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Ein Stadtteil im Schnelldurchlauf:
Wedding entdecken – in 1 Stunde

16. Oktober 2021

Ihr habt nur eine Stun­de Zeit, jeman­dem den Wed­ding zu zei­gen oder den Stadt­teil selbst zu ent­de­cken? Hier ein Vor­schlag für einen Spa­zier­gang für Wed­ding-Neu­lin­ge und Tou­ris­ten, die ihnen eini­ge wich­ti­ge Sehens­wür­dig­kei­ten unse­res Stadt­teils auf­zei­gen. Außer­dem bekommt ihr ganz viel Atmo­sphä­re und Wed­ding-Typi­sches zu sehen. Natür­lich nur für kur­ze Moment­auf­nah­men, und ganz ohne Anspruch auf Vollständigkeit. 

Star­tet am Leo­pold­platz. Viel­leicht nicht der schöns­te, aber der wich­tigs­te Platz im Wed­ding. Der lang­ge­zo­ge­ne Platz ist am west­li­chen Ende Schnitt­punkt zwei­er U‑Bahn-Lini­en und hier steht auch eines der ältes­ten Gebäu­de des Wed­ding, die Alte Naza­reth­kir­che, 1832–35 nach Plä­nen von Karl Fried­rich Schin­kel errich­tet. Hin­ter ihr befin­det sich die bis 1893 gebau­te Neue Naza­reth­kir­che, die einen 78 Meter hohen Turm besitzt und heu­te einer Frei­kir­che gehört. 

Schul­str. , rechts abbie­gen in die Ruhe­platz­str., die Antonstr. über­que­ren und bis zur Gericht­str., in die­se links einbiegen

An der Haus­num­mer 35 befin­det sich das aus­ge­dehn­te Gelän­de des Silent Green Kul­tur­quar­tiers. Das sehens­wer­te Ensem­ble aus his­to­ri­schem Kre­ma­to­ri­um und moder­nen Anbau­ten (inklu­si­ve einer rie­si­gen unter­ir­di­schen Beton­hal­le) bringt (Hoch)Kultur in den Wedding. 

Die Gericht­stra­ße wei­ter­ge­hen, die Adolfstr. über­que­ren bis zum 

Net­tel­beck­platz. Die­ser eins­ti­ge Kreis­ver­kehr wur­de in den 1980er Jah­ren kom­plett neu gestal­tet und ist heu­te eine drei­ecki­ge Fuß­gän­ger­zo­ne mit Bän­ken rund um alte Bäu­me und einem Spring­brun­nen namens “Tanz auf dem Vul­kan”. Sozia­ler Brenn­punkt trifft Sze­ne: Hier wird dem Alko­hol­kon­sum eben­so gefrönt wie dem Shi­sha-Genuss. Und zugleich ist hier auch das krea­ti­ve Herz des Wed­dings an der Gericht­stra­ße zu Hause. 

An der Ampel über die Rei­ni­cken­dor­fer Stra­ße gera­de­aus wei­ter unter der S‑Bahnbrücke in die

Gericht­stra­ße: Benannt nach dem Hoch­ge­richt, dem frü­he­ren Gal­gen, ist die­se Stra­ße wed­ding­ty­pisch wie kei­ne zwei­te. Sie ist geschichts­träch­tig, vol­ler kurz- und lang­le­bi­ger Bars und Cafés und bie­tet mit den Werk­stät­ten des Nor­dens (Höfe in der Hausnr. 23) sowie den Gerichts­hö­fen (Haus-Nr. 1213) viel indus­tri­el­len Charme, der durch Klein­ge­wer­be und Künst­ler­ate­liers berei­chert wird. 

Am Zebra­strei­fen an der Brü­cke über den Fluss Pan­ke links vor der Kol­ber­ger Stra­ße abbie­gen und den klei­nen Weg am Was­ser entlang 

Zwi­schen den Hin­ter­hö­fen führt ein klei­ner Ufer­weg die Pan­ke ent­lang. An der Fuß­gän­ger­brü­cke erkennt man rechts die Wie­sen­burg, ein ehe­ma­li­ges ver­fal­le­nes Obdach­lo­sen­asyl, das durch moder­ne Anbau­ten ergänzt wur­de. Hier haben in den vom Krieg ver­schon­ten Gebäu­de­tei­len noch immer vie­le Künst­ler ihre Ate­liers. Der Zugang erfolgt nur über die Wie­sen­stra­ße 55. Doch auch von unse­rem Ufer­weg, der nun durch ein Fabrik­ge­bäu­de bis zu einer klei­nen Pan­ke-Aue wei­ter­führt, kann man die alte Wäsche­fa­brik und auch die Wie­sen­burg gut erkun­den. Street Art auf alten Gemäu­ern prägt die­se pit­to­res­ke Stadt­land­schaft, in der auch die Natur am Fluss ihren Platz wie­der­erobert hat. 

