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Ein Hilferuf der Elternvertretung:
Chaos an der Möwensee Grundschule durch Elterntaxis

Es herrscht Ausnahmezustand an der Möwensee. Jeden Tag gefährden autofahrende Eltern beim Bringen und Abholen ihre und andere Kinder. 
18. Oktober 2023
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Jeden Mor­gen machen sich über 500 Kin­der auf den Weg zur Möwen­see Grund­schu­le im Wed­ding. Zu Fuß, mit dem Fahr­rad, mit dem Tret­rol­ler, mit dem Bus und im Auto der Eltern. Kurz vor 8 Uhr herrscht auf den Fuß­we­gen, Rad­we­gen und Stra­ßen rund um die Schu­le des­we­gen Hoch­be­trieb. Bei so vie­len Men­schen auf engem Raum, die pünkt­lich zum Schul­be­ginn da sein möch­ten, geht es schon ein­mal stres­sig und hek­tisch zu. Vor allem aber wird es immer wie­der auch sehr gefähr­lich, denn eini­ge Ver­kehrs­teil­neh­me­rin­nen und ‑teil­neh­mer neh­men lei­der über­haupt kei­ne Rück­sicht auf die ande­ren Men­schen um sie herum.

Ein nor­ma­ler Nach­mit­tag vor der Möwen­see Grund­schu­le. Zwei Autos par­ken in der Afri­ka­ni­schen Stra­ße auf dem Rad­weg vor dem Schuleingang.

Was sagt die Polizei?

Die Ber­li­ner Poli­zei, die sich das Trei­ben rund um die Möwen­see (zwi­schen Afri­ka­ni­scher Stra­ße, Peter­s­al­lee und Man­ga-Bell-Platz) zum Schul­start wie­der ein­mal meh­re­re Tage ganz genau ange­se­hen hat, kommt zu einem ein­deu­ti­gen Fazit: “Die ein­zi­gen gefähr­li­chen Situa­tio­nen im Stra­ßen­ver­kehr vor der Möwen­see-Schu­le ver­ur­sa­chen Eltern in Autos.” Wobei selbst­ver­ständ­lich nicht alle Eltern in den soge­nann­ten Eltern­ta­xis gemeint sind. Die Mehr­heit ver­hält sich vor­bild­lich sowie unauf­fäl­lig und ermög­licht nicht nur den eige­nen, son­dern auch allen ande­ren Kin­dern, sicher zur Schu­le zu kommen.

Eini­ge weni­ge Auto­fah­re­rin­nen und Auto­fah­rer hin­ge­gen sor­gen jeden Mor­gen und jeden Nach­mit­tag, wenn die Schu­le endet, für mas­si­ve Pro­ble­me und gefähr­den dabei sich selbst, ihre und alle ande­ren Kin­der sowie ande­re Eltern und auch ande­re Auto­fah­re­rin­nen und ‑fah­rer. Die­se rück­sichts­lo­sen Eltern hal­ten und par­ken in zwei­ter Rei­he, bret­tern über die Rad­we­ge sowie Grün­strei­fen vor der Schu­le, hal­ten, par­ken, ran­gie­ren und wen­den zwi­schen Kin­dern hin und her. Sie blo­ckie­ren ohne Rück­sicht auf die Sicher­heit der ande­ren Men­schen um sie her­um zudem tag­ein tag­aus die Schul­ein­fahr­ten und somit die wich­ti­gen Feu­er­wehr­zu­fahr­ten der Schu­le. Im Not­fall wäre dadurch ein ver­zö­ger­ter Ret­tungs­ein­satz die Fol­ge. Selbst der flie­ßen­de Ver­kehr lei­det mas­siv unter den Autos, die über­all rund um die Schu­le, ins­be­son­de­re aber rund um die Schul­ein­gän­ge, rück­sichts­los ihren Platz suchen.

