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Schillerpark-Center:
Ansichtssache: Freizeit statt Shopping

13. Februar 2024
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Im Schil­ler­park-Cen­ter tut sich end­lich etwas. Die neue Nut­zung einer Super­markt­flä­che als Euro­pas größ­tes Gym wirft die Fra­ge auf: Müs­sen denn Ein­kaufs­zen­tren und Kauf­häu­ser in Zei­ten von Online-Shop­ping und Lie­fer­diens­ten unbe­dingt noch in den zen­tra­len Lagen leerstehen?

Erst hör­ten wir es von einem Gas­tro­no­men in der Mül­lerstra­ße, dann frag­ten wir bei Around­town nach, dem Eigen­tü­mer des Schil­ler­park Cen­ters. Dort ant­wor­te­te man auf die Anfra­ge: Man habe “Inter­es­se an einer Voll­ver­mie­tung des Gebäu­des“ und trei­be den „Pro­zess aktiv vor­an, das Gebäu­de gezielt und zeit­nah an neue Nut­zer her­an­zu­füh­ren. Auf­grund der sehr guten Lage hat das Objekt ein hohes Poten­zi­al.“ Eine kur­ze Recher­che im Inter­net ergab: Spit­fi­re Ber­lin, der­zeit an der Bülow­stra­ße, zieht um und möch­te Ende März auf der ehe­ma­li­gen Flä­che des real-Mark­tes das mit 3.600 qm größ­te Kampf­sport-Gym Euro­pas eröffnen.

Indi­rekt bestä­tigt das auch Around­town: „Ein neu­er Mie­ter wur­de bereits gewon­nen. Die Miet­flä­che wird der­zeit aus­ge­baut. Die Miet­ver­trags­ver­hand­lun­gen mit wei­te­ren Part­nern ver­lau­fen eben­falls sehr posi­tiv.“ Mit wem, kön­ne man aber aus Grün­den der Ver­trau­lich­keit noch nicht mit­tei­len. Viel­leicht ist es ja wie­der eine Bow­ling­bahn, auf die wir uns freu­en können?

REAL Müllerstraße

Dass sich end­lich etwas im leer­ste­hen­den Cen­ter in ver­kehrs­güns­ti­ger Lage tut, ist eine gute Nach­richt. Denn die Zeit der gro­ßen Super­märk­te, die man am bes­ten mit dem Auto für den Wochen­ein­kauf anfährt, ist in groß­städ­ti­schen Stadt­tei­len wie dem Wed­ding defi­ni­tiv vor­bei. Die Men­schen kau­fen lie­ber frisch und in klei­ne­ren Men­gen, oft zu Fuß oder mit dem Fahr­rad, ein oder las­sen sich belie­fern. Im gan­zen Wed­ding sind REWE, Bring­meis­ter oder Pic­nic-Lie­fer­diens­te unterwegs.

Das wirft auch eine ande­re Fra­ge auf: Ist es wirk­lich so wün­schens­wert, dass im ehe­ma­li­gen Kar­stadt-Gebäu­de wie­der ein Waren­haus eröff­net? Sinn­vol­le öffent­li­che Nut­zun­gen, Woh­nun­gen ud Frei­zeit­ein­rich­tun­gen bele­ben den Wed­ding viel eher als ein laby­rin­thi­sches Kauf­haus, wo man Ver­käu­fer und die Kas­sen suchen muss und dann doch nur ein beschränk­tes Ange­bot vor­fin­det. Da ist es doch bes­ser, den Raum neu zu den­ken: für urba­ne Nut­zun­gen, die mehr bie­ten als nur Einkaufen.

Ergeb­nis unse­rer Umfrage: 

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

14 Comments Leave a Reply

  1. Also das Kauf­land ca. 300 Meter ent­fernt erfreut sich gro­ßer Beliebt­heit und die Ein­kauf­wä­gen sind zum Teil recht ordent­lich gefüllt…Aber das nur am Rande…
    Von Reh­ber­ge bis zum Leo haben wir mitt­ler­wei­le ca. 10–15 Supermärkte/Discounter/BIO und klei­ne Lebensmittel-Läden…Also mehr als aus­rei­chend, da hät­te es im Schil­ler­park-Cen­ter auch kein wei­te­ren zusätz­li­chen Super­markt gebraucht.…
    Aber ein Waren­kauf­haus haben wir nicht…Deshalb tei­le ich auch die Ana­ly­se und auch die im letz­ten Absatz auf­ge­wor­fe­ne Fra­ge des Autors nicht…Denn auch wenn es natür­lich heut­zu­ta­ge ein ver­än­der­tes Kon­sum­ver­hal­ten gibt, sehe ich ein Waren­kauf­haus auch heu­te noch durch­aus als zeit­ge­mäß an…Laut Han­dels­ver­band haben im letz­ten Weih­nachts­ge­schäft gera­de die Kauf­häu­ser ordent­li­che Zah­len gemacht…

