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Schreibabys: Paula Diederichs hilft Eltern aus der Krise

13. November 2019
Paula Diederichs mit einem Baby.

Manch­mal hilft nur noch Pau­la. Pau­la Diede­richs ist für Müt­ter und Väter da, deren Neu­ge­bo­re­ne schein­bar ohne jeden Grund dau­er­haft schrei­en. Die Lei­te­rin der SchreiBa­by­Am­bu­lanz ist stadt­weit bekannt und nicht nur im Wed­ding eine sehr gefrag­te Per­son. Im ver­gan­ge­nen Jahr hat die SchreiBa­by­Am­bu­lanz in der Nach­bar­schafts­Eta­ge der Fabrik Oslo­er Stra­ße ihr 20-jäh­ri­ges Jubi­lä­um gefeiert.

Was die SchreiBabyAmbulanz ist

SchreiBa­by­Am­bu­lan­zen bie­ten Fami­li­en in Kri­sen­si­tua­tio­nen schnel­le und unbü­ro­kra­ti­sche Hil­fe. Ziel­grup­pen sind Säug­lin­ge mit früh­kind­li­chen Schrei- oder Schlaf­stö­run­gen und hef­ti­gen Trotz­an­fäl­len. Durch ver­ständ­nis­vol­les Zuhö­ren und Ent­span­nungs­mög­lich­kei­ten für Eltern und Kin­der nimmt der stress­be­ding­te Erschöp­fungs­zu­stand ab. So wird die Bezie­hung sowohl zwi­schen den Eltern als auch mit dem Säug­ling ver­bes­sert. Die Kri­sen­be­glei­tung wirkt prä­ven­tiv, da Regu­la­ti­ons­stö­run­gen der Kin­der im höhe­ren Alter vor­ge­beugt wer­den kann. Kom­men erschwe­ren­de Umstän­de wie psy­cho­so­zia­le Pro­ble­me oder Krank­hei­ten hin­zu, ver­mit­teln die Kri­sen­be­glei­te­rin­nen pas­sen­de Hilfs­an­ge­bo­te. Die SchreiBa­by­Am­bu­lanz in der Nach­bar­schafts­Eta­ge nahm im Herbst 1998 ihre Arbeit auf. Seit­dem konn­te vie­len Eltern mit ihren Babys gehol­fen wer­den. Neben Pau­la Diede­richs gehört auch Psy­cho­lo­gin Clau­dia Theil zum Team der SchreiBabyAmbulanz.

Gute Erfahrungen: Cem Erkisi

„Es war drei Tage vor der geplan­ten Geburt mei­ner Toch­ter als ich beim Quar­tiers­rat des Sol­di­ner Kiezes von Ruth Dit­sch­kow­ski den Hin­weis bekom­men habe, mich nach der Geburt bei ihr zu mel­den. Sie mein­te, dass mei­ne Frau und ich zu Pau­la kom­men soll­ten, die mit den Babys ganz tol­le Sachen macht. Ruth ahm­te hier­bei zar­te, aber bestimm­te Druck­be­we­gun­gen mit den Hän­den nach. Was sie damit mein­te, erfuhr ich, als mei­ne Frau und ich wirk­lich zur Schreiba­by­am­bu­lanz von Pau­la Diede­richs gegan­gen sind. Pau­la nahm unser Baby und „knautsch­te“ es von Kopf bis Fuß rich­tig durch. Ziel dabei ist es, die kör­per­li­chen Rei­ze aus­zu­lö­sen, die bei einem Kai­ser­schnitt aus­blei­ben. Es war so gut­tu­end für unser Baby, dass wir noch wei­te­re Ter­mi­ne gemein­sam wahr­ge­nom­men haben.

Als Schreiba­by gilt ein Säug­ling, der täg­lich mehr als drei Stun­den an min­des­tens drei Tagen der Woche über mehr als drei Wochen aus uner­klär­li­chen Grün­den schreit und sich kaum beru­hi­gen lässt. Wer ein schrei­en­des Baby auch nur eine hal­be Stun­de auf dem Arm gehal­ten hat, weiß, wie anstren­gend und extrem belas­tend die Situa­ti­on für Baby und Mut­ter oder Vater sein kann. Und Pau­la hilft in die­sen Situa­tio­nen mit Rat und Tat, also dort, wo frü­her die wei­te­re Fami­lie unter­stüt­zen konn­te, indem zum Bei­spiel die Oma das Baby für eine Stun­de über­nom­men hat.

