


Was den Namen angeht, beruft sich dieses deutsch-mediterrane Restaurant auf klangvolle Wurzeln: Die „Lichtburg“ war ab 1929 ein Varietétheater, ein Kino-Palast und ein Restaurant – mit 2.000 Sitzplätzen einer der größten Säle in ganz Deutschland. Nachts wurde das abgerundete Eckgebäude mit 1.000 Glühbirnen in vertikalen Streifen beleuchtet, daher der Name. Doch Kriegszerstörungen und letztendlich der Mauerbau brachten das Großkino in eine Randlage, 1970 wurde es ganz abgerissen. Doch nicht nur der Bezug auf die Geschichte des gegenüber liegenden Grundstücks spannt einen Bogen, auch die traditionelle Berliner Küche mit italienischem Einschlag sorgt für ein im Wedding einmaliges Angebot.


2004 war die Gaststätte in der Gartenstadt Atlantic unter dem Namen „Café Lichtburg“ als deutsch-türkisch-jüdisches Vereinslokal gestartet. Doch nach der Insolvenz der ersten Pächterin übernahm 2009 ein türkischer Gastronom die Gaststätte. Statt auf Kaffee, Kuchen und Bistro-Snacks setzte Orhan Baran auf ein gehobenes Restaurantkonzept. „Wir haben das Kneipen-Intérieur, die Kuchen-Vitrine und den Eisstand hinausgeworfen, statt dessen eine gepflegte Bar und dunkle Holzmöbel aufgebaut“, sagt der Betreiber. Die Wände sind in einem gedeckten Altrosa gehalten, an Weinregalen sind schöne Flaschen aneinandergereiht, und auf den Tischen liegen karierte Tischdecken. Zeitlos schön, für jedes romantische Dinner oder Geschäftsessen bestens geeignet. An den Wänden sind historische Fotos der alten Lichtburg. Im Sommer hat das Restaurant eine riesige Sonnenterrasse an der Ecke Heidebrinker/Behmstraße.




Und nun zum Wichtigsten: Was gibt es zu essen? Auf der Hauptkarte stehen neben Pasta auch Wiener Kalbsschnitzel, Berliner Leber, Bratwurst, Schweinebraten oder Tafelspitz. Für Vegetarier gibt es zum Beispiel eine Gemüsepfanne. „Unser Bauernfrühstück mit Speck ist auch ein beliebtes Essen“, erzählt Orhan Baran, der in der Türkei eine Gastronomieausbildung absolviert hat. Gerade auch für ältere Gäste, Touristen aus den nahen Hotels oder Weddinger, die ihre Eltern oder Besucher einmal gut ausführen wollen, ist das Restaurant Lichtburg eine der wenigen Adressen im Kiez, die für jeden Geschmack etwas bieten. „Wir haben kein einziges türkisches Gericht auf der Karte“, sagt der Betreiber. Klingt logisch, denn orientalische Gerichte gibt es am Gesundbrunnen schließlich ohnehin an jeder Ecke. Wer im Kiez arbeitet, wird sich über die wechselnden Mittagsgerichte freuen. Und saisonal gibt es Spargel oder, am Jahresende, eine eigene Weihnachtskarte. Da stehen dann Entenbrustfilet, Gänsekeule oder Gänsebrust auf dem Programm. Ein Drei-Gänge-Menü gibt es für 35,90 Euro pro Person.



So traditionell das Angebot im Restaurant Lichtburg auch wirkt, so bunt ist die Belegschaft – typisch Wedding eben. „Wir haben seit 13 Jahren die drei gleichen Köche“, sagt Orhan Baran. Und sein Serviceteam hat Wurzeln in zehn Nationen. So ganz ohne Multi-Kulti geht es im Wedding dann eben doch nicht. Und, auch das etwas Besonderes, das Personal ist nach der Corona-Kurzarbeit vollständig wieder zurückgekehrt. Eine derartige Kontinuität und Tradition – so oft gibt es das in unserem Stadtteil nicht mehr.
Restaurant Lichtburg, Behmstr. 9, Tel. 030 499 109 30
täglich 12 – 23 Uhr

Gleich benachbart liegt das italienische Restaurant La piccola