Der alte Arbeiterstadtteil hat schon viel erlebt. Die Kultur allerdings war im Wedding und in Gesundbrunnen traditionell eher der Arbeit untergeordnet – Fabriken, Mietskasernen, Kirchen und öffentliche Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäuser waren in der Zeit des explosionsartigen Wachstums in der Kaiserzeit eben wichtiger. Doch der Wandel der Arbeitswelt, die Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur und jede Menge erhaltene Bausubstanz, die Künstler und Kreative aller Facetten anlocken, haben dafür gesorgt, dass es im Wedding von ungewöhnlichen Kulturorten nur so wimmelt. Wir zeigen euch die ganze Bandbreite.
Konzerte im Pianosalon Christophori
Ein Atelier in der ehemaligen Straßenbahnwerkstatt an der Uferstraße, in dem der Neurologe Christoph Schreiber alte Konzertflügel sammelt und repariert, ist auch ein Ort für außergewöhnliche Kammerkonzerte mit hochrangigen Musiker:innen, und das inmitten der Werkstattatmosphäre!
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Ballhaus Wedding
Gefeiert wurde im Wedding natürlich schon immer, und dafür wurde auch um die Jahrhundertwende ein Festsaal im Garten der Wriezener Straße angebaut. Nun ist der prächtige Ort als Saal für rauschende Ballnächte und Veranstaltungen aller Art wieder eröffnet worden.
Labyrinth Kindermuseum
Eine ehemalige Fabrik für Zündholzmaschinen mit einer hohen Werkshalle – mehr Platz für spielerische Ausstellungen und zum Toben könnten Kinder in einem Weddinger Gebäude nicht haben! Das Museum soll die Phantasie anregen und Kindern neue Erfahrungen verschaffen.
Müll Museum in der Kirche
Der Wedding ist fraglos zugemüllt, und da war es nur konsequent, ein Museum zu diesem wichtigen Thema einzurichten. Ungewöhnlich ist neben den Exponaten aber auch der Ort: ein Anbau der Stephanuskirche im Soldiner Kiez wäre nicht die Location, die einem als erstes dazu einfallen würde.
Uferhallen/Uferstudios
Ein riesiges Gebäudeensemble der Verkehrsbetriebe ist heute Standort für Kunstateliers, Werkstätten, Ausstellungen und Tanzveranstaltungen. In den beiden durch die Uferstraße geteilten Arealen der Uferhallen und der Uferstudios hat Kultur die verwaisten BVG-Werkstätten gefüllt.
City Kino Wedding
Das alte Kino im Kulturzentrum der französischen Alliierten hat sich zu einem veritablen Programmkino gemausert. Doch nicht nur das ausgesuchte Programm begeistert, sondern auch die Atmosphäre und die kosmopolitische Architektur des Gebäudes, das als kultureller Außenposten Frankreichs 1961 fertiggestellt wurde.
L’écritoire
Salonkultur – dazu gehören im L’écritoire Kammerkonzerte, Schreibwerkstätten, Lesungen. Und auch gutes Essen spielt eine Rolle. Schließlich wird der Salon in der Schönwalder Straße von einem Franzosen betrieben.
Silent Green
Das beeindruckende Krematorium Wedding stand einige Jahre nutzlos herum. Doch heute ist es mit seiner Aussegnungshalle und einer unterirdischen Betonhalle sowie Büro- und Seminarräumen ein Standort für renommierte Festivals, Konzerte und Veranstaltungen geworden.
Bildhauerwerkstatt
Einst eine Produktionshalle für Geldschränke, ist in dem Fabrikgebäude an der Panke zwischen Bad- und Osloer Straße die Werkstatt des Berufsverbands Bildender Künstler eingezogen. In den hohen Räumen mit Licht von oben herrschen optimale Bedingungen für Bildhauer – bis zu 25 Künstler:innen können gleichzeitig in den fünf Werkstattbereichen arbeiten.
Wiesenburg
Das Obdachlosenasyl zwischen Ringbahn und Panke erinnert an eine Fabrik. Im Krieg wurde es zum Teil zerstört, doch heute haben Kunst und Kultur in den morbiden Hallen einen neuen Platz gefunden. Zwischenzeitlich vom Abriss bedroht, ist dort eine Symbiose aus alt und neu entstanden.
Anti-Kriegs-Museum
Aktueller denn je: Das in einem ganz normalen Mietshaus in der Brüsseler Straße untergebrachte Museum zeigt die Schrecken des Krieges. Die sehenswerte Sammlung verfügt sogar über einen Luftschutzkeller – inklusive der authentischen Geräuschkulisse.