
Es gibt Menschen, die meinen, das Besondere am Café Freysinn wäre das Essen. Das wollen sie an einem Wochentag um die Mittagszeit erschmeckt haben. Andere behaupten, hier an der Grenze zum hippen Mitte, in der stillen Nebenstraße des Brunnenviertels gäbe es den besten Kaffee der Gegend. Wieder andere schwören, dass das internationale Team um Kathi und Marta in der Miniküche das netteste in ganz Berlin sei … Alles ist vielleicht ein wenig richtig, aber dennoch ist es falsch. Das Besondere am Freysinn ist, dass man hier etwas Überraschendes über den südlichsten Süden des Wedding lernen kann.
Was man noch vor ein paar Jahren über das Brunnenviertel dachte, war, dass hier nicht Wedding ist und nicht Mitte, ein Niemandsland zwischen Mauerpark und Bahnhof Gesundbrunnen. Man dachte, dass dies eine reine Wohngegend ist, dass man im Höchstfall in der Brunnenstraße Döner verkaufen könnte, dass hier ein Problemviertel mit größtenteils arbeitsloser Bevölkerung stünde. Dann eröffnete das Freysinn und alle, die dachten, sie würden das Brunnenviertel ganz genau kennen, wurden eines besseren belehrt.
Jeden Wochentag um die Mittagszeit bilden sich vor dem kleinen Tresen in dem viel zu kleinen, aber sehr gemütlichen Café-Bistro lange Schlangen mit Menschen, die vorher noch nie jemand gesehen hatte, obwohl sie immer da waren. Dann kommen nämlich die Mitarbeiter der Deutschen Welle aus dem Gewerbekomplex, in dem früher einmal die AEG große Maschinen baute. Es kommen Menschen, die Modemagazine produzieren, Redakteure diskutieren über Sendemodelle, Werbegrafiker stellen sich hübsch in die Reihe zu Programmierern von Internetfirmen. Alle drängen sich um die handgeschriebene Karte, die jeden Tag acht bis zehn neue Gerichte auflistet. Alle mit ganz viel Salat, mit ganz viel Saison, mit ganz viel Geschmack und mit ganz viel Pfiff. Gekocht, gebraten und gebacken wird, was der einen deutschen und der anderen polnischen Inhaberin, dem türkischen Küchenchef, dem deutschen Koch oder der marokkanischen Köchin in den Sinn kommt.
Das beste kleine Eckcafébistro im Brunnenviertel
Die erste Reaktion des Kiezes bei der Eröffnung 2010 war: Das ist nicht das Brunnenviertel. Dann: Das sind die Vorboten der Gentrifizierung des Kiezes. Doch Marta Susid und Ann-Kathrin Mätzold sind zu ihrer eigenen Überraschung in eine lange bestehende Marktlücke gestolpert, die so groß ist, dass sie jeden Tag Mühe haben, sie mit ihren Pfannen, Töpfen und Kuchenblechen zu schließen. Und so kommt es, dass manch einer um die Mittagszeit noch immer ein wenig verwundert am besten kleinen Eckcafébistro des südlichen Wedding vorbeigeht, während drinnen das andere Brunnenviertel ganz selbstverständlich aufs Mittagessen wartet.
Text und Fotos: Dominique Hensel
Jasmunder Straße 6, Ecke Usedomer Straße, Montag bis Freitag 8–16 Uhr geöffnet, Telefon: (030) 68 32 87 74, www.freysinn.com
[…] der Cantinerie Technologiepark Humboldthain Café und Bistro Freysinn auf dem Weddingweiser und ihre eigener […]
[…] auch im FREYSINN im Brunnenviertel, Jasmunder Str. 5, kann man zumindest von Montag bis Freitag ab 8.00 Uhr […]
Ein interessanter Tipp und Beitrag, wenn ich wieder einmal in der Nähe bin werde ich sicher einmal (oder gar öfter?) das Café Freysinn besuchen.
Gruß Michael
Ich finde dass sich hier in der letzten Zeit Artikel zu Gesundbrunnen oder von mir aus auch zur “Grenze nach MItte” zu sehr haeufen – das ist doch der Weddingweiser.
Richtig bemerkt – da die meisten Weddinger und Gesundbrunnen-Bewohner eine alte Verbundenheit teilen, haben wir uns entschlossen, beide Ortsteile auf dem Weddingweiser vorkommen zu lassen. Die Grenzen sind sowieso fließend. Wir haben außerdem auch Autoren aus Gesundbrunnen mit an Bord, die sich in beiden Ortsteilen gleichermaßen gut auskennen.
Danke Dominique, da muss ich mal hin!
Wenn Du vorher bescheid sagst, trinke ich dort gern einen Kaffee mit Dir 🙂
[…] Der Artikel ist auf dem Wedding-Blog Weddingweiser erschienen. Hier geht es zum kompletten Text: Weddingweiser […]