Ein Bild aus dem Jahr 2018 – damals noch ohne Abstandsgebot und Maskenpflicht
Am Sonntag, den 13. Dezember kommt der Weddingmarkt von 12 – 20 Uhr zurück, als einziger Termin in der Wintersaison. Gezeigt wird die hochwertige Vielfalt des lebendigen Stadtteils. Kunsthandwerker, Designer und Künstler zeigen ihre Arbeiten: Illustrationen, Malereien, Keramik, Mode, Schmuck und vieles mehr. Wir haben die Betreiberin Sabrina Pützer gefragt, was diesmal anders ist als sonst.
Süßigkeiten aus dem Nahen Osten findet man in Berlin an jeder Ecke – natürlich auch im Wedding. Die syrische Manufaktur Merelly Alep in der Müllerstraße bietet neben Baklava auch Variationen von Gebäck, Nougat und anderen Leckereien.
Von Dienstag (4.9.) bis 11. Dezember wird dienstags von 16 bis 19 Uhr in der @hugo Jugendmedienetage der Schiller-Bibliothek ein neuer Workshop angeboten. Bei diesem Textildruck-Workshop kommen Freude an der Technik und am Gestalten zusammen. Denn es geht darum, schwarze T‑Shirts individuell zu gestalten – mit eigenem Text und Motiv.
Auf der Suche nach einer Taufkerze habe ich den kleinen Laden im Brüsseler Kiez entdeckt. Wer – wie ich – den Laden zum ersten Mal betritt, bemerkt auf Anhieb den Unterschied zu konventionellen Kerzen aus dem Drogeriemarkt. In allen Farben, oft wie ein Regenbogen, sind die Kerzen gestaltet. Die Kerzen werden in einer eigenen Werkstatt hergestellt – in ganz besonderen Techniken. Diese hat Rainer Schweizer in vielen Jahren beim Kerzenmachen gelernt, weiterentwickelt und perfektioniert.
Eigentlich würde man in der ruhigen Fehmarner Straße kein Café erwarten. Doch auf halber Höhe zwischen der lauten Föhrer Straße und der Flaniermeile Nordufer springt dem Spaziergänger plötzlich eine große Eistüte ins Auge.
Schon verrückt: Auf der einen Seite ist Wedding ganz offensichtlich ein idealer Nährplatz für Kreative, die mit Köpfchen und eigener Hände Arbeit so ziemlich alles herstellen, was das Konsumentenherz erfreut – vom aufgehübschten Möbel bis hin zu angesagter Mode. Nun aber müssen wir mit Erschrecken feststellen, dass gutes altes Handwerk offensichtlich nicht mehr gefragt ist. Wie anders lässt sich erklären, dass der geneigte Genießer schon sehr, sehr genau suchen muss, um in Wedding und Gesundbrunnen noch eine Bäckerei zu finden, die ihren Namen zu Recht trägt. Die also selbst den Teig für Brötchen, Brot und Kuchen knetet und dann erst den Ofen anwirft.
„Ich mag am Wedding, dass sich vieles hier noch echt und unangetastet anfühlt“, sagt Elisa Brückner. Genau so sollen auch die Möbelstücke sein, die sie künstlerisch bearbeitet: Gegenstände zum Anfassen, Darüber-Streichen und Benutzen.
Eine Idee gefangen im Porzellan, ist wie die unseres Lebens: Es ist eine Einbahnstraße, die aus wilden Gedankengängen resultiert und solange existiert, bis ihr Körper irgendwann überraschend, oder auch nicht, zusammenbricht und als eine Erinnerung zurückbleibt.
Die Montagehalle ist ein heller, freundlicher Ort – irgendwie aufgeräumt, aber doch gemütlich. Es gibt raue, weiß verputzte Wände, eine Regalwand mit künstlerischen Grafiken. Da sind farbenfrohe Tücher zu bewundern und Jersey-Schlangen in (fast) allen Regenbogennuancen, die berühmten „Frühlingsröllchen“. Etliche Kleiderpuppen und ‑ständer präsentieren Shirts, Röcke und Roben von leuchtend bunt über flippig mit Stempeldrucken bis dezent und edel.
Der Name „Montagehalle Berlin“ ist einerseits das Label der gemeinsamen Kollektion von Annette Haußknecht und Suse Stock, andererseits der Name ihres Geschäftes in der Togostraße 79 a in Berlin-Wedding. Es ist gleichzeitig Verkaufsstätte und Arbeitsplatz für zwei Modeschaffende und eine Grafikerin, eine Kreativwerkstatt eigentlich. So gesehen ist die „Halle“ im Namen wohl mit einem Augenzwinkern gemeint.
