Das Schöne am Wedding ist, dass er eigentlich überall gleich entspannt ist. Hier findet sich Berlin wie unter einem Brennglas, aber ganz ohne das Überdrehte von Prenzlauer Berg, den angestaubten Chic von Charlottenburg oder das Rollkoffer-Geklapper von Kreuzberg. An ganz wenigen Stellen jedoch trifft die typische Weddinger Schmuddeligkeit sogar auf angenehmen Lifestyle, ohne dass gleich ein Riesen-Hype daraus entsteht. Die Malplaquetstraße ist ein solcher Ort – Ausnahmeerscheinung und typische Wohnstraße zugleich.
Wie so oft im Wedding sollte man sich vom schön klingenden französischen Namen der Straße nicht täuschen lassen: 1891 wurde die Straße, wie die Straßen im ganzen Kiez, nach Ereignissen und Personen des Spanischen Erbfolgekriegs (1701– 1714) benannt. Im nordfranzösischen Malplaquet fand mit 35.000 Toten sogar eine der blutigsten Schlachten der Neuzeit statt.
Das südliche Ende der Straße stellt ein vielversprechendes Entrée für den Kiez dar. An der Ecke befindet sich das „Café Motte“. Schon seit Jahren steht diese Ecke für hochwertige Genussmittel; der Vorgänger Spiritus Mundi war ein Pionier in diesem Teil des Wedding. Und in der Tat, auch die intakten Altbauten mit ihren bunten Fassaden könnten den Eindruck vermitteln, die Malplaquetstraße sei die neue Edelmeile.
Doch was die meisten Ladenflächen im weiteren Verlauf der Straße ausfüllt, sind eher soziale Einrichtungen, Beratungsstellen, Vereine und Parteilokale. Die kleinen dreieckigen Plätze, an denen die Querstraßen abknicken, sind seit vielen Jahren Treffpunkte von Alkoholikern und sozialen Randgruppen. „Nervt manchmal, stimmt“, kommentiert Anwohner Peter auf unserer Facebookseite, als es um die Malplaquetstraße geht. „Aber das ist auch das Leben – und zwar mit allen Facetten, nicht nur den schönen. Und die will ich um mich herum haben, denn es wird sie immer geben.“
Großstadt und Dorf zugleich
Philippe geht noch weiter. Der Wahlberliner mit italienischen Wurzeln glaubt, dass die sichtbaren Randgruppen das Viertel vor explodierenden Mieten schützen können. Das ist auch dringend nötig, denn die Malplaquetstraße ist ein attraktiver Wohnort. Hier gibt es die Infrastruktur einer großen Stadt und zugleich die Überschaubarkeit eines Dorfes. “Jeder kennt hier jeden, man redet miteinander und ich kann mich auf mein Netzwerk verlassen”, sagt Philippe, der an der Ecke Utrechter Straße den italienischen Feinkostladen Parma (inzwischen nach Kreuzberg umgezogen) betreibt und selbst seit zwölf Jahren in der Malplaquetstraße wohnt. Die Nachbarschaft ist engagiert, es gibt Hausgemeinschaften sowie neue und alte Wohnprojekte, von denen das “Karl-Schrader-Haus” aus dem Jahr 1906 das bekannteste sein dürfte. Auch die Hausgemeinschaft in der Nr. 13 a zeigt Perspektiven auf, wie sich die Bewohner für ihre eigenen Interessen einsetzen können.
Quirlig und extrem vielfältig
Was die Malplaquetstraße aber am meisten von anderen Weddinger Straßen abhebt, ist der ausgesprochen vielfältige Mix. Mit der Pizzeria “Monella” und dem Largo-Café lockt der mittlere Abschnitt der Straße Besucher aus der ganzen Stadt an, die die großstädtische und zugleich dörfliche Atmosphäre des baulich intakten Viertels zu schätzen wissen. Auch dank der bodenständigen Galerie-Kneipe Café Morena und dem alles andere als abgehobenen Kulturverein Mastul ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei. Doch nicht nur, wenn es um die Abendgestaltung geht: weit über die Kiezgrenzen hinaus bekannt und beliebt ist die theaterbetonte Erika-Mann-Grundschule. Und dem Antiquariat Mackensen hat es nicht geschadet, mitsamt der schönen Inneneinrichtung vor ein paar Jahren an die Malplaquetstraße gezogen zu sein. Sogar ein “Mini-Kaufhaus” an der Ecke Amsterdamer kann der Kiez aufbieten. Eine vergleichbare Vielfalt gibt es im Wedding höchstens im Sprengelkiez. Was vielleicht noch fehlt, ist ein Lebensmittelladen. Und abgesehen von ein paar Straßenbäumen ist das dicht bebaute Viertel alles andere als grün. Zumindest ist heute weniger Müll auf der Straße als früher: “Als ich hierher zog, lag im Sommer noch der Silvesterdreck in den Ecken”, erinnert sich Philippe. Auch waren Kriminelle im Straßenbild sichtbar – was sich deutlich geändert habe. Inzwischen fällt es schwer, alles aufzuzählen, was es an Gastronomie, Nachbarschaftsinitiativen und sozialen Einrichtungen in der Malplaquetstraße gibt.
