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Stettiner Straße am Gesundbrunnen:
Mini-Stadtgarten sucht Kümmerer

25. April 2024
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Manche sind üppig bepflanzt, manche werden internsiv von Passantinnen und Passanten als Sitzgelegenheiten genutzt: Insgesamt gibt es im Bezirk 26 genehmigte Parklets. Sie stehen am Straßenrand anstatt eines oder zwei parkenden Autos und sollen kleine grüne Oasen im Stadtraum sein. Wie das Bezirksamt auf Nachfrage mitteilt, stehen die meisten Parklets im Bezirk im Wedding und in Gesundbrunnen. Alle Parklets, die mit Fördermitteln vom Senat aufgestellt wurden, sind mit einer vorübergehenden Genehmigung gestartet. Alle sind inzwischen entfristet worden, können also langfristig bleiben – bis auf das in der Stettiner Straße 4.

Das Parklet in der Stettiner Straße 4. Foto: Hensel
Das Parklet in der Stettiner Straße 4. Foto: Hensel

Auch das Parklet in der Stettiner Straße 4 wird gut genutzt, das ist nicht das Problem. Immer wieder sind Menschen zu sehen, die die Sitzgelegenheit für eine kurze Rast nutzen. Auch gegärtnert wird ganz offensichtlich. Die Frühblüher recken gerade ihre bunten Köpfe in die Frühlingsluft. Wer sie gepflanzt hat, weiß Christiane Pölz nicht (Name geändert). Bis vor Kurzem war sie die offizielle Patin des Parklets und damit die Ansprechpartnerin für die Naturfreunde Berlin. Denn das Parklet-Programm funktioniert so: Die Naturfreunde Berlin bekommen und verwalten die Fördermittel vom Senat. Sie unterstützen damit eine zivilgesellschaftliche Initiative, die das Parklet aufbaut und pflegt. Ein Patenschaftsvertrag regelt die Aufgaben. Die Bezirks sprechen die Genehmigungen für die Standorte aus.

Zunächst lief in der Stettiner Straße 4 alles nach Plan, bis im Herbst vergangenen Jahres der Denkmalschutz sein Veto gegen den Parkletstandort einlegte. Weil das Haus gegenüber unter Denkmalschutz steht, könne das Parklet nicht bleiben. „Die Beteiligung des Denkmalschutzes hat eine Verschiebung weiter nach Nordosten ergeben. Ob der Standort wie vorgeschlagen verschoben wird, ersatzlos wegfällt oder andernorts beispielsweise in einem anderen Bezirk wieder aufgebaut wird, hängt von der Entscheidung der Patin beziehungsweise des Antragstellenden ab. Bisher liegt kein Antrag auf Verschiebung innerhalb der Stettiner Straße vor, so dass der Bezirk über das Interesse an der Beibehaltung des Parklets noch im Unklaren ist“, antwortet Bezirksamtssprecher Christian Zielke auf eine Anfrage des Weddingweisers und der Weddinger Allgemeinen Zeitung.

Das Parklet in der Stettiner Straße 4. Foto: Hensel
Es grünt und blüht im Mini-Stadtgarten. Foto: Hensel

Christiane Pölz erhielt die Nachricht, dass ihr Paten-Parklet nicht in der Stettiner Straße 4 bleiben kann, von den Naturfreunden Berlin. Der Blick in den Patenschaftsvertrag veranlasste sie daraufhin dazu, ihre Patenschaft aufzugeben, denn „nach dem Vertrag muss der Pate den Abbau bezahlen“. Auch für eine mögliche Versetzung aufgrund des Einspruchs durch die Denkmalschutzbehörde müsse sie aufkommen, ist Christiane Pölz sicher und sie rechnet mit etwa 1000 Euro an Kosten. „Es ist mir wichtig, das Parklet zu erhalten, ich möchte das finanzielle Risiko aber nicht auf mich nehmen“, erklärt sie.