Im weißen Kittel geheiratet
Eine Kundin in der “Montagehalle”
„Kittel, damit fing es bei mir an. Praktische Kleidungsstücke mit Taschen für allen möglichen Krimskrams sollten es sein“, erzählt Suse Stock, die Modedesign studiert hat. Dass ihre Kittel nichts mit jenen zu tun haben, die Oma früher praktisch Tag und Nacht getragen hat, davon kann man sich in der Montagehalle Berlin überzeugen. Sie werden – wie alle Kleidungsstücke der Kollektion – maßgeschneidert. Es gibt unter anderem Varianten aus Jeans oder Seide, mal sportlich, mal elegant. Sogar alte OP-Kittel kommen, komplett umgearbeitet, zu ganz neuen Ehren. „Der Stoff ist wunderbar weich, weil er unzählige Male gewaschen wurde“, so Suse Stock.
Wie zum Beweis, dass sie von ihrer Geschäftsidee überzeugt ist, erzählt die gebürtige Düsseldorferin: „Ich selbst habe sogar in einem weißen Seidenkittel geheiratet. Als Gag war eine kleine grüne Zielscheibe mit Pfeil darauf appliziert. Mein Mann trug die Gleiche am Anzug.“
“Wir verdrehen uns nicht!”
Annette Haußknecht (links) und Suse Stock
Annette Haußknecht, die ursprünglich Architektin war und eher zufällig in die Modebranche gekommen ist, erklärt, dass jede von ihnen ihre eigenen Sachen produziere und die Arbeitsstile sehr unterschiedlich seien. „Suse zeichnet Skizzen und sucht danach die Stoffe aus. Ich hingegen mache das frei Schnauze. Ich habe einen Stoff und überlege mir dann, was ich draus mache”, erklärt die 42-jährige. So entstehen ausschließlich Unikate, die eine eigene Handschrift tragen: “Ballonröcke sind beispielsweise eine Spezialität von mir”, sagt Annette Haußknecht, die ebenfalls aus dem Rheinland stammt. „Wir inspirieren uns gegenseitig, lernen voneinander. Trotzdem verdrehen wir uns nicht, bleiben, wie wir sind.“ ergänzt Suse Stock. Weil das gut klappt, gibt es auch eine gemeinsame Kollektion.
Immer auf der Suche nach dem besonderen Stoff
Handgemacht und einzigartig: Frauenmode in der Montagehalle
Was beide Frauen besonders verbindet, ist die Liebe zum „Rohstoff“ ihres Schaffens. Oft begeben sie sich gemeinsam auf die Suche, nach den besonderen Stoffen, nach den kleinen, aber feinen Chargen. Und als logische Konsequenz verarbeiten sie die sorgfältig gewählten Textilien auch auf ganz besondere Weise. So werden zum Beispiel Webkanten als optisches Stilmittel in Szene gesetzt oder aus Probedrucken vom Anfang eines Stoffballens entstehen T‑Shirts mit klaren graphischen Mustern.
Auf die Frage, wie handgemachte Mode sogar im Wedding funktioniert und wie es dazu gekommen ist, antwortet Annette Haußknecht: „Wir sind bewusst im Wedding, auch, um den Ort aufzuwerten. Wir wohnen hier, daher arbeiten wir auch hier.” Die beiden Modemacherinnen wissen, dass ihr Geschäft einzigartig im Wedding ist. “Anfangs war ich schockiert, wenn die Leute nicht an uns glaubten. Wenn sie hier hereinkamen und uns ihre Zweifel mit der teilweise rauen Berliner Art rüberbrachten”, erinnert sich Annette Haußknecht. Inzwischen ist es anders: man ist bekannt, man wird erkannt.
Hochwertig und einzigartig
Von außen präsentiert sich die Montagehalle Berlin sehr exklusiv, fast minimalistisch. Hochwertig sind die Sachen von Suse Stock und Annette Haußknecht gewiss, keineswegs jedoch teuer. Die beiden bieten maßgeschneiderte Frauenkleidung zu echten Weddinger Preisen. Änderungen sind (fast) immer machbar.
Es lohnt sich, einzukehren und zu stöbern. Herz und Zentrum der Montagehalle Berlin bildet ein großer Tisch; gleichzeitig Arbeitsplatz für zwei, manchmal Zwischenstopp für den Nachwuchs zwischen Schule und daheim, immer auch Beratungsort. Annette Haußknecht meint: „Ich bin absolut überzeugt von Suses Sachen und sie von meinen. Wir stecken so viel Herzblut in die Arbeit, dass wir uns freuen, wenn die Kunden gezielt zu uns kommen.“