Der Frühling 2019. Noch immer ist der Wedding so cool, dass es ihm egal ist, was die anderen über ihn denken. Dafür scheint die Sonne. Wir dokumentieren Auszüge aus unserem durchaus optimistischen wöchentlichen Newsletter aus dem 2. Quartal 2019.
April: Der April macht was er will, das stimmt zumeist beim Wetter und es stimmt noch öfter am 1. April, zumindest was die Scherze betrifft. Von „musste wohl schnell gehen“ bis „verdammt, der war gut“ ist zumeist alles dabei. Wir vom Weddingweiser waren auf jeden Fall up to date und titelten „BVG-Streik gebrochen? M27 fährt mit Polizeieskorte“. Dies alles passte auch thematisch zum BVG-Streik und wenn wir ehrlich sind, passt das jeden Tag. Es wäre ein passendes Mittel, um der Rudelbildung des M27 Einhalt zu gebieten.
Wie es weiterging? Die BVG ‑Angestellten bekommen mehr Gehalt.
Das Strandbad Plötzensee ist neu verpachtet, und der neue Pächter hat gleich den ganzen Wedding zum Klarschiffmachen eingeladen – gegen Freikarten. Und es kamen viele Helfer!
Der Wedding-Cup im Schillerpark, das größte Faustballturnier der Welt, fand zum 34. Mal statt. Die beiden Organisatoren, Andrea und Peter Wilksen, lernten sich, wie sollte es anders sein, beim Faustball kennen und die beiden Söhne spielen inzwischen ebenfalls begeistert mit.
Mai: Vor 90 Jahren, 1929, sorgte ein Demonstrationsverbot des Polizeipräsidenten für den 1. Mai in Berlin für Aufstände und brutale Polizeieinsätze, denen vor allem im Wedding zahlreiche Menschen, auch Unbeteiligte, zum Opfer fielen. Das Ganze ist unter dem Namen “Blutmai” in die Geschichte eingegangen.
Nicht akustisch, stattdessen optisch, knallt es momentan am Weddinger Nachthimmel. Der banale Grund: Rammstein geht auf Tour – die Lichtshow wird geprobt.
Wedding ist auf Platz 2 (121%) – vor Kreuzberg (114%) und hinter Neukölln (146%). Bei was? Bei der unschönsten Statistik, die momentan zu Recht die Öffentlichkeit beherrscht. Zwischen 2007 und 2018 sind im Wedding die Mieten um 121% gestiegen. Von 4,86 Euro auf 11,88 Euro bei Neuvermietungen.
Die Gartenarbeitsschule Wedding (SUZ Mitte) lud zum Tag der offenen Tür am Standort Scharnweberstr. 159 ein. Stockbrot, Honig und allerlei vorgezogene Pflanzen waren zu erwerben. Der Standort Seestraße ist unterdessen von einem Schulneubau „bedroht“. Schulen werden gebraucht, aber auch diese grünen Oasen, die unter anderem von 10.000 Kindern jährlich besucht wird. Dieses Jahr feiert die Gartenarbeitsschule 70-jähriges Bestehen.
Raus an die Luft. Im Freiluftkino Rehberge hat endlich die Saison begonnen. Versteckt im Park zeigt das Kino auch dieses Jahr wieder allerlei Filme in sehr entspannter Atmosphäre.
Die EU-Wahl ist vorbei. Die Wahlbeteiligung war höher als vor 2 Jahren zur Bundestagswahl und die Parteienlandschaft wurde ordentlich durcheinandergewirbelt. Grob kann man sagen: der Rote Wedding ist grün und manchmal sogar absoluter Fan von Die PARTEI. Jedenfalls haben die Schülerproteste zumindest zum Erfolg der Grünen beigetragen. Doch 13 Schüler des Lessing-Gymnasiums, die regelmäßig bei den Fridays for Future-Protesten dabei waren, drohen jetzt sitzenzubleiben.
Wie es weiterging: Kein Schüler ist deswegen sitzengeblieben, die versäumten Stunden konnten sie nachholen.
Juni: Die Lynarstraße, vom S‑Bahnhof Wedding aus gesehen, hat kein schönes Ende. Seit einiger Zeit steht hier das Holzhaus der Wohnungsgenossenschaft Am Ostseeplatz. Ein Holzbau, dessen Technik bisher selten zum Einsatz kommt. Und auch die Bewohnerstruktur ist einzigartig. Es gibt eine Demenz-WG, Obdachlosenhilfe und Wohnungen für Geflüchtete. Kurz: das bunte Leben wie es wirklich ist.
Die queere Moritz Bar, gegründet von den beiden Brüdern Lukas und Kilian Flade, schließt Ende Juni ihre Pforten. Wir haben die Betreiber gefragt, warum die Bar jetzt schließt und ob es an diesem Ort weitergeht. “Mit der Moritz Bar haben wir einen Raum für queere Weddingerinnen und Weddinger geschaffen, unter anderem mit unserer wöchentlichen Veranstaltung GAY WEDDING.”
Ob es bald weitergeht? Ein neuer Betreiber will im Januar eine ebenfalls queere Bar eröffnen.
Liegt es am Wetter, oder weil hier wirklich mal etwas Neues im alten Gewand glänzt, oder andersherum? Das Strandbad Plötzensee ist in aller Munde. Schön ist es geworden, so die einstimmige Meinung. Und es passiert noch mehr.
Platz für Radfahrer auf der Müllerstraße, den es ja gar nicht gibt. Damit soll nun Schluss sein. Einerseits, weil das Berliner Mobilitätsgesetz einen geschützten Radstreifen an allen Hauptverkehrsstraßen vorsieht, andererseits, weil eine Raddemo für einen geschützten Radstreifen stattfand. Exemplarisch wurde auf einer Länge von rund 100 Metern der Parkstreifen in einen Fahrradstreifen umgewandelt. Das Positive: Viele interessierte Weddinger fanden die Idee sehr gut, Kritik gab es kaum.
Wie geht es weiter? Das erfahrt im dritten Teil. Und wenn ihr sonst auf dem Laufenden bleiben wollt, schließt euch den fast 900 gut informierten Weddingerinnen und Weddingern an und abonniert auch den Newsletter, der euch jeden Donnerstagmorgen ins E‑Mail-Postfach flattert.