Nora Walther von den Naturfreunden Berlin bestätigt, dass die Patinnen und Paten grundsätzlich für die Parklets zuständig sind. Allerdings sagt sie auch: „Wir würden bei einer Versetzung administrativ helfen – und auch bei höheren Kosten“. Weil der Denkmalschutz den Standort bemängelt und sich nun auch kein Pate mehr um das Parklet kümmere, habe sie dem Bezirksamt signalisiert, dass das Parklet abgebaut wird. Das wäre bisher einzigartig im Bezirk. „Das Straßen- und Grünflächenamt möchte grundsätzlich alle Standorte verstetigen, sofern die antragstellenden Initiativen dies wünschen und sich weiterhin um die Parklets kümmern“, kommentiert das Bezirksamt den Fall. Insgesamt bewertet der Bezirk die Kiez-Parklets positiv. Sie seien laut Bezirksamtssprecher Christian Zielke „eine tolle Möglichkeit, den öffentlichen Raum neu und kreativ zu nutzen und die Aufenthaltsqualität auf den Straßen zu steigern.“

Für das Parklet in der Stettiner Straße 4 - sowie ein zweites in der Straße, dessen Patin Christiane Pölz ebenfalls war - müsse sich laut Nora Walther von den Naturfreunden Berlin jetzt sehr schnell eine neue Patenschaftsinitiative finden, wenn es innerhalb der Straße verschoben und erhalten bleiben soll. Wer sich dafür interessiert, kann sich per E-Mail unter [email protected] bei Nora Walther melden.

Das Parklet in der Stettiner Straße 4. Foto: Hensel
Parklet Nummer 26 mit Frühlingsbepflanzung. Foto: Hensel
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Der Text entstand in Zusammenarbeit mit der Weddinger Allgemeinen Zeitung (–> E‑Paper), der gedruckten Zeitung für den Wedding. Autorin ist Dominique Hensel.

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

4 Comments

  1. Juten morjen mal wieder

    ... Weil das Haus gegenüber unter Denkmalschutz steht, könne das Parklet nicht bleiben. ??????

    Ist jetzt der Blick auf das Denkmalgeschützte Haus durch das Parklet verbaut, gestört oder wie jetzt
    Was hat das Parklet mit diesem gegenüberliegenden Haus gemein oder eben nicht , weshalb es stört ??

    Hab ich was nicht richtig gelesen oder bin ich zu doof um die Logik des Denkmalschutzes zu verstehen!!??

    Anderrseits zeigt uns dieses Beispiel was für eine Bürokratie mit so einem Parklet verbunden ist ... echt gruselig

    Gruß

    • Hallo Reinhard, nein, ich habe mich nicht vertippt und Du bist ganz sicher auch nicht zu blöd, um das zu verstehen. Leider ist es so absurd wie es ist. Neulich bin ich bei der Recherche auch mal wieder über eine kleine Denkmalschutz-Anekdote gestolptert: Die Stromnetz Berlin darf ihre eigenen grauen Stromkästen immer dort nicht bemalen lassen (Stromkastenstyling), wo sie vor einem denkmalgeschützten Haus stehen. Geschichten wie diese gibt es sehr viele.

      Allerdings muss man bei aller Kritik auch bedenken, dass der Denkmalschutz immer dann ganz recht kommt, wenn er zum Beispiel die Kolonie 10 retten könnte oder die alte Diesterweg-Schule im Brunnenviertel vor dem Abriss bewahrt hat. Das richtige Maß zu finden, ist offenbar nicht so einfach. Manchmal hilft es, manchmal hilft es den anderen, manchmal hilft es niemandem. Kommt immer auf die Perspektive an. Grüße zurück!

      • Eine Kolonie zu retten ist sicher lohnenswert , aber einen Stromkasten nicht bemalen weil da ein geschütztes Haus steht .... ist das Schildbürgerlichstreich??.... das gibt es nur in Deutschland und ist es zum lachen
        Hurra mein Tag ist gerettet und wird dadurch sonniger
        Kann das mal ein Denkmalschützer erklären !!

        PS: es gibt einen Unterschied zw. Doof und Blöd.... mal bei Wiki nachlesen - wusste ich so auch noch nicht 🙂

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