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Drei Frauen kämpfen um den Wahlkreis 7 – Maja Lasic im Interview

8. Juli 2016
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Wird es eng? Zumindest wenn man die Linien der Erststimmen-Ergebnisse der letzten Jahre verlängert. - Grafik Andrei Schnell.
Wird es eng? Zumin­dest wenn man die Lini­en der Erst­stim­men-Ergeb­nis­se der letz­ten Jah­re ver­län­gert. – Gra­fik And­rei Schnell.

In Mit­tes Wahl­kreis 7, der aus dem Brun­nen­vier­tel und dem Spren­gel­kiez besteht, tre­ten drei Frau­en gegen­ein­an­der an. Die drei haben gute Aus­sich­ten, im Sep­tem­ber mit den Erst­stim­men ins Abge­ord­ne­ten­haus ein­zu­zie­hen. Neben­ste­hen­de Gra­fik zeigt eine Pro­gno­se auf Basis der gewon­ne­nen Erst­stim­men ver­gan­ge­ner Wah­len. Im Inter­view stel­len sich die drei Kan­di­da­tin­nen vor: Maja Lasić, Katha­ri­na Becker (CDU) und Jen­ny Neu­bert (Grü­ne).

Maja Lasić (SPD) im Vorgespräch

Maja Lasić, die Direkt­kan­di­da­tin der SPD im Wahl­kreis 7, schlägt für das Tref­fen mit dem Wed­ding­wei­ser das Sweet House am obe­ren Ende der Brun­nen­stra­ße vor. Das Vor­ge­spräch zeigt, dass für die pro­mo­vier­te Bio­lo­gin Maja Lasić poli­ti­sche Fra­gen dazu da sind, um über sie zu dis­ku­tie­ren. Ihren eige­nen Kopf hat sie nicht bei der Par­tei abge­ge­ben. Und sie hat offen­kun­dig auch Spaß dar­an, über Poli­tik ins Gespräch zu kom­men – so wie ande­re viel­leicht Spaß dar­an haben, ein Fuß­ball­spiel zu ana­ly­sie­ren. Es ist ihr (und der poli­ti­schen Öffent­lich­keit) zu wün­schen, dass sie aus die­ser Ein­stel­lung ein poli­ti­sches Pro­fil mün­zen kann.

Interview mit Maja Lasić

Direktkandidatin Maja Lasić (SPD). Foto Andrei Schnell
Direkt­kan­di­da­tin Maja Lasić (SPD). Foto And­rei Schnell

Wed­ding­wei­ser: Die Qui­noa-Schu­le sucht benach­tei­lig­te Schü­ler. Die Gus­tav-Fal­ke-Grund­schu­le will Kin­der bil­dungs­be­wuss­ter Eltern anlo­cken. Wel­che Schu­le tickt falsch?

Maja Lasić: Kei­ne, in bei­den Fäl­len wol­len die Schu­len ihren Schü­lern die bes­te Schu­le anbie­ten. Es gibt da kei­ne Patent­lö­sung. An die Gus­tav-Fal­ke-Grund­schu­le kom­men die Kin­der, die gut Deutsch spre­chen und ver­ste­hen, in die soge­nann­ten Nawi-Klas­sen. Dadurch wird die Schu­le auch für bil­dungs­be­wuss­te Eltern inter­es­sant. So erreicht die Gus­tav-Fal­ke-Schu­le wie­der eine gut gemisch­te Schü­ler­schaft. Ich bin über­zeugt, dass das Kon­zept für die­sen Stand­ort das rich­ti­ge ist. Qui­noa wie­der­um wid­met sich aktu­ell gezielt benach­tei­li­gen Schü­lern und ent­wi­ckelt im klei­nen Rah­men groß­ar­ti­ge Kon­zep­te. Bei­de haben die ein­zel­nen Schü­ler fest im Blick, bei­de Schu­len tra­gen einen ent­schei­den­den Bei­trag für unse­ren Stadt­teil. Grund­sätz­lich gesagt: Ich bin über­zeugt, und Stu­di­en bele­gen es auch, dass Schü­ler an hete­ro­ge­nen Schu­len bes­ser geför­dert wer­den. Daher ist neben dem Ein­satz für qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ges, schü­le­roi­en­tier­tes Arbei­ten auch wich­tig, Schu­len wie die Gus­tav-Fal­ke zu stär­ken, die Anrei­ze schaf­fen, um für alle Fami­li­en attrak­tiv zu bleiben.

Wed­ding­wei­ser: Sie selbst haben als Fel­low von Teach-First in einer Wed­din­ger Schu­le unter­rich­tet. Soll­te Teach First ver­bind­lich sein?

