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Kleinkrieg wie im Kindergarten

2. September 2016

Das Sommertheater um die Weddinger Kinderfarm

Da haben sich zwei Geg­ner anein­an­der fest­ge­bis­sen und danach ganz gehö­rig ver­spe­ku­liert. Bun­des­wei­te und regio­na­le Medi­en freu­en sich klamm­heim­lich über die­se Steil­vor­la­ge, wenn sie über die Ereig­nis­se in der Wed­din­ger Kin­der­farm genuss­voll als „Pos­se“ oder „Gro­tes­ke“ berich­ten kön­nen. Die Wed­din­ger, egal auf wel­cher Sei­te der bei­den Kon­tra­hen­ten sie ste­hen mögen, sind zumin­dest ent­setzt. Und die wirk­lich Leid­tra­gen­den sind die Kin­der und die Tie­re, die unter die sprich­wört­li­chen Räder geraten.

Auf dem Rücken der Kinder

Kinderfarm PonyhofEin erfah­re­ner Trä­ger mit einem streit­ba­ren Pro­jekt­lei­ter (vom Bezirks­amt nur mit Herrn K. bezeich­net) nimmt es mit der Abrech­nung der öffent­li­chen Mit­tel trotz mehr­fa­cher Auf­for­de­rung nicht so genau, was das Bezirks­amt als Kün­di­gungs­grund sieht – und ein vor­läu­fi­ges Ende scheint mit der poli­zei­li­chen Räu­mung des Kin­der­bau­ern­hofs im Juni erreicht. Doch der Ver­ein schlägt zurück, wirft dem Bezirk sys­te­ma­ti­sche Ver­säum­nis­se in der Jugend­hil­fe vor und denkt nicht dar­an, sich ver­trei­ben zu las­sen. So mel­det der jahr­zehn­te­lang täti­ge Pro­jekt­lei­ter kur­zer­hand sei­nen Wohn­sitz auf dem Farm­ge­län­de an, auf dem sich die Gebäu­de in Ver­eins­be­sitz befinden.

Der Gerichts­voll­zie­he­rin bleibt nichts ande­res übrig, als dem neu­en Bewoh­ner einen weiß mar­kier­ten Weg durchs Gelän­de zuzu­wei­sen, des­sen Beach­tung ein vom Bezirk beauf­trag­ter Wach­schutz (für viel Geld) garan­tie­ren soll. Damit war Spott und Hohn aller Außen­ste­hen­den Tür und Tor geöff­net. Die Kin­der, die durch die Kin­der­farm eigent­lich erreicht wer­den sol­len, sind nur Zaun­gäs­te der absur­den Sze­ne­rie. Pikant ist, dass aus­ge­rech­net zwei frü­he­re Mit­ar­bei­ter den neu­en Trä­ger­ver­ein Kin­der­b­un­ter Bau­ern­hof gegrün­det haben, der die Kin­der­farm seit Juni – wei­ße Linie hin oder her – im bezirk­li­chen Auf­trag betreibt. Und Mit­glie­der des frü­he­ren Trä­ger­ver­eins fal­len der­weil nega­tiv dadurch auf, dass sie sich öffent­lich in einem poli­tisch frag­wür­di­gen Milieu äußern.

Ring frei zur nächsten Runde

Weddinger KinderfarmEine gesichts­wah­ren­de Lösung für bei­de Kon­tra­hen­ten ist nun­mehr unmög­lich gewor­den.  Am 1. Sep­tem­ber ent­schied der Bezirk, den Zugang zur „Woh­nung“ bis zur Been­di­gung der juris­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen nicht mehr über das Gelän­de des Kin­der­b­un­ten Bau­ern­ho­fes zu gewäh­ren. „Ab Mon­tag, dem 5. Sep­tem­ber 2016, wird der Zugang über die Trift­stra­ße erfol­gen kön­nen. Herr K. wird heu­te über den geän­der­ten Zugang infor­miert“, so eine Pres­se­mit­tei­lung der Bezirks­stadt­rä­tin. Ist der Weg durch den Hin­ter­ein­gang nur der nächs­te Schach­zug in die­sem Klein­krieg? Von den Tie­ren und den Kin­dern redet übri­gens schon lan­ge kei­ner mehr. Kein Kin­der­gar­ten könn­te die­ses Niveau noch unterbieten …

Nach­trag: im Dezem­ber begann der Pro­zess vor dem Amts­ge­richt Wed­ding. Dabei soll geklärt wer­den, ob Herr K. tat­säch­lich auf dem Gelän­de wohnt.
 

 

weddingweiserredaktion

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