Denn Pau­la kann nicht nur mit Babys. Sie kann auch sehr gut mit Müt­tern. Sie kennt die Bedürf­nis­se von Müt­tern, die nach einer Geburt zu häu­fig dann doch auf sich gestellt sind. Sie kann außer­dem als Kör­per­the­ra­peu­tin den Müt­tern wohl­tu­en­de Momen­te brin­gen, denn das „Knaut­schen“ ver­steht man erst und kann es so selbst anwen­den, wenn man selbst durch­ge­knautscht wurde.

Aber auch Vätern kann Pau­la hel­fen. Denn zu oft wird auch von Vätern mehr erwar­tet. Aber die Belas­tun­gen gehö­ren ver­ar­bei­tet. Schreiba­by­am­bu­lanz heißt also für mich, dass dem Baby, der Mut­ter und dem Vater Gutes getan wird. Es ist eine sehr zu emp­feh­len­de Prä­ven­tiv­maß­nah­me, die es hof­fent­lich in Zukunft auch in ande­ren Spra­chen geben kann. Im End­ef­fekt geschieht alles zum Woh­le des Babys. Je ent­spann­ter die Eltern, umso ent­spann­ter das Baby.“ (Text: Cem Erkisi)

Team-Schreibabyambulanz-Nachbarschaftsetage
Ruth Dit­sch­kow­ski, Pau­la Diede­richs und Clau­dia Theil (von links)

Gute Erfahrungen: Anne und die Zwillinge

„Die Schreiba­by-Ambu­lanz hat uns in den ers­ten Mona­ten im Leben unse­rer Zwil­lin­ge sehr gehol­fen. Ich wand­te mich tele­fo­nisch an Pau­la Died­richs, als die Babys etwa vier Wochen alt waren.  Die Heb­am­me im SOS-Kin­der­dorf hat­te mir ihre Num­mer gege­ben, da ich wegen des stun­den­lan­gen Schrei­ens mei­ner Mäd­chen Rat such­te: Vor allem die älte­re der bei­den schrie jeden Tag vier oder fünf Stun­den lang; meist ging es am Nach­mit­tag gegen 17 Uhr los und hör­te erst gegen 22 Uhr wie­der auf, wenn sie ein­schlief. Die jün­ge­re schrie eben­falls häu­fig und lang­an­hal­tend. Wenn das eine Baby auf­hör­te, fing das ande­re an. Bei­de hat­ten Pro­ble­me ein­zu­schla­fen und sich zu beru­hi­gen; für das Schrei­en konn­ten mein Freund und ich kei­ne Grün­de erkennen.

Wir emp­fan­den das täg­li­che Gebrüll als star­ke Belas­tung. Zum einen, weil des­we­gen kaum eine Akti­vi­tät mit den Kin­dern mög­lich war – wir konn­ten nur sel­ten Cafés, Restau­rants oder ande­re öffent­li­che Orte besu­chen. Zum ande­ren mach­ten wir uns natür­lich Sor­gen, ob wir als Eltern etwas falsch machen oder ob unse­re Kin­der sich bei uns aus irgend­wel­chen Grün­den nicht wohl füh­len.  So kamen wir kör­per­lich und psy­chisch an unse­re Gren­zen. Als ich Pau­las Num­mer wähl­te, bot sie mir sofort einen Ter­min am fol­gen­den Tag an, bei uns zu Hau­se. Ich war erleich­tert, da ich mit einer län­ge­ren War­te­zeit gerech­net hat­te – ich hat­te die Erfah­rung gemacht, dass alles, was mit Babys zu tun hat, weit im vor­aus geplant wer­den muss. Egal ob es sich um ärzt­li­che Unter­su­chun­gen oder Freit­zeit­ak­ti­vi­tä­ten mit Kind han­delt: Nor­ma­ler­wei­se geht nichts ohne meh­re­re Wochen Vor­lauf. In die­sem Fall war es glück­li­cher­wei­se anders. Auch, dass Frau Died­richs bei uns zu Hau­se vor­bei­kam und ich also nicht mit den Zwil­lin­gen durch die Stadt fah­ren muss­te, war für uns extrem ange­nehm und stressfrei.

