Der TELUX, der Abenteuerspielplatz Ecke Luxemburger Straße und Tegeler Straße gegenüber der BHT, wurde im Jahr 1973 gegründet, von Eltern, die sich dann dafür einsetzten, dass vom Jugendamt eine Stelle für die Platzbenutzung eingerichtet wurde. Wir stellen euch diesen besonderen Spielplatz vor.
Die Geschichte und vorherige Jubiläen dieses Spielplatzes sind bei uns im Laufe der Jahre dokumentiert. Der 5.000 qm große Platz, auf dem die Kinder u.a. spielen, bauen, bolzen, klettern, gärtnern, am Lagerfeuer beisammen sein und Akrobatik üben können, war immer wieder umstritten, umkämpft, aber auch gefördert und modernisiert. Auch die Beteiligung der mitwirkenden Kinder an der Gestaltung des TELUX-Geländes ist beachtlich.
Nun wird der TELUX stolze 50 und hat beachtliche Angebote für Kinder aufgebaut. Und am Samstag, den 9. September dieses Jahres wird es ein großes Sommerfest geben, zu dem dann ausnahmsweise auch die ganz Kleinen eingeladen sind.
Ich sprach mit Spielplatzleiter Horst Markgraf, einem langjährigen Mitarbeiter. Zunächst machten wir einen großen Rundgang über das Gelände, das in offener Jugendarbeit viel Bauten und aktive Orte zu bieten hat. Dort entstanden auch die beiden Fotogalerien, die hier abgebildet sind.
Herr Markgraf, Ihre Vorgängerin Frau Richter wird auf der TELUX-Webseite als 30 Jahre lang Mitwirkende dargestellt, die im November 2021 viel zu früh ausschied. Was hat Frau Richter als Leiterin bewirkt?
Frau Richter war zu einer Zeit im Einsatz, als es galt den TELUX immer wieder zu retten. Sie hat sich auch auf politischer Ebene vehement für einen gewaltfreien Ort stark gemacht, an dem Kinder selbstbestimmt bauen, basteln und auf freiwilliger Basis kommen und gehen können. In früheren Zeiten gab es noch viele dominante Jungen, die ein aggressionsfreies Miteinander zu Anfang nicht ohne weiteres zuließen. Sie hat diesen Kindern geholfen, gewaltfrei Konflikte lösen zu können.
Wie viele Kinder suchen Sie nachmittags auf dem Platz auf?
Zur Zeit im Winter sind unsere Außenangebote nicht so stark besucht, ebenso bei kaltem Regenwetter nicht. Viele Schulkinder kommen auch wochentagabhängig, also mehr oder weniger.
Wir haben mittlerweile auch viele Indoor-Angebote. Und vormittags können uns nach Anmeldung Schulklassen aufsuchen, wo die Kinder den offenen Bereich nutzen können oder auch ein spezielles Angebot wie das Töpfern oder Lagerfeuer.
Im Sommer haben wir über 100 Besucher:innen pro Tag.
Wie können die Kinder sich auf dem Platz bewegen?
Die Kinder im Alter von 6–14 Jahren spielen frei nach ihren Wünschen. Achten die Älteren auf Jüngere? Ja klar, im Sinne von gegenseitiger Rücksichtnahme und Hilfe, aber keine Aufsicht, denn die Kinder sollen alle frei und selbstbestimmt bauen und spielen können. Allerdings gibt es Eltern, die ihre Kinder bitten, auf jüngere Geschwister aufzupassen. Auch gibt es mitten auf dem Gelände ein Tor zum Kinderbauernhof nebenan.
Wie interessiert sind die Eltern an der Teilnahme der Kinder auf TELUX?
Viele Eltern verwechseln anfangs unser Angebot mit denen einer Kita. Bei uns muss allerdings kein Kind bleiben, wir möchten dass die Kinder freiwillig und selbstbestimmt jederzeit kommen und gehen können.
Auch das Nutzen von Handys ist nicht gestattet, obwohl viele Eltern gern Funkkontakt zu ihren Kids halten möchten. Die Handys sind ohnehin wirklich dysfunktional beim Spielen auf dem Platz, geraten in Vergessenheit, rutschen aus den Hosentaschen oder fallen beim Klettern herab; es wäre zu schade, so viele Schäden, Verluste und Enttäuschungen zuzulassen.
Woher in den Nachbarschaften kommen die Kinder zum TELUX?
