Lange war sie eine unauffällige Wohnstraße, nur wenige hundert Meter von der ehemaligen Zonengrenze an der Bornholmer Brücke entfernt. Doch seit einigen Jahren tut sich etwas in der Grüntaler Straße in Gesundbrunnen– vor allem an ihrem südwestlichen Ende. Neben neuen Bars gibt es auch einen Laden mit Büchern über elektronische Musik und die Möglichkeit, in eine Performance zu geraten.
Wer das Gefühl der Abgeschiedenheit in der Metropole Berlin vermisst, der sollte sich ans nördliche Ende der Grüntaler Straße in Gesundbrunnen begeben. Schon bevor man die dortige Bahnbrücke unterquert, beginnen die ersten Kleingärten. Im ehemaligen Grenzgebiet ist es bis auf vorbeifahrende Züge immer noch ruhig und gänzlich unspektakulär. Bis zur Kreuzung mit Bornholmer und Osloer Straße werden die beiden Seiten der Grüntaler Straße durch eine breite und modern gestaltete Grünanlage geteilt. Auf dem Spazierweg verliert sich an diesem Nachmittag eine einsame Frau mit Hund. Die Zeit könnte hier stehen geblieben sein, sieht man von einigen sanierten Altbauten in der vom Baustil her vielfältigen Straße ab.
Schon gewusst? Entlang der Grüntaler Straße verlief ab 1842 die “Stettiner Bahn”. Die ebenerdige Trasse, die noch heute durch die fehlenden Häuser wahrnehmbar ist, wurde 1897 aufgegeben und durch die heutige tiefergelegte Trassenführung zwischen Gesundbrunnen und Bornholmer Straße ersetzt. Ein Wandgemälde an einem der Spielplätze und eine Gedenktafel an der Ecke Osloer Straße nehmen darauf Bezug.
Dass “der Wedding kommt” – wie schon seit Jahren behauptet wird – ist an dieser Stelle im Ortsteil Gesundbrunnen noch nicht zu sehen. Natürlich, es gibt da diese “Kegel-Stube”, aber da werden doch keine Hipster …? Nun, sagen wir es so: In dem Lokal am “dunklen Ende der Straße” (Selbstbeschreibung im Internet), das in Wahrheit “Kugelbahn” heißt, kann man im Keller tatsächlich ganz altmodisch kegeln. Oben stehen dagegen Second-Hand-Möbel und an der Wand werden gelegentlich Bilder ausgestellt. Es gibt Bier und Longdrinks zu vernünftigen Preisen und manchmal Live-Musik. Kreuzkölln ist das nicht, aber auch keine klassische Nachbarschaftskneipe für alteingesessene Bewohner. In Corona-Zeiten verwandelte sich die Kugelbahn gar in einen Kultur-Späti.
Eckkneipe und Szene-Bar
Die echte Kneipe gibt es dafür im weiteren Verlauf der Straße, wenn man die Osloer Straße überquert hat: Sie liegt an der Ecke Bellermannstraße und trägt den schönen Namen “Beim Dicken”. Ansonsten passiert man auf dem Weg nach Südwesten mehrere Spielplätze und Wandgemälde. Viel getan hat sich auf dem letzten Abschnitt der Grüntaler, bevor diese in die vielbefahrene Badstraße mündet. Der Bahnhof Gesundbrunnen und die U 8 sind hier nicht mehr weit. Es begann um das Jahr 2010, als eine kleine Bar eröffnete, die sich durch ein umgedrehtes ‘F’ auf dem Schild ausweist, aber auch als Fos Bar bekannt ist. Etwas später eröffnete gleich nebenan das Studio8 – eine Mischung aus Café, Bar und Ausstellungsraum mit regelmäßigen Veranstaltungen. Aber inzwischen gibt es auch ein Eiscafé, ein italienisches Restaurant und weitere Gastronomie.
