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Wieder Leben im früheren Einkaufszentrum?:
Kampfsport im Schillerpark-Center

25. Dezember 2023
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Ein großes Mixed-Martial-Arts-Studio will in den ehemaligen real-Markt im Schillerpark-Center ziehen. Möglicherweise soll auch die Bowlingbahn wieder in Betrieb genommen werden.

Blick vom Dach des Schillerpark-Centers.

Widersprüchliche Informationen erreichten die Redaktion der Stadtteilzeitung "Ecke Müllerstraße" zum leerstehenden Schillerpark-Center entlang der Ungarnstraße. Bei einem Kiezgespräch von Bezirksstadtrat Ephraim Gothe (SPD) im Parkviertel im November hieß es, dass schon ab Januar ein neuer Hauptmieter in das Gebäude zöge: die "Spitfire Gym GmbH", die bereits in der Schöneberger Bülowstraße ein Kampfsportzentrum betreibt.

Erste Adresse für MMA

Dort wird auch Brazilian Jiu Jitsu (BJJ) und das ihm eng verwandte No Gi unterrichtet, die beide als Kampfstil im professionellen "Mixed Martial Arts" (MMA) gelten. Darüber hinaus bietet die GmbH auch Kurse in Thaiboxen, Kickboxen und im klassischen Boxen an. Als Kernkompetenz bezeichnet Spitfire Gym allerdings den Bereich Mixed Martial Arts, hier sei das Kampfstudio die erste Adresse in Ostdeutschland, MMA sei darüber hinaus die am rasantesten wachsende Sportart der Welt. Profikämpfe finden in Berlin inzwischen in der Mercedes-Benz-Arena statt, zuletzt am 16. Dezember 2023.

Als möglicher Untermieter des Kampfsportzentrums war auch der Betreiber eines großen Tischtennis-Shops in der Nähe des Südkreuzes bei dem Gespräch dabei, der im Schillerpark-Center eine Filiale eröffnen will. Angeblich gibt es darüber hinaus auch einen Interessenten, der künftig die Bowling-Bahn im Center wieder betreiben will.

Das Schillerpark-Center in der Müllerstraße vor der Schließung.

Komplexe Eigentumsverhältnisse

Die Eigentumsverhältnisse des Centers sind komplex: Das Grundstück gehört der BVG, die direkt nebenan die U-Bahn-Hauptwerkstatt Seestraße betreibt und das Grundstück auch nicht veräußern will. Die Gleise zum Werk führen direkt durch Teile des Erd- und Untergeschosses des Centergebäudes. Die in Luxemburg registrierte Aroundtown SA hat das Grundstück gepachtet und ist nur Eigentümer des Gebäudes. Bei so grundsätzlichen Nutzungsänderungen wie jetzt müssten wohl beide – sowohl BVG als auch Aroundtown – zustimmen. Und da das Grundstück im Sanierungsgebiet liegt, müsste die neuen Verträge auch von der Sanierungsverwaltungsstelle geprüft und genehmigt werden. Ein entsprechender Antrag ging allerdings
nach unserer Kenntnis bis Anfang Dezember nicht ein.

In der Stadtteilvertretung mensch.müller sind zwar nicht alle glücklich über den möglichen Betrieb eines großen Kampfsportzentrums in der Nähe des Schillerparks. Aber auf der anderen Seite wäre ein jahrelanger Leerstand des Objekts wohl wesentlich schlimmer, das sich angesichts der Zustände am Leopoldplatz auch zu einem von der Drogenszene okkupierten Drogenhaus entwickeln könnte. Spitfire Gym signalisierte beim Kiezgespräch zudem die Bereitschaft, mit dem Bezirk bezüglich kostenloser Angebote in Verhandlung zu treten, und vernetzte sich mit dem Mädchentreff "TOWANDA" und mit Gangway e.V., der im Auftrag des Bezirks Jugendsozialarbeit im Wedding betreibt.

Die Bowlingbahn. Foto: Bowling Center

Parkplätze für 1000 PKW

Der Bezirk Mitte hat darüber hinaus sein Interesse an einer Nutzung eines Teils des bestehenden Gebäudes für die Unterbringung von Geflüchteten bekundet und ist mit Aroundtown darüber im Gespräch. Noch keine Ideen gibt es derzeit zu der Nutzung der riesigen Parkdecks auf und unter dem Dach des Centers, das Platz für rund 1000 PKW bietet, aber nie auch nur annähernd ausgelastet war. Auf das Dach wollte vor etwa zehn Jahren eigentlich der Gemeinschaftsgarten "himmelbeet" ziehen, was allerdings an den Brandschutzvorschriften scheiterte.

Im Center selbst befand sich über viele Jahre eine Filiale der Supermarktkette "real", die Ende 2020 auszog. Seitdem steht das Gebäude leer. Es gab zwar auch Überlegungen, das Gebäude komplett abzureißen und neu zu bebauen. Dagegen sprechen inzwischen aber nicht nur ökologische Argumente und der Klimaschutz. Der Büroflächenmarkt in Berlin ist nämlich drastisch eingebrochen, es dürfte sich kaum ein Geldgeber finden, der derzeit viele Millionen Euro für einen Neubau investieren würde. Und Wohnungsbau ist, wenn überhaupt, nur auf Teilbereichen des Grundstücks möglich, da in anderen die Lärmbelastung durch die U-Bahn und die Hauptwerkstatt zu groß wäre.

Text: Christof Schaffelder, Ecke Müllerstraße

Dieser Text erschien zuerst in der Sanierungszeitschrift Ecke Müllerstraße

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3 Comments

  1. das sind doch endlich mal gute Neuigkeiten! Klingt so, als würde endlich mal ein vernünftiges Angebot für die zahlreichen jungen Menschen im Kiez entstehen! Kampfsport hat ohnehin eine Stress und Aggression abbauende Wirkung auf die Menschen und laut Website gehört diese Schule auch noch einem 1er Abiturienten der sich sozial engagiert.

  2. Ich finde es gut, wenn das Gebäude wieder in Betrieb kommt, aber auf Leute, die dann abends im Park einen auf Super+Kämpfer motieren nicht. Auf Halbstarke die dann ausrasten würde ich nicht gut finden

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