­li­ge Bade­stel­len bie­tet. Vor allem der süd­west­li­che Ufer­teil ist heu­te ein Vogel­schutz­ge­biet, das vom ansons­ten frei zugäng­li­chen Bade­see durch Zäu­ne mit Betre­tungs­ver­bot bzw. auf dem Was­ser durch Bojen getrennt ist. Kuri­os ist der direk­te Blick auf Gebäu­de des Flug­ha­fens Tegel. Am Wes­t­en­de des Sees befin­det sich eine Aussichtsplattform.

Tegel-Nostalgiker
Pla­ne­s­pot­ter

Wir fol­gen wei­ter dem Haupt­weg, umrun­den ein Vor­be­cken und bald kommt die Sei­del­stra­ße in Sicht. Wir bie­gen rechts ab und fol­gen die­ser Stra­ße über die Auto­bahn, unter der U‑Bahn-Brü­cke durch und auf der Scharn­we­ber- und Mül­lerstra­ße geht es wie­der zurück in den Wed­ding. Am Ura­nus­weg Ecke Mete­or­stra­ße fah­ren konn­te man bis zur Schlie­ßung des Flug­ha­fens die “Pla­ne­s­pot­ter” bewun­dern (vor allem abends). Hier konn­te man sich auf die Böschung set­zen und den Flug­zeu­gen beim Lan­den zusehen.

Län­ge Nord­ufer – Kurt-Schu­ma­cher-Platz cir­ca 13 Kilo­me­ter. Bade­ge­le­gen­heit: Strand­bad Plöt­zen­see, Flughafensee.

Fotos: Samu­el Orsenne

Kar­te: Goog­le Maps

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

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