Es gibt sicherlich nur noch wenige Orte in der Stadt, in der sich verschiedene Interessen so leicht verbinden lassen wie im Fall des Eulerplatzes. Wegen einer kleinen, rätselhaften Insel aus Beton in der Mitte der Zufahrt zur Eulerstraße war hier mit nur kleinen Eingriffen plötzlich genug Platz für alle. Am Samstag (9.9.) ist der neue Stadtplatz mit einem kleinen Nachbarschaftsfest eröffnet worden.
Wo früher ein zweiter Ast der Eulerstraße in die Jülicher Straße führte, wurde am Samstag gefeiert. Der Grund: Statt Straßenverkehr sind hier jetzt Hochbeete, Stadtmöbel, ein großer stabiler Tisch mit Sitzplätzen und buntem Sonnensegel, ein Platz für die Nachbarschaft. Möglich wurde das, weil das Bezirksamt den zweiten Arm der Eulerstraße für den Verkehr gesperrt hatte. Auf dem Abzweig daneben fahren weiterhin Autos in den Kiez.
Wie der neue Eulerplatz entstand
Der Eulerplatz ist eine von zwölf Klimaanpassungsmaßnahmen der Klimastrategie, die das Quartiersmanagement-Projekt „Klimakiez Badstraße“ mit einer umfassenden Bürgerbeteiligung entwickelt hat. Seit 2019 ist das Projektteam des Berliner Büros „gruppe F“ im Bellermannkiez aktiv, hat Potenzialflächen im Kiez identifiziert, Nachbar:innen nach ihren Wünschen und Ideen gefragt. „Uns ist eigentlich der große versiegelte Vorplatz vor dem Café Senorita Ploff als Potenzialfläche aufgefallen“, sagt Projektleiter Robert Esau. Dieser Vorplatz liegt gleich neben dem heutigen Eulerplatz. Die Straßeninsel selbst wurde zunächst nicht in die Überlegungen einbezogen. „Als wir angefangen haben, war für eine solche Idee keine Tür beim Straßen- und Grünflächenamt auch nur einen Spalt offen“, sagt Robert Esau. Das änderte sich, als Bezirksstadträtin Dr. Almut Neumann (Grüne) vor zwei Jahren ins Amt kam. Sie nahm die Maßnahme in ihr Kiezblockkonzept für das Viertel auf.
Unterstützung von Gewerbetreibenden
Während ähnliche Projekte, die eine Verkehrsberuhigung beinhalten, anderswo bei Ladeninhaber:innen manchmal auch kritisch gesehen werden, sind es in der Eulerstraße die Gewerbetreibenden, die sich besonders dafür einsetzen. „Ich finde den Eulerplatz toll. Die Atmosphäre ist viel schöner geworden, weil der Verkehr weniger geworden ist und die Leute zusammenkommen können. Das ist einfach nur schön“, sagt Dilek Topkara. Die Konditorin betreibt in der Eulerstraße ihr Café, die Dilekerei. Derzeit bilde sich gerade eine Platzgruppe, in der sich jeder ein wenig um den Eulerplatz kümmert: Mülltüten aufhängen, den Platz fegen, die Blumen gießen, nach dem Rechten sehen. „Hier kann man Menschen auch etwas Verantwortung geben“, findet die Cafébesitzerin. Sie sieht im Eulerplatz auch ein soziales Projekt.
Robert Esau von gruppe F (das F steht übrigens für Freiraum) ist ebenfalls zufrieden mit der Entwicklung auf dem Platz: „Der Eulerplatz soll zu einem Treffpunkt werden, zu einem Bindeglied im Kiez und ich finde, es entwickelt sich schon gut. Wir haben vielleicht noch etwas Anpassungsbedarf, was die abendlichen Ruhezeiten angeht, aber sonst funktioniert es schon sehr gut“. Bei seiner Rede zur Eröffnung des Platzes verwies er außerdem auf den Bellermanngarten, der ebenfalls als eines der Projekte aus der Klimastrategie bereits umgesetzt worden ist und auch von der Nachbarschaft getragen wird.
Träger für die Platzgruppe gesucht
Derzeit ist der Eulerplatz bisher nur ein Projekt auf Abruf – mit einer Sondernutzungserlaubnis vom Bezirksamt bis zunächst kommenden Juli. Damit diese Genehmigung weiter verlängert werden kann, so erklärt Robert Esau, brauche es einen Verein als Träger. Derzeit bestehe die Idee, dass der Verein Changing Cities als Träger für die Platzgruppe fungieren könnte.
Ein Platz bis Juli 2024 oder für länger?