Die meisten Kinder kommen aus dem Sprengelkiez oder aus Bereichen um den Leopoldplatz. Leider kommen wenige Kinder aus dem Brüsseler Kiez, obwohl dieser über die Antwerpener Straße am Zeppi vorbei gut erreichbar ist. Manchmal erreichen uns nachmittags Schulkinder aus der dortigen Schering-Schule.
Wie gestalten Sie heute das Zusammensein der Kinder, wenn Konflikte oder Streit auftreten?
Es kommt immer wieder mal zu Reibereien. Kinder nutzen Schimpfworte, es fallen Beleidigungen untereinander. Dann sprechen wir mit den beteiligten Kindern, um den Konflikt zu klären und Lösungswege ohne Gewalt aufzuzeigen. Bei vielen Beleidigungen kennen die Kinder den Sinn oder Hintergrund dieser beleidigenden Wörter nicht einmal.
Wie reagieren Sie, wenn die Kinder renitent gegen die Auflagen, Rücksichtnahmen und Regeln sind?
Schlimmstenfalls erteilen wir temporäre Platzverbote. Es geht unsererseits vom pädagogischen Anspruch her darum, gerade mit den Kindern zu arbeiten, die noch keine gewaltfreien Konfliktlösungen kennen, diese also gerade nicht auszuschließen, sondern Gewaltfreiheit zu üben und Demokratieverständnis zu entwickeln. Wir üben mit unseren Besuchern also, Konflikte und Streit grundsätzlich gewaltfrei zu lösen.
Ihre Attraktion sind die Hütten aus Holz. Wie geht das Bauen und Zimmern vor sich und was wird dabei besonders beachtet?
Die Bauten werden regelmäßig auf Sicherheit überprüft. Wir haben zwei Arten von Hütten. Einmal die Gemeinschaftshütten, wo jedes Kind bauen darf und die für unregelmäßiger Besucher*innen und Schulklassen sind und zum andern die Hütten, die einzelne Kinder kostenfrei – mieten können, um darin zu zimmern. Auch gab es Themenhütten wie „Gleis 9 ¾“ nach Harry Potter oder „007“, in denen die Kinder spielten.
Das Werkzeug zum Bauen können die Kinder gegen ein kleines Pfand aus unserer Ausgabe leihen, wie auch diverse Spielgeräte. Nägel zum Bauen erhalten die Kinder über ein Recyclingprinzip, wobei sie uns alte Nägel aus den Resten der Lagerfeuerstelle bringen oder indem sie sie aus Restholz ziehen. Diese alten Nägel können sie dann 1 zu 1 gegen neue Nägel bei uns eintauschen. Die alten Nägel bringen wir dann zur BSR.
Sie haben richtig schöne Spielanlagen: die Boulderwand, den Bolzplatz, die Hütten und die langen Hochwege zwischen den vielen Hütten, die große Feuerstelle und daneben den Sportraum mit einer Spiegelwand zum Tanzen, für Akrobatik und Disco. Wie stellen Sie Ihr Angebot vor?
Wir haben eine große Tafel im Eingangsbereich des Geländes, auf dem die Tagesangebote bunt in Holz geschnitzt und bemalt sind. Da steht beispielsweise Fußball, Tischtennis, Töpfern, Kreativwerkstatt darauf. Alle unsere Angebote beruhen auf Freiwilligkeit, deshalb ist es ein wichtiges Prinzip, sie attraktiv zu gestalten und mit den Kindern abzustimmen.
Was sind weitere Angebote?
Da ist zum einer unser Sommerfest, Platzübernachtungen, die Teluxreise auf einen Reiterhof wo es besondere Erlebnisse wie den ersten Regenbogen oder Schwimmen im See gibt. Es gibt diverse Ausflüge z.B. ins Wolfgang-Scheunemann-Haus zum Trampolinspringen, Kanufahrten, einen Tag an die Ostsee zusammen mit den Kindern von Clara-Outreach vom Maxplatz, Kletterausflüge ob in den Hochseilgarten oder in die Kletterhalle in Moabit.
Wir versuchen bei allen Aktivitäten die Kinder schon bei der Auswahl und Gestaltung mit einzubeziehen, da uns Partizipation und Mitbestimmung wichtig sind.
Gespräch, Text, Fotos © Renate Straetling
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Abenteuerspielplatz Telux, Tegeler Straße 28a, 13353 Berlin
Tel. 030 4629829, Mail: [email protected]
Buslinie 221 (Luxemburger Str.)
Öffnungszeiten
Montag bis Freitag von 13:00 – 18:00 Uhr, Samstag & Sonntag geschlossen
Schulgruppen können den Telux, nach Anmeldung, von 10:15 Uhr bis 12:30 Uhr besuchen.