Unter der Ring­bahn­brü­cke hin­durch, über die brei­te Pank­stra­ße und wei­ter am Fluss ent­lang bis zum 

Gedenk­stein an der Wie­sen­stra­ße: Hier wird der Toten der Mai­un­ru­hen des Jah­res 1929 in der nahen Kös­li­ner Stra­ße gedacht, als es zu tage­lan­gen Aus­schrei­tun­gen kam. Durch Poli­zei­ku­geln kamen min­des­tens 19 Men­schen ums Leben. Heu­te strahlt die­se idyl­li­sche Ecke an der Wal­ter-Röber-Brü­cke eine völ­lig ande­re Atmo­sphä­re aus. 

Über den Zebra­strei­fen die Wie­sen­stra­ße über­que­ren und wei­ter am Fluss ent­lang, rechts in die Schön­stedt­stra­ße und dann gleich links abbie­gen zum 

Amts­ge­richt Wed­ding. Die­ses Gebäu­de ist der Albrechts­burg in Mei­ßen nach­emp­fun­den. Neben der pom­pö­sen und furcht­ein­flö­ßen­den Archi­tek­tur fällt vor allem der Reichs­ad­ler in den Blick, der 1933 ange­bracht wur­de. Bei ihm wur­de das Haken­kreuz nach dem Krieg ent­fernt, aber der Adler ist bis heu­te als zeit­ge­schicht­li­ches Zeug­nis geblieben. 

Zurück zur Schön­stedt­stra­ße, den Fluss über­que­ren und rechts in die Ufer­stra­ße bis zu den 

Uferhallen/Uferstudios. Idyl­lisch lie­gen hier ver­schie­de­ne Alt­bau­ten links und rechts des Flus­ses. Die Ufer­stra­ße teilt die ehe­ma­li­gen Stra­ßen­bahn-Bus­werk­stät­ten aus den 1920er-Jah­ren in zwei Tei­le. Der nörd­li­che, die Ufer­hal­len, sind als Künst­ler­ate­liers und sogar als Kon­zert­ort (Pia­no­sa­lon Chris­to­pho­ri) bekannt. Der lang­ge­zo­ge­ne süd­li­che Teil zur Bad­stra­ße hin ist unter dem Namen Ufer­stu­di­os für zeit­ge­nös­si­schen Tanz eines der wich­tigs­ten Zen­tren der Tanz­sze­ne Ber­lins geworden. 

Die viel­leicht span­nends­te Ecke des Wed­ding ist an der viel­ecki­gen Ein­mün­dung der Ufer­stra­ße in die Exer­zier-/Schwe­den-/Ko­lo­nie- und Bad­stra­ße zu fin­den. Inter­es­san­te Eck­häu­ser aus ver­schie­de­nen Epo­chen sind hier zu sehen, von denen das rot ver­klin­ker­te Gebäu­de Bad­stra­ße 40 und das kuri­os ver­zier­te Lui­sen­haus Bad­str. 43/Travemünder Str. beson­ders hervorstechen. 

Hier befand sich einst ein Heil­bad. Biegt man in die Tra­ve­mün­der Stra­ße an der Pan­ke ein, kann man auf der ande­ren Fluss­sei­te die Pan­ke­müh­le erken­nen, das ältes­te und nied­rigs­te Gebäu­de weit und breit mit einem auf­ge­mal­ten Mühlrad. 

Die Biblio­thek am Lui­sen­bad ist Relikt des Ver­gnü­gungs­vier­tels am Gesund­brun­nen, das sich aus der Heil­quel­le ent­wi­ckelt hat­te. Die moder­ne, unter­ir­disch ange­leg­te Biblio­thek (1995 erbaut) nutzt auch zahl­rei­che his­to­ri­sche Gebäu­de­tei­le, die vom Lui­sen­bad übrig geblie­ben sind. 

Wei­ter kann man nun die Auen­land­schaft der Pan­ke ent­lang gehen, auf der gegen­über­lie­gen­den Sei­te befin­det sich die

Bild­hau­er­werk­statt, ein­ge­rich­tet in den Shed­dach­hal­len der Tre­sor­fa­brik Arn­heim. Die ein­stün­di­ge Tour endet an der Oslo­er Stra­ße (rechts abbie­gen bis zur Prin­zen­al­lee).

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