Wir haben einmal die Regelungen für den Lockdown in einer Übersicht zusammengestellt, die euch eine grobe Orientierung gibt. Wo wir für Weddinger Geschäfte und Institutionen Informationen haben, sind diese eingepflegt. Stand: 13.01.21., 8.00 Uhr
Schlagwort: Laden
Ungewöhnliche Geschäfte im Wedding (Teil 2)

Im Wedding gibt es eigentlich nichts, was es nicht gibt. Vor allem aber verstecken sich im Kiez ungewöhnliche Läden, die wir als Weddinger unbedingt unterstützen sollten. Denn bevor alles nur noch von den immer gleichen Ketten dominiert wird, sollten wir uns an den vielen bunten Shops erfreuen, die es zum Teil schon sehr lange gibt. Hoffen wir, dass das angesichts steigender Mieten noch lange so bleibt. In unsere Serie stellen wir euch einige besondere Läden vor.
“Mercatino”: Mediterran in der Müllerstraße
Besonders an regnerischen Tagen funktioniert es sehr eindrücklich: Denn wenn man aus der Ungemütlichkeit der oberen Müllerstraße in Berlin-Wedding einen Blick in dieses langgezogene Lokal wirft, spürt man, dass hier ein etwas anderer Geist wirkt. Das Mercatino ist eines der wenigen alteingesessenen Geschäfte an dieser Straße, wo sonst ein ständiges Kommen und Gehen den Rhythmus vorgibt. Steht in den meisten gastronomischen Einrichtungen des Kiezes der niedrige Preis im Vordergrund, setzt dieser Feinkostladen vor allem auf Qualität. Oder sollte man besser sagen „Lebensqualität“? Hier gibt es Olivenöl aus Kreta, guten Kaffee, mediterrane Feinkost an einer Theke und italienische Weine und Grappa. Zusammengehalten wird alles durch den Proprietario Emanuel Xezonakis, der für seine Kunden immer einige Worte übrig hat. Dass er eigentlich Grieche ist, spielt an dieser Stelle keine Rolle.
einFACHfürdich – Kreativladen für Handwerk mit Seele
Wo sonst, wenn nicht auf der Brunnenstrasse. Unter der Hausnummer 65 und in direkter Nachbarschaft zum Supermarkt hat vor wenigen Wochen mit “einFACHfürDich” ein neuer Kreativladen seine Pforten geöffnet. Der Traum der Gründerin: Allen Kreativen und Künstlern Platz für ihre Unikate und Kunstwerke geben.
ZweigStelle Berlin: Second Hand mit Ausstrahlung
Eine sechzig Jahre alte Rose in der Tegeler Straße zeigt im Winter ihre Dörnchen – und das Schaufenster dahinter, das was die ZweigStelle das ganze Jahr über beherbergt: den vielfältigen Geschmack ihrer Besitzerin Gitte, die schon beim Übertreten der Türschwelle mit ihrer Ausstrahlung und Offenheit jeder neugierigen Kundin entgegen kommt.
“Mabellevie”: Neues Leben für alte Möbel
„Ich wollte in den Wedding, weil ich mag, dass sich vieles hier noch echt und unangetastet anfühlt“, sagt Elisa Brückner. Genau so sollen auch die Möbelstücke sein, die sie künstlerisch bearbeitet: Gegenstände zum Anfassen, Darüber-Streichen und Benutzen.


Jedes alte Möbelstück hat mehrere Schichten und erzählt damit auch Geschichten, manchmal sogar mehreren Jahrhunderten. Mit „Mabellevie“ greift die 28-jährige Malerin Elisa Brückner die von Hand gearbeitete Form eines Möbelstücks auf. Das Alter oder der Wert der Möbelstücke ist für sie dabei gar nicht entscheidend – auch wenn die meisten Stücke älter als 80 Jahre alt sind. „Mir kommt es vielmehr darauf an, wie viel Inspiration mir das Objekt geben kann“, sagt die Künstlerin, die in Osnabrück und Dresden studiert hat. „Da können dann schon einmal auf alten Truhen wilde Möwen in luftigem Blau fliegen“, erklärt Elisa Brückner. „Oder Papiermosaike aus Japanpapier zaubern farbige, sinnliche Fläche auf Tische und Stühle.“ Sogar Fotos vom Trödelmarkt werden auf manchen Möbeln angebracht. Elisa Brückner arbeitet in kleinen Serien, die sich einzelnen Farben oder Bearbeitungstechniken widmen.

