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Der sehenswerte Urnenhain im Antonkiez

16. August 2020

Eine der steinernen UrnenAn der Gericht­stra­ße 37–38 liegt ein Fried­hof. Er zeich­net sich durch meh­re­re Beson­der­hei­ten aus: Die Stadt Ber­lin hat ihn 1828 als ers­ten städ­ti­schen Fried­hof anle­gen las­sen. Gut acht­zig Jah­re spä­ter, 1909/1910, wur­de auf dem Gelän­de das ers­te Kre­ma­to­ri­um Ber­lins errich­tet. Daher gibt es hier kei­ne Begräb­nis­stät­ten mit wuch­ti­gen Grab­stei­nen und gewal­ti­gen Wand­grä­bern, wie man sie von Fried­hö­fen für Erd­be­stat­tun­gen kennt.

Auf die­sem Fried­hof wur­den noch vor dem Ers­ten Welt­krieg Feu­er­be­stat­tun­gen vor­ge­nom­men. Über den Grä­bern lie­ßen die Ange­hö­ri­gen der Toten schma­le, qua­dra­ti­sche Ste­len errich­ten, die die Namen und Lebens­da­ten der Ver­stor­be­nen tra­gen. Die Ste­len sind zugleich die Sockel für zahl­rei­che, stei­ner­ne Schmuck­ur­nen, die auf den Pos­ta­men­ten ste­hen. Und die­se Urnen machen einen Spa­zier­gang über das baum­rei­che Gelän­de zu einem ganz beson­de­ren Erleb­nis. Denn der Gestal­tungs­reich­tum der klei­nen und mit­tel­gro­ßen Skulp­tu­ren ist enorm.

 

Großer Gestaltungsreichtum kleiner Skulpturen

Dabei besteht eine Schmuck­ur­ne eigent­lich nur aus drei Tei­len: dem Urnen­kör­per in der Mit­te, dem Fuß unten und dem Urnen­de­ckel oben; man­che Urnen kom­men sogar ganz ohne Fuß aus. Die klei­ne­ren Urnen sind aus einem ein­zi­gen Stein gefer­tigt, die grö­ße­ren Urnen wur­den aus meh­re­ren Tei­len zusam­men­ge­setzt – der Mör­tel zwi­schen Fuß und Urnen­kör­per oder zwi­schen Kör­per und Urnen­de­ckel ist deut­lich sicht­bar. Die meis­ten Urnen ste­hen frei im Raum. Ver­ein­zelt wur­den für Urnen klei­ne Umbau­ten gefer­tigt oder sie wur­den in Nischen grö­ße­rer Grab­an­la­gen gestellt. Fast alle Urnen sind gerun­det und glatt, nur weni­ge haben eine ecki­ge oder Kugel­form oder sind poliert. Die bei­den Grund­for­men der Urnen­kör­per sind die eines Kel­ches mit brei­te­rem Boden und gera­de nach oben stre­ben­den Wän­den und die einer Vase mit klei­ner, run­der Grund­flä­che, deren Wän­de sich nach oben hin ver­brei­tern. Die Urnen zei­gen viel­fäl­ti­ge, leich­te Abwand­lun­gen die­ser bei­den Grund­for­men. Man­che Urnen sind eher oval, man­che eifor­mig, man­che Urnen haben eine gedrun­ge­ne, kom­pak­te Gestalt, ande­re sind sehr schlank und stre­ben in die Höhe.

Eine der steinernen Urnen

Urnenkörper, Fuß und Deckel

Eine der steinernen UrnenDie meis­ten Urnen wir­ken allein durch ihre Form, nur weni­ge sind mit flo­ra­len Orna­men­ten, geo­me­tri­schen For­men oder einem umlau­fen­den Rip­pen­de­kor ver­ziert. Ein­zel­ne Exem­pla­re haben Hen­kel in gera­der oder geschwun­ge­ner Form, die die Urne wie eine Ampho­re aus­se­hen las­sen. Der Fuß einer Urne ist sel­ten spek­ta­ku­lär gestal­tet. Auf der Basis einer fast immer run­den, sel­ten mehr­ecki­gen, ver­ein­zelt gewölb­ten, Plat­te, ver­jüngt er sich zum Boden des Urnen­kör­pers. Nur bei ein­zel­nen Exem­pla­ren sind bei den Füßen meh­re­re Zonen ein­deu­tig erkenn­bar. Zwi­schen Fuß und Sockel ist gele­gent­lich ein recht­ecki­ger Unter­satz positioniert.

Die Deckel der Urnen sind hin­ge­gen viel­ge­stal­tig aus­ge­ar­bei­tet: Es gibt sie mal flach, mal gewölbt oder spitz zulau­fend und in der Ver­si­on ohne oder mit zusätz­li­chem Knauf, der bis­wei­len die Form einer Knos­pe hat. Viel­fach sind die Deckel mehr­zo­nig gestal­tet bis hin zur zylin­dri­schen Form einer klei­nen Later­ne; bis­wei­len betont ein wuls­ti­ger Kranz den Über­gang vom Urnen­kör­per zum Deckel.

Wenn auch die Ver­wit­te­rungs­spu­ren man­cher Urnen das Aus­se­hen porö­ser Kno­chen haben und so die End­lich­keit mensch­li­chen Lebens vor Augen füh­ren, bleibt der klei­ne Skulp­tu­ren­park jedem, der ihn besucht, in ange­neh­mer Erinnerung.

Text/Fotos: Dr. Ute Pothmann

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