Im Schillerpark-Center tut sich endlich etwas. Die neue Nutzung einer Supermarktfläche als Europas größtes Gym wirft die Frage auf: Müssen denn Einkaufszentren und Kaufhäuser in Zeiten von Online-Shopping und Lieferdiensten unbedingt noch in den zentralen Lagen leerstehen?
Erst hörten wir es von einem Gastronomen in der Müllerstraße, dann fragten wir bei Aroundtown nach, dem Eigentümer des Schillerpark Centers. Dort antwortete man auf die Anfrage: Man habe “Interesse an einer Vollvermietung des Gebäudes“ und treibe den „Prozess aktiv voran, das Gebäude gezielt und zeitnah an neue Nutzer heranzuführen. Aufgrund der sehr guten Lage hat das Objekt ein hohes Potenzial.“ Eine kurze Recherche im Internet ergab: Spitfire Berlin, derzeit an der Bülowstraße, zieht um und möchte Ende März auf der ehemaligen Fläche des real-Marktes das mit 3.600 qm größte Kampfsport-Gym Europas eröffnen.
Indirekt bestätigt das auch Aroundtown: „Ein neuer Mieter wurde bereits gewonnen. Die Mietfläche wird derzeit ausgebaut. Die Mietvertragsverhandlungen mit weiteren Partnern verlaufen ebenfalls sehr positiv.“ Mit wem, könne man aber aus Gründen der Vertraulichkeit noch nicht mitteilen. Vielleicht ist es ja wieder eine Bowlingbahn, auf die wir uns freuen können?
Dass sich endlich etwas im leerstehenden Center in verkehrsgünstiger Lage tut, ist eine gute Nachricht. Denn die Zeit der großen Supermärkte, die man am besten mit dem Auto für den Wocheneinkauf anfährt, ist in großstädtischen Stadtteilen wie dem Wedding definitiv vorbei. Die Menschen kaufen lieber frisch und in kleineren Mengen, oft zu Fuß oder mit dem Fahrrad, ein oder lassen sich beliefern. Im ganzen Wedding sind REWE, Bringmeister oder Picnic-Lieferdienste unterwegs.
Das wirft auch eine andere Frage auf: Ist es wirklich so wünschenswert, dass im ehemaligen Karstadt-Gebäude wieder ein Warenhaus eröffnet? Sinnvolle öffentliche Nutzungen, Wohnungen ud Freizeiteinrichtungen beleben den Wedding viel eher als ein labyrinthisches Kaufhaus, wo man Verkäufer und die Kassen suchen muss und dann doch nur ein beschränktes Angebot vorfindet. Da ist es doch besser, den Raum neu zu denken: für urbane Nutzungen, die mehr bieten als nur Einkaufen.
Ergebnis unserer Umfrage:
Also das Kaufland ca. 300 Meter entfernt erfreut sich großer Beliebtheit und die Einkaufwägen sind zum Teil recht ordentlich gefüllt…Aber das nur am Rande…
Von Rehberge bis zum Leo haben wir mittlerweile ca. 10–15 Supermärkte/Discounter/BIO und kleine Lebensmittel-Läden…Also mehr als ausreichend, da hätte es im Schillerpark-Center auch kein weiteren zusätzlichen Supermarkt gebraucht.…
Aber ein Warenkaufhaus haben wir nicht…Deshalb teile ich auch die Analyse und auch die im letzten Absatz aufgeworfene Frage des Autors nicht…Denn auch wenn es natürlich heutzutage ein verändertes Konsumverhalten gibt, sehe ich ein Warenkaufhaus auch heute noch durchaus als zeitgemäß an…Laut Handelsverband haben im letzten Weihnachtsgeschäft gerade die Kaufhäuser ordentliche Zahlen gemacht…
Also wir lassen als Familie seit 2020 (Corona) nur noch liefern von Rewe und Landkorb. Das ist so viel praktischer und bequemer und spart pro Woche 3–4h für schönere Dinge. Supermärkte werden in 5–10 Jahren durch Internet genauso tot sein, wie jetzt Karstadt (hat vor 5–10 Jahren auch eine Mehrheit noch nicht geglaubt).
Und ja, die Minderheit der Weddinger hat ein Auto. Und ja, dafür gibt es Statistiken – war hier im Weddingweiser schon häufiger. Die Müllerstr. und Seestr. sind in erster Linie Durchgangsverkehr zur Stadt- bzw. HH/Rostock-Autobahn.
Einem gemischten Konzept könnte ich aber etwas abgewinnen, also nicht nur Shopping. Das brauche ich nicht, und s.o.: das wird in wenigen Jahren eh tot sein.
Wenn ich mir angucke, was bei Kaufland, Lidl , Aldi oder Edeka so los ist zum Wochenende frag ich mich, auf welchem fernen Planeten der Autor eigentlich lebt. Es gibt immer mehr als die eigene Blase … Lieferdienste sind für viele auch nicht besonders attraktiv. Die urbane Vision, die den Autor offenbar umtreibt funktioniert längst nicht für Alle. Wahrscheinlich nicht Mal für eine Mehrheit
Mag sein. Aber Tatsache ist auch, dass sich kein Nachfolger für real an diesem Standort gefunden hat. Und dass die Zeit der Kaufhäuser (auch) durch den Online-Handel zu Ende geht, dürfte ja wohl auch ein Blinder mit dem Krückstock bemerkt haben – zumindest wenn ich die Anzahl der Lieferwagen auf unseren Straßen so sehe.