Mit der Hoffnung auf eine dauerhafte Nutzung dieses kleinen Stückchens Bellermannkiez als Stadtplatz sind Robert Esau und die beteiligten Nachbar:innen nicht allein. „Es war eine gute Idee, diesen Ort für die Menschen und die Nachbarschaft zu öffnen“, sagte Bezirksstadträtin Dr. Almut Neumann (Grüne) bei der Eröffnungsfeier. „Schaut man in den Umweltgerechtigkeitsatlas, dann sieht man: Das hier ist eine mit Hitze und Lärm hochbelastete Gegend“, sagte sie. Hochbeete, weniger Verkehr und neue Bäume (die noch gepflanzt werden) seien hier deshalb besonders wichtig. Dass hier jetzt auch die Nachbarschaft ein wenig zusammenfinden könne und der Platz durch bürgerschaftliches Engagement gestaltet werden konnte, seien weitere positive Aspekte der Maßnahme, findet die Stadträtin.
Noch mehr Ideen für den Stadtplatz
Ebenfalls unterstützende Worte gab es am Samstag seitens des Senats. Stephan Machulik gratulierte zur Eröffnung im Namen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen: „Ich bin überrascht, wie schnell man so etwas schaffen kann“. Er hoffe, dass das keine temporäre Lösung bleibe und setzte einen inhaltlichen Punkt für die Zukunft, indem er anregte, die Fläche vom Asphalt zu befreien und zu entsiegeln. Neben dieser Idee gibt es übrigens noch weitere, die schon ziemlich konkret sind. Denn auch wenn am Samstag Eröffnung gefeiert wurde: fertig ist der Eulerplatz noch nicht ganz. Zusammen mit dem Verlag Round not Square, der ebenfalls in der Nachbarschaft ansässig ist, hat die Konditorin Dilek Topkara nämlich einen Kiezbackofen vorgeschlagen, der noch aufgestellt werden soll. „Wir wollen Pizza-Abende machen und Brot backen. Essen ist die beste Art, Menschen zusammenzubringen“, sagt Dilek Topkara.
Mehr zum Projekt Eulerplatz steht im Beitrag Der Eulerplatz entsteht ab April.
Der „Platz“ wird ausschließlich von den Kindern aus einem bestimmten Haus genutzt. Anstatt dass sie auf dem großen und sicheren Sportplatz 200 m weiter Fussball spielen passiert das nun hier bis tief in die Nacht. Tagsüber hält sich dort fast niemand auf. Ja. Ich kann das beurteilen. 100 Home Office und direkter Blick von oben auf den Platz. Die Verkehrsführung ist eine Katastrophe, weil der falsche Teil der Eulerstrasse gesperrt wurde. Müllautos kommen kaum um die Ecke. Rettungsdienste kreiseln orientierungslos durch die Straßen. Wenn man mal eine Evaluation dieser Maßnahme durchgeführt helfe ich gerne mit der Wahrheit aus. Sofern die gefragt ist. Tagessatz auf Anfrage.
Ich weiß nicht, welche Erwartungen Du an die Menge der Menschen, die sich auf dem Platz aufhalten, hast. Ich fahre regelmäßig tagsüber vom Brunnenviertel in den Soldiner Kiez am Eulerplatz vorbei und eigentlich sitzt immer jemand dort.
Da Du auf unseren anderen Kanälen grundsätzlich auf alles schimpfst, was den Autoverkehr irgendwie beinträchtigt, nehme ich an, dass Dich hier vor allem stört, dass Du jetzt keinen Parkplatz mehr direkt vor der Tür bekommst oder nicht fahren kannst, wie Du willst. Das ist Deine Sicht und klar, kann man natürlich so sehen. Aber andere Menschen haben halt andere Ansichten und vielleicht gar kein Auto. Das führt zu der Frage, ob Wahrheit die Summe von persönlichen Eindrücken und Ansichten ist? Dann müssten die Wahrheiten gemittelt werden oder wie? Was käme wohl im Fall des Eulerplatzes dabei heraus, wenn man das ernsthaft machen würde?
Warum gerade diese Seite des Platzes gesperrt wurde, habe ich mich allerdings auch schon gefragt. Ich frage das bei Gelegenheit mal beim Bezirksamt nach. Ganz ehrenamtlich und ohne Tagessatz.
Ich sehe auch, dass der Autoverkehr reguliert werden muss. Aber das muss sinnvoll passieren und nicht in einem Akt maximaler Bevormundung und planerischer Dummheit, wie hier rund um die Eulerstrasse/Jülicher Strasse geschehen.
Es ist in erster Linie ein politisches Projekt. Das ist doch allen klar. Dann lasst es uns auch als ein solches benennen.