Die Künstlerin arbeitet seit 2011 gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Josephine Brückner, die sich als Kunstwissenschaftlerin ums Marketing von Mabellevie kümmert. Ihr Traum ist es, irgendwann einen Laden mit integriertem Atelier zu führen und dort die Möbel zu präsentieren, sowie einen Raum für fantasievolle Veranstaltungen und andere Dinge des schönen Lebens zu schaffen.„Sie hat mir den Wedding näher gebracht, wo sie schön seit einiger Zeit wohnt“, erzählt die Malerin, die den Stadtteil in einem kreativen Aufbruch sieht: „Wirklich Schönes und Einzigartiges kann nur da verwirklicht werden, wo es noch den Freiraum dafür gibt.“ Die Menschen im Wedding seien noch nicht so gesättigt wie in anderen Stadtteilen, glaubt sie.
Ihr Atelier befand bis vor kurzem sich gemeinsam mit dem Studio eines Fotografen in der Drontheimer Straße, wo die wiederbelebten Objekte in einem lichtdurchfluteten, großzügigen Raum ausgestellt werden. Im November 2012 waren die „Mabellevie“-Werke Teil einer gemeinsamen Verkaufsaktion namens „Die Geschichtenverkäufer“ in eben diesem Hinterhofatelier. Kleidungsstücke und Einrichtungsgegenstände im Zusammenspiel mit den aufgearbeiteten Möbeln erzeugten eine stimmungsvolle, vorweihnachtliche Veranstaltung. Doch auch beim Kunst- und Kulturmarkt „Weddingmarkt“, der seit August 2012 regelmäßig stattfindet, erfreuen sich die Kunst-Möbel immer wieder großer Begeisterung. Besucher des Cafés „Gilmore’s“ am U‑Bahnhof Rehberge können die „Mabellevie“-Stücke ebenfalls in Augenschein nehmen – die Inhaberin Sandra Fabian hat mit ihnen einen ganzen Raum gestaltet.
Wie der französische Name des Labels andeutet, hat die gebürtige Berlinerin Elisa Brückner eine besondere Affinität zu Frankreich, dem „savoir vivre“ und dem Schönheitsempfinden unseres westlichen Nachbarlandes. Das sieht man den aufgearbeiteten, wiederbelebten und ausgesprochen sinnlichen Möbeln auch an: ihr wahrer Wert tritt durch Elisa Brückners Arbeit umso deutlicher hervor. “Mabellevie” gibt den alten Möbeln die Chance auf ein neues Leben.
Ab dem 5. September zieht Mabellevie in einen eigenen Laden in der Togostraße 6 (nahe Seestraße). Viele Monate hat Elisa Brückner dafür im Afrikanischen Viertel gewerkelt und saniert. Dies wird gefeiert am Freitag, den 5. September ab 18.30 Uhr, ab 20 Uhr gibt es dann Live-Musik.
Beitrag aktualisiert am 1. September 2014

Atelier und Showroom
http://mabellevie.de/
Togostr. 6
13351 Berlin
Öffnungszeiten (gültig ab dem 6.9.2014)
Di – Fr: 11.00 – 18.30 Uhr
Sa: 11.00 – 15.30 Uhr
Termine nach Vereinbarung unter 0163 76 30 229
Website mit Blog und vielen Fotos
“Second Hemd”: Kleidung und ein guter Zweck

Klamottenläden gibt es viele, an Second-Hand-Läden besteht kein Mangel. Auch in den beiden Weddinger Filialen von “Second Hemd” kann man (und Frau) qualitativ hochwertige Kleidung aus zweiter Hand zu günstigen Preisen erstehen.
Das Besondere an den beiden von der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Berlin – Mitte e.V. (AWO) betriebenen Läden: Sie ermöglichen straffällig gewordenen Frauen, ihre Geldstrafen abzuarbeiten und somit eine Inhaftierung zu vermeiden.
Geldstrafen werden in der Regel bei relativ “kleinen” Delikten verhängt, z.B. Schwarzfahren, Beleidigungen, Diebstähle. Doch was tun, wenn man die Strafe nicht bezahlen kann? Dann droht eine Inhaftierung, um die Geldstrafe “abzusitzen”. Eine Alternative bietet die von der Arbeiterwohlfahrt betriebene Einrichtung “IsA‑K (Integration statt Ausgrenzung – Kleiderwerkstatt)”. Die Einrichtung bietet Frauen in schwierigen Lebenssituationen sowohl die Möglichkeit, ihre Geldstrafen abzuarbeiten als auch eine Beratung durch eine erfahrene Sozialarbeiterin. IsA‑K und Second Hemd arbeiten hier Hand in Hand: Die an die Läden gespendeten Textilien werden in der Kleiderwerkstatt aufbereitet und kommen dann tip-top in den Ladenverkauf. Die Gewinne aus dem Verkauf kommen direkt IsA‑K zugute. Gegenwärtig bietet IsA‑K bis zu 30 Frauen die Chance, dem Gefängnis zu entgehen.
Second Hemd hat übrigens keineswegs – wie der Name vermuten lassen würde – nur Hemden im Angebot, sondern das komplette Programm an Damen- und Herrenbekleidung, darüber hinaus auch Schuhe, Heimtextilien sowie (in der Filiale Plantagenstraße) Kinderartikel. Das Projekt lebt von gespendeten Textilien, die gern direkt in den Läden abgegeben werden können. Bei größeren Stückzahlen, oder, falls der Spender nicht selbst vorbeikommen kann, werden die Kleidungsstücke nach Rücksprache auch von Second Hemd abgeholt.
Second-Hemd-Läden
Prinzenallee 74 Ecke Osloer Str. (Soldiner Kiez)
Mo-Fr 11 – 18 Uhr, Sa 10 16 Uhr
Plantagenstr. 43 Ecke Reinickendorfer Str. (Nettelbeckplatz)
Mo – Fr 12–18 Uhr, Sa 10 – 16 Uhr
www.second-hemd-berlin.de und www.isa‑k.de.
Quelle: Wahlkreis-Rundschau des Abgeordneten Ralf Wieland
Verwendung mit freundlicher Genehmigung des Autors
Weitere Second-Hand-Läden im Wedding:
Die ZweigStelle, Tegeler Str. 25
Ziemlich nah am Prenz’lberg: das “Gemischtwaren”

