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Bezirk will mit neuen Bänken Fußverkehr stärken:
Für eine kurze Pause am Wegesrand

4. März 2024
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Kurz mal hinsetzen. Nicht nur alte Menschen legen gern eine kleine Pause auf ihren Spaziergängen und auf ihren Alltagswegen ein. Auch Eltern mit kleinen Kindern machen öfter Rast. An heißen Tagen setzt sich wohl jeder gern mal kurz unter einen schattigen Baum auf eine Bank, einige chillen gar stundenlang mit Freunden. Und manchmal sind es Menschen mit schmerzenden Muskeln, die am Vortag einfach nur zu viel trainiert haben, die einen Sitzplatz schätzen. Für sie und alle anderen Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, stellt der Bezirk 300 neue Bänke in Mitte auf. Mehr als 100 davon stehen bereits – vor allem im Brunnenviertel und in Moabit. Andere Ortsteile sollen folgen.

Offizielles Probesitzen auf einer Bank in der Voltastraße. Foto: Hensel
Offizielles Probesitzen auf einer Bank in der Voltastraße mit Bezirksstadträtin Dr. Almut Neumann (stehend, Mitte) und Interessensvertretern. Foto: Hensel

„Meine Vision ist es, dass in jedem Block eine Sitzmöglichkeit zur Verfügung steht, besser zwei“, sagte die für den öffentlichen Raum zuständige Bezirksstadträtin Dr. Almut Neumann (Grüne). Vor genau einer Woche (26.2.) hatte das Bezirksamt zu einem Pressetermin anlässlich der Aufstellung der ersten 100 Bänke eingeladen. Mit den neuen Bänken wolle der Bezirk „den Fußverkehr stärken und Tankstellen für Menschen zu Fuß schaffen“, so die Stadträtin.

Auch Interessensvertreter:innen waren zu dem Pressetermin eingeladen. Sie waren über den Mobilitätsrat Mitte beteiligt an der Auswahl der Standorte für die Bänke. Alle äußerten sich sehr erfreut über die erweiterte Infrastruktur im öffentlichen Raum. „Bänke sind grundlegende Mobilitätsverstärker. Sie können für manche Menschen darüber entscheiden, ob man noch allein und ohne Hilfe zur Apotheke kommt oder nicht. Das betrifft 500.000 Menschen in unserer Stadt“, sagte Roland Stimpel vom FUSS e.V. Diese Haltung vertrat auch Herbert Probst vom Beirat für Menschen mit Behinderung in Mitte: „Jede neue Bank ist für nicht wenige Menschen überhaupt der Grund, die eigenen vier Wände verlassen zu können, sich auf den Weg zu machen. Bänke sind ein wichtiger Schritt zu mehr Inklusion.“ Auch Dr. Doris Schawaller von der Seniorenvertretung Mitte fand lobende Worte für die neuen Sitzmöglichkeiten: „Wer rastet ... kann neue Kräfte sammeln! Die Seniorenvertretung Mitte begrüßt dieses Projekt ausdrücklich; sind doch gerade für die Generation 60plus Sitzmöglichkeiten im öffentlichen Raum sehr willkommen, bislang aber nicht allzu zahlreich gewesen.“

Gespräch an einer neuen Bank in der Scheringstraße (von links): Roland Stimpel vom Fuss e.V., Herbert Probst. Herbert Probst vom Beirat für Menschen mit Behinderungen in Mitte, Bezirksstadträtin Dr. Almut Neumann (Grüne) und Nora Olbrich vom Fuss e.V. Foto: Hensel
Gespräch an einer neuen Bank in der Scheringstraße (von links): Roland Stimpel vom FUSS e.V., Herbert Probst vom Beirat für Menschen mit Behinderungen in Mitte, Bezirksstadträtin Dr. Almut Neumann (Grüne) und Nora Olbrich vom Fuss e.V. Foto: Hensel

Im öffentlichen Straßenland in Mitte standen laut Bezirksamt bis zu der jetzigen Neuaufstellung rund 700 Bänke. Zusammen mit den 300 neuen Bänken werden es bald 1000 sein. Die Kosten in Höhe von 300.000 Euro für die Beschaffung der neuen Stadtmöbel stammen aus dem „Schöne-Stadt“-Programm des Landes Berlin, das in den Jahren 2022 und 2023 Verbesserungen für Menschen zu Fuß finanziert hat. Hinzu kommen für den Bezirk pro Bank zirka 350 Euro für den Aufbau.

