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Die besten 11 Betonbauten im Wedding

24. November 2020
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Wir lie­ben unse­ren Wed­ding, aber auch wir wis­sen: Wed­ding, du kannst so der­ma­ßen häss­lich sein! Und es sind manch­mal dei­ne Nach­kriegs­bau­wer­ke aus Beton, die uns ästhe­tisch her­aus­for­dern. Ob es nun Zweck­bau­ten mit einer Fas­sa­de aus Wasch­be­ton oder bru­ta­lis­ti­sche Wän­de aus Sicht­be­ton sind – den einen gefal­len die­se Bei­spie­le moder­ner Archi­tek­tur, den ande­ren jagen sie eher einen Schau­der über den Rücken. Wir neh­men euch mit auf eine Rei­se durch den Wed­ding, begin­nend mit Beton­bau­ten im Nord­wes­ten am Volks­park Reh­ber­ge, über die Mül­lerstra­ße und die Pan­ke bis hin zum Brun­nen­vier­tel in Gesundbrunnen.

Zwischen 1957 und 2018 entstanden

(1) Die 1974 – 76 nach Plä­nen von Archi­tekt Has­so Wind­eck gebau­te Möwen­see­schu­le an der Afri­ka­ni­schen Str./Petersallee ist ein Stahl­be­ton­ske­lett­bau. 1977 wur­de das Kin­der­zen­trum (Modell­schu­le für Ganz­tags­be­trieb mit zwei Kin­der­gär­ten und einer Biblio­thek) eröff­net. Stark: Die pop­pi­ge Far­big­keit mit grün ange­stri­che­nem Beton und gel­ben Fens­ter­bän­dern ist noch immer erlebbar.


(2) Das Haus Gras­hof der dama­li­gen Tech­ni­schen Fach­hoch­schu­le (TFH, jetzt Ber­li­ner Hoch­schu­le für Tech­nik BHT) ent­stand von 1968 bis 1973 als Erwei­te­rung zum Haus Beuth. Mit sei­nen 12 Stock­wer­ken ist es eine ech­te Land­mar­ke im Wed­ding. Im Erd­ge­schoss befin­det sich der größ­te Hör­saal (Inge­borg-Mei­sing-Saal). Außer­dem sind in den unte­ren Geschos­sen Labo­re unter­ge­bracht. Stark: Gna­den­los wird hier der Bau­stoff Beton ein­ge­setzt. Nur die blau­en Fens­ter­bän­der brin­gen einen Farbtupfer.


(3) Der 1966 fer­tig­ge­stell­te Erwei­te­rungs­bau des Rat­hau­ses Wed­ding wur­de vom bekann­ten Archi­tek­ten Fritz Born­emann ent­wor­fen. Es han­delt sich um ein Ensem­ble aus einem 12-Geschos­ser und einem auf­ge­stän­der­ten Sit­zungs­saal. Typisch war der Kon­trast aus zwei unter­schied­li­chen Arten von Wasch­be­ton. Die hel­len Plat­ten mit gro­ßen Mar­mor­kie­seln mar­kier­ten die Geschos­se, dazwi­schen Strei­fen mit Fens­tern und dunk­len Wasch­be­ton­plat­ten. Die brü­chi­ge Fas­sa­de konn­te bei der Sanie­rung nicht erhal­ten wer­den, die Far­big­keit ist aber immer noch erleb­bar. In der 2013 neben­an errich­te­ten Schil­ler-Biblio­thek gibt es übri­gens ein Trep­pen­haus aus Sicht­be­ton. Stark: Kla­re Kan­te, schar­fe Kon­tras­te, den­noch klas­sisch-modern – ein Gebäu­de, das zum Wed­ding passt.


Hoch­haus der BAYER AG, davor die Dankeskirche

(4) Auch die Dan­kes­kir­che auf dem Wed­ding­platz wur­de wie der Rat­haus­bau von Fritz Born­emann ent­wor­fen und 1970–72 neben dem Sche­ring-Werks­ge­län­de gebaut. 1975 gesell­te sich noch das 15-stö­cki­ge Ver­wal­tungs­hoch­haus des Phar­ma­kon­zerns (heu­te Bay­er AG) hin­zu. Der Sakral­bau der Dan­kes­kir­che auf viel­ecki­gem Grund­riss ist ein Stahl­be­ton-Ske­lett­bau, des­sen Außen­wän­de aus Sicht­be­ton sind. Stark: Die Kir­che passt kon­se­quent zum viel­leicht lieb­lo­ses­ten Platz des Wed­ding, der als städ­te­bau­li­cher Tief­punkt des Stadt­teils dem Besu­cher kei­ne Illu­sio­nen macht.


Eishalle im Erika-Hess-Eisstadion
Foto: Hen­sel

(5) Das Eri­ka-Heß-Eis­sta­di­on wur­de  in den Jah­ren 1965 bis 1967 von Odwin (Od) Arnold errich­tet. 198384 bau­te man eine Über­da­chung der offe­nen Eis­lauf­flä­che, wodurch es zu einer Mehr­zweck­hal­le wur­de, die für vie­ler­lei Ver­an­stal­tun­gen genutzt wer­den konn­te. Es wur­de nach einer 1986 ver­stor­be­nen Wed­din­ger Bezirks­bür­ger­meis­te­rin benannt. Stark: Hier ste­hen Sport und Spaß im Vor­der­grund. Das Gebäu­de erfüllt sei­nen Zweck – und dar­auf kommt es schließ­lich an.


