Corona war (oder ist weiterhin) eine Krise. Traf sie auch den Einzelhandel? Die Antwort für die Müllerstraße lautet: wohl eher nicht.
Symptomatisches Beispiel ist das Geschäft Optik Schmiedeke, das lange in der Müllerstraße 41 ansässig war. Fast schon ein Wahrzeichen ist die Firmenwerbung an der zentralen Kreuzung Müllerstraße und Seestraße. Das Wandbild zeigt ein ägyptisches Motiv und den Firmennamen in eckigen Buchstaben. Der Optiker ist im Sommer 2020 von der Müllerstraße fortgezogen. Allerdings ist nicht Corona die Ursache für den Rückzug. Das Unternehmen gibt die ewige Baustelle am U‑Bahnhof Seestraße als Grund an. Optik Schmiedeke gibt es weiterhin im Norden Berlins. Das Unternehmen betreibt zwei Filialen in Reinickendorf und eine in Pankow.
Tatsächlich ein Corona-Opfer ist das Brautmoden-Geschäft Happy Day (dazu unser Bericht) in der Müllerstraße 116–117. Die Suche nach einem Nachfolger gestaltete sich schwierig. In den Jahren der Lockdowns wurde sie aussichtslos. Die Geschäftsaufgabe ist ein Beispiel für einen seit längerem anhaltenden Trend, dass alteingesessene Traditionsgeschäfte von der Müllerstraße verschwinden.
Von einer allgemeinen Krise ins gefährliche Schlingern geriet offenbar Karstadt. Anwohner berichten, dass während der Coronazeit die Mitarbeiter es nicht immer schafften, sämtliche Waren auszulegen. Vermutlich war Kurzarbeit der Grund. Kein gutes Zeichen war, dass Ostern der traditionelle Hase mit der Schokoladen-Werbung auf dem Dach des Warenhauses fehlte. 2020 hatte der Bezirk eine Unterstützungsaktion für Karstadt gestartet. Die Aktion „wie auch Gespräche auf allen Ebenen‟ halfen dabei, dass Karstadt den Standort Müllerstraße „für zunächst drei Jahre‟ sicherte, sagt ein Pressesprecher des Bezirks.
Für die gesamte Müllerstraße kann das Fazit gezogen werden, dass die Corona-Krise die Geschäftsstraße glimpflich traf. In den letzten Monaten eröffneten zudem zahlreiche neue Läden. Unter ihnen befinden sich auffällig viele Restaurants. Eine syrische Konditorei (unser Bericht), ein Bubble-Waffel-Eis-Laden, ein vietnamesisches Restaurant (unser Bericht) oder ein afghanisches Restaurant sind die neuen Verlockungen auf der vor Zeiten „Ku-damm des Nordens‟ genannten Müllerstraße.
Der Text stammt aus der Weddinger Allgemeinen Zeitung (–> E‑Paper), der gedruckten Zeitung für den Wedding. Geschrieben wurde er von Andrei Schnell. Wir danken dem RAZ-Verlag!
Weitere Ausgehmöglichkeiten auf der Müllerstraße haben wir hier aufgelistet
Hallo
ja darüber bin ich auch erstaunt das während der letzten 2 Jahre kein Laden pleite gegangen ist !! zum Glück nicht mein Lieblingscafe mit teurem Kaffee und den für mich leckersten Torten .…Chokolata
Freßmeile !!?? nun die hier vorgestellten Kaffee‘s und Restaurants von der Redaktion sind mir Alle 10x lieber als die ganzen Mobiltelefon-Läden und der gleichen … da hätte man schon vor 20 Jahren drauf achten sollen, das daß anders kommt
Dinge des täglichen (oder auch außerordentlichen) Bedarfs nicht mehr erhältlich sind.…. ?? also wenn man die Augen auf macht gibt es diese Läden , es gibt ca 5 große Supermärkte hinzu kommen 3 Türkische Süpermarket 3x DM Müller-Drogerie Läden wie KIK Tedi und Pfennigland jede Menge Bäckereien und Apotheken .… als mein lieber Schölli wer die nicht findet braucht ne ´ Brille von Fielmann
in diesem Sinne
Auch wenn es für die neuen Betreiber schön ist – in meinen Augen verkommt die Müllerstr. dadurch immer mehr zu einer Freßmeile, während Dinge des täglichen (oder auch außerordentlichen) Bedarfs nicht mehr erhältlich sind.
Wie im Bericht geschildert: Den Schließungen von mehreren Fachgeschäften stehen ausschließlich Restaurants entgegen. Wer diese Entwicklung toll findet? Also ich nicht!
Hallo Jupp Schmitz, Fressmeile klingt für mich so als würde einer der liebsten Freizeitbeschäftigung der Menschen auf der gleichen Stufe wie Wettbüro und Spielhalle stehen. Wenn die Leute Dinge lieber im Internet kaufen und im realen Leben sich auf ein Kumpir oder eine Pizza treffen, dann habe ich nichts dagegen. Hauptsache es quirlt. VG Andrei Schnell
Jupp schmitz
also die Definition von Dinge des täglichen Bedarfs ist folgende…
Mit dem Begriff „Geschäfte des täglichen Lebens“ ist der Erwerb von Gegenständen des täglichen Bedarfs gemeint. Der Begriff umfasst also beispielsweise den Kauf von Nahrungsmitteln, Genussmitteln, Kosmetika, Büchern und Zeitungen, Textilien, Porto, die Führung von Telefonaten, die Inanspruchnahme von öffentlichen Verkehrsmitteln, den Friseurbesuch oder den Besuch von Veranstaltungen.
… und sie sind der Meinung das diese Dinge auf der Müller nicht mehr erhältlich sind .… löst Kopfschütteln bei mir aus
für den Begriff außerordentlichen Bedarf hab ich nichts gefunden … scheint also eine eigene Wortschöpfung von Ihnen zu sein
Also Augen auf beim nächsten mal wenn sie über die Müller schlendern dann werden ihnen die Augen übergehen wieviel Dinge des täglichen Bedarfs dort zu kaufen gibt … oder meinen sie eine andere Müller Str
in diesem Sinne
Ich muß auch sagen, daß die Müllerstraße immer mehr verkommt. Es war mal eine schöne Einkaufsstraße mit unterschiedlichen Angeboten. Es gab mal zwei Nähmaschinen-Läden, leider sind beide Läden weg oder der Kräuterladen,auch dieser ist nicht mehr da.
Sobald ein Laden schließt, entsteht ein neues Restaurant oder ein Imbiss. Diese Entwicklung kann man in vielen Straßen sehen, die Residenzstraße zum Beispiel. Hier entstehen auch nur Restaurants und Barbiere (inzwischen 5–6 Läden ‚zum Teil nebenan).