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Wedding-Schule mit Türkisch und Arabisch auf dem Stundenplan

22. Oktober 2016
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Li Zha fragt Lehrerin Derya Ulas-Emirli. Foto Ewald Schürmann.
Li Zha fragt Leh­re­rin Derya Ulas-Emir­li. Foto: Ewald Schürmann

Ihre Kin­der wach­sen zwei­spra­chig auf. Die Toch­ter von Li Zha, die aus Chi­na stammt, und  das Kind von Derya Ulas-Emir­li, die aus der Tür­kei stammt. Im Inter­view tref­fen bei­de Müt­ter als Repor­te­rin und Leh­re­rin auf­ein­an­der. Li Zha fragt die Leh­re­rin an der Wed­ding-Grund­schu­le Derya Ulas-Emir­li wie Kin­der am bes­ten zwei­spra­chig aufwachsen.

Li Zha: Wel­che Spra­che soll­ten fremd­spra­chi­ge Eltern mit ihren Kin­dern zu Hau­se spre­chen? Sol­len deutsch-fremd­spra­chi­ge Eltern­paa­re bei­de Spra­chen mit ihren Kin­dern spre­chen, in mei­nem Fall der Papa immer Deutsch, die Mama immer Chinesisch?
Derya Ulas-Emir­li: Spra­che hat mit Gefüh­len zu tun. Wenn man mit dem Kind zum Bei­spiel chi­ne­sisch spricht, dann soll man das auch kon­se­quent zu Hau­se tun. Bei Zwei­spra­chig­keit soll­te das strikt auf­ge­teilt wer­den, wobei sich die Eltern dar­an stän­dig hal­ten müssen.

Per­sön­lich bin ich tür­kisch­stäm­mig und mit einem tür­ki­schen Mann ver­hei­ra­tet. Ich spre­che mit dem Kind meist Deutsch, mein Mann Tür­kisch. Wir haben immer viel Wert auf zwei­spra­chi­ge Erzie­hung gelegt, damit auch zum Bei­spiel eine Kom­mu­ni­ka­ti­on mit Opa und Oma mög­lich ist. Beson­ders beim Aus­druck von Emo­tio­nen ist ja die Her­kunfts­spra­che wich­tig. Des­halb fiel es mir manch­mal schwer, bei unse­rer Sprach­tei­lung immer nur Deutsch mit unse­rem Kind zu sprechen.

Li Zha: Wor­auf muss man achten? 
Derya Ulas-Emir­li: Da im Kin­der­gar­ten oder in der Schu­le die deut­sche Spra­che sowie­so domi­nant ist, ist es um so wich­ti­ger, dass zu Hau­se zum Bei­spiel viel tür­kisch gespro­chen wird. Man muss es aber tren­nen. So wird Zwei­spra­chig­keit zur einer gro­ßen Chan­ce für die Kin­der. Sonst ent­steht, was man manch­mal auf der Stra­ße im Vor­bei­ge­hen hören kann, dass Mut­ter, Vater und Kin­der ihre Her­kunfts­spra­che und das Deut­sche ver­mischt spre­chen. Die­ses Durch­ein­an­der ist nicht gut, da man sich nicht mehr anstrengt, gezielt Wör­ter in der jewei­li­gen Spra­che aus­zu­drü­cken, denn das Gegen­über ver­steht ja auch bei­de Spra­chen. Die Kin­der unter­schei­den dann letzt­end­lich nicht mehr zwi­schen bei­den Spra­chen und mer­ken dies auch nicht.

Die Wedding Schule in der Antonstrasße. Foto Wikimedia.
Die Wed­ding Schu­le in der Anton­stra­ße. Foto: Wikimedia

Li Zha: Gibt es an der Wed­ding-Grund­schu­le Sprach­kurs­an­ge­bo­te für Kin­der in der jewei­li­gen Elternsprache?
Derya Ulas-Emir­li: Ja, unse­re Schu­le hat sich als beson­de­re Schu­le pro­fi­liert, indem wir Schü­le­rin­nen und Schü­ler in zwei Spra­chen, in Deutsch und in Tür­kisch alpha­be­ti­sie­ren. Das besteht schon seit 1990 als gemein­sa­mes Ler­nen bei­der Spra­chen. Seit einem Jahr gibt es aber auch ein Ange­bot für Deutsch und Ara­bisch mit einer Ara­bisch-Leh­re­rin ein­mal pro Woche. Wün­schens­wert wäre, für alle Grup­pen sol­che Pro­gram­me zu errei­chen. Dafür gibt es aber nicht genü­gend Leh­rer, wie zum Bei­spiel für Chinesisch.

Li Zha: Wie sind die Aus­sich­ten der Schü­ler, dass sie auf gute wei­ter­füh­ren­de Schu­len kommen?
Derya Ulas-Emir­li: Es gibt kei­ne offi­zi­el­le Sta­tis­tik, jedoch sind die Schü­ler, die die zwei­spra­chi­gen Klas­sen besu­chen, oft erfolg­reich und haben gute Emp­feh­lun­gen für die Ober­schu­len. Also exis­tie­ren kei­ner­lei Hin­der­nis­se durch die zwei­te Spra­che. Unter­su­chun­gen bele­gen, dass, wenn man sei­ne Mut­ter­spra­che gut beherrscht, auch wei­te­re Spra­chen schnel­ler ler­nen kann. Des­halb lau­tet bewusst das Pro­gramm an unse­rer Schu­le: Zwei­spra­chig­keit und Mehr­spra­chig­keit fördern.

Das Inter­view führ­te Li Zha. Das voll­stän­di­ge Inter­view fin­det sich in der aktu­el­len Aus­ga­be des Maga­zins Hal­lo Mit­te, das von Men­schen, die an der Volks­hoch­schu­le deutsch ler­nen geschrie­ben wird.

LINKS
Impres­sio­nen zur Arbeit von Hal­lo Mit­te fin­den sich auf www.elternakademie-berlin-mitte.de durch Klick auf den But­ton Elternredaktion.
Die Wed­ding-Schu­le, eine Grund­schu­le in der Anton­stra­ße, stellt sich vor auf www.wedding-schule.de.

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

1 Comment

  1. Das Hand­ha­ben wir mit unse­rem Sohn (4) ähn­lich. Mit sei­ner Mut­ter spricht er strikt rus­si­sche, mit mir deutsch. Das funk­tio­niert sehr gut. Als er noch jün­ger war, hat er sich laut­stark beschwert, wenn Mama oder Papa mit ande­ren in einer ande­ren Spra­che kom­mu­ni­zier­ten. Als Sah­ne­häub­chen spre­che ich mit mei­ner Frau Englisch.

    Heu­te ist das so, dass er bei­de Spra­chen beherrscht und flie­ßend wech­seln kann. Und bereits lesen kann, in bei­den Spra­chen, natür­lich noch auf ein­fa­chem Niveau. 

    Wir ken­nen und sehen auch vie­le Fami­li­en wo die Spra­chen gemischt sind, z.b spricht der Vater Eng­lisch, das Kind ant­wor­tet deutsch. Da kom­men die Befürch­tun­gen von Derya zum Tra­gen. Mir ist ein Fall von Deutsch-Japa­nisch bekannt, in dem das Kind das japa­ni­sche ver­wei­ger­te, bei Ver­wand­ten in Japan. Es dach­te, jeder spricht deutsch und die Ver­wand­ten wol­len es bloß veräppeln…

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