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Sprecht ein Machtwort für den Garten!

25. April 2018
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Hier entsteht keine Gemeinschaftsgarten. Ein Schild auf der Fläche erklärt, warum hier nichts geschieht. Foto: gruppe F
Hier ent­steht kei­ne Gemein­schafts­gar­ten. Ein Schild auf der Flä­che erklärt, war­um hier nichts geschieht. Foto: grup­pe F

Mei­nung In der Bött­ger­stra­ße, in der Ruhe­platz­stra­ße, am Cent­re Fran­cais, im Mau­er­park, in ver­schie­de­nen Höfen, auf Baum­schei­ben – über­all gestal­ten Men­schen im Wed­ding Orte im öffent­li­chen Raum mit Ein­satz und mit Blu­men­sa­men. Es wird gegärt­nert und das oft mit dem Ein­ver­ständ­nis des Bezirks­am­tes. Sind das zu vie­le Gär­ten, reicht es dem Amt jetzt? Aktu­ell ver­hin­dert das Stra­ßen- und Grün­flä­chen­amt (SGA) die Ein­rich­tung eines neu­en Gemein­schafts­gar­tens in der Stral­sun­der Straße.

Im Brun­nen­vier­tel soll­te ein neu­er Stadt­gar­ten ent­ste­hen. So haben es sich die Nach­barn aus dem Kiez gewünscht. Etwa 20 Men­schen woll­ten auf einer Bra­che in der für den Ver­kehr gesperr­ten Stral­sun­der Stra­ße gärt­nern. Anfang 2017 began­nen die Land­schafts­ar­chi­tek­ten der grup­pe F, die stadt­weit Gar­ten­pro­jek­te mit Bür­ger­be­tei­li­gung durch­füh­ren, mit den Vor­be­rei­tun­gen. „Das Inter­es­se war und ist groß“, sagt Bet­ti­na Walt­her von der grup­pe F. Eine Kin­der­ta­ges­stät­te woll­te aktiv wer­den, vie­le Nach­barn, auch Geflüch­te­te aus einer nahen Gemeinschaftsunterkunft.

Brache in der Stralsunder Straße. Foto: gruppe F
Bra­che in der Stral­sun­der Stra­ße. Foto: grup­pe F

Das Quar­tiers­ma­nage­ment Brun­nen­stra­ße woll­te die Ent­ste­hung des neu­en Gar­tens mit För­der­mit­teln unter­stüt­zen. „Wir hat­ten mit dem Grün­flä­chen­amt zusam­men über­legt, ob und wie das gehen könn­te. Das Amt befür­wor­te­te das Pro­jekt und unter­stütz­te uns. Zwei Mit­ar­bei­ter waren auch vor Ort und gaben Hin­wei­se für den künf­ti­gen Gar­ten“, erklärt Bet­ti­na Walt­her. Ein Boden­gut­ach­ten wur­de in Auf­trag gege­ben. So weit, so gut.

Als es dann jedoch kon­kre­ter wur­de, eine Nut­zungs­ver­ein­ba­rung für die bezirks­ei­ge­ne Flä­che erar­bei­tet und ans Amt geschickt war, kam die Über­ra­schung. Das Amt lehn­te die Ein­rich­tung eines Gar­tens an die­ser Stel­le ab. Der Ableh­nungs­be­scheid kam im August 2017. „Wir haben dann ein hal­bes Jahr lang ver­sucht, mit dem SGA dar­über ins Gespräch zu kom­men – ver­geb­lich“, sagt Bet­ti­na Walt­her. Die Zustän­dig­kei­ten wech­sel­ten immer wie­der, ein Gesprächs­part­ner fand sich nicht. Bis heu­te gab es kein Gespräch und kei­ne Reak­ti­on auf den ein­ge­leg­ten Wider­spruch. Woher der Stim­mungs­wech­sel im SGA kommt, haben weder Quar­tiers­ma­nage­ment noch die erfah­re­nen Land­schafts­ar­chi­tek­ten der grup­pe F herausgefunden.

Nun hat sich das Quar­tiers­ma­nage­ment Brun­nen­stra­ße mit der Bit­te um Hil­fe an den für Stadt­ent­wick­lung zustän­di­gen Stadt­rat Ephra­im Gothe (SPD) und die für das SGA zustän­di­ge Bezirks­stadt­rä­tin Sabi­ne Weiß­ler (Grü­ne) gewandt. Hilft hier am Ende nur ein poli­ti­sches Macht­wort, um einen Gemein­schafts­gar­ten ent­ste­hen zu lassen?

