Von allen Weddinger Vierteln ist das Gebiet zwischen Müllerstraße, Seestraße und dem Bezirk Reinickendorf das vielleicht unauffälligste. Hier wird in erster Linie “nur” gewohnt, und das abgesehen vom Fluglärm recht ruhig. Industrie und Kaufhäuser sucht man hier vergebens, nur die BVG-Betriebshöfe und ein großes Frei-und Hallenbad sorgen dafür, dass das Englische Viertel kein reines Wohngebiet ist. Natürlich zieht auch der knapp 30 Hektar große Schillerpark Erholungssuchende aus anderen Vierteln an.
Englische Namen, holländische Backsteinarchitektur
Hier wird der Wedding immer vorstädtischer, je weiter man nach Norden kommt. Als die U‑Bahn 1923 bis zum Bahnhof Seestraße in Betrieb genommen wurde, lag die Hauptwerkstatt an der Müllerstraße/Ungarnstraße/Edinburger Str. noch am Stadtrand. Um die Werkstatt herum wurde der Block mit Werkswohnungen bebaut. Die an der Edinburger Straße seit 1909⁄10 befindliche Feuerwache (übrigens die erste, die für motorgetriebene Löschfahrzeuge ausgelegt war) wurde in den Komplex integriert. Auch das Paul-Gerhardt-Stift von 1886 wurde Teil eines Blocks des rasch wachsenden Englischen Viertels. Aus der früheren Diakonissenanstalt mit Krankenhaus hat sich ein Gesundheitszentrum mit Altenheim entwickelt. Die ansprechenden Backsteingebäude und die verträumten grüne Höfe haben indes nichts von ihrem Charme verloren.
In den Straßen mit den Namen englischer, irischer und schottischer Städte vermitteln die Häuser mit ihren Backsteinfassaden fast schon einen holländischen Charakter. Die 1927–30 errichtete Großsiedlung mit 800 Wohnungen war die erste Berliner Wohnanlage mit Fernwärmeanschluss. Der benachbarte Schillerpark (1909−13) mit seiner im Jahr 2011 wiederhergestellten Kinderplansche und einem Café im früheren Toilettenhäuschen gibt dem Viertel noch dazu eine grüne Note. Der Park wird allerdings durch die von Autos befahrene Barfusstraße in zwei Teile getrennt. Der nördliche Teil hat eher den Charakter eines hügeligen Landschaftsparks, während der südliche Teil von einem bastionartigen Terrassenbau mit Schillerdenkmal und einer riesigen quadratischen Wiese dominiert wird. Diese ist von vornherein für den Breitensport vorgesehen gewesen und wird häufig von Amateurfußballgruppen genutzt.
Eine zuvor wenig bekannte Wohnanlage aus den Jahren 1924–30 am Nordostrand des Schillerparks hat es – gemeinsam mit anderen Siedlungen der Berliner Moderne – im Jahr 2008 zum Titel “Weltkulturerbe” gebracht. Erbaut von den berühmten Architekten Max und Bruno Taut, wurden hier erstmals Prinzipien umgesetzt, die uns heute selbstverständlich erscheinen. Für die damalige Zeit aber waren die offene Blockrandbebauung, die grünen Innenhöfe, die Flachdächer und die Fassadengestaltung im schlichten Wechsel von Putz und Backstein geradezu revolutionär. In den 1950er Jahren wurden einige Gebäude in der Siedlung Schillerpark ergänzt, ohne dass dadurch der Gesamtcharakter der Anlage beeinträchtigt wird.
Ganz in der Nähe steht eine ebenfalls in dieser Zeit, von 1925–27, gebaute Siedlung Schillerhof, die insgesamt eine konservativere Formensprache besitzt. Rund um einen geschlossenen begrünten Hof, der von der Aroser Allee durch eine Hofdurchfahrt zugänglich ist, befinden sich Wohnungen in drei Geschossen. Über den Türen sind Schmuckgiebel mit Reliefs angebracht. Direkt an den beschaulichen Schillerhof schließt die Siedlung Schillerhöhe aus den 1950er Jahren an.
Französisch wird es aber auch.…
Wedding und Reinickendorf bildeten von 1945 – 90 den französischen Sektor in Berlin. Als kulturelles Zentrum für die französischen Streitkräfte, aber auch als Ort der Begegnung der Berlin mit französischer Kultur und Lebensart wurde 1961 das Centre Culturel Français an der Müllerstraße 74 errichtet. Das moderne Gebäude wird heute als Hotel, Brasserie und Kino genutzt. Fast schon am nördlichen Ende der Müllerstraße und somit auch an der Grenze des Wedding zieht ein kleiner Eiffelturm die Blicke auf sich und verweist auf das etwas zurückgesetzt liegende Centre Français. Vom englischen Viertel selbst ist die Bastion französischer Kultur allerdings durch den Domkirchhof II und eine Grünanlage getrennt.
Mit der 1925–27 gebauten “Straßenbahnstadt” des Architekten Jean Krämer verfügt das Englische Viertel noch über ein weiteres Juwel. Der heute von der BVG als Busbetriebshof Müllerstraße genutzte Komplex mit Werkstatt und Werkswohnungen besticht durch seine expressionistische Formensprache. Insbesondere die beiden Turmgebäude, die die Einfahrt flankieren und die Symmetrie betonen, prägen das Straßenbild an diesem Teil der Müllerstraße.
Ich wohne in der Schwyzer straße am Schillerpark hier kann man sich erholen zumal auch kein Fluglärm mehr ist
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