Auch auf die BSR und deren Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern neh­men die­se Eltern kei­ne Rück­sicht. Selbst zwi­schen Müll­au­tos, Müll­ton­nen und Müll­män­nern ran­gie­ren regel­mä­ßig Eltern­au­tos, nur damit ihre Kin­der direkt vor dem gro­ßen Schul­tor aus dem Wagen stei­gen kön­nen. Auch wenn 20 Meter wei­ter oft­mals freie Park­plät­ze vor­han­den sind. Und wenn es mal reg­net, wird alles noch schlimmer. 

Beson­ders gefähr­lich wird es zudem, wenn Eltern mit ihrem Auto direkt auf den Schul­hof fah­ren, auf dem Eltern­au­tos über­haupt nichts zu suchen haben. Dies inter­es­siert eini­ge Möwen­see-Eltern aber über­haupt nicht, sie fah­ren ein­fach vor­bei an unzäh­li­gen Kin­dern und Eltern, die sich dort fast immer auf­hal­ten. Im Grun­de ist es ein Wun­der, dass sich in den letz­ten Jah­ren noch kein Unfall ereig­net hat. Es ist ver­mut­lich aber nur eine Fra­ge der Zeit, bis etwas pas­siert. Ob nun vor der Schu­le oder auf dem Schulhof.

Kurz nach 8 Uhr: Der Ansturm vor dem Schul­ein­gang in der Afri­ka­ni­schen Stra­ße ist vor­bei. Ein ein­sa­mes Auto parkt schräg vor der Ein­fahrt auf dem Grün­strei­fen und dem Radweg.

Die Pro­ble­me sind alle nicht neu. Die Schul­lei­tung der Möwen­see infor­miert und schreibt seit Jah­ren enga­giert gegen das Ver­kehrs­chaos auf und um die Schu­le her­um an. “Zur Sicher­heit aller Schü­ler, ins­be­son­de­re der Lern­an­fän­ger, bit­ten wir Sie noch­mals, das Schul­ge­län­de nicht zu befah­ren und auch nicht direkt an oder auf der Stra­ße vor den Ein­gän­gen mit dem Auto zu hal­ten”, heißt es in einem Eltern­in­fo­blatt, das alle Eltern direkt zum Schul­start bekom­men haben. Auch an den Eltern­aben­den und den Sit­zun­gen der Gesamt­el­tern­ver­tre­tung der Schu­le sorgt das The­ma Ver­kehrs­si­cher­heit seit Jah­ren immer wie­der für Gesprächs­stoff und hit­zi­ge Dis­kus­sio­nen. Eini­ge Eltern trau­en sich auf­grund der unüber­sicht­li­chen Ver­kehrs­la­ge nicht ein­mal mehr, ihre Kin­der allei­ne zur Schu­le lau­fen zu las­sen, selbst wenn es sich nur um eini­ge Meter handelt.

Warum gibt es keine Schülerlotsen?

Frü­her waren die­se gan­zen Pro­ble­me, für die ein­zig und allein eini­ge weni­ge Eltern ver­ant­wort­lich sind, nicht so mas­siv. Schü­ler­lot­sin­nen und – lot­sen gibt es schon län­ger nicht mehr an der Möwen­see Schu­le. Der Grund ist banal und erschre­ckend: Die Ver­kehrs­si­tua­ti­on rund um die Schu­le ist ein­fach zu gefähr­lich für Kin­der, die den Ver­kehr regeln. Das Kli­ma auf den Stra­ßen ist mitt­ler­wei­le so auf­ge­heizt, dass auto­fah­ren­de Eltern selbst die jun­gen Ver­kehrs­hel­fe­rin­nen und ‑hel­fer ver­bal mas­siv ange­gan­gen sind. Ein­sicht über das eige­ne Fehl­ver­hal­ten ist lei­der Man­gel­wa­re. Die Igno­ranz die­ser Eltern ist kaum zu top­pen. Die meis­ten wis­sen, dass sie sich falsch ver­hal­ten, machen es aber trotz­dem und sagen dies auch so.

