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Heiratsmoden im Wedding:
Ausverkauf im Wedding-Paradies

Über 400 Brautkleider warten bei „Happy Day“ im Wedding auf ihren glücklichsten Tag – aber nicht mehr lange.
19. Februar 2022
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Hei­ra­ten und Wed­ding ist nicht nur für Eng­lisch spre­chen­de Men­schen das glei­che Wort. Seit 30 Jah­ren ist das Braut­mo­den­ge­schäft „Hap­py Day“ im Nor­den der Mül­lerstra­ße für Paa­re aus ganz Ber­lin und drum her­um eine gefrag­te Adres­se. Nicht nur Hoch­zeits­klei­der sind hier im Ange­bot, son­dern auch Acces­soires und die gan­ze Orga­ni­sa­ti­on der Fei­er. Wer will, kann für die Fahrt zum Trau­al­tar oder Stan­des­amt auch ein Cabrio mie­ten – natür­lich in weiß.

Im Mai 1992 grün­de­te Sabi­ne Luc­zak mit ihrem Mann den Laden, seit 1995 erstreckt sich das gro­ße Geschäft von der Mül­lerstra­ße 116 ‑117. Auf die Fra­ge, war­um sie sich damals für den Wed­ding ent­schie­den hät­ten, ant­wor­tet Frau Luc­zak: „Damals war die Mül­lerstra­ße noch eine Ein­kaufs­stra­ße – von hier bis zum Leo­pold­platz. Neben uns war ein Geschäft für Abend­mo­de, auf der ande­ren Sei­te ein Her­ren­aus­stat­ter.“ Viel hat sich seit­her ver­än­dert. Ein Tra­di­ti­ons­ge­schäft nach dem ande­ren hat mitt­ler­wei­le den Wed­ding ver­las­sen. Und auch das Hei­ra­ten folgt heu­te ande­ren Regeln als damals. „Es kom­men nicht mehr die ganz Jun­gen.“ Damit meint Frau Luc­zak Paa­re unter 20. „Heu­te fängt das mit 25 an. Dafür haben wir öfter Paa­re, die nach 10–15 Jah­ren Part­ner­schaft sicher sind, dass sie zusam­men pas­sen.“ Die Hoch­zeits­klei­der sind leich­ter und luf­ti­ger gewor­den. „Mit den Klei­dern von heu­te hät­te sich damals nie­mand in die Kir­che getraut“, sagt sie und fährt zum Beweis mit der Hand unter ein Kleid mit Spit­zen­ober­teil. Die Hand bleibt sicht­bar. „Bei einer Trau­ung auf dem Stan­des­amt oder bei einer frei­en Trau­ung ist eben alles etwas locke­rer.“, weiß Frau Luc­zak. Und für die Jah­re nach der Hoch­zeit hat „Hap­py Day“ auch Klei­der und Ker­zen für die Tau­fe und die katho­li­sche Kommunion. 

Doch Ende Juni 2022 wird das Hoch­zeits­pa­ra­dies sei­ne Pfor­ten schlies­sen. Jetzt ste­hen selbst die Schau­fens­ter­pup­pen zum Ver­kauf. „Irgend­wo muss­ten wir anfan­gen“, sagt sie. Ein Nach­fol­ger hat sich nicht gefun­den. Der letz­te Kauf­in­ter­es­sent sprang wäh­rend der Coro­na-Zeit ab. Die zwei Jah­re der Pan­de­mie gaben den letz­ten Aus­schlag für die Schlie­ßung des Geschäf­tes. Denn die andau­ern­de Pan­de­mie war kei­ne Hoch­zeit für Hoch­zeits­klei­der. „Die Paa­re hei­ra­te­ten erst ein­mal stan­des­amt­lich. Dafür reich­te den Meis­ten ein leich­tes Som­mer­kleid. Für gro­ße Fei­ern gab es Beschrän­kun­gen und kein gas­tro­no­mi­sches Ange­bot. Also wur­den die Fei­ern ver­scho­ben und die Trau­ung in Weiß auch.“ Selbst die zwei magi­schen Hoch­zeits­ter­mi­ne im Jahr 2022: Der 2.2.22 und der 22.2.22 haben hier­an nicht viel geän­dert. „Viel­leicht zehn Paa­re sind gekom­men, denen der Ter­min wich­tig war“, winkt Frau Luc­zak ab.

Sie zeigt noch ein­mal in dem geräu­mi­gen Laden umher. Bis unter die Decke hän­gen uner­füll­te Träu­me in creme, cham­pa­gner oder ivo­ry – den Far­ben, die bei moder­nen Braut­klei­dern schon lan­ge in Mode sind. Von 500 bis 2.500 Euro reicht die Preis­span­ne. Bis zum Ende Juni 2022 sol­len sie eine Käu­fe­rin gefun­den haben. Dann ist end­gül­tig Schluss. Bis zu 80 Pro­zent Preis­nach­lass gibt es bis dahin auf die Klei­der. Am bes­ten ist es, einen Ter­min mit Frau Luc­zak zu ver­ein­ba­ren. Denn wie seit 30 Jah­ren nimmt sie sich für jede Kun­din Zeit für eine indi­vi­du­el­le Beratung.

It’s a nice day for a white wedding.

Hap­py Day, Braut­mo­den Berlin

Mül­lerstra­ße 116–117

13349 Ber­lin

Tel: 030 4514569, Email: [email protected]

Seit 30.9. geschlossen 

Rolf Fischer

Ich lebe gerne im Wedding und schreibe über das, was mir gefällt. Manchmal gehe ich auch durch die Türen, die in diesem Teil der Stadt meistens offen stehen.

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