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Gut essen am Gesundbrunnen:
Restaurant Lichtburg: Deutsche und mediterrane Küche

10. November 2023
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Was den Namen angeht, beruft sich die­ses deutsch-medi­ter­ra­ne Restau­rant auf klang­vol­le Wur­zeln: Die „Licht­burg“ war ab 1929 ein Varie­té­thea­ter, ein Kino-Palast und ein Restau­rant – mit 2.000 Sitz­plät­zen einer der größ­ten Säle in ganz Deutsch­land. Nachts wur­de das abge­run­de­te Eck­ge­bäu­de mit 1.000 Glüh­bir­nen in ver­ti­ka­len Strei­fen beleuch­tet, daher der Name. Doch Kriegs­zer­stö­run­gen und letzt­end­lich der Mau­er­bau brach­ten das Groß­ki­no in eine Rand­la­ge, 1970 wur­de es ganz abge­ris­sen. Doch nicht nur der Bezug auf die Geschich­te des gegen­über lie­gen­den Grund­stücks spannt einen Bogen, auch die tra­di­tio­nel­le Ber­li­ner Küche mit ita­lie­ni­schem Ein­schlag sorgt für ein im Wed­ding ein­ma­li­ges Angebot.

2004 war die Gast­stät­te in der Gar­ten­stadt Atlan­tic unter dem Namen „Café Licht­burg“ als deutsch-tür­kisch-jüdi­sches Ver­eins­lo­kal gestar­tet. Doch nach der Insol­venz der ers­ten Päch­te­rin über­nahm 2009 ein tür­ki­scher Gas­tro­nom die Gast­stät­te. Statt auf Kaf­fee, Kuchen und Bis­tro-Snacks setz­te Orhan Baran auf ein geho­be­nes Restau­rant­kon­zept. „Wir haben das Knei­pen-Inté­ri­eur, die Kuchen-Vitri­ne und den Eis­stand hin­aus­ge­wor­fen, statt des­sen eine gepfleg­te Bar und dunk­le Holz­mö­bel auf­ge­baut“, sagt der Betrei­ber. Die Wän­de sind in einem gedeck­ten Alt­ro­sa gehal­ten, an Wein­re­ga­len sind schö­ne Fla­schen anein­an­der­ge­reiht, und auf den Tischen lie­gen karier­te Tisch­de­cken. Zeit­los schön, für jedes roman­ti­sche Din­ner oder Geschäfts­es­sen bes­tens geeig­net. An den Wän­den sind his­to­ri­sche Fotos der alten Licht­burg. Im Som­mer hat das Restau­rant eine rie­si­ge Son­nen­ter­ras­se an der Ecke Heidebrinker/Behmstraße.

Und nun zum Wich­tigs­ten: Was gibt es zu essen? Auf der Haupt­kar­te ste­hen neben Pas­ta auch Wie­ner Kalbs­schnit­zel, Ber­li­ner Leber, Brat­wurst, Schwei­ne­bra­ten oder Tafel­spitz. Für Vege­ta­ri­er gibt es zum Bei­spiel eine Gemü­se­pfan­ne. „Unser Bau­ern­früh­stück mit Speck ist auch ein belieb­tes Essen“, erzählt Orhan Baran, der in der Tür­kei eine Gas­tro­no­mie­aus­bil­dung absol­viert hat. Gera­de auch für älte­re Gäs­te, Tou­ris­ten aus den nahen Hotels oder Wed­din­ger, die ihre Eltern oder Besu­cher ein­mal gut aus­füh­ren wol­len, ist das Restau­rant Licht­burg eine der weni­gen Adres­sen im Kiez, die für jeden Geschmack etwas bie­ten. „Wir haben kein ein­zi­ges tür­ki­sches Gericht auf der Kar­te“, sagt der Betrei­ber. Klingt logisch, denn ori­en­ta­li­sche Gerich­te gibt es am Gesund­brun­nen schließ­lich ohne­hin an jeder Ecke. Wer im Kiez arbei­tet, wird sich über die wech­seln­den Mit­tags­ge­rich­te freu­en. Und sai­so­nal gibt es Spar­gel oder, am Jah­res­en­de, eine eige­ne Weih­nachts­kar­te. Da ste­hen dann Enten­brust­fi­let, Gän­se­keu­le oder Gän­se­brust auf dem Pro­gramm. Ein Drei-Gän­ge-Menü gibt es für 35,90 Euro pro Person.

So tra­di­tio­nell das Ange­bot im Restau­rant Licht­burg auch wirkt, so bunt ist die Beleg­schaft – typisch Wed­ding eben. „Wir haben seit 13 Jah­ren die drei glei­chen Köche“, sagt Orhan Baran. Und sein Ser­vice­team hat Wur­zeln in zehn Natio­nen. So ganz ohne Mul­ti-Kul­ti geht es im Wed­ding dann eben doch nicht. Und, auch das etwas Beson­de­res, das Per­so­nal ist nach der Coro­na-Kurz­ar­beit voll­stän­dig wie­der zurück­ge­kehrt. Eine der­ar­ti­ge Kon­ti­nui­tät und Tra­di­ti­on – so oft gibt es das in unse­rem Stadt­teil nicht mehr. 

