Update Himmlische Ruhe am Himmel! Neue Lebensqualität in der Einflugschneise. Doch so einfach ist es mit der Tegel-Schließung dann doch nicht. Denn fragt man die Weddinger nach ihrer Meinung zum Thema, bekommt man meist eine zwiespältige Aussage. Wir haben die Leserkommentare zu unserem Beitrag zu diesem Thema einmal zusammengefasst.
Schlagwort: West-Berlin
Weltfrieden bei Joe am Wedding
Im “Tresor” wurde Technogeschichte geschrieben und das Berghain hat Berlins Ruf als Partyhauptstadt auch international gefestigt. Mag sein. Aber die beste „Disse“ für ein breites Publikum war Joe am Wedding – zumindest wenn man unsere Leserinnen und Leser fragt. Kurz gesagt: eine Legende!
Nirgendsland: Der Mauerstreifen

Was passiert, wenn etwas seine Funktion verliert, der Ort, an dem es steht, beraubt um das Sinnstiftende, aber übrigbleibt? Bei der Berliner Mauer war das der Fall. Ein Bildband mit klugen Texten, herausgegeben von zwei Weddingern, beschäftigt sich mit diesem Thema.
Die Seestraße: Rauschen, aber kein Sandsturm mehr

Drei Kilometer führt die Seestraße durch den Wedding. Wenn eine Straße die Bezeichnung Achse verdient, dann dieser breite Boulevard mit dem grünen Mittelstreifen, der sogar für Berliner Verhältnisse ausgesprochen großzügig angelegt wurde. Ihren Namen erhielt die Straße erst 1827. Doch an einen See denkt man am allerwenigsten, wenn man heute auf ihr fährt oder sie überquert. Statt vom Wind, der über den namensgebenden Plötzensee streicht, kommt das Rauschen eher vom ständig fließenden Verkehr, denn die Seestraße ist Teil des Straßenrings rund um die Berliner Innenstadt. An ihrem westlichen Ende wird sie, kaum dass sie den Plötzensee seitlich liegen lässt, ohne auch nur einen Knick zu machen, gar zur Stadtautobahn. Bei einer Fahrt auf der Seestraße kann man allenfalls noch einen kurzen Blick auf den tief eingeschnittenen See erhaschen, bevor dann der Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal überquert wird. Es gab auch einmal einen Kleinen Plötzensee (auf Höhe der Sylter Straße). Dieser wurde aber 1848 zugeschüttet, als der Kanal angelegt wurde.
Wann entstand die schnurgerade Seestraße?

Im frühen 18. Jahrhundert hatte man wohl von beiden Enden der Seestraße einen Schlösserblick. Im Westen auf Schloss Charlottenburg, im Osten auf Schloss Schönhausen. Der erste König Preußens, Friedrich I., ließ den Weg anlegen, um die Schlösser direkt miteinander zu verbinden. Denn das Projekt, einen schiffbaren Wasserweg zwischen beiden Residenzen zu schaffen, war nie fertiggestellt worden- so blieb der Panke Schiffsverkehr erspart. Der Weg verlief damals noch weit außerhalb der Mauern Berlins durch die sandige und bewaldete Jungfernheide. Die Kreuzung mit der Müllerstraße, damals eine der ersten Chausseen Preußens, gab es damals schon. Doch bis 1900 stand kaum ein Haus an der kargen Heidelandschaft, deren loser Sand den Anwohnern in die Häuserritzen geflogen wäre. Legendär war das von Ida Hoppe am Eckernförder Platz etablierte Ausflugslokal – zumindest das wäre an diesem heute noch immer unbebauten grünen Fleckchen immer noch denkbar. Anders das östliche Ende: statt wie heute am Kombibad abzuknicken, führte die alte Seestraße durch die heutige Reginhardstraße über Schönholz, um dann am Park Schönhausen zu enden.
Die Seestraße wird zum Teil einer Ringstraße

Die Stadt rückte der Seestraße immer mehr auf den Pelz – 1861 wurde der Wedding nach Berlin eingemeindet. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts änderte die Seestraße ihr Gesicht in vielerlei Hinsicht – sie wurde zum Teil des Straßenrings, wie wir sie heute kennen. Zuerst entstanden ab 1890 Forschungsinstitute, zehn Jahre später die Krankenhausstadt des Virchow-Klinikums. Zuletzt entstand ein Laborgebäude des Robert-Koch-Instituts und führt die Forschungstradition dieses Teils des Weddings weiter. Seit 1901 endet die Straße am heutigen Louise-Schroeder-Platz, knickt nach Osten ab und geht als Osloer bzw. Bornholmer Straße in Richtung Prenzlauer Berg. 1957 wurde dann aus dem abgeschnittenen Stück Seestraße die Reginhardstraße.