  2. Also wir las­sen als Fami­lie seit 2020 (Coro­na) nur noch lie­fern von Rewe und Land­korb. Das ist so viel prak­ti­scher und beque­mer und spart pro Woche 3–4h für schö­ne­re Din­ge. Super­märk­te wer­den in 5–10 Jah­ren durch Inter­net genau­so tot sein, wie jetzt Kar­stadt (hat vor 5–10 Jah­ren auch eine Mehr­heit noch nicht geglaubt).

    Und ja, die Min­der­heit der Wed­din­ger hat ein Auto. Und ja, dafür gibt es Sta­tis­ti­ken – war hier im Wed­ding­wei­ser schon häu­fi­ger. Die Mül­lerstr. und See­str. sind in ers­ter Linie Durch­gangs­ver­kehr zur Stadt- bzw. HH/Ros­tock-Auto­bahn.

    Einem gemisch­ten Kon­zept könn­te ich aber etwas abge­win­nen, also nicht nur Shop­ping. Das brau­che ich nicht, und s.o.: das wird in weni­gen Jah­ren eh tot sein.

  3. Wenn ich mir angu­cke, was bei Kauf­land, Lidl , Aldi oder Ede­ka so los ist zum Wochen­en­de frag ich mich, auf wel­chem fer­nen Pla­ne­ten der Autor eigent­lich lebt. Es gibt immer mehr als die eige­ne Bla­se … Lie­fer­diens­te sind für vie­le auch nicht beson­ders attrak­tiv. Die urba­ne Visi­on, die den Autor offen­bar umtreibt funk­tio­niert längst nicht für Alle. Wahr­schein­lich nicht Mal für eine Mehrheit

    • Mag sein. Aber Tat­sa­che ist auch, dass sich kein Nach­fol­ger für real an die­sem Stand­ort gefun­den hat. Und dass die Zeit der Kauf­häu­ser (auch) durch den Online-Han­del zu Ende geht, dürf­te ja wohl auch ein Blin­der mit dem Krück­stock bemerkt haben – zumin­dest wenn ich die Anzahl der Lie­fer­wa­gen auf unse­ren Stra­ßen so sehe.

      • Wenn das Kon­zept und das Umfeld stimmt, dann haben auch die Cen­ter in der Innen­stadt eine Chance. 

        Dass die Men­schen lie­ber frisch und in klei­nen Men­gen ein­kau­fen, belegt wel­che Sta­tis­tik? Und wenn sie ver­mehrt in klei­nen, bes­ser klei­ne­ren, Men­gen ein­kau­fen hat das sei­nen Grund. Denn inzwi­schen split­ten alle Dis­coun­ter ja ihre Wochen­an­ge­bo­te in unter­schied­li­che Zeit­räu­me, um sie ver­mehrt in die Läden zu holen. Dass dann auto­ma­tisch klei­ne­re Men­gen gekauft wer­den, erklärt sich von selbst. Hat aber nichts mit einem frei­wil­lig ver­än­der­ten Kauf­ver­hal­ten zu tun. Aber mit einem erzwun­ge­nem! Könn­te man aber auch selbst dar­auf kommen. 

        Komisch auch, dass das im Umland mit Cen­tern wun­der­bar funk­tio­niert. Aber da pas­sen eben vie­le Din­ge zusam­men. Und wenn ich mir dort die Ein­kaufs­wa­gen anse­he; mit dem Fahr­rad wohl nicht zu schaf­fen! Wie weit oder wer soll man z. B. eine Geträn­ke­kis­te denn zu Fuß schlep­pen? Ein “Blin­der mit dem Krück­stock” eher nicht!

