Wenn man westlich vom Volkspark Rehberge und in der Nähe vom Flughafen Tegel unterwegs ist, erreichte man ganz im Westen das Ende des Flughafenzauns. Dort, am Ende von der Landebahn, versteckt zwischen Gestrüpp, stand bis Mai 2021 ganz verlassen Tegels Boeing 707.
August 2020: In Berlin lernt man schnell, dass alles in dieser Stadt eine Geschichte hat. Immer wenn etwas ein bisschen unorthodox aussieht, ist es das meist auch.
Es gibt am Flughafen Tegel eine Menge alte und ausgemusterte Flugzeuge, die für Trainings genutzt werden. Aber die einsame Boeing 707 sieht dort im Gestrüpp nicht wie eine Trainingsmaschine aus. Es gibt am Flugzeug keinerlei Spuren von Rauch oder Feuerschäden, noch sind in der Nähe Gebäude, die für Übungen genutzt werden könnten. Mit ihrer Lufthansa-Lackierung aus den Sechzigerjahren sieht die Boeing 707 irgendwie vergessen und, wie so viel in dieser Stadt, ein bisschen eigenartig aus.
Entführung auf dem Weg nach Amsterdam
Die Boeing 707 am Flughafen Tegel hat eine ziemlich bewegte Geschichte. Sie wurde 1961 für die israelische Airline El Al gebaut. Am 6. September 1970 wurde die Maschine auf einem Flug nach Amsterdam entführt. Am gleichen Tag wurde drei weitere Flugzeuge durch die Popular Front for the Liberation of Palestine (PFLP) entführt. Die Tegeler 707 wurde durch Patrick Argüello und Leila Khaled entführt.
Während der Entführung führte der Pilot einen sogenannten “Parabelflug” durch, bei dem er das Flugzeug in einen Sturzflug brachte, wodurch in der Kabine Chaos entstand. Israelische Sicherheitsbeamte konnten in Folge dessen die Entführer fesseln und auf dem Ausweichflughafen London Heathrow den lokalen Ermittlern übergeben.
Nach Berlin im Schutz der Nacht
Die Tegeler 707 ist im Anschluss weiter für die israelische Fluglinie El Al geflogen. Anschließend war sie Teil der Flotte von Arkia. In den Achtzigern kaufte Boeing die Machine zurück, um sie im Rahmen der Feierlichkeiten zum 750. Geburtstag der Stadt an Westberlin zu verschenken.
Zur gleichen Zeit hatte die Lufthansa ihre 200. Boeing Maschine gekauft, weshalb Boeing die Tegeler 707 passend im Lufthansadesign lackierte. Der Flugraum über Westberlin war in den Achtzigern allerdings noch unter Kontrolle der Allierten, weshalb Lufthansa die 707 nicht nach Tegel fliegen durfte. Zu dem Zeitpunkt durften weder eine deutsche Fluglinie, noch ein deutscher Pilot im Westberliner Luftraum fliegen.
Boeing entschied sich dazu, die Lufthansa-Lackierung mit weißen Aufklebern zu verdecken und die Maschine mit Hilfe eines amerikanischen Piloten nachts nach Tegel zu fliegen. Am Morgen waren die Aufkleber verschwunden und Passagiere in Tegel wunderten sich über die 707 der Lufthansa auf dem Flugfeld.
Während die Alliierten den Luftraum von Westberlin kontrollierten, durfte nicht einmal der Rettungshubschrauber des ADAC von einem deutschen Piloten geflogen werden – der Pilot war bis zur Übergabe des Luftraums Amerikaner.
Langfristig waren Instandhaltungskosten, die öffentlich gut zugängliche Maschine und Vandalismus die Gründe dafür, dass die 707 den Platz wechseln musste. Günstiger und sicherer, aber vor der Öffentlichkeit weitestgehend versteckt. Heute wird die Maschine gelegentlich für Evakuierungstrainings genutzt.
Die 707 am Tegeler Flughafen steht versteckt im Gebüsch, man kann sie nur entdecken, wenn man gezielt vor Ort vorbei schaut. Die Maschine sieht so aus, als würde sie gerne Passagiere um die Welt fliegen; aber das wird wohl nie wieder passieren.
- Übersetzt und gekürzt durch unsere Autorin Jeanne Plaumann. Der Text erschien in voller Länge zuerst auf https://yearinberlin.com/, geschrieben von Ian Hawkins.
Update: Die Maschine wurde inzwischen zerlegt und abtransportiert. Der Tagesspiegel hat im Mai 2021 darüber einen kostenpflichtigen Artikel veröffentlicht.
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nfo zu Ihrem Bericht vom 23.10.20. Boeing 707:
Nach einer Ausfahrt 1984 mit meinem 20 Jahre alten Glas Isar 700.
Beim Besuch am Flughafen Tegel habe ich die Boeing 707 gesehen.
Zu der Zeit konnte man noch an das Flugzeug ran. Dann entstanden
die Bilder Glas ISAR und der Boeing. Die Bilder finden sie im Anhang.
Ich werde den weiteren Weg der Boeing weiter verfolgen.
Als alter Tegelorter werden wir den TXL Vermissen.
LG
Horst Eberhard Tegelort