Vor allem die Breite der Seestraße war ausschlaggebend für die (zaghafte) Rückkehr der Straßenbahn in den Westteil Berlins. Dort war das vermeintlich unmoderne Verkehrsmittel 1967 abgeschafft worden. In zwei Etappen wurde auf ihrer gesamten Länge im Mittelstreifen bis 1997 eine zweigleisige Schnellstraßenbahnstrecke angelegt, die mit einer Wendeschleife am Eckernförder Platz endet. Seither rasen hier die Trams in Richtung Osten am Dauerstau vorbei – und manch’ einen unvorsichtigen Fußgänger hat die schnelle Bahn schon das Leben gekostet.
Pralles Leben an der Ecke Müllerstraße

Genau in der Mitte der 3,2 Kilometer langen Seestraße liegt auch der gleichnamige U‑Bahnhof. Die U‑Bahn führt seit 1923 unter der Müllerstraße hindurch. Die Seestraße war bis 1956 Endpunkt der Nordsüd-U-Bahn, wo man in die Straßenbahnen in Richtung Norden umsteigen musste. Nach Tegel geht es heute mit der U‑Bahn weiter, doch auch wer an der Seestraße aussteigt, bekommt hier noch das pralle Leben: Restaurants, Geschäfte und das traditionsreiche Multiplex-Kino Alhambra sorgen an der bekanntesten Ecke des Weddings dafür, dass an der Seestraße 24 Stunden lang Leben ist – und nicht nur das Rauschen des Verkehrslärms.
Die Panke in der Presse der 1950er Jahre
Frontstadt West-Berlin – die Grenzen zum sowjetischen Sektor werden immer undurchlässiger, und Besuche im Berliner Umland sind schon nicht mehr möglich. Die Panke fließt drei Mal munter unter Stadt- und Sektorengrenzen hindurch – und in den Jahren vor dem Mauerbau erfährt sie in einigen Zeitungsartikeln Aufmerksamkeit.…
Wedding: Berlin in Aspik?

Eigentlich darf man es ja niemandem verraten, und wir Eingeweihten wissen es ja sowieso: der Wedding ist das letzte Stück authentisches Berlin, und das sogar noch fast flächendeckend. Mit Shishas, aber ohne Schick; mit Dreckspatzen, aber ohne Eierspätzle; mit Rollator, aber ohne Rollkoffer. Das gute alte Berlin, wie es noch bis Ende der 90er in vielen anderen Teilen der Innenstadt normal war. Hier hat sich, im Schatten der Schicki-Micki-Nachbarn wie Mitte und Prenzlauer Berg oder als südliche Erweiterung des kleinbürgerlichen Reinickendorf noch das alte Westberliner Lebensgefühl erhalten – sozusagen Berlin in Aspik. Im Wedding lebt sich’s entspannter als in hochgejazzten anderen Trendbezirken, und das, obwohl die Medien schon seit Jahren s0chreiben, der Wedding sei nun wirklich im Kommen. Wirklich zu spüren bekommt man das nur an ganz wenigen Stellen; das Gesamtbild gerät durch solche Ausschläge nach oben jedenfalls nicht ins Wanken.
Martin-Thomas Haase schreibt in der Wochenzeitung Freitag über einen Spaziergang von Mitte in den Wedding: „Gelassen, unverändert, unberührt von all dem eitlen Geprotze und Geprunke, aus dem man gerade kommt. Wedding: schmutzig, besoffen nölend, asozial herzlich – und vor allem: ehrlich.“
Unsere letzte Umfrage zeigt jedoch, dass die ständigen Bewohner und Kenner des Wedding ziemlich genervt sein können vom vielen Dreck auf unseren Straßen. Aber vielleicht leben wir ja im Paradies, und wissen es nur nicht?
Neue Umfrage: Welche Eigenschaften treffen auf den Wedding am besten zu?
In der neuesten Umfrage können die Weddinger ihrem Ortsteil selbst ein paar dieser Etiketten verpassen: welche Attribute passen am besten zum Wedding? Bis zu drei Antworten sind möglich. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse!