Stolze 28 Hektar groß ist der Park, der gut erreichbar im Norden des Wedding liegt. Es handelt sich um einen Doppelpark, der aus zwei sehr unterschiedlichen Teilen besteht. Man merkt der Grünanlage an, dass sie sorgfältig geplant und in ihrem Charakter immer noch gut erhalten ist, denn bis heute steckt sie voller interessanter Details. Wir bringen euch den Schillerpark näher und laden ein, ihn zu entdecken – auch wenn ihr schon alles über ihn zu wissen glaubt.
Freude schöner Götterfunken
Schon um die Jahrhundertwende, nachdem Berlin explosionsartig gewachsen war, fehlten Grünflächen vor allem im Norden. Gerade im dichtbesiedelten Wedding mit seinen Mietskasernen waren sich die Stadtväter der sozialhygienischen Bedeutung von Parks bewusst. Daher erwarb die Stadt Flächen für einen „Nordpark“ auf dem unfruchtbaren Gelände zwischen Müllerstraße und damals noch selbstständigen Reinickendorf. Dort wuchsen auf dem Sandboden allenfalls ein paar Kiefern. Noch in der Planungsphase benannte man den Park anlässlich des 100. Todestages im Jahr 1905 nach dem Dichter Friedrich Schiller. Namhafte Gartenkünstler beteiligten sich an einem Wettbewerb, aus dem der Gartenarchitekt Friedrich Bauer aus Magdeburg 1908 mit seinem Entwurf „Freude schöner Götterfunken“ als Sieger hervorging.
1909 begannen die Umgestaltungsarbeiten für das von zwei Sanddünen – mit den Namen „Rehberge“ im Nordteil und „Wurzelberge“ im Südteil – durchzogene Gelände. Von Anfang an wurde der neue Park durch die geschwungene Barfusstraße in zwei Abschnitte unterteilt. Der geometrisch angelegte Südteil ist von der großen Spielwiese und der „Bastion“ mit dem Schillerhain geprägt. Der Nordteil hingegen ist eher ein Landschaftspark, besitzt geschwungene Wege, wellige Wiesen und natürlich wirkende Baumgruppen. Am 10.5.1913 wurde der Schillerpark der Bevölkerung übergeben.
Gestaltung der beiden Parkhälften
Neu für einen Volkspark war damals der Schwerpunkt auf Sport und Spiel. Die quadratische Schülerwiese im Südteil kann bis heute für Ballspiele aller Art genutzt werden. Alles läuft optisch auf die diagonal angelegte, symmetrische Terrasse der höher gelegenen „Bastion“ zu. Mit Kalkstein verkleidete Betonmauern verdecken die unterirdisch liegenden Geräte- und Umkleideräume sowie Toiletten. Zwei runde Türme befinden sich an den Ecken der untersten Terrassenebene. Dort befanden sich ursprünglich Rosenbeete.
Im Zentrum dieser Terrasse war 1920 die Skulptur der „Ringergruppe“ von Wilhelm Haverkamp aufgestellt worden. Diese befindet sich heute allerdings in einem benachbarten Park, nämlich an der Catcherwiese im Volkspark Rehberge. Als Ersatz ist 1941 auf der mittleren Terrasse das Schillerdenkmal aufgestellt worden. Es handelt sich um einen Bronzeguss der berühmten Marmorskulptur von Reinhold Begas, die sich auf dem Gendarmenmarkt befindet. Rund um den Dichter sind vier weibliche Sitzfiguren zu erkennen, die die Lyrik, das Drama, die Philosophie und die Geschichte darstellen sollen. Die Besonderheit ist die Herkunft der Bronze: Dafür wurde nämlich der Rathenaubrunnen, der sich bis 1934 auf der höchsten Stelle des Volksparks Rehberge befand, eingeschmolzen. Erst 1987 wurde der Rathenaubrunnen, in seiner originellen Schraubenform, wieder neugegossen und am ursprünglichen Standort aufgestellt. Und auch sonst verbindet den Schillerpark etwas mit dem Volkspark Rehberge: Die namensgebenden Rehberge sind nämlich eigentlich auf dem Gebiet des Schillerparks zu finden.
Hat man die Barfusstraße in der Mitte überquert, präsentiert sich der Nordteil ganz anders. Am Rondell des Eschenplatzes zwischen zwei Findlingen beginnen zwei ansteigende Erschließungswege. 1909 wurde auf der Anhöhe die Schillereiche gepflanzt, leicht erkennbar an einer Rundbank aus Holz. Von hier aus kann man den Park überblicken und die schattigen Wege unter den Baumgruppen, wo es auch eine größere Wiese gibt, erkunden. Am nordöstlichen Rand an der Ecke Dubliner / Bristolstraße befindet sich die älteste Kinderplansche Berlins. Im benachbarten ehemaligen Toilettenhäuschen befindet sich das einzige Café des Parks. Folgt man dem Rundweg am nordwestlichen Parkrand in Richtung Edinburger Straße/Dubliner Straße, trifft man auf die 1910 aufgestellte Sandsteinfigur der Muse Polyhymnia. Früher befand sie sich auf der Fassade der Akademie der Künste Unter den Linden.
Architektur am Parkrand
Im Schillerpark lohnt sich aber auch die Betrachtung der umliegenden Gebäude. An der Ecke Barfusstraße/Schwyzer Straße befindet sich die katholische St. Aloysiuskirche. 1950 hatte sich die von St. Joseph abgespaltene Kirchengemeinde ein 3000 qm großes Grundstück am Rand des südlichen Schillerparks gekauft. Darauf errichtete der Architekt Felix Hinssen 1956 eine bemerkenswerte Kirche, die eigentlich rechteckig ist, aber abgerundete Ecken besitzt.
Die Siedlung Schillerpark entlang der Bristolstraße gehört mit fünf weiteren Siedlungen der Berliner Moderne zum UNESCO-Weltkulturerbe. Eine Infostele am östlichen Parkrand auf Höhe Windsorstraße informiert darüber.
Sehenswert ist auch die Feuerwache an der Edinburger Straße.. Sie wurde 1910 als erste Feuerwache für Motorfahrzeuge gebaut. An der Hofseite grenzt die Feuerwache an die U‑Bahn-Hauptwerkstatt Seestraße der Berliner U‑Bahn. Das rote Schild vor dem Gebäude mit der Aufschrift “Feuerwache” ist übrigens das einzige Zeugnis für Schilder dieser Art, das in Berlin noch erhalten geblieben ist.
Für jeden etwas dabei
Alles in allem ist der Schillerpark also eine sehenswerte Grünanlage, die viele verschiedene Bestandteile für jeden Geschmack bietet und auch viele interessante architektonische Details im Park und im direkten Umfeld bereithält. Es lohnt sich also, diesen schönen Park zu entdecken – in jeder Jahreszeit.