Wenn das Konzept und das Umfeld stimmt, dann haben auch die Center in der Innenstadt eine Chance.
Dass die Menschen lieber frisch und in kleinen Mengen einkaufen, belegt welche Statistik? Und wenn sie vermehrt in kleinen, besser kleineren, Mengen einkaufen hat das seinen Grund. Denn inzwischen splitten alle Discounter ja ihre Wochenangebote in unterschiedliche Zeiträume, um sie vermehrt in die Läden zu holen. Dass dann automatisch kleinere Mengen gekauft werden, erklärt sich von selbst. Hat aber nichts mit einem freiwillig veränderten Kaufverhalten zu tun. Aber mit einem erzwungenem! Könnte man aber auch selbst darauf kommen.
Komisch auch, dass das im Umland mit Centern wunderbar funktioniert. Aber da passen eben viele Dinge zusammen. Und wenn ich mir dort die Einkaufswagen ansehe; mit dem Fahrrad wohl nicht zu schaffen! Wie weit oder wer soll man z. B. eine Getränkekiste denn zu Fuß schleppen? Ein “Blinder mit dem Krückstock” eher nicht!
Tut mir leid. Aber erst macht man die Innenstädte unaktrativ, und wundert sich dann, warum Kaufhäuser und unattrative Centerformen wie das SchillerparkCenter dicht machen. Es muss eben alles zusammen passen. Dazu braucht es aber Menschen mit Ideen, und keine Ideologen, die lediglich ihre Traumwelt umsetzen wollen. Aber genau die unterstützt ja der Weddingweiser sehr gerne.
Nun. Da nur eine verschwindend kleine Minderheit der Weddinger überhaupt ein Auto besitzt, wird sich ein Unternehmen gut überlegen, das autoorientierte Umland-Konzept bei uns zu übernehmen (Quelle: https://weddingweiser.de/wie-gerecht-ist-autofahren-im-wedding/). Dementsprechend stand das real-Parkhaus ja auch überwiegend leer. Also die Innenstädte sind nicht unattraktiv, weil sie nicht mit dem Auto erreichbar sind, sondern WEIL sie aufs Auto ausgelegt sind und kein Mensch dort gerne flaniert.
Irgendwie scheint bei Ihnen die Realität vorbei zu gehen.“ Verschwindend kleine Minderheit“ besitzt ein Auto! Ich lach mich jetzt wirklich schlapp!
Leere Parkhäuser sind übrigens das Ergebnis von schlechten Konzepten. Habe ich mich selbst oft genug selbst von überzeugt. Da stimmte vieles nicht. Aber bei so viel Realitätsferne erwarte ich auch nicht, dass Sie das erkennen😉
Naja, das Real Parkhaus war vielleicht auch deswegen nicht immer voll besetzt, weil es vor dem Haus immer einen Parkplatz gab und das Parkhaus auch recht großzügig dimensioniert war. Bei Karstadt und vor allem auch bei Kaufland waren/sind die Parkplätze zum Wochenende stets gut genutzt. Also ganz so exotisch scheinen Autofahrer ja immer noch nicht zu sein. Außerdem nutzen Nicht-Autofahrer auch nicht automatisch (teure) Lieferdienste oder kaufen in (teuren) kleinen Läden ein wie im grünen Bullerbü-Phantasiegespinst. Das sind dann im Wedding wohl eher die Leute, die sich mit allerlei Taschen und Rucksäcken abmühen bzw den legendären Hackenporsche – bepackt jenseits der Belastungsgrenze – hinter sich her ziehen, um Angebote einzusammeln …
Biiitte die Bowlingbahn. Der Wedding braucht dringend Freizeitaktivitäten abseits von Kneipen
Was Shopping-Center angeht, könnte es sehr gern moderne Mischungen der Strukturen an Shops, Dienstleistungen und kreativen, sozialen Treffpunkten geben!
Wenn das mit dem Gym nicht klappt, können ja die Händler aus dem KaDeWe dort siedeln während die Immobilie am Wittenbergplatz einer renditeoptimierten Verwendung zugeführt wird.
Lieber Joachim, so wie du das formulierst, ist es ja wohl eher eine rhetorische Frage, deren Antwort du selbst gibst. 😉 Ich gebe mal zu bedenken, dass der Besuch von Einkaufsmöglichkeiten und Märkten auch eine Art von Freizeitbeschäftigung sein kann, jenseits der Bedarfsdeckung. Shopping halt. Und dafür braucht man/frau Orte.
Ich würde gerne wöchentlich mit dem Auto einkaufen gehen, weil ich dann nicht regelmäßig in der Woche einkaufen muss. Nur kann ich mir neben der Miete kein Auto leisten und finde keinen Parkplatz. Lieferdienste sind einfach unglaublich teuer und Discounter beliefern mich nicht :/
Zieh aufs Land Thomas, das kannst ne warte mußte mit dem Auto einkaufen. Die Miete ist auch geringer, geliefert wird nix.