Designertaschen und Kinderkleidung im Wedding?
Schon seit neun Jahren wohnt Kerstin Janssen in der Eulerstraße, eine sehr ruhige Wohngegend zwischen der schneisenartigen Osloer Straße und dem Gesundbrunnencenter. Die Designerin, die mit Tita Berlin auch ein eigenes Taschen-Label besitzt, nutzt das Ladenlokal im Erdgeschoss seit einigen Jahren als ihr Atelier und hat die Veränderungen im Kiez hautnah miterlebt. “In den letzten Jahren sind hier in unmittelbarer Nähe sieben Kindergärten entstanden”, sagt die 43-Jährige, die selbst zwei Kinder hat. Die Eltern, oft aus Pankow oder Prenzlauer Berg, finden hier am Gesundbrunnen einen Kindergartenplatz für ihre Kleinen und entdecken dadurch den Kiez. “Die Leute ziehen ihrem Kindergartenplatz hinterher”, erzählt Kerstin Janssen. Schon jetzt ist es schwieriger geworden, eine bezahlbare Wohnung in diesem Teil des Wedding zu finden.

Rasant schnell verändert sich die Bewohnerschaft
Der Kiez ist in Bewegung geraten, das Straßenbild hat sich durch die vielen Kinder gewandelt. Und Kerstin Janssen ist Teil davon: “Ich bin ein Freund von Veränderungen”, sagt die Designerin, die früher selbst im bachbarten Prenzlauer Berg gewohnt hat. “Im Atelier zu arbeiten kann eine einsame Arbeit sein, und da habe ich die Idee gehabt, aus dem Raum einen Laden zu machen.” So ist das “Gemischtwaren” entstanden. In dem freundlich gestalteten Laden gibt es neben den Taschen, die Kerstin Janssen unter ihrem Label vermarktet, auch Kinder-Second Hand-Kleidung und Produkte anderer Designer.
Das Erstaunliche ist nicht, dass die Produkte natürlich ihren Preis haben, sondern, dass sie der Ladeninhaberin aus den Händen gerissen werden. “Das Geschäft, das ich im August 2011 eröffnet habe, läuft sehr gut”, sagt Kerstin Janssen. “Es ist so ein Tante-Emma-Effekt: die Leute schreiben hier an, man kennt sich und die Kinder.” Der Laden, das Umfeld und das Publikum erinnern an den Prenzlauer Berg Mitte der 1990er Jahre. Viele Kreative scheinen den nahe gelegenenen Ortsteil Gesundbrunnen mit noch niedrigen Mieten und schöner Altbausubstanz in rasender Geschwindigkeit für sich zu entdecken. Wenn aber junge türkische Mütter ab und zu auch mal ins “Gemischtwaren” hereinschauen, ist das der Beweis, dass sich dieser Kiez immer noch im Wedding befindet. Das lässt hoffen, dass nicht eines Tages alle alteingessenen Mieter verdrängt werden, sondern eine gute Mischung erhalten bleibt.
Kerstin Janssens Kunden kommen gezielt in ihren Laden, auch von weit her – nichts Ungewöhnliches für Menschen, die gutes Design schätzen. Dass es aber auch Laufkundschaft für einen Designerladen im Wedding gibt, zeigt das Ausmaß der Veränderungen.
Online-Shop von Tita Berlin (mit Online-Shop)
Eulerstr. 18 (nahe S+U Gesundbrunnen)
geöffnet Di – Fr 11–16 Uhr
Mehr zum Thema: Montagehalle – Handgemachte Mode-Unikate aus dem Wedding