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In Sorge um die Galerie Wedding

22. Juli 2020
Galerie Wedding
Die Gale­rie Wed­ding in der Mül­lerstra­ße. Foto: Hensel

Die Gale­rie Wed­ding in der Mül­lerstra­ße wird der­zeit teil­wei­se vom Sozi­al­amt des Bezirks genutzt. Im Rah­men der Maß­nah­men zur Ein­gren­zung der Coro­na-Pan­de­mie wur­den die Räu­me der Kom­mu­na­len Gale­rie für den Amts­be­trieb benö­tigt. Aus­stel­lun­gen sind daher nur stark ein­ge­schränkt mög­lich. Wäh­rend ähn­li­chen Zwi­schen­nut­zun­gen in ande­ren Bezir­ken bereits been­det sind, ist dies im Wed­ding nicht der Fall. Der Arbeits­kreis der Kom­mu­na­len Gale­rien Ber­lin hat sich des­halb am 15. Juli mit einem Brief an Bezirks­bür­ger­meis­ter Ste­phan von Das­sel gewandt, in der die Sor­ge um Fort­be­stand der Gale­rie Wed­ding aus­ge­drückt wurde.

Wir ver­öf­fent­li­chen den Brief des Arbeits­krei­ses der Ber­li­ner Gale­rien in unge­kürz­ter Fassung:

„Sehr geehr­ter Herr Bezirksbürgermeister,

wie wir heu­te wäh­rend der Sit­zung des Arbeits­krei­ses der Kom­mu­na­len Gale­rien Ber­lins erfah­ren haben, wird der Stand­ort der Gale­rie Wed­ding wei­ter­hin und auch in abseh­ba­rer Zukunft – wenn nicht gar lang­fris­tig – für Bedar­fe des Sozi­al­am­tes Ihres Bezirks genutzt und somit dort kein geord­ne­ter Gale­rie­be­trieb und nur höchst ein­ge­schränk­te und man­gel­haf­te Aus­stel­lun­gen statt­fin­den kön­nen. Damit droht der Ver­lust und die Gefähr­dung einer der wich­tigs­ten Kom­mu­na­len Gale­rien der Stadt.

Bei allem Ver­ständ­nis für die Belan­ge des Sozi­al­am­tes und dass in Coro­na-Zei­ten die Raum­si­tua­ti­on in vie­len Bezirks­äm­tern sich schwie­rig gestal­tet, kann es nicht sein, dass eine Gale­rie ihre Räu­me ver­liert und damit ihre Arbeit nicht fort­set­zen kann. Sozia­les und Kul­tur dür­fen nicht gegen­ein­an­der aus­ge­spielt werden!

Die Fol­gen der Schlie­ßung und Beschlag­nah­mung der Gale­rie wäh­rend des lau­fen­den Jah­res – nach­dem alle wei­te­ren 33 Kom­mu­na­len Gale­rien der Stadt ihren regu­lä­ren Betrieb wie­der auf­ge­nom­men haben – sind nicht abzusehen:

Der Stadt­teil Wed­ding und Ihr gan­zer Bezirk ver­lie­ren an Aus­strah­lung und einen für die Bevöl­ke­rung und die Kunst­sze­ne wich­ti­gen Treffpunkt
Ein Kura­to­ren­team und Mitarbeiter*innen der frei­en Sze­ne ver­lie­ren ihr Tätigkeitsfeld
Zwei wis­sen­schaft­li­che Volontär*innen ver­lie­ren ihren Arbeitsplatz
Ein span­nen­des, abge­stimm­tes und sozi­al enga­gier­tes Pro­gramm kann nicht umge­setzt werden
Koope­ra­ti­ons­part­ner wer­den brüs­kiert und bestehen­de Ver­trä­ge gebrochen
Künstler*innen ver­lie­ren eine wich­ti­ge pro­fes­sio­nel­le Präsentationsmöglichkeit
Das brei­te Publi­kum der Gale­rie steht vor ver­schlos­se­nen Türen und kann kul­tu­rel­le Ange­bo­te nicht wahrnehmen
För­der­mit­tel kön­nen zum Nach­teil von Künstler*innen und Gale­rie nicht ver­aus­gabt werden
Ver­trä­ge mit Künstler*innen und Dienstleiter*innen wer­den nicht ein­ge­hal­ten, es ent­steht ein wirt­schaft­li­cher Scha­den für das Land Berlin
Der gute Ruf der Gale­rie wird in der Öffent­lich­keit nach­hal­tig beschädigt

Sie sehen: Die Kul­tur in Ihrem Bezirk nimmt gro­ßen Scha­den an!

Die Signal­wir­kung in der Stadt, die eine sol­che Beschlag­nah­mung und Schlie­ßung besitzt, ist ver­hee­rend: kom­mu­na­le Kul­tur­ar­beit kann ver­nach­läs­sigt wer­den. Anders als vie­ler­orts betont wird: Kul­tur­ar­beit ist nicht sys­tem­re­le­vant und gehört nicht zur Grund­ver­sor­gung der Bürger*innen. Es ver­steht sich von selbst, dass wir Ihre Hal­tung nicht nach­voll­zie­hen können.

Auch ist es nicht vor­stell­bar, dass es in Ihrem gro­ßen Bezirk kei­ne ande­ren räum­li­chen Lösun­gen für die Auf­ga­ben des Sozi­al­am­tes gibt. In allen ande­ren Bezir­ken wur­den Hygie­ne­kon­zep­te auf­ge­stellt und Lösun­gen gefun­den. Nur in Ihrem Bezirk wird kul­tu­rel­le Infra­struk­tur gefähr­det und in Fra­ge gestellt! Auch – oder gera­de – in Coro­na-Zei­ten ist die nicht zu erklä­ren und nicht zu verantworten.
Die Mit­glie­der des Arbeits­krei­ses erwar­ten eine zeit­na­he ordent­li­che Wie­der­eröff­nung der Gale­rie Wedding!

Mit freund­li­chen Grüßen
Sté­pha­ne Bau­er und Karin Scheel
Sprecher*innen des Arbeits­krei­ses der Ber­li­ner Galerien“

Galerie Wedding
Blick auf die Gale­rie Wed­ding. Foto: Hensel

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

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