Dies konn­te auch die Poli­zei zuletzt fest­stel­len. Selbst Eltern, die einen Straf­zet­tel (50 Euro für das Hal­ten in zwei­ter Rei­he) bekom­men haben, sahen ihr Fehl­ver­hal­ten nicht ein. Aber Stress, Zeit­druck und Co. kön­nen nun ein­mal kei­ne Ent­schul­di­gung für ver­kehrs­wid­ri­ges und gefähr­li­ches Ver­hal­ten sein. Eigent­lich wäre hier Nach­hil­fe­un­ter­richt nötig! Die Schul­lei­tung, die Eltern­ver­tre­te­rin­nen und ‑ver­tre­ter sowie alle Päd­ago­gen und Päd­ago­gin­nen kön­nen die­sen Eltern aber nun ein­mal kei­ne Nach­hil­fe in Sachen Stra­ßen­ver­kehrs­ord­nung geben. Ins­ge­samt weiß die Ber­li­ner Poli­zei aber auch, dass die Ver­kehrs­si­tua­ti­on, wenn sie Prä­senz vor der Möwen­see Schu­le zeigt, deut­lich ent­spann­ter und anders ist, als an “nor­ma­len” Tagen ohne Polizei. 

Was müsste passieren?

Eine Lösung für das tag­täg­li­che Ver­kehrs­chaos an der Möwen­see ist der­zeit nicht in Sicht. Was vie­le Eltern frus­triert! Dabei könn­te alles so ein­fach sein: Kei­ne Mut­ter und kein Vater muss sein Kind direkt vor dem Schul­tor und schon gar nicht auf dem Schul­hof aus dem Auto stei­gen las­sen. Ande­re Eltern schaf­fen es auch, mit ihren Wagen eini­ge Meter ent­fernt vom Schul­tor oder in einer der ande­ren Stra­ßen rund um die Schu­le zu hal­ten oder zu par­ken. Die Ein­hal­tung der Stra­ßen­ver­kehrs­ord­nung – auch wenn die Poli­zei nicht vor Ort ist – wäre ein wei­te­rer gro­ßer Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung. Im Grun­de aber ist die Lage der­zeit ein­deu­tig: Ohne Poli­zei ist und bleibt die Ver­kehrs­si­tua­ti­on ange­spannt und gefähr­lich. Eine täg­li­che Poli­zei­prä­senz ist aber nun ein­mal nicht mög­lich. Viel­leicht muss des­we­gen eine bau­li­che Ver­än­de­rung, die es unmög­lich macht, vor der Schu­le zu hal­ten oder zu par­ken, her. Denn gera­de die par­ken­den Autos neben der Ampel auf der Afri­ka­ni­schen Stra­ße behin­dern oft auch den flie­ßen­den Verkehr.

In der Peter­s­al­lee – dort befin­det sich der Hin­ter­ein­gang der Schu­le – ist nur wenig Platz. Kurz vor 8 Uhr kommt hier kei­ner stress­frei durch die Straße.

Die Möwen­see Grund­schu­le ist mit all die­sen Pro­ble­men im Wed­ding und in ganz Ber­lin nicht allei­ne. In kei­nem ande­ren Bun­des­land wer­den Kin­der laut ADAC öfter zur Schu­le gefah­ren als in Ber­lin. Über­all in der Stadt gibt es daher Pro­ble­me mit auto­fah­ren­den Eltern. Aus­ge­wie­se­ne Eltern­hal­te­stel­len kön­nen an eini­gen Schu­len hel­fen, das moto­ri­sier­te Cha­os zu bewäl­ti­gen. In dicht besie­del­ten Wohn­ge­bie­ten, in denen die meis­ten Ber­li­ner Schu­len aber nun ein­mal ste­hen, erscheint dies schwie­rig. Selbst der Auto­club ADAC macht sich des­we­gen dafür stark, “Kin­der bereits in der ers­ten Klas­se zur Schu­le gehen zu las­sen”. Wenn dies in eini­gen Fami­li­en aus ganz indi­vi­du­el­len Grün­den nicht mög­lich ist, wäre es viel­leicht ein Anfang, das eige­ne Kind ein wenig abseits der Schu­le raus­zu­las­sen bezie­hungs­wei­se die letz­ten Meter gemein­sam zu Fuß zurück­zu­le­gen. Ande­re Eltern schaf­fen das ja auch. Ande­re Eltern schaf­fen es zudem, Rück­sicht auf die ande­ren Eltern und Kin­der zu neh­men. Nicht nur das eige­ne Kind hat ein Recht dar­auf, sicher zur Schu­le zu kom­men, son­dern alle Kinder.

