In der Sprengelstraße hat im Dezember eine Weinbar eröffnet. Dort gibt es nur unbehandelte Weine. Der Besuch lohnt sich: In einer gemütlichen Kelleratmosphäre könnt ihr hier ganz neue Aromen erschmecken.
Es ist draußen schon dunkel, zwei kleine Lichter weisen den Weg in die Bar Elisabeth, wo mich Emma am Tresen begrüßt. Als sie geräuschlos den Korken aus der Flasche kalabrischen Weins herauszieht, gluckert der Wein ins edle Glas, dann kommt die Überraschung: Der Wein ist orange. Nicht rosé, weiß oder rot, sondern orange. Und geschmacklich kommt er keinem Wein nahe, den ich je getrunken habe. Irgendwie bitter, aber nicht sauer, und zugleich eigenartig fruchtig.
Emma kennt diese verwunderten Reaktionen. „Ein Naturwein ist wie ein lebendiger Organismus“, erklärt sie. Viele Jahre in einer Kopenhagener Naturweinbar haben sie zur Expertin gemacht. Und in der Tat, alle Naturweine, die ich probiere, schmecken leichter und irgendwie weniger nach Alkohol. Sie sind oft unfiltriert, nicht noch zusätzlich mit Schwefel oder Süße versetzt. Die Gärung erfolgt, ohne dass jemand nachhilft. Im Grunde ein uralter, hergebrachter Prozess – erst die Industrialisierung hat das Naturprodukt Wein, dank Mechanisierung und Kellerbehandlung, stark verändert.
Die Bar Elisabeth geht zurück auf die Pizzeria St. Bess, die sich bis 2020 an gleicher Stelle befunden hat. Deren Besitzerin Katie hatte danach schon ein Weinkonzept ausprobiert. „Aber es war nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Vorher war alles weiß, minimal und schlicht, und ich wollte es etwas dunkler und cozier, mit viel Holz und Wärme”, sagt die Besitzerin. Ihr Geschäftspartner Ole, beide sind auch Betreiber der benachbarten Bar Freya Fuchs und der Henrietta in der Malplaquetstraße, hat die ganze Holzarbeit im Elisabeth selber gemacht.
Und so hat die Bar die Anmutung eines gemütlichen Weinkellers, mit grob verputzten oder unverputzten Backsteinwänden und dunklen Holzmöbeln. Interessant ist, wie die schmalen Räume genutzt werden: Vorne befinden sich ein viertelkreisförmiger Tresen und die Verkaufsregale, hinten ein Tisch vor einem Weinflaschenlager. Hinter dem Tresen ist ein florales Motiv auf Fliesen gemalt. Einmalig ist die breite Treppe ins Keller-Séparé, wo sich noch einmal sechs Tische und ein Sofa befinden. „Diesen wunderschönen Raum für 15 Personen kann man auch mieten“, erzählt Emma. Bei Bedarf kann man dann auch eine Käseplatte ordern. Ansonsten gibt es im Elisabeth nur Oliven und Nüsse.
Der Fokus liegt klar auf dem Trendgetränk Naturwein, das ähnlich wie Craft Beer auf kleinen Produktionsmengen, handwerklicher Herstellung und unerwarteten Geschmackserlebnissen basiert. Selbst eines der Biere, die es in der Bar gibt, ist ein Riesling-IPA, ein mit Riesling fermentiertes Bier. Auch das Berliner Helle von Fürst Wiacek kommt in der Dose daher, nur ein Bier aus einer bayerischen Brauerei wird in der Flasche serviert.
Im vorderen Barbereich sind die schönen Flaschen mit den oft originellen Etiketten aufgereiht. Sie kommen aus ganz Europa. Man kann hier auch den Wein zum Mitnehmen kaufen. Originell ist die Flasche mit Kombucha-Tee von „Bouche“ und auch ein dänischer Wein, alkoholfrei und aus Früchten. Selbst Kaffee (von Las Lajas) ist im Angebot.
Die Bar Elisabeth ist ein kleiner, feiner Ort und im Moment der einzige im Wedding, wo ihr Naturwein in einer großen Auswahl probieren und einen schönen Abend in angenehmer Atmosphäre genießen könnt.
Bar Elisabeth, Instagram-Profil
Sprengelstr. 41, Di-Do 17 – 22, Fr 17 – 00, Sa 16 – 00 Uhr