Im Brunnenviertel, wo der Pressetermin stattfand, sind es allein zwölf neue Bänke geworden. Sie weisen eine Besonderheit auf, denn sie sind mit Plaketten mit poetischen Sprüchen versehen. So steht auf einer Bank zum Beispiel „Im Beton verloren, Bank hofft auf grüne Flur, Stille, Sehnsucht pur. Dezember 2023“. Die Sprüche sind ordentlich angebracht und sehen offiziell aus, sind jedoch eine private Aktion einer oder eines Unbekannten. Streetpoertry at its best. Die Vertreter:innen des Bezirksamts wussten nichts von der Kunstaktion, zeigten sich aber erfreut über die poetische Initiative.

Bänke in Parks, an Spielplätzen und auch an Straßen gab es in früher öfter. Sie wurden, so Dr. Almut Neumann, oft aufgrund von Vandalismus abgebaut. Der Bezirk wolle die Bank-Infrastruktur nun wieder aufbauen. Doch das Thema Vandalismus spielte bei den Überlegungen auch eine Rolle. „Armlehnen führen leider zu erheblichem Vandalismus, deshalb sind unsere neuen Bänke jetzt ohne“, erklärte Dr. Almut Neumann. Dafür habe man versucht, den Bedürfnissen der Nutzer:innen entgegenzukommen. So wurden die Bänke ganz verschieden aufgestellt und an sehr unterschiedlichen Standorten installiert. Manche stehen im Schatten, manche an einem sonnigen Platz, von einigen kann man das Geschehen auf der Straße beobachten, andere stehen absichtlich mit dem Rücken zum Verkehrsgeschehen. Einige, so sagte die Stadträtin, stehen auch zu zweit oder im rechten Winkel zueinander – für die, die gern als kleine Gruppe plaudernd zusammensitzen möchten.

Auf der Internetseite des Bezirksamts Mitte gibt es eine Karte, auf der die Standorte der neuen Bänke eingezeichnet sind: Sitzbänke im öffentlichen Straßenland

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

4 Comments

  1. Habe mir gerade die Karte angesehen, an der ganzen Müllerstraße: keine einzige Bank. Doch, ich kenne 2, bei Kaufland und dann kurz vor der Seestraße. Aber sonst - da muss ich alte Frau ins Café, um sich auszuruhen. Oder die Massagesessel im Cittipoint besetzen ?

    • Das Bezirksamt hat mit dem Brunnenviertel und mit Moabit angefangen, hieß es bei dem Pressetermin. Die anderen Ortsteile folgen noch, also auch die Müllerstraße. Insgesamt werden 300 Bänke zusätzlich aufgestellt. Es kommen also noch 200. Soweit ich weiß, werden auch noch Vorschläge für Standorte angenommen (die bisherigen kommen vom Seniorenbeirat Mitte, von der Behindertenvertretung und vom Fuss e.V.). Wenn Du also Vorschläge für Deine Ecke hast, melde Dich doch direkt beim Bezirksamt: [email protected]. Ist vielleicht besser als einen Massagesessel zu besetzen. 😉 Viel Erfolg!

  2. Hallo

    na prima, da wo icke von A nach B latsche im Wedding werden wieda mal keene neuen Bänke uff jestellt. Wenn mir dit wieda mal inne Knie kneift nach´n einkoofen de Lunge pfeift und im Rücken zwickt,,, verflixt und zujenäht muss ick mir wieda uff ne olle mit nen Filza beschmierte Banke setzen oda eene wo eena sein Appelgriebsch inne Ritze jeklemmt hat ... oda wie letzte mal so`n Holzkopp die mit Ketschup beklekkerte Pappschale von seine Currywurscht uff de Bank hat liejen jelassen hat,( und der Mülleimer da neb`n steht) ....nich zuverjessen die vom Wetta kaputten Bänke wo icke mir ooch schon mal nen` Holzsplitta in den aller Wertesten jepiekt habe... dit macht keene Freude Frau Neumann ...

    in diesem Sinne

    • Hallo Reinhard,

      bei uns im Brunnenviertel, wo die neuesten Bänke stehen (seit Dezember), sehen die Bänke selbst noch super aus. Drumrum liegt bei einigen Müll, aber nicht bei allen. Aber das war an den Stellen vorher ganz genauso. Ich würde mal sagen, dass das mit den defekten Bänken wie bei jeder Infrastruktur ist. Wie bei Straßen, Brücken, U-Bahn-Strecken und anderem reicht es nicht, die einfach nur hinzustellen, man muss das auch pflegen. Wenn man 20 Jahre nichts an der Infrastruktur macht, die man richtigerweise installiert hat, sieht sie halt so aus wie Du beschreibst und wie wir das leider täglich erleben. Bleibt zu hoffen, dass ab und zu eine Überholung der Bänke vorgesehen/geplant ist. Im Moment scheint da der Wille und das Geld für da zu sein. Die Bänke von Unter den Linden werden ja auch gerade überholt/erneuert.

      Nicht die Hoffnung aufgeben. 🙂 Viele Grüße!

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