Maja Lasić: Nein, nicht per Gesetz. Bei Teach First gehen jun­ge, erfolg­rei­che Uni­ab­sol­ven­ten bewusst an Brenn­punkt-Schu­len. Die­se soge­nann­ten Fel­lows brin­gen dann wert­vol­les Know-how in die Schu­len. Bei mir stan­den z.B. fast in jeder Bio- und Che­mie­stun­de Expe­ri­men­te an – mei­ne Schü­ler Schü­ler haben davon stark pro­fi­tiert. Aber es ist klar, dass jede ein­zel­ne Schu­le für sich ent­schei­den muss, ob Teach First für sie pas­send ist.

Wed­ding­wei­ser: Um einen Kita­platz zu bekom­men, erhal­ten Eltern ein­fach einen Gut­schein, es gibt kei­ne Len­kung. Wäre das auch ein Modell für Grundschulen?

Maja Lasić: Nein, das wäre nicht gut. Die voll­kom­men freie Schul­wahl wür­de die Ent­mi­schung, Fach­leu­te spre­chen von Segre­ga­ti­on, deut­lich ver­schär­fen. Das Prin­zip Wohn­ort­schu­le wür­de ver­lie­ren und das Gefühl des Abge­häng­tseins sich ver­stär­ken. Und: Ja, auf Senats­ebe­ne muss etwas gelöst wer­den. Bei Schu­len, die nicht vor­an­kom­men, muss über per­so­nel­le Kon­se­quen­zen nach­ge­dacht wer­den. Eine wei­te­re Auf­ga­be der Senats­ebe­ne ist es, die Benach­tei­li­gung der Grund­schu­len zu been­den, zum Bei­spiel bei den Funk­ti­ons­stel­len wie dem Sekre­ta­ri­at oder bei der Attrak­ti­vi­tät des Berufs Grundschullehrer.

Wed­ding­wei­ser: Ist es eigent­lich okay, wenn Leh­rer streiken?

Maja Lasić: Ich bin eine Befür­wor­te­rin des Prin­zips Anstel­lungs-Leh­rer. Es soll­te kei­ne Rück­kehr zu Leh­rer­be­am­ten geben. Natür­lich dür­fen Leh­rer dann auch strei­ken, das ist ihr gutes Recht. Ich bin aber opti­mis­tisch, dass man im Gespräch mit der Gewerk­schaft, in die­sem Fall der GEW, zu dem Schluss kommt, dass z.B: Streiks in der Prü­fungs­zeit kei­ne gute Lösung sind.

Schlußbemerkung

Im Wahl­kreis 7 (Brun­nen­vier­tel und Spren­gel­kiez) kämp­fen drei Frau­en um das Direkt­man­dat. Der Wed­ding­wei­ser hat mit ihnen gespro­chen. Hier geht es zum Inter­view mit Maja Lasic (SPD), Katha­ri­na Becker (CDU) und Jen­ny Neu­bert (Grü­ne).

Inter­view, Gra­fik und Foto: And­rei Schnell

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

8 Comments

  1. Lie­ber Andrei,
    Pro­gno­sen haben ange­sichts der immer bes­ser wer­den­den Algo­rith­men weni­ger den Hauch von Kaffeesatzlesen.
    Ein­fach die Kur­ven ver­län­gern ist tat­säch­lich Kaffeesatzlesen 🙂
    Du ver­gißt lei­der die AfD z.B.

    • Lie­ber Moritz, ich bin nicht so opti­mis­tisch, was die Algo­rith­men angeht. Gera­de bei knap­pen Ent­schei­dun­gen ver­traue zumin­dest ich ihnen nicht. / Dass die AfD bei den Erst­stim­men, wo es um den Direkt­kan­di­da­ten geht, wirk­lich mit­spielt, ver­mu­te ich nicht. / Aber Du hast recht, Usus ist es, die Mei­nungs­um­fra­gen ernst zu neh­men; wer davon abweicht, muss das erklären.

    • Pro­gno­sen haben mit Kaf­fee­satz­le­sen gemein­sam, dass sie von der Zukunft han­deln, die nie­mand kennt. Sonst wäre es nicht reiz­voll über sie spe­ku­lie­ren. Im Arti­kel wur­den die Lini­en, die sich erge­ben, wenn man die Wahl­er­geb­nis­se der letz­ten zwei Abge­ord­ne­ten­haus­wah­len in ein Koor­di­na­ten­sys­tem ein­trägt, ein­fach ver­län­gert. Hät­te ich erklä­ren müs­sen – dan­ke für die Anmerkung.

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