Ebenfalls seit 2011 gibt es in der Grüntaler Straße 9 einen Raum, den man beim Vorbeilaufen nicht zuordnen kann. Traut man sich trotz fehlenden Schilds hinein, ist es nicht unwahrscheinlich, dass man Teil einer Performance wird. Denn darum geht es hier – performative Kunst – und jeder ist eingeladen mitzumachen. Teena Lange gründete das “Grüntaler9″ ursprünglich zusammen mit einem indischen Performance-Künstler; nun untersucht sie in wechselnden personellen Konstellationen die Schnittstellen zwischen Leben und Kunst. Auch die Veränderungen auf der Grüntaler Straße sind ein Thema. Die Künstler werden dabei selber zu Akteuren, platzierten etwa ein riesiges Paket auf dem Gehweg vor dem Laden. Lange beschreibt die Reaktionen der Anwohner als neugierig, manchmal kritisch, aber nie feindselig.
Die kreative Straße am Gesundbrunnen
Den interessantesten Laden in der Nachbarschaft gab es ab 2013 für ein paar Jahre. Echo Bücher des aus Barcelona stammenden David Armengou war alles andere als ein normaler Buchladen. Dort verkaufte Armengou Lesestoff für Freunde der elektronischen Musik, aber auch Schallplatten, Kunst und Stofftiere, die auf Knopfdruck Techno machen. “Ich habe mich sofort in die Straße verliebt”, erzählte der Betreiber über seine Standortwahl. Natürlich sind auch die Mieten hier günstiger als etwa im Gleimkiez in Prenzlauer Berg, wo Armengou wohnte.
Bisher ist es nur ein Fleckchen am südwestlichen Ende der Grüntaler Straße, wo der Wandel wirklich sichtbar wird. Seine Protagonisten kennen sich fast schon zwangsläufig. Zu stören scheinen ‘die Neuen’ auf den ersten Blick niemanden. Mit den Mitarbeitern des benachbarten Friseurs Al Hadi verstehe man sich jedenfalls bestens, sagt Teena Lange.
Autor: Nikolaus Triantafillou, bearbeitet von der Weddingweiser-Redaktion
Die Ursprungsfassung ist bei unserem Kooperationspartner QIEZ.de erschienen.
[…] Die Grüntaler Straße ist wohl eine der angesagteren Straßen im östlichen Wedding. Von hier aus könnte sich dieses Gebiet nahe des Bahnhofs Gesundbrunnen, das geografisch doch so nah am Prenzlauer Berg und doch Welten von ihm entfernt ist, zu einem angesagten Ausgehviertel entwickeln. Ganz unabhängig davon, ob man sich das nun wünschen soll oder nicht, steht eines aber fest: Die Bar mit dem umgedrehten grünen F davor gibt es hier nicht erst seit gestern. Mit ihrer breiten Auswahl an Bieren und Drinks hat sie sich nicht im Kiez, sondern auch im Nachtschwärmerleben Berlins fest etabliert. […]
Nicht mehr!
Angesagt sind Poller und Lastenfahrräder auf dem Gehweg.
Vertrocknete Bäume in Kübeln mit einem Bretterverschlag……
Sitzmöglichkeiten gibt es viele in der Grüntaler Straße. Auf und neben den Spielplätzen.
Die Absperrungen der Straßen am Gesundbrunnen ist von absoluten Stümpern entworfen und umgesetzt worden ohne die Bewohner zu fragen!
Die Anwohner im Gesundbrunnen sind schon miteinbezogen worden. Natürlich nicht alle, aber wer wollte, konnte sich beteiligen. Es gab zahlreiche Beteiligungsveranstaltungen vorher, ich was als Berichterstatterin auch bei einer dabei. Ess warren viele Nachbarn da, verschiedenen Alters. Die Idee für die Verkehrsberuhigung kam überhaupt aus der Bewohnerschaft, über den Quartiersrat. Das hatte einen langen Vorlauf, mehrere Jahre. Nicht allen gefallen die Veränderungen, das ist ja klar. Aber anderem im Kiez hat es nicht gefallen, dass es so war wie es war…
[…] lesen, Kunst genießen, viele Spielplätze und viel Grün. Die Grüntaler Straße hat sich in den letzten Jahren zu einer lebendigen und vielfältigen Straße gemausert, das ja, […]
[…] die nächste Straße (Grüntaler Str.) ist ungewöhnlich breit. Hier führte früher die Berlin-Stettiner Eisenbahn mitten durch die […]
Hike-Design, Grüntaler 13, fehlt noch.