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Der Kaugummigraf – ein Hörbuch zum Zuhausebleiben im Wedding

30. März 2020

Cover "Der Kaugummigraf "Für Kin­der ab 9 Jah­ren und alle kind­ge­blie­be­nen Erwach­se­nen hat die Wed­din­ger Kin­der­buch­au­to­rin Kirs­ten Rein­hardt ihr Buch „Der Kau­gum­mi­graf“ als Lesung ein­ge­spro­chen und nun – pas­send zum Zuhau­se­blei­ben wäh­rend der Coro­na-Kri­se – auf You­tube veröffentlicht.

„Der Kau­gum­mi­graf passt gera­de super in die Zeit“, erklärt Kirs­ten Rein­hardt. „Er lebt immer so, wie es uns gera­de emp­foh­len wird.“

Tat­säch­lich, der Kau­gum­mi­graf – Prot­ago­nist des gleich­na­mi­gen Kin­der­bu­ches – wohnt zusam­men mit Hund Schmitt in einem ver­las­se­nen Bahn­hof an einer still­ge­leg­ten Bahn­stre­cke und hat die­sen seit 20 (!) Jah­ren nicht ver­las­sen. Er ernährt sich von Dosen­boh­nen, Earl Grey, Zwie­back und Essig­gür­k­chen und sein All­tag folgt einem stren­gen Zeit­plan. Eines Tages kommt die angeb­li­che Aus­rei­ße­rin Eli dazu und bringt sein Leben ziem­lich durch­ein­an­der. Der Bahn­hof muss vor dem Abriss geret­tet wer­den, der Graf stellt sich sei­ner Ver­gan­gen­heit und natür­lich spie­len auch die Kau­gum­mis eine wich­ti­ge Rol­le – der Graf hat eine gan­ze davon. Gekau­te, ver­steht sich.

Es geht um Freund­schaft, Außen­sei­ter, Mob­bing und Mut – und wie in vie­len von Kirs­ten Rein­hardts Büchern ist der Humor ein eher gro­tes­ker, eher schwar­zer. „Ich lie­be  bös-lus­ti­ge und ekli­ge Sachen“, sagt die Autorin. „In Rezen­sio­nen wur­de ich mit Roald Dahl ver­gli­chen. Das hat mich enorm gefreut.“

Zuerst hat­te Kirs­ten Rein­hardt gar nicht vor, die Lesung zu ver­schen­ken. Es waren die Schüler:innen bei Lesun­gen, die sie dazu brach­ten, das Gan­ze gra­tis ins Netz zu stel­len: „Zum einen fra­gen mich Kin­der bei Lesun­gen immer, ob ich auf You­tube bin. Und dann sind sie total ent­täuscht, wenn ich Nein sage. Ver­mut­lich bin ich dann extrem uncool. Ande­rer­seits – und das ist eigent­lich mein Haupt­grund, tref­fe ich so vie­le Kin­der  – und das nicht nur im Wed­ding, son­dern in der gan­zen Repu­blik –  die kei­ne Bücher zuhau­se haben; kaum Bücher im Klas­sen­zim­mer; die nicht lesen; die ganz offen­sicht­lich nicht vor­ge­le­sen bekom­men. Und deren Eltern ihnen eben kei­ne Audi­ble-Abos schen­ken. Die­se Kin­der sind dann eben den gan­zen Nach­mit­tag bei You­tube unter­wegs. Und nach mei­ner Lesung wol­len die immer, wis­sen, wie es wei­ter­geht! Wenn die mich also bei You­tube fin­den: Super!”

Kirs­ten Rein­hardt, gebür­tig in der Lüne­bur­ger Hei­de, wo sich auch der Ori­gi­nal-Bahn­hof des Gra­fen befin­det – lebt seit 2008 im Brüs­se­ler Kiez. Sie hat zwei Kin­der, die hier zur Schu­le gehen, und schreibt ab und zu eine „Ber­li­ner Sze­ne“ für die Tages­zei­tung taz, die auch meist hier in der Gegend spie­len. Vier Bücher hat sie beim Carlsen Ver­lag ver­öf­fent­licht: „Alle sind im Wed­ding ent­stan­den“, sagt die Autorin. „In unse­rer Woh­nung, beim Spa­zie­ren­ge­hen und in den umlie­gen­den Cafés“. In die flüch­tet sie sich, wenn es nicht wei­ter­geht im Text, meis­tens mit einem Ideen-Krit­zel­buch in der Tasche.

Auch ihr könnt etwas zurückgeben

Kirs­ten Rein­hardt stellt Euch die­se Lesung kos­ten­los zur Ver­fü­gung, heißt es im Abspann von jedem der vier Tei­le der You­tube-Lesung, unsie freut sich sehr dar­über, wenn Ihr ein Buch von ihr kauft. Zum Bei­spiel in einem Buch­la­den in Eurer Nähe. Nun ist es ja so, dass gera­de den Autor:innen durch geschlos­se­ne Schu­len, abge­sag­te Lesun­gen und ande­re Ver­an­stal­tun­gen, z.B. Work­shops, der­zeit die Ein­nah­men weg­bre­chen. Wie kann so etwas also funktionieren?

„Natür­lich sind künst­le­ri­sche Wer­ke gra­tis im Netz pro­ble­ma­tisch“, sagt Kirs­ten Rein­hardt. „Wir haben die­ses Hör­buch in 3 Tagen und 3 hal­ben Näch­ten auf­ge­nom­men. Dazu kam das Zusam­men­schnei­den, das war viel Arbeit. Es sind über vier Stun­den zum Anhö­ren! Aber ich hof­fe am Ende, dass sich die Men­schen freu­en, dass sie viel­leicht etwas zurück geben möch­ten, dass sie mal ein Buch von mir kau­fen oder etwas spenden.“

Auf­ge­nom­men hat Kirs­ten Rein­hardt die Lesung in Wien, im Ton­stu­dio eines Freun­des. „Mathi­as Lenz ist Künst­ler, Schau­spie­ler, Mul­ti­ta­lent“, erzählt Kirs­ten Rein­hardt. In ihrer Thea­ter­pro­duk­ti­on Fen­ny­mo­re – ein Anti­dik­ta­to­ren­thea­ter hat er den neo­li­be­ra­len Popu­lis­ten gespielt, dafür einen Song geschrie­ben und die Kin­der mit sei­nen Ideen, z.B. einem „Hut, der Gedan­ken liest und dir jeden Wunsch erfüllt“ umgarnt (der Wed­ding­wei­ser berich­te­te).

Und von wem die­se gan­zen Kau­gum­mis sind, die der Graf in einem der zehn Zim­mer in sei­nem Bahn­hof auf­be­wahrt; was ihm in sei­ner Ver­gan­gen­heit so zusetz­te, dass er sich von der Welt zurück­zog und wie ein klei­nes Mäd­chen ihm hel­fen kann – das hört Ihr Euch am bes­ten selbst an.

Kirsten Reinhardts Youtube-Kanal mit Lesung des Kaugummigrafen:

https://www.youtube.com/channel/UCiGQm4cntvXWsO4M_RmB_VQ

Bücher von Kirs­ten Rein­hardt (Carlsen Verlag):

„Der Kau­gum­mi­graf“ (ab 10)

„Karl und Knä­cke ler­nen Räu­bern“ (ab 5)

„Fen­ny­mo­res Rei­se oder Wie man Dackel im Salz­man­tel macht“ (ab 8)

„Die haa­ri­ge Geschich­te von Olge, Hen­ri­ke und dem Aus­tausch­fran­zo­sen“ (ab 10)

Spen­den für die Lesung

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