Eben eine richtige Ausnahmeerscheinung, die Straße!
Café Motte- Nazarethkirchstr. 40/Ecke Malplaquetstr.
Pingolino Eiscafé, Malplaquetstr. 42
Lino’s Barbecue, Malplaquetstr. 43
Cafe Largo, Malplaquetstr. 33
Antiquariat Mackensen, Malplaquetstr. 13
Monella Malplaquetstr. 16 b Ecke Liebenwalder Str.
MiniKaufhaus Malplaquet-/Amsterdamer Str.
Mastul Liebenwalder Str. 33
[…] » https://weddingweiser.de/2014/12/02/malplaquetstrase-die-ausnahmestrase/ […]
Hallo Henry, tut mir sehr leid, dass Du rausmusst ‑wirklich!
Ich wohnte in der Malplaquestrasse 13 von 1975 ‑2005 und die ‘70iger waren dort wirkliches Leben.
Ick sag nur Eisdiele/Piroschka, Kolonialwaren Behnecke, Feinkost Feldmann etc pp.
Die Pissbude war der Abenteuerspielplatz und ploetzlich wurde aus dem Kohlenhaendlerplazt der “Kohlispielplatz”.
Die Jugos waren da und die Eingeborenen Berliner Familien wie z.B. Rahn, Fehling, Behling und vor allem
die Nitz kamen alle klar miteinander.
Aber allet vorbei – wenn aus Momenten Erinnerungen werden, werden wir alt und melancholisch.
Lass da nisch aegern , Kopp hoch und Arsch raus.
Der Wedding geht aufrecht durchs Leben!
Gruss M.ick
gruss dich mg…danke für deine Aufmunterung..das habe ich aber nötig.…mittwoch geht es zur alloheim schwitzerstr.7 aber auch nur so lange bis eine wohnung frei wird im seniorenheim reinickendorferstr…ja früher war es besser…kino mercedespalast,schillerkino,stumpfe ecke,schilfhütte,offene tür usw…bilka…habe gearbeitet bei wittlerbrot maxstr…trotzdem tut es mir sehr weh hier zu verlassen…alles muss ich hier lassen…nur das notwendigste mitnehmen.…. lg henry
Hallo Henry,
lass bitte nicht den Kopp haengen…es jeht imma weiter.
Ja Mercedespalast habe ich leider nicht mehr erlebt (war ab 1975 in der Malplaquestrasse 13) ‚da war dann Kontra Supermarkt drinne ‑spaeter Euro Markt.
Schillerkino war geil, sonntags fuer 2 Mark Godzilla oder Bruce Lee kiecken.In der Utrechterstrasse gab es auch den Schneckentempel (fuer die Grossen!) Kneipe/Bar ohne Fenster.
Bei Wittler Brot arbeitete auch der Vater von einem Schulfreund von mir (Auslieferungsfahrer war der, hiess Engel).
Ick wuensche Dir viel Kraft und Gottes Segen – stark bleiben Alter Weddinger!
Gruss M.icke
mir reichts es das lobgesang vom schrader´s.…das ist nicht nur den wedding,nur für zugezogenen,dafür sterben normalen bierkneipen,wie beim fritze,weil der geldgierige wirtin vom malplaquetstr.28 nie genug den hals vollbekommt…sie saniert sich auf kosten der langjährigen mieter.…henry
nun ist es soweit.…nach 57 jahren,muss ich raus aus der wohnung,als schwerbehinderter mit 100%…mutter ins heim,und die wirtin vom malplaquetstr.28 will kein mietvertrag machen…neu renovieren und teuer vermieten…komme vorübergehen ins pflegeheim unter.….alles was in der wohnung ist,weg damit.…leben wieder auf null.…danke henry
[…] beobachtet. Die Mischung stimmt, wenn es am Ende für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas im Kiez gibt. Ein Weinladen allein ist nicht zwangsläufig der Anfang vom […]
[…] gibt es auch im “Kamine und Wein“, im “Spiritus Mundi” und in der Winzerei […]
Der Artikel ist weitestgehend Schönmalerei und Werbung. Gentrifizierung ist ein Riesenproblem in Berlin, die Mieten stiegen um 11% jedes Jahr und jetzt zeigen sich die Auswirkungen einer verfehlten (da nicht vorhandenen) Integrationspolitik, der daraus resultierenden Ghettoisierung (Wedding, Neuköln) und der Finanzkrise. Ich sage nicht, dass es keine gelungene Integration gibt – im Gegenteil – aber eher trotz einer jahrezehntelangen Politik, die erst jetzt aufwacht und sich nie um die Integration aktiv gekümmert hat, weil man sich nie eingestehen wollte, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist. So langsam spitzen sich aber die sozialen Probleme zu. “Fritze” konnte die Miete nicht mehr tragen und ist seit einem