Huch, ist das plötzlich kalt geworden in den letzten Tagen. Ob das daran liegt, dass die heiße Phase des Wahlkampfes begonnen hat? Und es kommt auch kein wärmender Trost von der Partei der sozialen Kälte (wie auch?). Sie hat zwar ihr Herz entdeckt. Aber nicht für Bildung, Arbeitsplätze und Wohnungsbau, sondern für Maschinen. Die Liebe zu TXL entspringt augenscheinlich einem eher kalten Herz, denn kaltschnäuzg wird von ach so vielen Urlaubern geredet. Die, die von Tegel aus in den warmen Süden wollen. Bloß: wer auf die – nun ja, kalten – Zahlen schaut, der sieht zwei Millionen Leute, die nach Frankfurt fliegen. Und zwei Millionen nach München. Und eine Million nach Köln. Und noch eine nach Stuttgart. Und noch eine nach Düsseldorf. Zum Glück sind ein paar Leute barmherzig und fliegen nach London. Sonst müsste man Tegel zum Bahnhof umbauen. – Und wen hat es noch kalt erwischt? Es steht im Weddingmelder.
Darüber redet der Wedding
1. Fest im kalten Regen hingen Autofahrer am Donnerstag. Die Seestraße musste gesperrt werden. Grund: Schwefeldioxid entwich, als ein Abwasserrohr gereinigt wurde. 19 Menschen mussten ins Krankenhaus. Meldet die Berliner Zeitung. Nur wenige Tage davor hatte das Schulamt die Albert-Gutzmann-Schule an der Panke (gleich beim Amtsgericht) teilweise gesperrt. Krebserregende Chlorverbindungen (PCB) hingen im Klassenzimmer. Hat die Berliner Woche gewusst. Dabei war erst am Montag im Virchow-Klinikum plötzlich alles so wolkenverhangen gewesen: das lag aber nicht am Wetter, sondern an giftigem Gas. Der Berliner Kurier war dabei.
2. Die Polizei kann nicht überall sein. Allein schon deswegen, weil sie ständig angegriffen wird. Wie sich im Moment alle (bis auf den Weddingweiser) einig sind. Die Lösung? Polizeiroboter! Vorteil: die ziehen auch dann ohne Murren los, wenn es draußen kalt ist. Und fotografieren können die auch. Die Berliner Woche macht daraus ein “Bitte recht freundlich am Leopoldplatz”.
3. Ach wie gemütlich ist es doch, am warmen Kamin zu sitzen und Serien wie “House of Cards” zu gucken. Denn alle wissen, dass in Wahrheit nicht die Politiker mit den Fäden der Macht klöppeln, sondern professionelle Bedenkenträger (also Verwaltungsbeamte). Und die finden einen Elise-und-Otto-Hampel-Platz doof bedenklich. Schwups, schon ist der Name abgebügelt. Hat die Berliner Woche recherchiert.
4. Für die Freunde heißer Schießereien im Wedding, kommt diese Nachricht. Ein Mann starb und drei weitere wurden 2015 in der Hochstedter Straße (nahe U‑Bahnhof Nauener Platz) lebensgefährlich verletzt. Darauf gab es nun Haftstrafen. Das Gericht geht aber davon aus, dass nicht allen beteiligten Familienmitglieder eine Mittat bewiesen werden konnte. Die Berliner Zeitung hörte im Gerichtssaal zu.
5. Aber hier jetzt eine wärmende Geschichte zur kühlen Jahreszeit. Der Tagesspiegel war im Kiez unterwegs und traf auf einen Eishändler, der die Brunnenquelle des Gesundbrunnens jederzeit wieder freilegen könnte. Der aber statt dessen lieber bei seinem Eis bleibt.
Termine
1. So, jetzt die dicke Jacke ausgezogen. Hier kommt knuddliges Kino. Was die Berlinale für Berlin ist, das ist das Favourites Film Festival für den Wedding. Dort die Entscheidungen einer weisen Jury. Hier die Gewinner von Publikumsherzen etlicher Festivals. Zu sehen von Mittwoch bis Sonntag. Natürlich im City-Kino neben dem Eiffelturm.
2. Und nächstes Wochenende (23. und 24. September) folgt die Lange Nacht der Gerichtshöfe. Hingehen! Solange die Künstler in den Höfen noch nicht den Studenten – ach nee, den stets Studierenden – weichen mussten. Lange Nacht heißt dieses Mal zwei Tage. Doch wie gewohnt mit ohne Eintritt.
3. Der Weddingweiser war noch nie dabei: Geht es da eigentlich kuschlig zu beim Runden Tisch Leopoldplatz? Am 19. September um 17 Uhr in der Schillerbibliothek nahe U‑Bahnhof Leopoldplatz wird wieder heiß (oder lauwarm?) diskutiert über die bunte Mischung, die es macht.
4. Erinnert sich noch jemand an den Yoga-Artikel vom Juli? Jetzt kommt der Nachtrag. Anna Staedler bietet BKS Iyengar – eine aktive und körperorientierte Yoga-Form – an. Start: just jetzt. Im Panke-Haus.
PS:
So, und jetzt wird wärmstens gratuliert: Das Labyrinth-Kindermuseum in der Osloer Straße feiert Geburtstag: 20 Jahre. Die Kneipe Nussbreite in der Seestraße feiert: 3 Jahre. Das Café Coffee und Vino in der Badstraße feiert: 1 Jahr. Und morgen schreibt der Weddingweiser dann noch über das City-Kino: 3 Jahre. Herzlichen Glückwunsch! (Frage an die Leser des Blogs: Geburtstag bedeutet mit den Jahren auch, die Artikel werden unfrisch. Jemand Lust, neue zu schreiben?)
Das stand im Weddingweiser
An dieser Stelle noch einmal das Favouristes Film Festival zu erwähnen, wäre richtig, aber stilistisch unschön. Na, dann sei hier halt noch einmal an die Cake Avenue erinnert.
Schau an
Es wird immer kälter. Wer braucht da eigentlich in 2017 noch Kühlschränke?
Foto unten: Dominique Hensel
Text und Fotos oben: Andrei Schnell
„In“ 2017 gibt es (im Deutschen) nicht.
Entweder „Im Jahr 2017“ oder einfach „2017“.
Vielen Dank fürs Gegenlesen! 😉 Manchmal rutscht uns etwas durch … Dominique vom Weddingweiser