Betonhalle, einer der interessanten Betonbauten im Wedding

(6) Die sechs Meter hohe Beton­hal­le des Silent Green ist eine unter­ir­di­sche 1600 m² gro­ße Flä­che. Zwi­schen 1993 und 1996 wur­de das Wed­din­ger Kre­ma­to­ri­um um einen unter­ir­di­schen Neu­bau ergänzt, der bis zur Schlie­ßung des Are­als Ende 2002 nur sechs Jah­re in Betrieb war. Erhal­ten geblie­ben ist die gro­ße Beton­hal­le, die heu­te für kul­tu­rel­le Ver­an­stal­tun­gen genutzt wer­den kann, u.a. befin­det sich dort auch ein Stu­dio­ki­no. Stark: So eine gro­ße stüt­zen­lo­se Flä­che unter der Erde gibt es nir­gend­wo sonst im Wedding.


Markantes Eckgebäude der Rotaprintfabrik

(7) Eck­ge­bäu­de von Rota­print. 1957–1959 wur­den die Erwei­te­rungs­bau­ten Gott­sched­str. 6/Bornemannstr. 9–10 nach Plä­nen von Klaus Kirs­ten errich­tet. Die mas­si­ven Stahl­be­ton­bau­ten blie­ben aus Kos­ten­grün­den unver­putzt und man erkennt noch die Beton­ver­scha­lung. Heu­te gehört das Gebäu­de zum Ensem­ble von ExRo­ta­print. Stark: Trotz der Schlicht­heit sind die Gebäu­de aus die­ser Zeit auf dem Fabrik­ge­län­de Aus­druck eines hohen archi­tek­to­ni­schen Anspruchs.


In 70er Jahren gebautes Schulhaus mit roten Fenstern
Foto: A. Schnell

(8) Zwi­schen der Pan­ke und der Pank­stra­ße, zwi­schen Wie­sen- und Schön­stedt­stra­ße befin­det sich die 197273 nach Plä­nen von Claus Schultz errich­te­te Albert-Gutz­mann-Schu­le. Stark: Mit den leuch­tend roten Fens­ter­bän­dern passt das lang­ge­zo­ge­ne Gebäu­de gut zum Stadt­teil, in dem es liegt.


(9) Das 2018 nach dem Ent­wurf von Brandl­hu­ber + Emde, Bur­lon und Muck Pet­zet errich­te­te Ter­ras­sen­haus LOBE-Block am höher gele­ge­nen Teil der Bött­ger­stra­ße ermög­licht eine Misch­nut­zung aus Arbei­ten und Woh­nen auf einer Gewer­be­flä­che. Die Wän­de und Trep­pen sind aus Beton, die Gelän­der aus Stahl­pro­fi­len, die Fas­sa­den mit raum­ho­hen Glas­flä­chen ver­se­hen. Von den fünf Eta­gen sprin­gen die unte­ren Geschos­se an der Stra­ßen­sei­te zurück. Auf der Hof­sei­te hat jedes Ober­ge­schoss eine sechs Meter tie­fe Ter­ras­se. Stark: Die Ter­ras­sen wer­den gemein­sam genutzt und bie­ten viel Raum für eine inter­es­san­te Nutzung.


(10) 1974 begann der Abriss des Her­tha-Sta­di­ons am Gesund­brun­nen, das allen Ber­li­nern als “Plum­pe” ein Begriff war. Die tra­di­ti­ons­rei­che Spiel­stät­te an der Behm­stra­ße war zuvor zur Ent­schul­dung des Ver­eins an eine Woh­nungs­bau­ge­sell­schaft ver­kauft wor­den. Ein “Hoch­haus­ge­bir­ge” mit 440 Woh­nun­gen wur­de auf dem Gelän­de errich­tet. Stark: Auf einer klei­nen Wie­se vor den Häu­sern Behm­stra­ße 38–42 ste­hen vier Bron­ze­fi­gu­ren auf Sockeln, die an die fuß­bal­le­ri­sche Ver­gan­gen­heit des Ortes erinnern.


(11) Wie ein Raum­schiff wirkt das ehe­ma­li­ge Ran­ke-/Dies­ter­weg-Gym­na­si­um zwi­schen Put­bus­ser und Swi­ne­mün­der Stra­ße. Das Schul­ge­bäu­de wur­de von dem Archi­tek­tur­bü­ro Pysall, Jen­sen und Stah­ren­berg & Part­ner ent­wor­fen und bis 1976 erbaut. Das in knal­li­gem Oran­ge gehal­te­ne Gebäu­de mit dun­kel­grün akzen­tu­ier­ten Details ist ein typi­sches Bei­spiel der Nach­kriegs­mo­der­ne. Seit 2011 hat das Gebäu­de kei­nen Schul­be­trieb mehr, es wur­de zuletzt noch als Biblio­thek genutzt und steht seit Jah­ren leer. Stark: Kein ande­res Gebäu­de im Wed­ding steht so sehr für die Fort­schritts­gläu­big­keit der 70er-Jah­re, umso erstaun­li­cher, dass es immer wei­ter vor sich hin verfällt.

weddingweiserredaktion

Die ehrenamtliche Redaktion besteht aus mehreren Mitgliedern. Wir als Weddingerinnen oder Weddinger schreiben für unseren Kiez.

3 Comments Leave a Reply

  1. Dan­ke für den Über­blick und die fai­ren Beschrei­bun­gen. Ist für die Dies­ter­weg-Schu­le jetzt nicht wie­der eine Nut­zung als Schu­le beschlos­sen wor­den? Drin­gend in die Lis­te auf­ge­nom­men wer­den muss natür­lich auch der Kar­stadt am Leo.

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