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Seit 2013 gibt es das Eiscafé Kibo:
Ein Eiscafé macht den Kiez glücklich

8. September 2023
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Wie hat sich der Wed­ding ver­än­dert! Manch­mal reicht es schon, wenn in einer etwas trost­lo­sen Stra­ße ein bun­tes Café eröff­net, in dem sich Alt und Jung tref­fen kann. Wenn es dann dort noch selbst­ge­mach­tes Eis und lecke­re Spei­sen und Geträn­ke gibt, kommt eini­ges zusam­men, was den Kiez glück­lich macht. Das Eis­ca­fé Kibo an der Trans­vaal­stra­ße im Afri­ka­ni­schen Vier­tel kann inzwi­schen auf zehn Jah­re zurückschauen. 

Irgend­was muss sie wohl rich­tig gemacht haben, die­se jun­ge Frau. Viel­leicht war sie auch nur am rich­ti­gen Ort, zur rich­ti­gen Zeit. Wobei … rich­ti­ger Ort? Da wäre wohl nie­mand drauf gekom­men, die­se klei­ne und eher unschein­ba­re Ver­bin­dungs­stra­ße so zu bezeich­nen, wo es nicht viel gab, außer ein paar Läden und Wohn­häu­ser. Und manch­mal gab es sogar nächt­li­che Poli­zei­ein­sät­ze (und hat­te es dort nicht sogar mal einen Mord gege­ben?). Als bevor­zug­te Lage konn­te man die Trans­vaal­stra­ße jeden­falls nicht bezeichnen.

Doch die­se jun­ge Frau fand ein leer ste­hen­des Laden­lo­kal – zuletzt war es ein Bil­lard­ca­fé gewe­sen und davor vie­le Jah­re sogar ein Spei­se­lo­kal, wor­auf der Schrift­zug an der Haus­fas­sa­de noch heu­te hin­weist -, spuck­te kräf­tig in die Hän­de, und dreh­te die gan­ze Stra­ße auf links, viel­leicht sogar den Kiez – wer kann das schon sagen? Doch halt, das ging jetzt viel­leicht ein wenig schnell für den Leser, der die Gegend viel­leicht nicht so gut kennt. Des­halb noch ein­mal von vorn: Ramo­na – so heißt die Frau – hat zusam­men mit ihrem Bru­der die lee­re Immo­bi­lie mit­samt Holz­ver­tä­fe­lung und The­ke und düs­te­rer Innen­ein­rich­tung gepach­tet und in ein Para­dies ver­wan­delt. Ein Para­dies für klei­ne und gro­ße Kin­der. Sie eröff­ne­te näm­lich ein Eis­ca­fé. Zuerst lern­te sie das Hand­werk, kauf­te sich die nöti­gen Gerät­schaf­ten für ein Eis­la­bor und star­te­te den Café­be­trieb. Und weil man von Eis­ku­geln nicht leben kann, vor allem nicht im unge­müt­li­chen Ber­li­ner Win­ter, bot sie gleich noch ande­re Din­ge an, Früh­stück und Kuchen und Mit­tags­tisch. Mit der Zeit kam immer mehr hin­zu, sodass die Spei­se­kar­te inzwi­schen über eine ansehn­li­che Sei­ten­zahl verfügt.

Und womit wahr­schein­lich kei­ner gerech­net hat, in die­sen Zei­ten und einer Gegend, wo alle mög­li­chen Geschäf­te schlie­ßen – C&A und Real und jetzt bald auch Kar­stadt: Ramo­na und das Eis­ca­fé Kibo gibt es inzwi­schen seit zehn Jah­ren. Und es ist kein Ende abzusehen.

Es ist viel pas­siert in der Zwi­schen­zeit. Aus­hil­fen sind gekom­men und manch­mal auch wie­der gegan­gen – aus Syri­en und Kolum­bi­en, Rumä­ni­en und der Ukrai­ne, dem Liba­non und der Tür­kei, und einer kam sogar aus Span­dau! Begeis­ter­te Nach­ah­mer haben das Ange­bot flei­ßig stu­diert und in der Nach­bar­schaft ihr Café­glück ver­sucht (mit mehr oder weni­ger Erfolg). Im Som­mer tin­gelt das Eis­ca­fé mit einem mobi­len Ver­kaufs­wa­gen zu Märk­ten (u.a. Spit­tel­markt und 17. Juni-Trö­del­markt) und Ver­an­stal­tun­gen (Rie­sen­dra­chen­fest und DGB-Kund­ge­bung, Gär­ten der Welt).

Und durch das Lokal als belieb­te Anlauf­stel­le für Fami­li­en und wohl­mei­nen­de Men­schen mit einem Fai­ble für schö­ne Din­ge ver­än­der­te sich auch die Trans­vaal­stra­ße. Die Außen­ter­ras­se und die vie­len glück­li­chen Men­schen mit Eis in der Hand machen ein­fach gute Laune.

Von Mes­ser­ste­che­rei­en oder Aus­ein­an­der­set­zun­gen in der Trans­vaal­stra­ße hört man übri­gens schon län­ger nicht mehr. Und die Poli­zei kommt nur noch, wenn sie Appe­tit auf Schlumpf-Eis oder einen lecke­ren Kaf­fee hat.

