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Was wir am guten alten Wedding vermissen

11. Februar 2017
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Wenn man sich auf eine Sache wirk­lich ver­las­sen konn­te, dann dar­auf, dass er stets allen Trends zum Trotz irgend­wie der gute alte Wed­ding blieb. So voll­kom­men in sei­ner eige­nen Unvoll­kom­men­heit, dass man nicht woll­te, dass sich dar­an irgend­wann ein­mal etwas ändert. 

Selbst, als Neu­kölln plötz­lich hip wur­de, als Moa­bit plötz­lich nicht mehr alt­ba­cken war und sogar als Lich­ten­berg immer mehr Inves­to­ren ein Lächeln auf die Kon­ten zau­ber­te, der Wed­ding blieb halt der Wed­ding. Aber stimmt das wirk­lich? Oder ist das viel­leicht ein­fach nur die roman­ti­sche Vor­stel­lung eines Wed­din­gers, der sich hier schon sehr lan­ge zu Hau­se fühlt? Auf einem Auge Wed­ding, statt auf einem Auge blind?

Hat man erst so rich­tig drü­ber nach­ge­dacht, als es zu spät war:

Ist scha­de, aber so isses halt:

Wird immer seltener

Soll­te man es bedau­ern, wenn alte Eck­knei­pen ver­schwin­den oder wenn ande­re Wed­din­ger Ori­gi­na­le nach und nach nicht nur den Bezirk wech­seln, son­dern gänz­lich und für immer schlie­ßen? Ja, unbe­dingt sogar!

Soll­te man es bedau­ern, dass die Mie­ten stei­gen und immer mehr Fas­sa­den cha­rak­ter­los wär­me­ge­dämmt wer­den? Ja, unbe­dingt sogar! Doch genau das ist er, der Lauf der Zeit im Leben einer Stadt. Nicht nur im Wed­ding, son­dern auch anders­wo in Berlin.

Soll­te man es bedau­ern, dass den alten Läden neue fol­gen, die nun ihrer­seits etwas Neu­es zu schaf­fen suchen? Nun, das Bes­te am Wed­ding waren schon immer sei­ne Bewoh­ner. An guten Ideen hat es, auch wenn nicht viel Geld im Spiel ist, nie geman­gelt. Ob alter Wed­ding oder neu­er Wed­ding, es tut sich wirk­lich an allen Ecken und Enden was.

Trotz allem: Guter, alter Wed­ding, wir ver­mis­sen Dich (manch­mal). Und ver­drü­cken ganz lei­se, wenn kei­ner hin­schaut, eine Träne.

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

2 Comments

  1. War­um darf sich im Wed­ding nicht auch mal was zum Schö­nen ent­wi­ckeln? Also ein Kiez­le­ben mit net­ten sau­be­ren Restau­rants und Läden für ganz nor­ma­le Leu­te mit ganz nor­ma­len ver­nünf­ti­gen Ansich­ten, die auch die ver­rück­ten Vögel lie­ben und Tole­ranz zu Men­schen jeder Cou­leur wal­ten las­sen und dies als eben­so nor­mal emp­fin­den wie die Nor­ma­li­tät zu sich selbst. Sich ein­fach gegen­sei­tig respek­tie­ren, sich für­ein­an­der inter­es­sie­ren, wenn man will, ein­fach zusam­men im Kiez leben so wie jedem es gefällt.
    Wenn das Jahr zu Ende ist bin ich 30 Jah­re im Wed­ding zu Hau­se. Lei­der muss ich sagen, dass das Pro­le­ten­tum und das pro­vo­zie­ren­de Dumpf­ba­cken­ge­ha­be sich seit ca. 5 Jah­ren zuse­hend ver­mehrt und dies immer mehr auf die Stra­ßen getra­gen wird. Ich woh­ne neben einer Grund­schu­le auf die mei­ne Nach­bars­kin­der ohne Pro­ble­me gegan­gen sind. Heu­te hat sich die Schu­le trotz aller Bemü­hun­gen fast schon zu einer Asi-Ghet­to­schu­le ent­wi­ckelt. Sind Ver­wei­ge­rung zur Bil­dung im Zusam­men­hang mit Leh­rer­be­lei­di­gun­gen aber auch die Ver­mül­lung sei­nes eige­nen Bezir­kes durch die­ses Kli­en­tel die gewünsch­ten Mit­tel damit Mie­ten bezahl­bar blei­ben? Ist das der Preis, den man zah­len muss? Wenn es so wei­ter­geht, wird dies nicht mehr mein Wed­ding sein und ich muss mich woan­ders niederlassen.

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