Das Schild erklärt die Gründe für die Ablehnung des Gartens. Foto: Schnell
Das Schild erklärt die Grün­de für die Ableh­nung des Gar­tens. Foto: Schnell

Jah­re­lang hat der Bezirk kein Geld für die Grün­pfle­ge gehabt, hat die Bür­ger ermu­tigt, selbst aktiv zu wer­den. So wur­den zum Bei­spiel die bezirk­li­chen Pflanz­scha­len am Vin­eta­platz, die sich ganz in der Nähe des geplan­ten Gar­tens befin­den, in die Obhut der Nach­barn über­ge­ben. Seit Jah­ren wer­den sie lie­be­voll gepflegt und sehen tipp­topp aus – und wur­den sogar vom Bezirk mit dem Umwelt­preis Mit­te aus­ge­zeich­net. Nun begrün­det das SGA sei­ne Ableh­nung damit, dass in der Ver­gan­gen­heit schlech­te Erfah­run­gen mit sol­chen Pro­jek­ten gemacht wor­den sei­en. Ist dem Amt das zuneh­men­de Enga­ge­ment der Bür­ger suspekt? Oder ist jetzt, da wie­der Geld im Bezirks­haus­halt ist und Flä­chen wie­der selbst gepflegt wer­den könn­ten, Bür­ger­be­tei­li­gung ein­fach nicht mehr gefragt?

Dar­über hin­aus, so das SGA in sei­ner Ableh­nung, han­de­le es sich um öffent­li­chen Stra­ßen­raum, auf dem Gärt­nern ohne­hin ver­bo­ten sei. Tat­säch­lich? Wie erklärt es sich dann, dass der Bezirk eigens einen Baum­schei­ben­fly­er mit Hin­wei­sen für inter­es­sier­te Nach­barn, die den Stra­ßen­baum mit Begleit­grün schmü­cken möch­ten, her­aus­ge­ge­ben hat? War­um ist das Amt nicht bereit, eine Son­der­nut­zung für eine Stra­ße zu geben, in der ohne­hin kein Auto fah­ren darf?

Noch eine Fra­ge: Wie kann man unge­re­gel­te Zustän­de erwar­ten, wenn ein durch das Quar­tiers­ma­nage­ment unter­stütz­tes Pro­jekt hin­ter dem Gar­ten­plan steht? Immer­hin ist das Quar­tiers­ma­nage­ment vom Bezirk Mit­te beauf­tragt, arbei­tet mit ihm in enger Abstim­mung und wird allein schon des­halb nach Pro­jek­ten­de für einen gere­gel­ten Rück­zug von der Flä­che  sorgen.

Schaut man sich die betref­fen­de Flä­che an, kann man nur hof­fen, dass das Amt noch ein­lenkt oder ein poli­ti­sches Macht­wort gespro­chen wird. Die Flä­che ist seit weit über zehn Jah­ren ver­wahr­lost und sich selbst über­las­sen. Sie ist ein Schand­fleck im Brun­nen­vier­tel. Ein neu­er Gemein­schafts­gar­ten an die­ser Stel­le, auch wenn er nur tem­po­rär sein wür­de, ist in jedem Fall eine Verbesserung.

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

3 Comments

  1. Nee kei­ne wich­ti­ge Ergän­zung und kei­ne kon­struk­ti­ve Kom­men­ta­re – nur ein­fach WUT! ICH FASSE ES NICHT! Alles ver­kommt und jetzt sind die Anwoh­ner bereit ein­zu­grei­fen und dann NEIN! Wie lan­ge schon ver­su­che ich das Grün­flä­chen­amt dazu zu bewe­gen, sich um Bäu­me und Büsche in der Swinemünder/Vinetaplatz zu küm­mern? Jetzt soll angeb­lich im Juni ein LEICHTER Rück­schnitt erfol­gen… Wer das glaubt wird selig und war­um nicht end­lich eine anstän­di­ge Pfle­ge?! Es ist zum ver­zwei­feln und wahr­schein­lich ver­zwei­feln auch die zustän­di­gen Per­so­nen weil O‑Ton Grün­flä­chen­amt “Kein Geld, kein Personal..”

  2. Exact die glei­che Situa­ti­on und Argu­men­ta­ti­on im Cent­re Fran­cais – wir sind da lei­der auch nicht wei­ter­ge­kom­men und war­ten seit Jah­ren auf eine Ant­wort. Für uns auch unverständlich.…

    • Viel­leicht soll­te man mal eine Bür­ger­initia­ti­ve “Wed­din­ger Gär­ten” grün­den. Peti­ti­on, Demo, Unter­schrif­ten­lis­te … viel­leicht hilft das was.

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