Alle Ver­ant­wort­li­chen an der Möwen­see kön­nen die­ses gro­ße Ver­kehrs­pro­blem lei­der nicht mehr allei­ne lösen. Viel­leicht kön­nen wir aber mit ande­ren Schu­len im Wed­ding das The­ma auf die Agen­da von Poli­tik und Ver­wal­tung brin­gen und lang­fris­tig so eine Lösung für alle betrof­fe­nen Schu­len im Wed­ding for­dern und pla­nen. Die Zeit drängt: Wenn erst ein­mal ein Unfall pas­siert, ist es zu spät! 

Text/Fotos: Alex­an­der Hüsing, Vor­sit­zen­der der Gesamt­el­tern­ver­tre­tung der Möwen­see Grundschule.

Gastautor

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5 Comments

  1. Wenn die Schul­lei­tung und die Poli­zei etwas ist. Ein absper­band so kann kein Auto rein­fal­len und der wo in die Grün­flä­che rein­fahrt das kön­nen Leh­rer und Haus­wart über­wa­chen. Foto­gra­fie­ren Anzei­ge machen.
    Poli­zei: 100m vor und nach denn Ein­gän­ge oder sogar ein Fahr­ver­bot hin­stel­len so dass die nicht befah­ren darf und regel­mä­ßig kon­trol­lie­ren, denn spühlt das sehr viel Geld in die Kas­se. Das ist dann eine Goldgrube.

  2. Viel­leicht mal einen Lehrer/Eltervertreter am Mor­gen vor das Tor stel­len, der die betrof­fe­nen Eltern direkt anspricht und auf die Pro­ble­ma­tik hin­weist. Und an ris­kan­ten Stel­len Pol­ler auf­stel­len (las­sen).

  3. Logo, wenns nach dem ADAC geht: Nicht die Auto­fah­rer sind schuld, son­dern die Ber­li­ner. In ande­ren Bun­des­län­dern kommt das nicht vor…

    Wer wirk­lich Hil­fe sucht: Akti­ons­wo­che “Zu Fuß zur Schu­le” des Bund Umwelt und Natur­schutz (BUND). Gibts an vie­len Ber­li­ner Schu­len. Wird auch von Leh­rern und Schul­lei­tun­gen unter­stützt. Da habe ich schon vor 10 Jah­ren immer wie­der mit­ge­macht, als mein Kind in die Grund­schu­le ging. Immer­hin hat es die unbe­lehr­ba­ren Eltern ein­ge­schüch­tert und wur­de jähr­lich wie­der­holt. Da soll­te die Möwen­see­schu­le mitmachen!

    Deut­sches Kin­der­hilfs­werk (DKHW), Ver­kehrs­club VCD, Bund Umwelt und Natur­schutz BUND:
    https://www.bund-berlin.de/service/suchergebnis/?id=45&tx_solr%5Bq%5D=Zu+Fu%C3%9F+zur+Schule&tx_solr%5Bfilter%5D%5B0%5D=&tx_solr%5Bsort%5D=relevance+desc

  4. Guten Mor­gen

    ach was waren das für ent­spann­te Zei­ten als alle Kin­der noch sel­ber zu Fuss in die Schu­le gingen.…

    Es ist schon ein klei­nes Wun­der das es noch nie zu einem Unfall gekom­men ist.
    Eine Zeit­lang muß­te ich fast täg­lich mit dem Rad dort (Foto Nr 3) lang fah­ren… nach einer wei­le zog ich es vor lie­ber auf der gegen­über lie­gen­den Sei­te zufah­ren, weil mir ein­fach das Risi­ko zu groß war eines der aus­stei­gen­den Kin­der anzu­fah­ren – weil Müt­ter nicht dar­auf geach­tet haben, es gab auch die ganz Unein­sich­ti­gen die ein­fach nicht kapie­ren woll­ten das dort ein Rad­weg ist 

    Son­ni­gen Herbst noch

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