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Kinoreihe bekommt festen Ort:
Puttensaal statt Wanderkino

18. April 2023

Die ehe­mals durch das Quar­tiers­ma­nage­ment Bad­stra­ße geför­der­te und durch die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­agen­tur georg+georg umge­setz­te Kiez­kul­tur­rei­he „süß + sal­zig” eta­bliert sich nun nach meh­re­ren Jah­ren der wech­seln­den Stand­or­te in der Biblio­thek am Lui­sen­bad. Am Don­ners­tag (20.4.) star­tet die Neu­auf­la­ge unter Regie der Biblio­thek gleich mit einem Klas­si­ker: „Men­schen am Sonn­tag“, ein Stumm­film mit Live­be­glei­tung durch den Stumm­film­pia­nis­ten Richard Siedhoff.

Die Stadt­bi­blio­thek Ber­lin-Mit­te in der Bad­stra­ße 39 war in den ver­gan­ge­nen Jah­ren immer wie­der Koope­ra­ti­ons­part­ner der Kino­rei­he und wan­delt dabei selbst auf his­to­ri­schen Pfa­den. Im letz­ten Jahr­hun­dert war die heu­ti­ge Biblio­thek eines von meh­re­ren Kinos im Arbei­ter­be­zirk Wed­ding. Die Mari­en­bad-Licht­spie­le in der Bad­stra­ße 3536 exis­tier­ten von 1908 – 1963. Die Brü­der Galusch­ki kauf­ten um 1870 die Grund­stü­cke Bad­stra­ße 35–39. Carl Galusch­ki bau­te auf dem Gelän­de eine Bade­an­stalt. 18871888 wur­de das Ves­ti­bül-Gebäu­de mit dem Restau­rant “Mari­en­bad“ errich­tet. Er warb mit Ball­saal, einer Kaf­fee­kü­che, Kegel­bah­nen, Thea­ter- und Varie­té­ver­an­stal­tun­gen. Nach dem Tode Galusch­kis wur­de das Gelän­de ver­kauft. Aus dem hin­te­ren Teil des Gelän­des wur­de ein Ver­gnü­gungs­park, spä­ter ein Wochen­markt, der bis in die Nach­kriegs­zeit bestand. 1911 wur­de der Kon­zert- und Thea­ter­saal zum Licht­spiel­thea­ter „Mari­en­bad“ umge­baut. Nach dem Mau­er­bau brach die Kund­schaft aus Ost-Ber­lin weg und das Kino schloss 1963. 

Ende der 1970er Jah­re wur­den die Vor­der­häu­ser in der Bad­stra­ße im Bereich der Biblio­thek saniert, die Gebäu­de im Hof soll­ten jedoch nicht erhal­ten blei­ben. Der Kino­saal war bereits abge­ris­sen, als mit Unter­stüt­zung der Denk­mal­pfle­ge beschlos­sen wur­de, die Gebäu­de zu erhal­ten und einer neu­en Nut­zung als Biblio­thek zuzu­füh­ren. Das vor dem Abriss bewahr­te Ein­gangs­ge­bäu­de des ehe­ma­li­gen Kino­saals, das „Ves­ti­bül“, und ein klei­ne­res frei­ste­hen­des Gebäu­de zur Stra­ße hin, das „Comp­toir“ wur­den unter Denk­mal­schutz gestellt. Die bei­den selb­stän­di­gen Gebäu­de soll­ten erhal­ten, erwei­tert und mit­ein­an­der ver­bun­den wer­den. 1988 wur­de ein Wett­be­werb für das Bau­vor­ha­ben aus­ge­schrie­ben, der von den Archi­tek­ten Rebec­ca Chest­nutt und Robert Niess gewon­nen wur­de. Am 1.11.1995 wur­de die Biblio­thek eröffnet.

Richard Siedhoff. Foto: Elias Wachholz
Richard Sied­hoff am Film­pro­jek­tor. Foto: Eli­as Wachholz

Zurück zu „süß + sal­zig“: Den Auf­takt zum Kiez-Kino gestal­ten die Kinomacher:innen in der his­to­ri­schen Kino­tra­di­ti­on des Stand­orts mit dem Stumm­film „Men­schen am Sonn­tag” (1930), der zu den spä­ten Ver­tre­tern der Neu­en Sach­lich­keit im Film zählt und in Ber­lin und Umge­bung spielt. Die musi­ka­li­sche Unter­ma­lung am Flü­gel wird dabei live durch den erfah­re­nen Stumm­film­pia­nis­ten Richard Sied­hoff aus Wei­mar rea­li­siert, der den Film im wun­der­schö­nen Put­ten­saal beglei­ten wird. Die Wie­der­be­le­bung der ursprüng­li­chen Kino­tra­di­ti­on im Bad­stra­ßen­kiez beginnt am Don­ners­tag, den 20. April um 19 Uhr, Ein­lass ist ab 18.30 Uhr. Der Ein­tritt ist eben­so wie das Pop­corn frei.

Ort des Gesche­hens: Der Put­ten­saal in der Biblio­thek am Lui­sen­bad. Foto: Queryzo

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