Das hochspezialisierte Angelfachgeschäft Koss mit seinem weltweit wohl einmaligen “Maden-Automaten” zog schon immer Kundschaft auch aus anderen Stadtteilen in die Tegeler Straße im Sprengelkiez. Doch heute ist der Fachhändler längst nicht mehr der Einzige. Franky vom “Longboardz”-Laden, der eine ziemlich angesagte Art von Skateboards verkauft, hat ebenfalls viele Kunden von auswärts: “Weil meine Produkte hochspezialisiert sind, kommt zu mir viel Publikum, das nicht im Wedding wohnt”, sagt er. Wenn ein Auswärtiger das Bild einer typischen Weddinger Straße mit Spielcasinos und türkischen Kulturvereinen im Kopf hat, wird er sich an der Tegeler wundern. Denn inzwischen ist der Longboard-Laden umgeben von Cafés, einem Restaurant, einem Blumengeschäft, dem Bioladen, der ZweigStelle, einem Pub und einigen Spezialitätenrestaurants wie dem Koreaner Shikgoo und dem Inder “Naveena Path”.
Das Il Milanese del Tacco in der Stettiner Straße ist Café, Feinkostladen, Ausstellungsraum und Nachbarschaftstreff in einem…
Der Ladeninhaber Filippo Tritto
Ich sitze unter der grau-weiß gestreiften Markise und fühle mich sauwohl: Der Kaffee ist köstlich und die Stimmung herzlich. Danach habe ich mich in diesem Kiez gesehnt. Seit März 2013 gibt es das Il Milanese del Tacco in der Stettiner Straße. Mittlerweile ist es ein fester Treffpunkt für Menschen aller Herkunftsländer in der Nachbarschaft. Man kennt sich und kommt zum Plausch mit dem freundlichen, aufgeschlossenen und lustigen Ladeninhaber Filippo Tritto. Und wer sich nicht kennt, wird durch ihn bekannt gemacht. Der Italiener selbst sagt schmunzelnd, dass er seine Kaffeemaschine fast so sehr liebt wie seine Frau. Und das schmeckt man. Der echte italienische Espresso kostet faire 1,30 Euro, die Bohnen werden selbstverständlich in Berlin geröstet. Dazu kann man frisch zubereitete Baguettes und andere apulianische Köstlichkeiten genießen. Und es gibt noch mehr Gründe, im Il Milanese del Tacco vorbeizuschauen. Gern berät Filippo zu seinem breiten Angebot aus Weinen, Tee, verschiedenen Pasta, Gebäck und vielem mehr. Doch sein Herz schlägt nicht nur für den Genuss und die Menschen, sondern auch für die Kunst. Als Fotograf hatte er früher seinen eigenen Laden in Mailand. Filippo Trittos Bilder berichten „über die Wirkung vom Treffen des Fremden, des Neuen, des Anderen als die eigene Herkunft, anderes als das Bekannte“. Mit Gesundbrunnen scheint er sich genau den richtigen Ort zum leben und arbeiten ausgesucht zu haben.
“Gekaufte Dressings sind immer Mist”, sagt Adam Mikusch. Diese Zeiten sind jetzt endgültig vorbei. In seiner eigenen Manufaktur mit angeschlossenem Fabrikverkauf stellt der 32-Jährige das her, was er schon vorher gerne als Hobby gemacht hat: pfiffige Salat-Dressings, garantiert nur aus Naturprodukten und ohne Geschmacksverstärker. Die erheben jeden Salat zum Genuss – daher auch der anfängliche Name “Blattgold” für die Saucen, die in kleinen Flaschen verkauft werden. Doch auch auf Brot, zu Pasta oder als Dip zum Grillgut eignen sich die Weddinger Saucen-Kreationen hervorragend.
Eigentlich hat Adam Mikusch als Grafik-Designer gearbeitet, was man dem in dunkler Holzoptik gestalteten Laden und den Etiketten sofort ansieht. Doch Spaß hat ihm dieser Job am Ende nicht mehr gemacht. “Ich habe dann den Schritt gewagt und aus meinem Hobby einen Beruf gemacht”, erzählt er. Die Idee, mit eigenen Salatdressings auf Märkte zu gehen, hat Adam Mikusch dann den Gründerpreis 2012 als bester Newcomer eingebracht.
Manufaktur heißt “von Hand gemacht”. Genau so werden die Dressings auch noch hergestellt. Handgerührt, nicht mit Wasser gestreckt und ohne Konservierungsstoffe. Als Zutaten findet man in den Berliner Dressings natives Olivenöl aus dem Süden, feinen Apfelessig, im Fass gereiften Balsamico-Essig, frisch zerstoßenen Schwarzen Pfeffer, reines Alpensalz oder gehaltvollen Senf. Die Dressings gibt es in vier Varianten. Auf jedem Etikett befindet sich ein anderes Motiv mit einem fantasievoll gezeichneten Tier – “meine imaginären Mitarbeiter”, scherzt Adam Mikusch. Seit 2013 gibt es auch eine “Berliner Senfsauce”: die Grillsauce wurde mit vielen Gewürzen veredelt und mit Olivenöl verfeinert.
Aus der kleinen Manufaktur soll mehr werden
Im Moment wohnt Adam Mikusch noch in Pankow. Von der Produktionsstätte aus fährt er mit dem “Blattgold”-Piaggio auf Wochenmärkte und zu einzelnen Feinkostgeschäften. Den Wedding hat er aus mehreren Gründen als Basis ausgewählt. “Der Wedding stellt einen guten Kompromiss zwischen preiswertem Standort und wachsendem Bewusstsein für frische Produkte dar”, sagt er. Im Prenzlauer Berg, glaubt Adam Mikusch, wäre er nur einer von vielen gewesen. “Im Wedding sind die Leute noch genauso naturbelassen wie meine Dressings”, sagt der gebürtige Oberschlesier, der in Trier aufgewachsen ist. Doch im Wedding soll die Erfolgsgeschichte von Blattgold nicht enden, und nur bei einem Dreirad-Auto wird es wohl auch nicht bleiben, hofft Adam Mikusch: “Erst genießt der Wedding unsere Saucen, dann Berlin und am Ende vielleicht die ganze Welt.…”
Aktualisierung 2016: Die Manufaktur ist inzwischen nach Hohenschönhausen umgezogen. kontakt@haus-der-feinen-kost.de
Website mit aktuellen Verkaufsstätten (im Wedding bei EDEKA Reichelt, bei Kaiser’s; außerdem in diversen Supermärkten und auf Karl’s Erdbeerdorf)
Sorten:
Balsamico-Basilikum Dressing perfekt zu frischen Blattsalaten und leichten Nudelgerichten. Auch fruchtige Erdbeeren oder Tomate-Mozzarella werden zum Erlebnis. Zutaten: Balsamicoessig, Honig, Olivenöl, Basilikum, Salz, Pfeffer, Knoblauch
Balsamico-Vanille Dressing veredelt mit echter Bourbonvanille frische Blattsalate und leichte Geflügelgerichte. Auch Desserts wie Eis oder Früchte werden so nuancenreich gekrönt. Zutaten: Balsamicoessig, Honig, Olivenöl, Bourbonvanille, Salz, Pfeffer
Honig-Senf Dressing passt am schönsten zu pikanten Blattsalaten wie Rucola oder Chicoree. Und auch als Grillsauce oder zu Seefisch ein feiner Gaumenkitzel. Zutaten: Senf, Honig, Olivenöl, Apfelessig, Salz, Pfeffer
Berliner Senfsauce – Die perfekt abgestimmte Grillsauce wurde mit vielen großartigen Gewürzen veredelt und mit Olivenöl verfeinert. Ein Orginal aus der Region mit ausgewählten Zutaten für einen neuen puren Geschmack wie selbstgemacht.
Das kleine italienische Restaurant hat es geschafft, dass man nur wegen des guten Essens in den Wedding kommt.
Von außen unscheinbar: das “Da Baffi”
Wenn eine Hobelbank ein Symbol für Handarbeit ist, dann kann ich mir kaum eine bessere Einrichtung für das Da Baffi vorstellen. Pizza sucht man bei diesem Italiener in der Nazarethkirchstraße vergeblich. Stattdessen kommen Köstlichkeiten der italienischen Küche auf den Tisch, die man sonst wohl nur an Festtagen von einer echten “Mamma” serviert bekommt. Oder eher Pappa, denn der Vater von Inhaber Frederico Pesta war Restaurantbesitzer im norditalienischen Bologna. Gemeinsam mit seinen Freunden Francesco Righi (aus Cesena) und Wibke Isenberg (eigentlich aus Düsseldorf) setzt er nun mediterrane Akzente mitten im Wedding.
Über die Speisekarte kommt man ins Gespräch
“Bei der Übersetzung ins Deutsche verliert die Speisekarte an Gehalt”, sagt die Inhaberin Wibke Isenberg. Die Bezeichnungen bleiben folglich im Original. Und genauso überlässt man dann auch die Auswahl des passenden Weins getrost dem qualifizierten Personal. Das schlichte Ambiente erinnert ein wenig an die frühen Tage des gastronomischen Aufstiegs des Prenzlauer Bergs. Aber das ist ohnehin nebensächlich. Hier geht es um’s Essen, Genießen, Wohlfühlen mit Leib und Seele. Auch wenn man es eher beiläufig erfährt: Gedacht hat man sich sowieso, dass die Pasta täglich frisch von Hand gemacht wird. Besonders zu empfehlen sind auch die Trüffel, die Francescos Mama nach Berlin liefert.
Und wer sich im Sommer auf den Bänken vor dem Da Baffi den Wind des Leopoldplatzes um die Nase wehen lässt, kann sich an dem Stromkasten erfreuen, der kurzerhand zur Speisekartentafel umgewidmet wurde.
Der Name ist übrigens ein Ausruf nach einem guten Essen: Da leccarsi i baffi – da leckst du dir den Bart.
Autor: Marcus Bauer
Das Restaurant hat seit dem 21. Dezember 2014 geschlossen.. http://dabaffi.com, Nazarethkirchstraße 41,