Der Name ist vielleicht nicht besonders hip und dem Kiez zwischen Humboldthain, Osloer und Reinickendorfer Straße eilt nicht unbedingt ein glamouröser Ruf voraus, aber die Überraschung ist umso größer! Warum dieser unbekannte Kiez umso charmanter ist…
1. … weil die Panke eine unterschätzte Lebensader im Norden Berlins ist. Man kann an ihr entlangjoggen oder gehen, über ihre Brücken spazieren, am Ufer picknicken oder sich zum Beispiel auf der großen Wiese hinter dem Amtsgericht Wedding , einem Gebäude, das einer Erzählung von Kafka entsprungen scheint, in der Sonne fläzen. Und sich dafür vielleicht noch ein Eis holen.
2. … weil es hier so divers ist. Der Gesundbrunnen ist ein Kiez der Kontraste: Man biegt um eine Ecke und befindet sich in einer anderen Welt. Da verwandelt sich der Straßenzug mit nichts als Imbissbuden und Spielhallen in grüne Oasen mit pittoresken Caféterrassen und andersherum. Der Kiez wurde stellenweise von der Szene erschlossen, bewahrt sich aber hartnäckig seinen früheren Charakter.
3. … weil der Humboldthain einer der schönsten Parks der Stadt ist. Mit seinen 29 Hektar bietet er Platz für alle: Man kann hier joggen gehen, durch den Rosengarten oder unter der Pergola flanieren oder auf den Wiesen unter hohen Bäumen liegen und dem multikulturellen Völkchen beim Boule-Spielen zuschauen. Von den beiden Flaktürmen des Bunkerbergs hat man einen Ausblick über Berlin, wie man ihn sonst kaum findet.
4. … weil es entlang der Panke total schöne Cafés gibt, in denen man im Sommer auf der Terrasse Sonne tanken kann. Zum Beispiel das Dujardin , das Kater & Goldfisch oder das Café Pförtner , das zudem wegen seiner Sitzgelegenheiten in einem Bus Kult ist, sowie durch sein leckeres und preisgünstiges Mittagessen.
5. … weil es für Liebhaber türkischer Speisen ein Paradies ist! Wer sich nichts Besseres vorstellen kann als Döner, Köfte oder Linsensuppe, wird es hier lieben. Schon mal den Döner vom Imren Grill 2 an der Badstraße probiert? Die Weddinger schwören, es ist der beste in town. Aber auch mit türkischen Backwaren und Auslagen mit Koriander, Granatäpfeln & Co ist man hier überall versorgt.
6. … weil es hier auch genau die richtigen kleinen Bars zum haltlosen Absacken gibt. Wer braucht denn eine Bar an jeder Ecke? Zwei oder drei reichen voll aus, wenn sie richtig gut sind. Die Wilma oder die F‑Bar sind solche versteckten Perlen. Die Preise sind unschlagbar, die Nächte lang, und meistens bleiben die Weddinger unter sich…
7. … weil sich hier Hochburgen der Kultur verstecken. Liebhaber von virtuosem Klimpern finden die Erfüllung ihrer wildesten Träume. Man stelle sich eine riesige Motorenhalle voller alter Konzertflügel vor – das ist der Pianosalon Christophori. Der Inhaber repariert nicht nur alte Instrumente, es finden hier auch regelmäßig Konzerte bekannter Pianisten statt. Oft mit freiem Eintritt und dazu viel Wein!
8. .… weil sich fast direkt gegenüber die Uferstudios befinden, eine der namhaftesten Adressen für zeitgenössischen Tanz in der Stadt. In den denkmalgeschützten Klinkersteingebäuden eines ehemaligen Betriebshofs der Pferdeeisenbahn kann man bei den Shows professionelle Tänzer bewundern – oder sich selbst in einem der Laienkurse aufs Parkett wagen.
9. …weil es hier eine superschöne, familiäre Bibliothek gibt: die Bibliothek am Luisenbad . Das Bad selbst gibt es zwar leider nicht mehr, aber angesichts der Bibliothek, die zum Teil in der ehemaligen Badeanstalt untergebracht ist, muss man darüber nicht zu traurig sein. Das Neorenaissance-Vestibül mit seinen farbigen Klinkern ist eines der Symbole des Kiezes, und die Bibliothek ein ruhiger Rückzugsort.
10. … weil die Nachbarkieze auch einiges zu bieten haben. Zum Beispiel das ehemalige Krematorium im benachbarten Antonkiez, das jetzt ein Kulturquartier ist. Oder für die, die auch gerne mal einen besseren Wein trinken, nur ein paar Schritte entfernt im Soldiner Kiez das kuschelige Holz und Farbe .
Autorin: Elsa Maurice, QIEZ.de
Dieser Beitrag erschien zuerst bei unserem Kooperationspartner qiez.de
Die Idylle der Autorin wird ein wenig, sehr viel hier durch getrübt:
13. August 2017
Weddingmelder-Wochenschau #32/17
Das Wetter ist so mittelmäßig sommerlich. Das Thermometer verharrt in angenehmen Temperaturen, was hingegen hochgeht, sind die Mieten. Wo steigen deutschlandweit die Mieten prozentual am stärksten? Im Wedding! Das Brunnenviertel ist das Gebiet, in dem die Mieten so schnell angezogen haben wie sonst nirgends. Widmen wir uns lieber der Wochenschau
Ich kann der Autorin leider nur eingeschränkt zustimmen, da die von ihr geschilderte Idylle leider häufig durch Sperrmüll bzw. generell durch Müll beeinträchtigt wird.