        Tut mir leid. Aber erst macht man die Innen­städ­te unakt­ra­tiv, und wun­dert sich dann, war­um Kauf­häu­ser und unat­t­ra­ti­ve Cen­ter­for­men wie das Schil­ler­park­Cen­ter dicht machen. Es muss eben alles zusam­men pas­sen. Dazu braucht es aber Men­schen mit Ideen, und kei­ne Ideo­lo­gen, die ledig­lich ihre Traum­welt umset­zen wol­len. Aber genau die unter­stützt ja der Wed­ding­wei­ser sehr gerne.

        • Nun. Da nur eine ver­schwin­dend klei­ne Min­der­heit der Wed­din­ger über­haupt ein Auto besitzt, wird sich ein Unter­neh­men gut über­le­gen, das auto­ori­en­tier­te Umland-Kon­zept bei uns zu über­neh­men (Quel­le: https://weddingweiser.de/wie-gerecht-ist-autofahren-im-wedding/). Dem­entspre­chend stand das real-Park­haus ja auch über­wie­gend leer. Also die Innen­städ­te sind nicht unat­trak­tiv, weil sie nicht mit dem Auto erreich­bar sind, son­dern WEIL sie aufs Auto aus­ge­legt sind und kein Mensch dort ger­ne flaniert.

          • Irgend­wie scheint bei Ihnen die Rea­li­tät vor­bei zu gehen.“ Ver­schwin­dend klei­ne Min­der­heit“ besitzt ein Auto! Ich lach mich jetzt wirk­lich schlapp! 

            Lee­re Park­häu­ser sind übri­gens das Ergeb­nis von schlech­ten Kon­zep­ten. Habe ich mich selbst oft genug selbst von über­zeugt. Da stimm­te vie­les nicht. Aber bei so viel Rea­li­täts­fer­ne erwar­te ich auch nicht, dass Sie das erkennen😉

          • Naja, das Real Park­haus war viel­leicht auch des­we­gen nicht immer voll besetzt, weil es vor dem Haus immer einen Park­platz gab und das Park­haus auch recht groß­zü­gig dimen­sio­niert war. Bei Kar­stadt und vor allem auch bei Kauf­land waren/sind die Park­plät­ze zum Wochen­en­de stets gut genutzt. Also ganz so exo­tisch schei­nen Auto­fah­rer ja immer noch nicht zu sein. Außer­dem nut­zen Nicht-Auto­fah­rer auch nicht auto­ma­tisch (teu­re) Lie­fer­diens­te oder kau­fen in (teu­ren) klei­nen Läden ein wie im grü­nen Bul­ler­bü-Phan­ta­sie­ge­spinst. Das sind dann im Wed­ding wohl eher die Leu­te, die sich mit aller­lei Taschen und Ruck­sä­cken abmü­hen bzw den legen­dä­ren Hacken­por­sche – bepackt jen­seits der Belas­tungs­gren­ze – hin­ter sich her zie­hen, um Ange­bo­te einzusammeln …

  4. Was Shop­ping-Cen­ter angeht, könn­te es sehr gern moder­ne Mischun­gen der Struk­tu­ren an Shops, Dienst­leis­tun­gen und krea­ti­ven, sozia­len Treff­punk­ten geben!

  5. Wenn das mit dem Gym nicht klappt, kön­nen ja die Händ­ler aus dem KaDe­We dort sie­deln wäh­rend die Immo­bi­lie am Wit­ten­berg­platz einer ren­di­te­op­ti­mier­ten Ver­wen­dung zuge­führt wird.

  6. Lie­ber Joa­chim, so wie du das for­mu­lierst, ist es ja wohl eher eine rhe­to­ri­sche Fra­ge, deren Ant­wort du selbst gibst. 😉 Ich gebe mal zu beden­ken, dass der Besuch von Ein­kaufs­mög­lich­kei­ten und Märk­ten auch eine Art von Frei­zeit­be­schäf­ti­gung sein kann, jen­seits der Bedarfs­de­ckung. Shop­ping halt. Und dafür braucht man/frau Orte.

  7. Ich wür­de ger­ne wöchent­lich mit dem Auto ein­kau­fen gehen, weil ich dann nicht regel­mä­ßig in der Woche ein­kau­fen muss. Nur kann ich mir neben der Mie­te kein Auto leis­ten und fin­de kei­nen Park­platz. Lie­fer­diens­te sind ein­fach unglaub­lich teu­er und Dis­coun­ter belie­fern mich nicht :/

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