Text: Peter Groth, Fotos: Joa­chim Faust

Café Kibo, Trans­vaal­str. 13, Mo-Fr 9 – 20 Uhr, Sa/So 10 – 20 Uhr

Unse­re frü­he­ren Berich­te: Alles mit einem Augen­zwin­kernBun­te Mischung für den Kiez

Gastautor

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6 Comments

  1. Eine Fra­ge: habt Ihr ein „Abo“ für das Afri­ka­ni­sche Vier­tel oder nur zu wenig Bei­trä­ge aus den ande­ren Kiezen oder auch nur Stra­ßen. Es wun­dert mich halt , dass im Vor­der­grund immer die­ses Gebiet steht. Übri­gens bin ich Bad­stras­se 30Hh gebo­ren und Prin­zen­al­lee 7273 Ecke Oslo­er im vier­ten Stock links auf­ge­wach­sen. Wün­sche Euch eine gute Zeit 🤓

    • Es stimmt, dass der Wed­ding­wei­ser ursprüng­lich im Afri­ka­ni­schen Vier­tel gegrün­det wur­de. Unse­re Autor:innen kön­nen nicht alles in allen Kiezen abde­cken, die Gebie­te, wo wir woh­nen, spie­len natür­lich auch eine Rol­le. Wir geben uns aber Mühe, dass mög­lichst alle Kieze Berück­sich­ti­gung finden.

    • Hal­lo, ich machen beim Wed­ding­wei­ser die The­men­pla­nung und ich ver­su­che immer, auch die Vier­tel zu mixen, aus denen wir berich­ten. Für die letz­ten Wochen hat das aus mei­ner Sicht eigent­lich ganz gut geklappt. 

      Für die bis­he­ri­gen Tage im Sep­tem­ber habe ich spa­ßen­s­hal­ber mal nach­ge­zählt. Wir hatten:
      1 x Uferstraßenkiez
      1 x Brüs­se­ler Kiez
      5 x Afri­ka­ni­sches Viertel
      1 x Gerichtsstraßenkiez
      2 x Sol­di­ner Kiez
      1 x Sprengelkiez
      4 x Bel­ler­mann- bzw. Badstraßenkiez
      1 x Müllerstraße
      4 x gemisch­te Bei­trä­ge, die meh­re­re Kieze behandeln

      Ich gebe mir wei­ter­hin Mühe, das gut abzu­wech­seln. Eine gewis­se Häu­fung lässt sich lei­der nicht ver­hin­dern und das gar nicht so sehr, weil wir in bestimm­ten Kiezen woh­nen. Wir ver­su­chen ja auch, rela­tiv aktu­el­le The­men zu brin­gen und wenn das Spr­en­gel­haus akut in Gefahr ist, dann ist das ein rele­van­tes The­ma und spielt dann halt im Sprengelkiez. 

      Ich beden­ke beim Pla­nen immer meh­re­re Punk­te mit ver­schie­de­ner Wer­tig­keit. Mei­ne Prio­ri­tät 1 bei der Pla­nung ist die Aktua­li­tät eines The­mas, mei­ne Prio­ri­tät 2 ist der the­ma­ti­sche Schwer­punkt (Poli­tik, Kul­tur, Sozia­les…), der gern abwech­seln soll, Prio­ri­tät 3 ist die Ver­füg­bar­keit von Tex­ten unse­rer ehren­amt­li­chen Autoren und erst Punkt 4 ist für mich die gute Mischung aus den unter­schied­li­chen Kiezen. Viel­leicht ist das als Hin­ter­grund für Sie interessant.

      Vie­le Grü­ße (aus dem Brunnenviertel)!

  2. Ja, Ramo­nas Café ist eine Insti­tu­ti­on gewor­den, die in unse­rem Kiez nie­mand mehr mis­sen möch­te. Was soll­ten denn all die Eltern machen, nach­dem sie ihre Kids aus der Kita abge­holt haben? Wohin die wo soll­ten die Rol­la­tor­fah­rer aus dem Senio­ren­heim? In wo kriegt man sonst ein Lächeln und einen auf­mun­tern­den Rat von der Che­fin? Und wo sonst sind die Por­tio­nen mit den Prei­sen gewachsen? 

  3. Super­ca­fé, bun­tes Früh­stück, Galet­tes süß oder def­tig, tol­les Eis mit Mons­ter­ku­geln, aber auch wun­der­ba­rer Kuchen und woh­lig­schme­cken­de Sup­pen für käl­te­re Tage. Irgend­wie schmeckt alles und alles in einem guten Preis/Leistungsverhältnis. Und wären das nicht schon Grün­de genug, auf dem Weg zur Reh­ber­ge im Kibo vor­bei­zu­schau­en: der Ser­vice ist auch voll sym­pa­thisch, das Publi­kum gut gemischt quer Beet von vegan bis Kuh­milch. Dank Che­fin Ramo­na ein Ort zum Wohlfühlen.

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