Restau­rant Licht­burg, Behm­str. 9, Tel. 030 499 109 30

täg­lich 12 – 23 Uhr

Gleich benach­bart liegt das ita­lie­ni­sche Restau­rant La pic­co­la

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

11 Comments

    • Schön, dass Sie als gebür­ti­ge Gesund­brun­nen­are­rin sich als „Wed­din­ge­rin“ füh­len. Aber Orts­tei­le sind nicht das Glei­che wie Bezir­ke. Der Bezirk Wed­ding exis­tiert seit 2001 nicht mehr. Der Orts­teil Gesund­brun­nen dage­gen nach wie vor.

      • Erneut! Ich bin im Wed­ding gebo­ren, nicht Gesund­brun­nen. Mir ist egal, ob es durch die Bezirks­re­form den Wed­ding nicht mehr gibt.

        • Schon der ehe­ma­li­ge Bezirk Wed­ding bestand aus zwei Orts­tei­len, näm­lich aus Wed­ding und Gesund­brun­nen. Als Ber­li­ner soll­te man das eigent­lich wissen.

          • Das ist nicht zutref­fend. Der Bezirk Wed­ding wur­de aus den bei­den ehe­ma­li­gen Orten Wed­ding und Gesund­brun­nen gebil­det, war aber von 1920 – 2000 nicht in Orts­tei­le geglie­dert (im Gegen­satz zu ande­ren Bezirken).

      • wenn jemand in der DDR zur Welt kam, wird er das ja auch so sagen. Die Aus­sa­ge bezieht sich auf den Zeit­punkt in der Ver­gan­gen­heit. Wenn der Ort dann Wed­ding hieß, ist alles rich­tig. Aber dan­ke für die unge­frag­te Beleh­rung lie­ber RW (ich ver­mu­te mal alter wei­ßer Mann).

        • Admi­nis­tra­ti­ve Ver­wal­tungs­be­zir­ke sind nicht das glei­che wie die wesent­lich älte­ren Ber­li­ner Orts­tei­le. Der ehe­ma­li­ge Bezirk Wed­ding bestand aus zwei Orts­tei­len, näm­lich aus Wed­ding und Gesundberunnen.
          Anschei­nend kön­nen Sie oder möch­ten Sie den Unter­schied zwi­schen Bezirk und Orts­teil nicht ver­ste­hen. Und Ihre Angrif­fe und Belei­di­gun­gen kön­nen Sie sich spraen, geehr­te Frau Jule.

          • Wor­über wir hier (immer mal wie­der) reden, hat weni­ger mit Ver­wal­tungs­recht zu tun. Das sind Fra­gen für Sozio­lo­gen. Unter ande­rem: Was ist Iden­ti­tät und wie bil­det sie sich? Fakt ist: das kann man nicht ver­ord­nen und auch nicht so ein­fach per Ver­wal­tungs­re­form regeln. Und das ist auch kei­ne Fra­ge, ob man weiß, wie eine Ver­wal­tungs­be­reich offi­zi­ell bezeich­net wird. Ich habe zum Bei­spiel öfter mit im Wed­ding bzw. in Gesund­brun­nen gebo­ren Lokal­his­to­ri­kern zu tun. Auch mit denen kann man inter­es­san­te Gespräch dar­über füh­ren. Die glei­chen Gesprä­che kann man dann, wenn man Freu­de dar­an gefun­den hat, jen­seits des Mau­er­parks wei­ter­füh­ren. Pan­kow und Prenz­lau­er Berg sind auch nicht eine Kiste.

            Offen­bar ist Ihnen ihre Iden­ti­tät als Gesund­brun­ner wich­tig. Das will Ihnen nie­mand aus­re­den. Aber die ande­ren wol­len sich ihre Iden­ti­tät halt auch nicht weg­re­den las­sen. Und bei­des ist ok. So sehe ich das.

  1. Sehr schö­ner Bei­trag. Aller­dings stau­ne ich, dass selbst nach 20 Jah­ren immer noch vom Wed­ding geschrie­ben wird. Nein, mei­ne Damen und Her­ren, der Orts­teil Gesund­brun­nen gehört seit über 20 Jah­ren zum Bezirk Mit­te. Wed­ding als Bezirk gibt es seit 20 Jah­ren nicht mehr.

      • Wel­che Ein­tei­lung? Wer­den hier etwa Bezir­ke und Orts­tei­le durch­ein­an­der gebracht? Die bei­den Orte gab es schon vor der Grün­dung des Bezirks Wed­ding und somit auch vor der Ver­wal­tungs­re­form. Zur Erin­ne­rung: Der Bezirk Wed­ding ent­stand aus den bei­den Orten Gesund­brun­nen und dem eigent­li­chen Wed­ding erst 1920, wur­de bereits zum 1. Janu­ar 2001 auf­ge­löst und ist somit nicht ein­mal 100 Jah­re alt gewor­den. Die heu­ti­gen meis­ten Ein­woh­ner von den Orts­tei­len Gesund­brun­nen und Wed­ding akzep­tie­ren und wis­sen sehr wohl, dass es kei­nen Bezirk Wed­ding mehr gibt und dass die bei­den Orts­tei­le seit bereits über 23 Jah­ren zum Bezirk Mit­te gehö­ren. Das Bewusst­sein für Gesund­brun­nen zeigt sich sehr wohl in vie­len Namen von Insti­tu­tio­nen, Betrie­ben und sons­ti­gen Ein­rich­tun­gen wie­der. Im Übri­gen, der Arti­kel ist von 2014. Außer­dem kann man die alten Orte und die amt­lich gere­gel­ten, admi­nis­tra­ti­ven Tat­sa­chen nicht leug­nen. Der ehe­ma­li­ge Bezirk Wed­ding gehört der Ver­gan­gen­heit an.

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