Pau­la Died­richs brach­te sofort Ent­span­nung in unse­ren Haus­halt. Sie nahm mir bei unse­rem Tref­fen die Kin­der ab und for­der­te mich auf, mich aus­zu­ru­hen. Dass mein Stress sich auf die Kin­der über­trägt, war mir schon klar. Bloß fan­den mein Freund und ich allein kei­nen Weg, die­sen Kreis­lauf zu durch­bre­chen. Pau­la Died­richs arbei­te­te zunächst vor allem mit mei­ner älte­ren Toch­ter. Sie trug das Baby durch die Woh­nung, mas­sier­te es und mach­te beru­hi­gen­de Brumm­lau­te, die es nach einer Wei­le tat­säch­lich ein­schla­fen lie­ßen. Sie küm­mer­te sich aber auch um uns – vor allem um mich: Sie sprach lan­ge mit uns, hör­te sich an, wie wir selbst ver­su­chen, die Zwil­lin­ge zu beru­hi­gen, lob­te uns für das, was wir rich­tig mach­ten und gab uns aller­hand prak­ti­sche Tipps.

Damit wur­de Pau­la Died­richs für uns zu einer wich­ti­gen Ansprech­per­son, die uns in der ers­ten Zeit mit unse­ren Kin­dern kon­ti­nu­ier­lich zur Sei­te stand. Sobald sie unse­re Woh­nung betrat merk­te ich, wie die Anspan­nung sich deut­lich leg­te. Die Kin­der reagier­ten posi­tiv auf ihre Gegen­wart. Auch im Anschluss, wenn sie wie­der weg war, merk­te ich, dass sie deut­lich ruhi­ger und hei­te­rer waren als vor­her. Die Hand­grif­fe, die sie mir zeig­te, konn­te ich auch an den ande­ren Tagen anwen­den. So lern­te ich, bes­ser mit mei­ner eige­nen Ner­vo­si­tät umzu­ge­hen und den Kin­dern bes­ser Trost und Ruhe zu geben. In den Wochen, wo Pau­la Died­rich ver­hin­dert war, schick­te sie eine Ver­tre­tung, mit der wir eben­falls sehr zufrie­den waren.

Mit der Zeit redu­zier­te sich das Schrei­en, nach etwa drei Mona­ten hör­ten die stun­den­lan­gen Brüll­at­ta­cken auf. Da ich trotz­dem als Mut­ter von Zwil­lin­gen stark belas­tet war, besuch­te Pau­la Died­richs uns wei­ter­hin ein­mal in der Woche. Sie arbei­te­te noch viel mit den Kin­dern, wand­te sich aber zuneh­mend auch mir zu. Vor allem sorg­te sie mit Mas­sa­gen bei mir für Ent­span­nung und stand mir wei­ter­hin mit Rat und Tat zur Seite.

Die Unter­stüt­zung durch Pau­la Died­richs hat in die­ser Zeit viel dazu bei­getra­gen, dass wir als glück­li­che Fami­lie zusam­men­wach­sen kön­nen. Allein zu wis­sen, dass wir ein­mal die Woche einen Ter­min mit ihr haben, redu­zier­te für uns den Stress. Für mich war es aber vor allem sehr posi­tiv, mit mei­nen vie­len Fra­gen nicht allei­ne dazu­ste­hen, son­dern eine kom­pe­ten­te und erfah­re­ne Ansprech­part­ne­rin zu haben. Indem Pau­la Died­richs uns als Eltern lob­te und die posi­ti­ve Ent­wick­lung unse­rer Zwil­lin­ge her­vor­hob, stärk­te sie unser Selbst­be­wusst­sein und gab uns das Zutrau­en, das wir brauch­ten, um in unse­re neue Rol­le hin­ein­zu­wach­sen. Auch die kör­per­li­che Arbeit, die Mas­sa­gen von mir und mei­nen Kin­dern, hal­fen mir, zur Ruhe zu kom­men. Die Hand­grif­fe, die sie uns zeig­te, wen­den wir zum Teil bis heu­te mit Erfolg an.“ (Text: Anne, Name wur­de geän­dert) 

Kontakt und Infos

SchreiBa­by­Am­bu­lanz in der Nach­bar­schafts­Eta­ge, Mitt­woch 9–18 Uhr, Baby- und Bewe­gungs­raum, Auf­gang A, 1. Eta­ge, Fabrik Oslo­er Stra­ße, Oslo­er Stra­ße 12, tele­fo­ni­sche Anmel­dung unter (030) 436 690 44 oder (0174) 169 2841 sowie per E‑Mail unter [email protected]

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