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Kulturstandort hat nun langfristigen Mietvertrag:
Uferhallen: Aufgeben war nie eine Option

18. Januar 2024

Ateliers und Werkstätten, eine riesige Ausstellungshalle, ein interessanter Pianosalon in rustikalem Ambiente, eine Kantine mit Sitzplätzen in einem ausrangierten Bus und viel Platz für Kunst, Austausch und Veranstaltungen wie die Art Week oder große Ausstellungsprojekte: das sind die Uferhallen. Der Kulturstandort mit überregionaler Bedeutung in der Uferstraße 8-11 hing jahrelang am sprichwörtlichen seidenen Faden. Am Mittwoch (10.1.) haben das Land Berlin, der Bezirk, der Immobilieneigentümer und die Künstlergemeinschaft eine Einigung im Streit um die Zukunft des Geländes verkündet. Für 30 Jahre ist der Standort demnach gesichert.

Blick um die Ecke auf dem dem Uferhallen-Gelände. Foto: Hensel
Blick um die Ecke auf dem dem Uferhallen-Gelände. Foto: Hensel

Bezirksstadtrat Ephraim Gothe (SPD) wurde angesichts der Einigung auf seinem Instagramkanal überschwenglich. Der Bezirk Mitte werde nun über einen Bebauungsplan genau diese Art der Nutzung „für alle Ewigkeit sichern“, so der Stadtrat. Die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt formulierte es in ihrer Presseerklärung etwas nüchterner: „Die Rettung der Arbeitsräume von rund 150 Künstlerinnen und Künstlern, in 80 Ateliers plus weiteren Tanz- und Proberäumen sowie zusätzlich einer große Halle, ist das Ergebnis intensiver Bemühungen aller Beteiligten, die sich gemeinsam für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Uferhallen eingesetzt haben. Der Generalmietvertrag markiert einen Meilenstein in diesem Prozess. Er legt den Rahmen für die langfristige Nutzung und den Erhalt der Uferhallen als kulturelles Zentrum fest und bedeutet, dass die Uferhallen de facto gesichert werden konnten.“

Bereits Ende Dezember 2023 sei ein Generalmietvertrag unterzeichnet worden, der den Bestand der Uferhallen langfristig sichert. Ab Februar werden die Ateliers durch die gemeinnützige Kulturraum Berlin gGmbH als Generalmieterin stufenweise an die ansässigen Künstlerinnen und Künstler weitervermietet. Für diese ist nun Planungssicherheit gegeben, denn der Vertrag wurde für eine Laufzeit von 20 Jahren plus einer Option für weitere zehn Jahre geschlossen. Jährlich sollen laut Senatsverwaltung für den Standort eine Million Euro aus dem Landeshaushalt bereitgestellt werden. „Die Fördermittel dienen dazu, die Mieten der Ateliers weiterhin auf dem bestehenden, sehr niedrigen Niveau zu halten“, heißt es in der Mitteilung.

Der Vorstand des Uferhallen e.V. erklärte zu der Einigung: „Wenn wir uns heute über die Unterzeichnung des Generalmietvertrags freuen, blicken wir zurück auf viele Jahre Engagement mit unvorstellbaren Höhen und Tiefen: Aufgeben war nie eine Option. Dies war nur möglich durch die stete Unterstützung Vieler, die sich für Kunst, Kultur und visionäre Gemeinschaftsprojekte in dieser Stadt engagieren. Solidarität war und ist der Kitt, der den Uferhallen e.V. und die Gesellschaft insgesamt zusammenhält.“ Die planungsrechtliche Aussicht auf die Festlegung eines Sondergebietes Kultur und eines Urbanes Gebiets auf dem Gelände erfülle den Verein und seine Mitglieder mit Zuversicht, dass hier – beispielhaft für Kulturstandorte in Berlin und anderswo – ein großes Projekt gelingen könnte.

Die Uferhallen

Die Uferhallen sind ein denkmalgeschützter Gebäudekomplex in der Uferstraße. Die erste Bebauung des Geländes als Transportbetriebshof erfolgte bereits 1873. Nach mehreren Um- und Zubauten erhielten die Uferhallen im Jahr 1931 ihre charakteristischen Klinkersteingebäude. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten die Berliner Verkehrsbetriebe bis 2007 die Uferhallen für die Instandhaltung ihrer Omnibusse. Seit 2008 wird das Areal mit zahlreichen Gebäudekomplexen und Hallen von Kulturschaffenden genutzt. Seit 2017 ist die Uferhallen Eigentümergesellschaft Eigentümerin des Areals.

2019 haben die ansässigen Künstlerinnen und Künstler sich zum Uferhallen e.V. zusammengeschlossen, mit dem Ziel das denkmalgeschützte Ensemble zu erhalten und langfristig als Kunststandort zu sichern. Von der Einigung betroffen ist ein etwa 12.600 Quadratmeter umfassendes Areal mit rund 70 Ateliers und Arbeitsräumen, die von 120 bis 150 Kulturschaffenden genutzt werden. Mehr über die Überhallen gibt es auf der Webseite www.uferhallen-ev.de/geschichte.

Uferhallen zum Weiterlesen

Auf dem Weddingweiser wurde immer wieder über die Veranstaltungen auf dem Gelände und den Kampf um den Erhalt der Uferhallen berichtet. Die Beiträge sind unter dem Suchbegriff Uferhallen zu finden. Zuletzt wurde über die Wanderausstellung "ZNE" geschrieben (Uferhallen: Zur Nachahmung empfohlen). Mehr über die aktuellen Projekte auf dem Gelände steht auf der Webseite des Uferhallen e.V.

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

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