Der Sommer 2019. Cool ist der Wedding bei dieser Hitze mit Sicherheit nicht. Wir dokumentieren Auszüge aus unserem wöchentlichen Newsletter aus dem 3. Quartal 2019, der keine Sommerpause einlegte.
Juli: Es kam heraus: Das Carrée Seestraße (Osramhöfe) wurde verkauft. Für 225 Millionen Euro. (Nein, hier fehlt kein Komma).
Falls es draußen verbrannt riecht, dass ist das nicht die Probe für Silvester, sondern der Waldbrand in Meck-Pomm. Der Geruch zieht je nach Wind teilweise bis nach Dresden, ist aber laut Feuerwehr ungefährlich.
Vor einigen Tagen wunderten sich einige Autofahrer sicher, dass an der Autobahnabfahrt Marzahn, ein h zu viel abgedruckt wurde. Mahrzahn steht dort in großen Lettern auf den provisorischen Schildern. Offenbar kein Einzelfall, wie der Berliner Kurier berichtet. Auch im Wedding gibt es eine Tippfehler, oder eher eine Verwechslung. Am Nordufer befindet sich ein Wegweiser zum S‑Bahnhof Westfalen, welches sehr selbstsicher zum Westhafen zeigt.
Im Mai ließ eine Nachricht den Wedding erschrecken: Das Prime Time Theater musste Insolvenz anmelden. Das Ensemble und die Theaterleitung wollten die Bühne, die seit 15 Jahren zum Wedding gehört, nicht kampflos aufgeben. Nun gibt es einen neuen Partner, mit dem das Theater ab Oktober weiterbetrieben wird.
Wie es weiterging: Der neue Partner ist die RAZ-Kultur GmbH, das Haus, aus dem auch die neue Weddinger Allgemeine Zeitung kommt.
Wer in eine Gated Community zieht, tut das meist bewusst. Die neuen Bewohner im Weddinger Baugebiet am Mauerpark dagegen sind unfreiwillig vom Park abgeschirmt. Ein Zaun trennt sie vom ungehinderten Zugang. Eine kleine Lücke ist von Unbekannten geschaffen worden. Die Möglichkeit den Zaun einfach ganz zu beseitigen, wird heiß diskutiert.
August: Der Wedding ist ja jeden Tag ein Ereignis, laut Meteorologen war der Regen an einem Freitag im Juli sogar ein Jahrhundertereignis. 61 Liter kamen innerhalb einer Stunde aus den Wolken, und damit mehr als sonst in einem Monat. Auch in den anderen Bezirken regnetet es viel, aber nirgendwo so viel wie im Wedding.
Eine WG in der Dubliner Straße 8 – wir hatten auf die drohende Zwangsräumung hingewiesen, nun wurde sie Realität. Nach über 4 Jahren Rechtsstreit oblag es einer Briefkastenfirma, in Gestalt der Gerichtsvollzieherin, die Wohnung zu räumen. Angefangen mit Sanierungsstau seitens der Hausverwaltung und am Ende das Aberkennen des Status als WG, all das ermöglichte die Zwangsräumung.
Moderner Ablasshandel in einer prächtigen evangelischen Kirche im Wedding? Nun, die charismatisch-evangelikale Universalkirche des Königreichs Gottes lädt jeden Sonntag in der Neuen Nazarethkirche zum Gottesdienst. Sie sammelt an einem Ort, der sich bei seiner Erbauung einmal an Luthers Prinzipien orientiert hat, besonders schamlos Geld fürs Seelenheil ein. Hier kann, ja muss der Bezirk handeln, indem er den Kirchenbau einfach zurückkauft. Eine Klausel im Kaufvertrag macht’s möglich.
Unsere Leser wurden gefragt, wer für sie “wahre Größe” im Wedding beweist. Lara schrieb uns dazu: “Meiner Meinung nach beweist die Berliner Schrippenmutti aus dem Wedding wahre Größe, da sie, nachdem sie ihre Backwaren nachts verkauft hat, den Rest an Obdachlose spendet. Solches Verhalten sollte es öfter geben! Schön, dass sie mit gutem Beispiel vorangeht!”
September: Tausende Menschen, jung und alt, schlendern die Panke entlang und genießen die Events auf dem Wasser (Entenrennen, siehe Foto) und am Wasser (Konzertinseln): Der Panke-Parcours gehört zum festen Repertoire des Wedding und zieht immer mehr Besucher an. Zu Recht!
Das Bezirksamt hat beschlossen, fast ganz Mitte in 14 Zonen einzuteilen, in denen dann 1438 Parkscheinautomaten stehen. Das Ganze soll spätestens im September 2021 beendet sein, dann wird das Parken außer für Anwohner der betroffenen Zone wohl überall Geld kosten. Wertvolles öffentliches Straßenland kann dann nicht mehr einfach so zum Abstellen eines Fahrzeugs, oder besser Stehzeugs, verschwendet werden. Damit das Ganze irgendwie bürokratisch klingt, heißt es dann Parkraumbewirtschaftung.
Sie kamen über Nacht und nerven seitdem Fußgänger und Fahrradfahrer. Die E‑Scooter, die die große Mobilitätswende befeuern sollten, aber der Saft ist bereits raus. Vielleicht wird es aber auch nur ein kurzes E‑Scooter Gastspiel, die Weddinger Kids überlisteten im vergangenen Jahr die digitalen Sperren der gelben Ofo-Bikes. Kurz darauf zog sich der eh schon angeschlagene Anbieter zurück. Danke, Kids!
Im Wedding wird immer mehr in die Höhe gebaut, aber auch unter der Erde tut sich etwas. In der Bellermannstraße liegt es da, wie ein UFO, welches dort jahrelang gewartet hat, entdeckt zu werden. Oder ist es der Bierkeller vom “Dicken”? Auf jeden Fall sorgt es dafür, dass in den benachbarten Häusern die Wände wackeln und sich viele Fragezeichen auftun. Die Auflösung: Das Teil gehört zur Kanalisation und ist 130 Jahre alt.
Ein Thema, welches es ganz sicher auch über den Wedding hinaus geschafft hat, ist die Wahl des Wedding zum viertcoolsten Stadtteil weltweit in der britischen Zeitschrift Time Out. Von ja cool, über psst, bis nun ist alles verloren variieren die Weddinger Meinungen. Denn es ist nicht alles Gold, was glänzt.
Wie geht es weiter im nunmehr viertcoolsten Kiez der Welt? Das erfahrt ihr im vierten Teil. Und wenn ihr sonst auf dem Laufenden bleiben wollt, schließt euch den fast 900 gut informierten Weddingerinnen und Weddingern an und abonniert auch den Newsletter, der euch jeden Donnerstagmorgen ins E‑Mail-Postfach flattert.