Da ja alles bekanntermaßen politisch ist, ist es der Eulerplatz dann sicherlich auch. Aber vor allem ist das aus meiner Sicht ein Quartiersmanagment-Projekt mit relativ großem Beteiligungsanteil. Denn anders als in anderen Bezirken können die Betroffenen in Mitte nämlich vorher mitreden, wenn sie wollen. Sie werden jedenfalls dazu eingeladen, was ich gut finde. Und es haben sich Leute beteiligt, ich habe sie selbst gesehen. Das waren einfach irgendwelche Deiner Nachbarn, die das genutzt haben. Du hast ja klar gemacht, dass Du Dich nicht beteiligen möchtest (jedenfalls nicht ohne Geld ;). Das ist schade, denn vielleicht hättest Du ja den Hinweis geben können, dass die andere Seite gesperrt werden sollte. Ich hätte das keinen schlechten Einwand gefunden. Hinterher meckern ist zwar gerade sehr “in”, aber trotzdem weder konstruktiv noch fair oder sinnvoll. Man muss halt damit leben, wie es andere entscheiden, wenn man nicht mitmacht. Ich persönlich würde mich immer fürs Mitreden entscheiden, weil es viele angenehmer ist, sein Umfeld mitzugestalten. Nach meiner persönlichen Erfahrung funktioniert das auch besser als man denkt.
Übrigens erwarte ich ganz unabhängig von diesem Fall natürlich, dass ein gewähltes Bezirksamt auch (politisch) gestaltet. Alles andere wäre ja sinnlos.
…als langjähriger Anwohner ist es mir und sehr vielen anderen altansässigen Anwohnern, die ich kenne und gesprochen habe, die „umfassende Bürgerbeteiligung“ komplett vorbeigegangen. Das Klientelpolitik für Cafebetreiber, oder wie im Artikel benannt, „Unterstützung von Gewerbetreibenden“ gibt und gab, entspricht sehr eingegrenzt der Wahrheit. Ich hörte hier ganz andere Aussagen von anderen Gewerbetreibenden. Traurig finde ich es auch, das nicht mal ein Fahrradständer existiert und rings um den „Platz“ immer noch dutzende Fahrräder vor der Apotheke und an Laternen abgeschlossen werden….
Fazit: Ich halte den Artikel für eine sehr subjektiv und unkritisch, und es ist in der Tat lächerlich, sowas einer denkenden Bevölkerung als eine von „zwölf Klimaanpassungsmaßnahmen der Klimastrategie“ zu verkaufen. …
Wir haben seit 2019 über das Projekt und die wirklich vielen Beteiligungsveranstaltungen (Infoveranstaltungen, Straßenfeste, Workshops, Bankett) berichtet. Sie waren zumeist auch gut besucht wie man auch auf den Fotos sieht (ich war auch selbst bei einigen da). Du findest alle Berichte über diesen Suchbergriff: https://weddingweiser.de/page/2/?s=klimakiez
Bei fast allen Veranstaltungen wurden vorher die Haustüren mit Plakaten vollgeklebt. Eine Person aus unserer Redaktion wohnt in dem Kiez und kann das bestätigen, ich habe sie auch selbst fotografiert. Es kann sein, dass Du das vielleicht nicht gesehen hast oder für nicht relevant eingestuft hast, aber die Infos waren schon verfügbar.
Die Klimastrategie mit den zwölf Punkten kannst Du hier nachlesen und auch auf einer Karte nachschauen: https://klimakiezbadstrasse.com/2022/04/04/klimastrategie/
Fahrradbügel gibt es in der Eulerstraße Ecke Klever viele, in der Jülicher eine Ecke weiter auch. Aber es stimmt, es könnten bestimmt noch mehr sein, auch in Platznähe. Nach meinem persönlichen, subjektiven Eindruck, kommen die Nachbarn aber bisher eher zu Fuß zum Eulerplatz. Vielleicht sind das einfach irgendwelche Radler, die ihre Räder da anschließen und nicht unbedingt, die Menschen die den Platz nutzen? Wer zur Apotheke geht, kann ja auch mit dem Rad gekommen sein. Ich gebe Deinen Einwand aber gern an gruppe F weiter, vielleicht können die sich beim Bezirksamt dafür einsetzen, dass direkt am Platz noch Fahrradbügel aufgestellt werden.
Mich würde interessieren, welche Gewerbetreibenden dem Platz denn kritisch gegenüber stehen. Ich rede gern mal mit denen und wenn sich das bestätigen sollte, dann schreibe ich auch gern etwas. Bisher habe ich nur positive Rückmeldungen bekommen. Die Dilekerei und Sen. Ploff sind genauso pro Eulerplatz wie Round not Square. Und der Chef des Offside war bei der Platzeröffnung auch dabei und hat mitgefeiert. Wer sind die anderen?
Wie Du siehst, ich habe das Thema lange und oft begleitet und beschrieben. Ich weiß, dass es kritische Stimmen zum Kiezblock gibt. Zum Eulerplatz selbst ist mir eher wenig zu Ohren gekommen – bis auf einige Anwohner, die finden, dass da abends zu lange draußen gesessen wird.