Jahr zu. Jetzt ist der Spielplatz davor ein Treffpunkt für ca. 10 Jugendliche, eine Müllhalde und Toilette für Kampfhundebesitzer. Direkt vor der Grundschule, also direkt quer gegenüber vom Schraders wird pünktlich nach Schulschluss von 12 bis etwa 22–23 Uhr am Abend auf offener Straße gedealt, hin und wieder fährt ein BMW vor und versorgt die Kids mit neuem Stoff zum Verticken. Der Bürgermeister Hanke wohnt nebenan, aber weder Polizei noch Kommunalpolitik scheint es zu stören. Man sei machtlos und unterbesetzt. Die handelstüchtigen Kids verbringen gerne den ganzen Tag an der frischen Luft und arbeiten an ihren Network-Skills. Ein, zwei sind immer da, egal bei welchem Wetter – das nenne ich Kundenservice! Dann holen sie sich ihre Caprisonne (ja, ganz harte Typen) von Güven gleich nebenan und pinkeln in den Wohnungseingang, oder direkt gegen die Fassade. Wobei dies früher abends von besoffenen Gästen auch geschah, aber nicht in diesem Ausmaß. Ich habe insofern Verständnis, denn was sollen sie werden, selbst wenn sie den Realschulabschluss schaffen, haben sie wirklich eine Chance in einer Gesellschaft, die sie diskriminiert? In Berlin finden oft nicht mal Akademiker einen Job.
vollkommen richtig die meinung von disclaimer…ich stimme ihm zu…sorgen macht mir die langsam steigender miete,so das ich gezwungen wird ein untermieter zu nehmen„„und was macht der staat? gar nix„hilkft nur die klammen banken.….
Es spricht sehr viel Selbstmitleid aus den Kommentaren. Ich würde mich über einen Falafel-Laden sehr freuen, ich esse auch gern mal italienisch und ich habe es gern, in einer schön gestalteten Umgebung zu essen. Was ist dagegen einzuwenden? Das angesprochene Problem ist nicht Rassismus, das Problem heißt Gentrifizierung und darunter leiden Deutsche und Migranten.
bin auch hier geboren und aufgewachsen in der malplaquetstr…mit türken komme ich eigentlich gut zurecht,weniger aus der balkan,geklaut wird viele…leider gibt es kaum nachbarschaftshilfe hier,bin auf 28 malplaquet..auch die kneipe bei fritze ist zu,schrader ist zu arrogant,überteuert,und nur für spiesser gedacht,kein weddinger einrichtung…schade…henry
Alles nur Lüge.. Früher haben hier jahrzehntelang Migranten türkischer, jugoslawischer, arabischer und italienischer herkunft hier gewohnt zum größten Teil auch hier gebohren und aufgewachsen.. Man wollte dieser Multi-Kulti Gesellschaft nicht mehr haben also rein mit den Deutschen und raus mit den Ausländer!! DAS IST EIN TYPISCHER ZEICHEN DES RASSISMUS !! Als Ausländer kriegt man heutzutage hier keine Wohnung mehr.. Ja! es ist eine Ausnahmestraße in den Sinne
@Erol. Das ist doch klar, den Türken und Araber wollen die nicht. So fängt es an. Erst die Leute in Bezirke senden, wie Kreuzberg, Neukölln und Wedding, wo keiner wohnen wollte, kaum beginnt ein Bezirk schön zu werden durch Künstler und Lebenskünstler, wird der Bezirk auf einmal schön. Dann steigen die Mieten, die Attraktivität steigt und der Türke, Arber etc… ist nicht mehr gerne gesehen, gerade die Menschen die den Bezirk Jahrzehnte mitgestaltet haben und vor allem geprägt haben. Es ist auch ein Bild von Rassismus der deutschen vor Ort, alles wird geliebt wenn es ein neuer Italiener ist, ein tolles Café, Burger-Laden, aber nicht ein Falafel-Laden oder Döner, bzw. wenn es wieder etwas ist was nicht ins Weltbild der neuen Weddinger Kleinbürger passt. Bioläden und alternative Läden schreien alle “JA”. Prenzl-Berg ist doch schon längst angekommen, diese Geschreibe, der Wedding sei ja noch so frei davon ist absoluter Unsinn.
Leider reden immer die von einem Wedding, die den Wedding gar nicht kennen.
Zusammengefasst: Die Neu Weddinger finden Wedding so anders und so frei, aber den Türken wollen die nicht in der Nähe, neben, unter oder über sich in einer Wohnung haben.
du hast vollkommen recht,markus.….