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Auf Schienen durch den Wedding

25. September 2017

Auf die schie­fe Bahn kann man im Wed­ding leicht gera­ten – aber meis­tens ist es leich­ter, in die rich­ti­ge Bahn zu stei­gen. Zum Glück gibt es jede Men­ge Stel­len im Wed­ding, wo Schie­nen eine Rol­le spielen.

Stra­ßen­bahn in der Oslo­er Stra­ße. Foto: Hensel

1871 begann die Gro­ße Ber­li­ner Pfer­de-Eisen­bahn AG mit dem Auf­bau eines Lini­en­net­zes. Bereits 1873 star­te­te die ers­te Linie zwi­schen Rosen­tha­ler Tor und Bad-/Ecke Grün­ta­ler Stra­ße, wo damals noch die Stet­ti­ner Bahn die Bad­stra­ße an einem Bahn­über­gang quer­te. 1879 wur­de die Stre­cke bis zum neu­en Pfer­de­de­pot an der Pan­ke ver­län­gert. 1874 kam die Stre­cke von der Wei­den­dam­mer Brü­cke bis nach Tegel hin­zu. 1896 führ­ten immer­hin elf Lini­en durch den Wed­ding, die ab 1898 nach und nach elek­tri­fi­ziert wur­den. 1911 gab es dann schon 23 Lini­en, die den Wed­ding berühr­ten. Nach der Still­le­gung der letz­ten Wed­din­ger Stra­ßen­bahn 1964 dau­er­te es bis 1995, dass die­ses Ver­kehrs­mit­tel wie­der Ein­zug auf der Oslo­er und der See­stra­ße hielt. Seit 2006 wird der Wed­ding eben­falls von einer Tram­li­nie gestreift, der M10.

Für die im Wed­ding rasant wach­sen­de Indus­trie war die Eisen­bahn­an­bin­dung ent­schei­dend. 1842 ent­stand die Stet­ti­ner Bahn, die am heu­ti­gen Nord­bahn­hof begann und anfangs über die Grün­ta­ler Stra­ße nach Nord­os­ten führ­te. Die Nord­bahn über Schön­holz und Froh­nau begann 1877 auf einer Teil­stre­cke ihren Betrieb. Da gab es schon die Ring­bahn, die anfangs nur mit weni­gen Zügen (gan­zen drei Per­so­nen­zü­gen pro Tag und Rich­tung!) star­te­te. Im gan­zen Jahr 1913 fuh­ren aber schon über 3 Mil­lio­nen Per­so­nen am Bahn­hof Wed­ding ab. Nach der Still­le­gung 1980 dau­er­te es noch bis 2002, bis auch zwi­schen Gesund­brun­nen und West­ha­fen wie­der die Ring­bahn als S‑Bahn fuhr.

Regionalbahn Bahnbrücke Schiffahrtskanal
Schiff­fahrts­ka­nal

Pilz­kon­zept nennt sich das Fern­bahn­hofs­sys­tem in Ber­lin. Der Pilz­kopf führt durch den Wed­ding und ver­bin­det den neu­en Fern- und Regio­nal­bahn­hof Gesund­brun­nen mit dem neu­en Haupt­bahn­hof. Dafür müs­sen die Schie­nen vom S‑Bahnhof Wed­ding kom­mend meh­re­re Stra­ßen und der Ber­lin-Span­dau­er Schif­fahrts­ka­nal über­que­ren. Mit einer beein­dru­cken­den 570 Meter lan­ge Brü­cke wird mit einem sanft gebo­ge­nen 90 Grad-Win­kel die Ver­bin­dung zwi­schen dem Ring­bahn­via­dukt und dem Tun­nel­bahn­hof unter dem Haupt­bahn­hof her­ge­stellt. Von den Zügen, die die­se hohe Brü­cke befah­ren, haben die Fahr­gäs­te eine beein­dru­cken­de Aus­sicht auf den Wed­ding mit Blick bis zum Ber­li­ner Dom und Fern­seh­turm. Eine wei­te­re Brü­cke ent­steht gera­de zwi­schen der Hei­de­stra­ße und der Lyn­ar­stra­ße. Sie liegt tie­fer als die Fern­bahn­brü­cke und unter­quert die­se direkt über dem Kanal. Dar­auf soll eines fer­nen Tages die neue S‑Bahn-Linie S 21 fah­ren, deren unter­ir­di­scher Bau gro­ße Schwie­rig­kei­ten bereitet.

Im AEG-Versuchstunnel. Foto: Hensel
Im AEG-Ver­suchs­tun­nel. Foto: Hensel

Der ältes­te U‑Bahn-Tun­nel Deutsch­lands von 1897, der die bei­den AEG-Wer­ke an der Hus­si­ten- und an der Vol­ta­stra­ße ver­bin­det, wird schon lan­ge nicht mehr befah­ren. Die­ser beson­de­re Teil des Wed­din­ger Unter­grunds kann wie­der besich­tigt wer­den.

Die ers­te ech­te U‑Bahn wur­de bis 1923 unter der Mül­lerstra­ße unter städ­ti­scher Regie gebaut. Dar­aus ent­wi­ckel­te sich die heu­ti­ge U 6. Die U 8 wur­de 1930 bis zum Bahn­hof Gesund­brun­nen und 1977 bis zur Oslo­er Stra­ße ver­län­gert. Die jüngs­te U‑Bahn unter dem Wed­ding ist die U9, die den Leo­pold­platz 1961 und die Oslo­er Stra­ße 1976 erreicht. Vie­le Glei­se gibt es übri­gens auch an der U‑Bahn-Haupt­werk­statt See­stra­ße, wo die meis­ten gel­ben Züge der BVG gewar­tet wer­den. Da kommt man als nor­ma­ler Fahr­gast aller­dings nicht ohne wei­te­res auf Schie­nen hin …

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